Zu stark auf der Vorhand / Dehnungshaltung

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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bea
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Zu stark auf der Vorhand / Dehnungshaltung

Beitrag von bea »

Hallo zusammen

So langsam fühle ich mich in den "Grundübungen" bei der Handarbeit schon so versiert, dass ich anfange, mein Pferd stärker zu beobachten und zu korrigieren. Heute ist mir nun aufgefallen, dass er die Tendenz hat, sich im Hals lang zu machen und verstärkt auf die Vorhand zu fallen. Nun ja, Dehnungshaltung in der Handarbeit wird ja eigentlich schon auch angestrebt, aber ich möchte diese eigentlich selber bestimmen können und ihn ja auch vermehrt auf die Hinterhand bringen. Heute habe ich das versucht, indem ich zum einen meine Körper zurücknahm und zum anderen feine Aufwärtsarrêts gab. Es hat zeitweise auch geklappt, aber habt ihr noch andere Ideen? Wie macht ihr bei der Handarbeit deutlich, wann Dehnungshaltung gefragt ist und wann sich das Pferd vermehrt setzen soll? Wie arbeitet ihr in der Dehnungshaltung daran, dass das Pferd trotzdem von hinten mitkommt und nicht nur den Hals lang macht?

Danke im Voraus und LG, Bea
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stromboli20
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Beitrag von stromboli20 »

Was hilft sind Übergänge ! Zum Beispiel Halt-Trab-Halt-Trab oder Schritt-Trab-Schritt - durch die Übergänge entwickelt das Pferd vermehrt Schub und setzt sich mehr.
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Saphiria
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Beitrag von Saphiria »

Genau, Übergänge, eine nette Übung wäre z.b. im Trab Zirkel verkleinern, dabei muss er sich mehr aufnehmen und bei korrekter Biegung also auch mehr untertreten, beim verkleinern ihn langsamer werden lassen und da kannst Du dann mit der Gerte auch die Biegung ganz gut korrigieren. Zum einen hälst Du die Stellung mittels der Longe (und Kappzaum), kannst mit der Gerte die innere Schulter antippen oder darauf zeigen und ggf. das innere Hinterbein zum stärkeren untertreten aktivieren. Wenn er sich biegt und ruhiger tritt (dabei nicht schlurft) ihn dann wieder rausschicken, den Zirkel vergrößern lassen und dabei ihn etwas zulegen lassen. Schritt-Trab-Übergänge und Trab-Gallopp-Trab Übergänge helfen auch. Wenn er die Hinterbeine schlurfen lässt, ab und an eine Stange auf den Boden legen.
Viele Grüße Saphiria!
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bea
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Beitrag von bea »

Danke für den Tipp. Gerade bei den Übergängen tritt unser "Problem" verstärkt auf, weil er mir da gerne auseinanderfällt (was ja eindeutig mein Fehler ist). Aber ich werde es mal versuchen, ihn dabei wirklich konsequent zu setzen.

LG, Bea
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Saphiria
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Beitrag von Saphiria »

bea hat geschrieben:Danke für den Tipp. Gerade bei den Übergängen tritt unser "Problem" verstärkt auf, weil er mir da gerne auseinanderfällt (was ja eindeutig mein Fehler ist). Aber ich werde es mal versuchen, ihn dabei wirklich konsequent zu setzen.
Ich habe gerade bei Trab-Galopp-Übergängen auch zweitweise Probleme gehabt ihn ruhig angaloppieren zu lassen. Habe dann gezielt Tempiwechsel im Trab per Stimmkommando geübt, bis ich ihn mit "ruhiger" wirklich so stark im Trab zurücknehmen konnte bis er sehr sehr langsam trabte (beim engeren Zirkel habe ich dann jeweils das Abfußen aktiv gefordert wenn er schwunglos wurde) und daraus habe ich dann das angaloppieren mit vorbereitet, indem ich vorher nochmal ein Kommando hab welches wie eine Parade hier den Beckenpart ersetzen sollte und habe gesagt: "Pass auf! - Und- Gallopp!" Dabei habe ich darauf geachtet ihn zu beginn des "Pass auf!" in ordentlicher Innenstellung zu haben und eben in dem sehr ruhigen Trab ohne schlurfen. Und bei "Gallopp" habe ich die Longe einen Tick nachgegeben, so dass er die Stellung minimal aufgeben durfte (nur leicht, nicht wegwerfen) um die innere Schulter fürs anspringen in den Galopp frei zu haben. So habe ich ihn von "hineinrennen" wegbekommen und ihm das angalloppieren etwas erleichtert. Vorraussetzung ist natürlich die Kraft sich vorher so sehr aufnehmen und tragen zu können, sonst ists natürlich schwierig. Wichtig war mir nur, ihn einerseits vor angalloppieren ordentlich zurückzunehmen und zum Lastaufnehmen zu bringen, ihn dann nicht mit der Forderung zum angaloppieren zu überfallen, sondern ihn auch vom Kopf her vorzubereiten (wie beim reiten ja durch die Parade geschieht), so dass er sich selbst gut koordinieren kann.

Das auseinanderfallen bei Tempiwechsel zum zulegen hin, bekommst Du durchs Zirkel vergrößern ganz gut reguliert weil Du notfalls den Zirkel jederzeit begrenzen kannst, er Dir also nicht "weglaufen" kann, bzw. ihm das durch den anfangs engen Zirkel deutlich erschwert ist.
Viele Grüße Saphiria!
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Jen
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Beitrag von Jen »

Denk daran, dass du dich auch bei der Handarbeit niht zu stark auf vorne (Hand) konzentrierst, sondern das Pferd schön aktiv mit der HH behältst. Nicht ganz einfach, v.a. im Trab, da man ja froh ist, wenn das Pferd nicht zu schnell läuft ;) Aber es ist wichtig, dass der Impuls da bleibt. Je aktiver er hinten ist ohne viel schneller zu werden, desto mehr wird er sich vorne tragen.
Liebe Grüesslis, Jen
***
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bea
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Beitrag von bea »

@Saphiria: Vielen Dank für deine Ausführungen. Mir geht es allerdings nicht um die Arbeit an der Longe, sondern um die an der Hand, das Pferd auf Trense gezäumt.

@Jen: Ich werds versuchen. Zum Glück habe ich wenigstens ein kleines Pferd, das auch mal etwas fleissiger traben kann, wobei ich trotzdem noch mitkomme... :wink:

LG, Bea
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christiane
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Beitrag von christiane »

Versuchs mal mit Übergängen vom Schultervor zum Schulterherein und umgekehrt!
Wenn es sich dabei etwas mehr trägt, kann man ganz vorsichtig den Hals und Kopf etwas anheben! Diese Version hat schon so Manchen begeistert. Wichtig ist nur, es vorsichtig anzuheben, damit die Tragkraft nicht verloren geht.

Viele Grüße Christiane
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bea
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Beitrag von bea »

Vielen Dank für den Tipp, Christiane. Ich werde das gleich beim nächsten Mal Handarbeit versuchen.

LG, Bea
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Muriel
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Beitrag von Muriel »

Was bei uns momentan gut hilft, ist zunächst die Balance zu verbessern, bevor wir an den Trab gehen.
Das geht ganz gut mittels Zeitlupenschritt und häufigem Anhalten, wobei ich dabei verlange daß er seinen Schwerpunkt nach hinten verschiebt.
Dann ist der Trab anschliessend gleich gesetzter ohne daß er ins Rennen kommt, und dann kann ich auch phasenweise sowas wie Dehnung zulassen, ohne daß er mir wegläuft.

merke ich, daß er zu vorlastig wird, gehts zurück in den Schritt und wieder ganz langsam.
Stephanie

Tipps zur Handarbeit

Beitrag von Stephanie »

Liebe Bea,

zu Deiner Frage:
als erstes ist es doch Deine Sache, ob Du das Pferd in Dehnung gehen läßt oder nicht. Dein Ross darf gerne fragen, aber die Antwort (Zügel nachgeben und strecken lassen oder eben nicht) gibst doch Du.

Nimm Dir eine Lektion vor (egal ob nur geradeaus oder Schulterherein oder was auch immer) und gehe diese mit dem Pferd AM Zügel. Halte Deine Hände am Platz, damit die Zügellänge gleich bleibt, halte Deinen Abstand zum Pferd, damit die Zügellänge gleich bleibt und gehe, was Du Dir vorgenommen hast. Dann bleibst Du stehen, überprüfst, ob Du zufrieden warst und läßt erst dann die Zügel lang (entweder gehst Du mit der Hand vor im Halt oder Gehen oder Du läßt die Zügel los im Halt, dass das Pferd den Kopf strecken kann, soweit es das möchte).
Wenn Dein Pferd vorher schon die Dehnung möchte, hälst Du die Zügel weich, aber bestimmt am Platz und treibst mit der Gerte in die weiche Hand nach, damit das Pferd aufmerksam seine Lektion beendet. Auch kleine, weiche Paraden helfen, ggf. mal Hand zu, falls das Pferd den Druck erhöht (vielleicht ist es ja gewohnt zu bestimmen, wann die Dehnungshaltung kommt, bzw Du bist so mit den Beinen des Pferdes, dem Mitgehen, der Lektion etc. beschäftigt, dass Du es vorne immer länger werden läßt (unbeabsichtigt)...). Immer nur nachgeben, wenn das Pferd mal fragt, ist halt auch nicht Sinn der Sache...

Und bevor Du was machst mit der Hand, immer mit der Stimme oder der Gerte mal die Hinterhand aktivieren, freundlich, aber bestimmt, dann vorne ins Vorwärts hinein weich werden, damit das Pferd nicht "gegen ein Brett läuft"!

Gerade das Halten der Zügel, das allgemeine Überblicken des Pferdes, das Halten der Position am Pferd ist doch das Schwierige bei der Handarbeit.

Halte Dich mit dem Blick weniger am Pferd fest, sondern gucke dahin, wo Du hin willst. Mit dem Ziel vor Augen geht das Pferd meist bestimmter mit, variiere dann Tempi in der Gangart, indem Du Dich (beinahe wie beim Reiten) mehr streckst oder mehr vorschreitest. Daraus anhalten, rückwärts, wieder gehen. Gestalte die Lektionen abwechslungsreich. Rundenlanges Schulterherein langweilt ein Pferd ebenso wie rundenlanges Leichttraben...

Viel Spass beim Üben!
Steffi
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Hallo bea,

ich habe in einem anderen Thread von Dir mitbekommen, dass Du im Moment nicht reiten kannst.

Machst Du denn nun verstärkt Handarbeit und wie bist Du mit den Tipps aus dieser Anfrage verfahren???

Hat sich Deine Arbeit verbessern können?

Berichte doch bitte mal, es würde mich interessieren.
Danke und liebe Grüße
Stephanie
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bea
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Beitrag von bea »

Hallo Stephanie
Stephanie hat geschrieben:Machst Du denn nun verstärkt Handarbeit und wie bist Du mit den Tipps aus dieser Anfrage verfahren???

Hat sich Deine Arbeit verbessern können?

Berichte doch bitte mal, es würde mich interessieren.
Im Moment gibt es aus gesundheitlichen Gründen (-> Osteopath war da und hat grosse, lange Bewegungen verordnet) nur Spazieren und leichtes Longieren. Vorher habe ich aber noch einige Male an der Hand mit ihm gearbeitet, und es ging tatsächlich besser. Ich konzentrierte mich darauf, die Hand wirklich konstant dran zu lassen. Manchmal vergesse ich dabei etwas die HH, aber ich merke es ihm immer sofort an, weil er dann vorne auch schwerer wird. Daran muss ich noch arbeiten...

Ich denke, dass wir in einigen Wochen wieder mit Handarbeit anfangen werden. Dann werde ich weiter fleissig üben. :)

LG, Bea
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bea
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Beitrag von bea »

So, ich gebe mal einen Zwischenstand durch:
Seit rund zehn Tagen machen wir wieder Handarbeit mit dem Pferd und irgendwie hat es jetzt bei mir *klick* gemacht. Ohne gross etwas anders zu machen als vorher habe ich nun das Gefühl, ihm auch an der Hand wirklich einen Rahmen geben zu können. :) Ich spüre das Pferd plötzlich ganz deutlich und kann daher agieren statt ständig reagieren - das ist ein ganz tolles Gefühl.
Gestern hatten wir - obwohl sie auf dem Bauareal neben unserem Reitplatz rumgewerkt haben und das Pferd das natürlich super schlimm fand :? - eine absolut geniale Handarbeitseinheit. Das Pferd war extrem weich (wenn er nicht gerade von dem hinter der Hecke versteckten Lärm erschrak) und hat sich von mir führen lassen - und ich kam mir dabei ganz souverän vor. :D
Ich konnte ihn auch ganz bewusst in die Dehnung entlassen und wieder aufnehmen - war wirklich wunderschön. :D

Danke nochmals für eure Tipps. Sie haben uns sehr weiter geholfen. *knuddel*

LG, Bea
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Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Das ist aber schön!!!
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