Jean-Claude Racinet, 18.-20.07.2008 in Heimsheim

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Josatianma
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Jean-Claude Racinet, 18.-20.07.2008 in Heimsheim

Beitrag von Josatianma »

Vom 18.-20.07.2008 war Jean-Claude Racinet im Barockreitzentrum in Heimsheim (gelegen zwischen Pforzheim und Stuttgart) zu einem Kurs angereist. Ich hatte mir extra Urlaub genommen, um mir den Kurs - wenn auch nur den einen Tag - am Freitag anschauen zu können.

Ich wurde um 09.45 Uhr von Chiara Hartmann in Empfang genommen, welche mich gleich hilfsbereit auf der Anlage herumführen wollte, die ich jedoch bereits schon von früheren Besuchen her kenne. So gingen wir gleich in die schöne Reithalle, in der über den Köpfen der Zuschauer an der langen Seite sogar Kronleuchter hängen. Ich war die erste. Auch Frau Wedig, die Besitzerin des Barockreitzentrums, begrüßte mich herzlich, nachdem dies nun schon der x-te Kurs war, den ich dort besuchte.

Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich auch, daß geplant ist, weitere namhafte Ausbilder wie Richard Hinrichs, Desmond O'Brien und auch Philipp Karl in Verbindung mit Dr. Heuschmann im nächsten Jahr ins Barockreitzentrum zu holen.

Auch Mon. Racinet war zwischenzeitlich mit einem kleinen roten Trolly angereist. Langsam füllte sich die Empore in der Reithalle und schließlich waren wir ca. 20 Zuschauer.

Am Vormittag wurden zwei Pferde und nach einer längeren Mittagspause drei weitere vorgestellt. Es handelte sich hierbei meist um Vertreter der iberischen Rassen, Andalusier, Lusitanos und auch ein Araber war mit von der Partie. Wenn man wollte, konnte man auch in die Reitbahn hineinkommen, um direkt am Geschehen teilnehmen zu können.

Mon. Racinet ließ sich die Pferde immer zuerst von den einzelnen Reitern selbst vorstellen, wobei sein Augenmerk wohl zunächst hauptsächlich auf dem einwandfreien Gangvermögen der Pferde lag. Im Laufe des Kurses wurde bekannt, daß er selbst seit ca. 17 Jahren Erfahrung in Osteopathie am Pferd hat. Dementsprechend wurden die meisten vorgestellten Pferde auch zunächst einmal von ihm durchgecheckt. Bei den meisten wurden Blockaden festgestellt und diese weitgehend, zumindest für den Moment, behoben. Die Zuschauer, die mit in die Reitbahn gekommen waren, wurden aktiv in das Kursgeschehen mit einbezogen und durften gerade anläßlich dieser Diagnosen direkt am Pferd fühlen, wo sich eine Blockade befand und wie sich der Körperteil des Pferdes anschließend ohne Blockade anfühlte.

Hiernach ließ sich Mon. Racinet das Pferd meist nochmals vorreiten, um anschließend selbst im Sattel Platz zu nehmen. Hierbei kamen hin und wieder auch sein eigener Sattel und seine eigene Trense zum Einsatz. Es handelte sich hierbei, soweit ich sehen konnte, um einen sehr leichten Vielseitigkeitssattel, der den Pferden sehr viel Schulterfreiheit ermöglichte und auch keine starren Sattelblätter hatte, wie man sie sonst kennt. Bei dem von Mon. Racinet mitgebrachten Gebiß waren wohl, wie auch in die Trense, Magnete eingearbeitet, die die Maultätigkeit anregen sollen.

Anschließend konnten die aktiven Kursteilnehmer nochmals selbst ihr Pferd reiten und der eigentliche Unterricht fand statt.

Die einzelnen Phasen der einzelnen Unterrichtseinheiten waren zeitlich unterschiedlich lang: mal saß Mon. Racinet fast die ganze Zeit auf dem Pferd, bei einem anderen Teilnehmer nur sehr kurz.

Was mir grundsätzlich sehr positiv auffiel, war seine Bereitschaft, alle Teilnehmer, auch die Zuschauer, aktiv in das Kursgeschehen einzubeziehen. Außerdem erklärte er immer sehr ausführlich und eingehend insbesondere die biomechanischen Zusammenhänge.

Die Teilnehmer konnten seine Tipps meistens sehr gut umsetzen und bei den meisten der fünf Pferde, die ich an diesem Tag zu sehen bekam, konnte man im Laufe der Unterrichtseinheit eine Verbesserung feststellen.

Was mir negativ aufgefallen ist, waren die teilweise sehr langen Einheiten, die Mon. Racinet selbst auf den Pferden absolvierte. Denn schließlich hatten die aktiven Teilnehmer für den Unterricht bezahlt und nicht für einen Beritt des Pferdes, was in einer halben oder sogar ganzen Stunde ohnehin wenig bringt. Da jedoch jeder aktive Teilnehmer an den nächsten beiden Tagen auch noch jeweils eine Unterrichtseinheit zu absolvieren hat, wird sich dies u. U. nicht so auswirken.

Grundsätzlich hat mir der Unterricht und auch der Unterrichtsstil sehr gefallen: es war locker, man bekam gute Tipps, die die Reiter sehr gut umsetzen konnten und deren Effektivität auch für die Zuschauer gleich erkennbar war. Die Theorie wurde durch Erklärung der biomechanischen Zusammenhänge meist direkt am Pferd gezeigt. Oft nahm Mon. Racinet auch Zügel am Boden in die Hand und erklärte dort einzelne Handgriffe.

Da er lediglich auf englisch oder französisch unterrichtet und nur wenige Brocken Deutsch kann, wäre für mich eine Unterrichtseinheit bei ihm wohl weniger sinnvoll, da es mir persönlich sehr schwer fallen würde, mich auf's Übersetzen und auf's Pferd zu konzentrieren. Zwar haben anläßlich dieses Kurses Frau Hartmann und Frau Wedig immer wieder übersetzt, was jedoch sicherlich nur einen Teil der gegebenen Tipps weitergab. Jemand, der diese sprachliche Hürde gut überwinden kann, dürfte somit eine gute Unterrichtseinheit erleben.

Auch nachdem der Kurstag eigentlich bereits über eine Stunde überzogen worden war, nahm sich Mon. Racinet um ca. 20 Uhr noch Zeit, sich nochmals den Zuschauern zu widmen und deren Fragen ausführlich zu beantworten.

Ich zumindest hatte den Eindruck, einen lockeren, auf Feinheiten achtenden Ausbilder kennengelernt zu haben, der immens viel Backgroundwissen besitzt, dieses auch gut vermitteln kann, jedoch auch sehr gerne die teilnehmenden Pferde reitet und damit der aktive Teilnehmer um sicherlich wertvolle Minuten gebracht wird.

Auf meiner Fotohomepage www.tanja-ammon.medion-fotoalbum.de sind drei Bilder vom Kurs zu sehen. Bei youtube.com ist das Video einer Reitsequenz unter meinem Nickname Sylliska zu sehen.

Was mir ebenfalls auffiel, war der Reitstil von Mon. Racinet: vor allem beim Durchparieren waren die Hände m. E. sehr unruhig und es wirkte etwas "wurstelig". Hin und wieder konnte ich auch nicht recht nachvollziehen, was er denn nun mit immer wieder derselben Methodik erreichen wollte. Einen Schimmelhengst ritt er z. B. über eine halbe Stunde lang in immer wieder derselben Lektion (SH, Travers, Renvers auf gebogenen Linien, schließlich angaloppieren) und gab schließlich selbst zu, daß das Pferd wohl "zu englisch" oder anders ausgebildet sei, als daß es ihn verstehen könne.

Für mich persönlich daher das Fazit: nur für sprachgewandte aktive Teilnehmer zu empfehlen, die öfter bei ihm reiten. Für Zuschauer jeglicher Couleur jedoch grundlegend zu empfehlen.


AUTOR: Sylliska
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Beitrag von Julia »

Hallo, vielen Dank erstmal für den Bericht! :D

Da ja aufgrund des Videos eine heiße Diskussion entbrannt ist, wollte ich Dich bitten diese Situation doch bitte wenn möglich etwas genauer zu erläutern. Warum hat er dieses Pferd so geritten, wo steht (stand) das Pferd und hat er seine Art zu reiten erklärt?
Vielen Dank,
Julia
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Beitrag von frieda »

Hallo sylliska,
kannst du vielleicht Hintergrundinfo zu dem eingestellten Video geben? Was für ein Pferd ist es, wie sah es unter dem Besitzer aus, welche Vorgeschichte gibt es dazu?
Was versucht M Racinet in dieser Sequenz zu vermitteln?
Vielen Dank,

frieda
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich habe das Video in den Allgemeinen Bereich geschoben. Dort darf sich auch wieder auf dem bei uns im Forum gewohnten und gewünschten Niveau geäussert werden. :D

Danke für den Bericht.
Liebe Grüße, Sabine

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greta j.
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Beitrag von greta j. »

@ Sylliska: Ich wollte mich auch noch für den Kursbericht bedanken! :) Ging ein bisschen unter in dem Rummel um das Video... ;)

Ich glaub, ich würde Racinet schon auch gerne mal noch live sehen...
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GingerCC
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Beitrag von GingerCC »

So nun möchte ich auch mal zu diesem Kurs etwas schreiben.

Ich war am Freitag nachmittag etwa 1-2 Std da und habe zugesehen und war ehrlich gesagt mehr als enttäuscht.
Also wenn ich dort teilgenommen hätte, hätte ich die Krise bekommen. In der ganzen Zeit wurde fast nicht geritten, sondern M. Racinet hielt nur ständig Vorträge vor den am Boden teilnehmenden Zuschauern. Zwischendurch ritt die Dame mal wieder eine Runde und dann stand sie wieder 5-10 Minuten rum, weil M. Racinet wieder seine Vorträge hielt.
Dann hat er wieder versucht irgendwas an dem Pferd einzurenken. Aber das Pferd lief nach wie vor Taktunrein. Meine Freundin die auch seit längerer Zeit da war, sagte daß es so schon über 1 Std ging.
Dann hat er sich selber auf den Braunen gesetzt. Aber weder seine Reitweise noch die Taktunreinheit haben sich verändert.

Sorry, aber 1. so ein Pferd mit solchen Taktunreinheiten hat nichts auf einem Lehrgang zu suchen
2. Die Reiterin hatte definitiv keinen Unterricht erhalten für sehr teures Geld
3. Es stört mich massiv, wenn der Trainer nur Vorträge hält und keinen Unterricht gibt.
4. Ein Pferd korrekt einzurenken ist nicht mal so eben in paar Minuten zu machen, besonders nicht, wenn das Pferd gesattelt ist.
5. M. Racinet hat bei diesem Braunen die Zeit um mind. 30 Minuten überzogen und die folgende Reiterin hat sich draussen die Füße platt gestanden. Es war wohl nicht erlaubt, daß sie auch in die Halle darf um ihr Pferd aufzuwärmen.
Sie wirkte auf mich auch nicht so glücklich, da ihr Pferd draussen sehr unruhig wurde, da die Mücken ihn sehr geplagt haben.

Ausser mir und meiner Freundin haben da auch einige die Veranstaltung mit großem Kopfschütteln verlassen. So stellen wir uns als Reiter bestimmt keinen Lehrgang vor, wenn die Zuschauer mehr Beachtung bekommen als die Reiter!!!!
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