Sitzschulungskurs bei Marion Seel am 03./04.10.09 in Linner

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Moderator: Josatianma

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chica
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Sitzschulungskurs bei Marion Seel am 03./04.10.09 in Linner

Beitrag von chica »

Sitzschulungskurs bei Marion Seel am 03./04.10.09 in Linner

Marion ist Trainerin A (Leistungssport), Ausbilderin „Reiten im Gesundheitssport“ und langjährige Schülerin von Eckart Meyners und Desmond O'Brien. Sie selbst war lange im Profi-Leistungssport zuhause und gibt ihr Wissen nun an Reiter weiter, die bereit sind, sich ihren körperlichen „Mängeln“ zu stellen und an diesen zu arbeiten. Nicht immer ganz schmerzfrei, wie sich herausstellen sollte :D

In der Ausschreibung stand:

- theoretische und praktische Voraussetzungen für losgelassenes Reiten
- Zusammenhänge zwischen körperlichen Einschränkungen und den Sitzmöglichkeiten des Reiters erkennen
- Lokalisierung der wirklichen Ursachen von Sitzfehlern - gezielte, sofort wirksame praktische Übungen, um diese zu lösen
- Optimierung der Körperkoordination
- Losgelassenheit beim Pferd erreichen durch die Harmonisierung der reiterlichen Einwirkung

Klar. Und das alles in zwei Tagen... Ich durfte die Kursleiterin aber bereits vorher schon persönlich kennen lernen und sie kam mir äußerst sympathisch (ob es wohl am unverkennbaren Dialekt unserer fränkischen Heimat lag? :P ) und kompetent vor. So freute ich mich trotzdem sehr auf den Kurs und war einfach gespannt, was mich erwarten würde.

Da dies der erste Kurs mit aktiver Teilnahme für mein Pony und mich war, war ich extrem aufgeregt. Eine andere Teilnehmerin aus Österreich nahm uns dankenswerterweise mit und so starteten wir am frühen Samstag morgen gen Linner – mit einer dicken Erkältung im Gepäck, die mich aber nicht stoppen konnte. Auf dem Hof angekommen umfing uns sofort eine angenehme und familiäre Atmosphäre. Die Pferde bezogen ihre Boxen und wir schauten uns die Einheiten unserer Mitstreiter an.

Dabei diente die erste Einheit zur Bestandsaufnahme. Jeder sollte ein wenig von seiner momentanen Situation, aktuellen Problemen etc. erzählen und dann sich und sein Pferd in allen drei Grundgangarten vorstellen. Innerhalb weniger Minuten - eigentlich eher Sekunden... - deckte Marion gnadenlos jeden Schreibtischtäter-Sitzfehler, Haltungsschaden, verkürzten, verkümmerten oder verspannten Muskel auf und zitierte die Reiter vom Pferd. Alle durften der Reihe nach Übungen ausführen, die zur Behebung dieser Probleme dienen sollte. Wir bekamen allerdings auch immer wieder gesagt, dass wir diese Probleme nicht innerhalb dieses Wochenendes auflösen könnten. Immerhin bekamen wir aber ein Gefühl dafür vermittelt, welches Bewegungspotential wir eigentlich haben, nur leider viel zu wenig ausschöpfen.

Viele Übungen verlangten ein isoliertes Bewegungsmuster, z. B. in Seitenlage die Schulter auf und ab oder vor und zurück zu bewegen; oder die Hüfte nach vorne/hinten/oben/unten zu bewegen. Dabei traten häufig die gleichen Blockaden an den Tag (Schulter-, Nackenbereich, Hüfte etc.). In diesem Fall legte Marion Hand an. Nicht immer unbedingt zärtlich, aber wirkungsvoll ohne Ende. Einige von uns saßen nachher gefühlsmäßig „in ihre Einzelteile zerlegt“ auf dem Pferd und konnten so ihren Körper überhaupt wieder bewusst wahrnehmen.

Mein großes Problem war die Hüfte. Durch eine Hausrenovierung und viel körperliche Arbeit im Garten war meine Muskulatur im Rumpfbereich stark verkürzt und ich ließ meinem Pony keine Chance, den Rücken richtig aufzuwölben. Mit meinem festen Becken drückte ich immer wieder dagegen und es war ein Wunder, dass er überhaupt so lange so nett gelaufen ist. Ich musste mich im Hopserlauf verwringen (meine Güte kann das anstregend sein!), robbte auf allen Vieren über den Boden, wölbte dabei immer wieder den Lendenbereich auf, bekam die Schultern so platziert, dass ich den Kopf tragen konnte und lernte auf dem Balimo das korrekte Angaloppieren. Und auf einmal war alles ganz leicht.

Wer es nicht gesehen hat, glaubt es nicht - innerhalb kürzester Zeit waren bei allen Teilnehmerinnen enorme Verbesserungen zu sehen! Da wiegten auf einmal die Becken um die Wette, Beine wurden lang und länger, Hände ruhiger und keiner mehr suchte nach dem Goldschatz auf dem Boden. Besonders faszinierend waren die Reaktionen der Pferde auf ihre "neu konditionierten" Reiterinnen. Ich hoffe, dass sich hier noch andere Teilnehmerinnen melden und von ihren Erfahrungen berichten.

Blinky war ein Schatz. Er reagierte SOFORT auf mein locker mitschwingendes Becken und wölbte den Rücken auf, dass es eine Pracht war. Er ließ sich locker aus der Hüfte angaloppieren und lief insgesamt einfach viel runder, weil er sich dank Marions Sitzkorrekturen nun viel leichter tat, meine Anweisungen auszuführen. Wir übten die Feinabstimmung zwischen Schultervor und Schulterherein einfach nur durch die Stellung meines Beckens und ich war völlig begeistert, wie einfach feines Reiten sein konnte.

Am zweiten Tag galt es dann, das neu erlernte Fühlen umzusetzen. Dazu wurde nicht nur der Reitersitz im einzelnen beurteilt, sondern Reiter und Pferd im Gesamtbild. Marion fiel auf, dass Blinky nun zwar den Rücken hergab, sich die Arbeit aber leicht machte, indem er sich hinterm Zügel verkroch und die Hinterhand nicht wirklich mitnahm. Es war also meine Aufgabe, ihn an den äußeren Zügel zu treiben – teilweise auch durch das korrekte Touchieren des Hinterbeins – und die Hinterhand zur Mitarbeit zu animieren. Mir gingen ganze Gefühls-Kronleuchter auf und ich war auf einmal in der Lage, uns selbst zu korrigieren. Wer keinen regelmäßigen Unterricht mangels Trainer vor Ort hat, weiß, wieviel das Wert ist!

Nach der dritten Einheit (ich war direkt die erste Reiterin am Morgen) war ich so stolz auf mein Pony und mich, dass ich heimlich im Stall ein paar Tränchen verdrückte. Emotional aufgewühlt brauchte ich einige Zeit für mich zum Verarbeiten. So setzte ich mich in die Sonne und ließ das Erlebte sacken.

In der vierten Einheit war dann eigentlich die Luft raus. Meine Energie war, auch wegen der Grippe, nicht mehr vorhanden. Pony merkte meine Ungeduld und ließ sich davon anstecken. Also zeigte uns Marion erst einmal das Diagonalisieren an der Hand. Pony musste ran und arbeiten, Frauchen durfte derweil üben, mit einer Touchierpeitsche umzugehen. Nachher fand dann beides zusammen und wir haben nun eine Hausaufgabe mehr.

Weiter gings vom Sattel aus. Wieder war das Thema aktive Hinterhand präsent und wir sollten im Trab immer mal wieder die Tritte verlängern. Ich wollte zuviel und Pony galoppierte immer wieder von sich aus an. Weil ich mich nicht mit ihm auseinandersetzen wollte, ließ ich ihn mit Marions Einverständnis gewähren. Sie meinte nur lapidar „wenn, dann aber richtig“. Als ich mich im flotten Galopp mit in die Kurve legte, wurde ich sofort von ihr ausgebremst. Wenn ich nicht wollte, dass wir in der nächsten Ecke im Sand liegen, sollte ich gefälligst den äußeren Bügel belasten und ihn so stablisieren. Klingt eigentlich total logisch *räusper* Also nochmal von vorne – angaloppieren und fetzen lassen. Und wie :mrgreen: Wir fegten auf beiden Händen um die Bahn und konnten so die ganzen Spannungen abbauen. Blinky war danach hochzufrieden und ich sehr entspannt und ruhig – mit einem dicken Grinsen im Gesicht. So forderte unsere Trainerin noch einmal 5 Minuten Konzentration, ließ uns erneut im Trab Tritte verlängern und entließ uns dann mit einem sehr positiven Gefühl und viel Motivation für die Hausaufgaben, die sich quasi von selbst ergeben haben.

Selten hat mich jemand mit so gnadenloser Ehrlichkeit wie Marion gefordert und gefördert. Mit immer dem richtigen Quäntchen Humor und nötigem Ernst vermittelte sie mir, fühlen zu lernen. Ich habe wieder ein „Popometer“ und fühle mich als mündiger Reiter, der wieder weiß, was er zu tun hat. Leider geht im Alltag so viel verloren, was eigentlich selbstverständlich ist – sei es an Bewegung wie an einfachem Gefühle zulassen. Dabei brauchen wir beides so dringend, wenn wir wirklich fein und pferdegerecht reiten wollen.

Ich danke Marion für diese wundervolle Erfahrung und allen Teilnehmerinnen, mit denen ich dieses Erlebnis teilen konnte! Wir hatten so viel Spaß und sowohl die Stallbesitzerin als auch die Kursorganisatorin (nicht zu vergessen das Wetter!) taten das Ihrige, um eine tolle Atmosphäre zu schaffen. Nächstes Jahr sind mein Pony und ich auf jeden Fall wieder mit von der Partie!

Verfasserin: chica
LG Ines
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Das klingt einfach klasse! *neidisch werde* :oops:

LG Susi
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Etienne
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Beitrag von Etienne »

kallisto hat geschrieben:Das klingt einfach klasse! *neidisch werde* :oops:

LG Susi
Jupp, aber vielleicht verirrt sich Marion Seel in diesem Leben ja mal nach Sachsen. :roll: *nullHoffnunghabe*

Danke für den Bericht Ines!

LG Sus
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Abeja
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Beitrag von Abeja »

Das klingt aber toll! Vielen Dank! LG Abeja
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Jen
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Beitrag von Jen »

wow, toller Bericht! Ich kann deine Begeisterung richtig herausspüren :D
Liebe Grüesslis, Jen
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Etienne hat geschrieben:Jupp, aber vielleicht verirrt sich Marion Seel in diesem Leben ja mal nach Sachsen *nullHoffnunghabe*
Verirren vielleicht nicht, aber man kann sie buchen.... :wink:

So, dann will ich auch noch ein bissl schreiben.
Da Desmond immer sehr von Marion Seel schwärmt, mir die Grundsätze der Arbeit eines Eckart Meyners auf einem Seminar gut gefallen haben und Arbeit am Sitz generell nichts ist, was schadet, war der Entschluß zur Anmeldung zu diesem Kurs schnell gefallen.

Da wir zeitig losgefahen sind, können wir noch einige Einheiten anderer Kursteilnehmer anschauen, bevor wir selber drankommen. Die AHA-Effekte sind mehr als deutlich - egal ob es um Sitzgeschichten oder Reittechnik geht.

Die typischen Ausrüstungsgegenstände sind in der Halle ausgebreitet - Decken, Balancekissen, Balimo. Später kommen noch Thera-Bänder zum Einsatz. Der häufigste Spruch an diesem Kurs lautet wohl "Du darfst atmen..." :D Egal ob auf dem Pferd oder bei einer Übung am Boden.

Marion hat ein Adlerauge und bringt gnadenlos jeden Fehler zur Sprache, aber auf eine sehr humorige Art und nie indem sie den Schüler bloßstellt. Und das beste ist - sie hat wirklich für alles einen Lösungsweg. Was sie nicht wenigstens etwas verbessern kann, scheitert an etwas anderem (beispielsweise an einem für die Reiterin nicht passenden Sattel, der einen zu tiefen Sitz bei gleichzeitig zu kleiner Sitzfläche hat).

Dann schreiten wir zu ersten Einheit. Auf jeder Hand alle drei Grundgangarten vorzeigen, dann weiß Marion, was Sache ist und es geht los. Meine erste Übung (die gleichzeitig auch eine der beiden Hausaufgaben wird - jawoll, sie gibt gerne persönliche Empfehlungen, nicht irgendwelches "Alltagsturnen") lautet auf den Boden, Vierfüsslerstand, und nun die Hände stehen lassen und das linke Bein vor das rechte Bein nehmen, aber nicht nur quer, sondern daß die Unterschenkel fast parallel nebeneinander liegen.
Äh - ah ja... es deutet sich an, daß das Wochenende nicht nur körperlich, sondern auch geistig sehr intensiv werden wird...
Also ziehe ich erst mal meine Stiefeletten aus (und kann gar nicht nachvollziehen, daß es wirklich Leute gibt, die das mit Reitstiefeln machen und wenn man sie liesse sogar noch die Sporen anlassen würden) und probiere mich im Gordischen Knoten. Selbstverständlich versuche ich es mir einfach zu machen, indem ich zwar den Fuß vor den anderen bringe, aber ich schlinge das vordere Bein zu wenig um das hintere, es muß richtig dicht dranliegen. Klar, daß Marion das nicht durchgehen lässt.... :oops: Dann nehme ich das hintere Bein und lege dieses wieder um das vordere. Und so geht es vier Deckenlängen dahin. Am Ende der Strecke begreife ich, daß die Übung gar nicht so sehr für die Beine war, sondern für die Arme - durch die Aufstützerei sind diese ganz schön beansprucht. Das ist typisch - die Übungen sind oft gar nicht vordergründig für das, wofür sie scheinen. Genauso wie oft das Problem beim Reiter gar nicht da liegt, wo es zu sitzen scheint... schwierige Geschichte. Aber Marion weiß wovon sie spricht und hat alle Zusammenhänge voll im Griff.
Wieder am Pferd habe ich das Gefühl, aus Wackelpudding zu bestehen, mir ist leicht schummrig. Aber es geht schon etwas relaxter.

In der zweiten Einheit bekomme ich als Übung, wieder in den Vierfüsslerstand zu gehen. Allerdings wirds insofern gemeiner, als ich diagonal unter einer Hand und unter einem Knie je ein Balancekissen habe. Da das noch nicht reicht, werde ich gebeten, die andere Diagonale anzuheben, sprich Arm und Bein waagrecht auszustrecken. Wacklige Geschichte, aber es funzt. Bis Marion sich einschaltet: "Könntest Du bitte aufhören Dich mit dem Fuß abzustützen?" Tatsächlich - das Bein am Balancierkissen nimmt doch glatt die Zehenspitzen als Trittbrett... tststs. Also werden die Zehen auch noch angehoben, und mit äußerster Willenskraft und Konzentration schaffe ich es, die Positur einige Sekunden zu halten. Selbstverständlich kommt das gleiche auch noch mit Seitenwechsel :?
Es ist unglaublich, wieviel Energie einem durch solche Übungen genommen werden kann. Wieder auf dem Pferd überlege ich, ob ich überhaupt noch in der Lage bin zu reiten, aber es fummelt sich ein. Marion ist zufrieden, jedoch will sie Otto geschlossener im Galopp sehen. Als Hinweis bekomme ich, in der Schwebephase außen zu parieren. Na wenns nur das ist.... :roll: Also sammle ich uns zusammen und Herr Pferd macht sich kürzer. Aber klar - SO wollte Marion das auch wieder nicht. Was denn der Unterschied wäre zwischen dem Galopp heute morgen und jetzt? Nun ja, heute morgen war eher so bissl lari-fari, jetzt mit Konzentration und Spannung. Aha. Aber sie hätte gerne Ottos Galopp mit meiner lari-fari-Stimmung *schonwieder:shock:* Ich soll mir einfach vorstellen, einen Berg mit 15 % Steigung hochzugaloppieren und ansonsten lässig bleiben.
Eh klar - es funzt :jump1: Mir wird immer deutlicher, wie sehr man den Geist doch zum Reiten braucht.
Ich glaube, wenn ich das als Kind gewusst hätte, was Reiten eigentlich bedeutet, mit welcher Konzentration, Koordination und Losgelassenheit man da konfrontiert wird - ich hätts wohl nicht angefangen :oops: Aber nun wird halt eifrig dran gearbeitet.

Dritte Einheit, Sonntag morgen. Ich habe trotz eigenem Bett miserabel und wenig geschlafen, aber es wird schon werden.
Ich reite eine Traversale, und als Marion fragt, ob es eine sein soll, ist mir schon klar, daß es keine war :( Monsieur kreuzt hinten nicht. Wir stellen das Problem ab, Marion gibt mir Hilfestellung, bis ich es fühle, wann es richtig ist. Hurra, wieder ein Puzzleteil mehr. Die nächste Übung wird wieder Hausaufgabe: Auf einen Stuhl setzen, eine Pohälfte in der Luft lassen. Mit dem Arm der gleichen Seite über den Kopf zum Ohr fassen. Dann die freie Hüfte absenken und gleichzeitig das diagonale Ohr zur Schulter bringen. Puh. Nach einigen Wiederholungen darf ich den Arm wechseln, was die Sache wesentlich erleichtert. Auch diese Übung wird seitenverkehrt wiederholt. Wieder auf dem Pferd, bekommt Marion geflüstert, daß ich gerne fliegende Wechsel reiten würde. Marion ist begeistert von Ottos Galoppade, und so schreiten wir zur Tat. Sie ist der Meinung, daß Herr Pferd sich nicht traut, in der Schwebephase die Fußfolge zu wechseln, daher legen wir eine Stange in den Weg. Hurra, und das bei uns Springreitern *grmpf* Ich steuere drauf zu, vorne wird gewechselt, hinten nicht. Nächster Versuch. Ich kriege mit, daß Marion mit der Stange wackelt und sie leicht vom Boden abhebt. Wir kommen trotzdem drüber. Beim nächsten Anritt habe ich Mühe, überhaupt das Ziel anzuvisieren, da Otto schwänzelnd rechts-links unterwegs ist und sich nicht sonderlich begeistert zeigt, über das mobile Dings da unter ihm zu setzen. Ich weiß nicht mehr, ob es bei diesem oder dem nächsten Versuch war, jedenfalls springt er schon drei Sprünge vor der Stange um :D Dabei lassen wir es auch.

Die vierte Einheit. Marion wär gerne nochmal "gesprungen", aber ich bin mittlerweile so platt, daß ich das für keine gute Idee halte und lieber "nur am Reiten" feilen würde. Wir galoppieren auf dem Zirkel und nähern uns Marion an. Sie hat einen Taktstock in der Hand, und als der das erste Mal eingesetzt wird, wirds für mich etwas schwieriger, näher an Marion ranzukommen, weil Otto das nicht einsieht, sich in die "Gefahrenzone" zu begeben :lol: Nach einigen guten Ansätzen Richtung Pirouette lassen wir es und schreiten zu den Traversalen. Im Galopp klappts ganz gut, ich möchte das dann auch noch im Trab probieren. Und verhungere gnadenlos, da Marion darauf besteht, daß wir es im Leichttraben machen... nun ja, dann weiß man wenigstens auf was man achten muß :P Von Biegung ist natürlich weit und breit nichts zu sehen, man kann sich nicht selber beschummeln und das Pferd rüberdrücken... boah. Schwierig. Auf der linken Hand schaffen wir aber dann eine passable Strecke, rechts bleiben wir schön gerade. Somit bleibt genug zum Üben für daheim.

Zufrieden beenden wir den Kurs. Vom Ablauf der Reiterei hab ich sicherlich einiges durcheinandergebracht und in verschiedene Einheiten gesteckt, aber so im großen und ganzen sollte es passen.

Grundsätzlich bekomme ich noch von Marion mit, "zz" zu reiten:
ziemlich zügig. Oder so wie ich es formuliere PRONTO.
Denn ich bin viel zu nett zu Otto und frage halt an, ob er denn jetzt vielleicht möglicherweise dies oder jenes für mich tun könnte...
So kommen wir beispielsweise drauf, daß beim Angaloppieren aus dem Schritt immer erst mal ein Trabtritt dazwischen ist. Holla, bis wir das ausgemerzt haben... ist ja nicht so, daß wir es nicht könnten, aber es fordert auch von mir die Konzentration, wirklich sauber zu reiten und ihm solche Dinge einfach nicht durchgehen zu lassen. Und auch zu fühlen und registrieren und reagieren, was da unter mir so abgeht.
Aber das hatten wir ja schon - schummeln ist nicht bei Marion.

Ich kann nur sagen - ein hervorragendes Wochenende, lange nicht soviel gelernt und gehört, mit einer absolut bodenständigen Trainerin, die ein ungeheures Wissen hat und dies auch gerne weitergibt.
Wir haben viel gelacht - mit- und übereinander. Wenn Marion Hand angelegt hat, war dies nicht immer nur zur Freude der Betroffenen (die schmerzverzerrten Gesichter sprachen Bände, obwohl Marion die Situation immer mit einem lockeren Spruch zu erleichtern suchte), und als sie bei einer Schülerin von hinten herantrat und mit den Händen ums Gesicht fasste, konnte eine Zuschauerin nicht umhin zu sagen "ich dachte, Du hältst ihr jetzt den Mund zu damit sie nicht schreien kann". Wir brauchten erst mal 5 Minuten, um uns wieder zu fangen, und Marion hat fröhlich mitgelacht - und das macht sie so sympathisch, sie nimmt sich selber nicht wichtig und immer stehen Pferd und Reiter im Vordergrund. In lockerer, freundschaftlicher Atmosphäre ist es eben doppelt schön, und ich hoffe, daß ich mal wieder in den Genuß eines Kurses mit Marion kommen werde. Denn solch eine geniale Kombination findet man doch selten und ist einfach nur toll.
Marion hat 1 1/2 Jahre bei EM hospitiert und sich hier ihr Wissen angeeignet. Durch ihre eigene Reiterei (Dressur bis S, unterrichtet wird sie ausschließlich von Desmond) kann sie auch reiterlich helfen, wenn die körperlichen Probleme weitgehend aus dem Weg geräumt sind, und sie widmet sich wirklich mit unendlicher Geduld allen Problemen. Sie ist durch nichts aus der Ruhe zu bringen (vielleicht etwas zum Leidwesen der Kursorganisation :wink: ), und schnell gibts nicht. Genauso wie es nichts Schlechtes gibt - es gibt nur eine gute und eine sehr gute Seite.
Viele Dinge entstehen im Kopf, und Marion lacht, als wir alle völlig geplättet in den Seilen hängen, da wir ja eh fast nichts gemacht hätten.... na danke :D
Aber es macht Lust auf mehr, und jeder der die Chance kriegt bei ihr zu reiten, sollte sie nutzen :!:

Möglicherweise kriege ich noch Bilder, da Gretaj. so freundlich war, am Samstag mit der Kamera durch die Halle zu jagen. Sollte da was Veröffentlichbares dabei sein (und davon ist auszugehen), werde ich das noch präsentieren.

Und - lastnotleast - die Verpflegung am Linnerhof war wie üblich ein Traum, Annette kocht einfach nur gut, und unsere liebe Gertrud hat wie üblich alles zu aller Zufriedenheit gemanagt.
Da war es eine bittere Pille, daß eine Teilnehmerin einfach ohne Abmeldung oder sonstige Worte nicht erschienen ist. Das zeigt einem das Wagnis solcher Organisationen wieder auf. Die vier Einheiten konnten jedoch kurzfristig noch gefüllt werden, somit war schlußendlich alles im Lot und gut.
Es grüsst ottilie
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Janina
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Beitrag von Janina »

Vielen Dank für eure Berichte!
Hört sich ja wirklich ziemlich genial an! :D
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emproada
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Beitrag von emproada »

Vielen Dank für die schönen Berichte! Und wo sind die bewegten Aufnahmen dazu? :D
Viele Grüße Tina
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smilla
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Beitrag von smilla »

Von mir auch: Vielen Dank! Das wäre ja auch mal was für mich *sabber*!
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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KatiS
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Beitrag von KatiS »

So, dann trau ich mich auch mal:

Nachdem Desmond mir Marion empfohlen hatte und ich gerade noch einen Kursplatz bei ihr ergattern konnte, gings Samstag kurz vor 6 Uhr früh für Memi (Zwerg) und mich los. 1,5 Stunden und eine Polizeikontrolle später wurde dann schnell Blinky eingeladen und auf gings nach Linner wo wir eine knappe Stunde später auch endlich ankamen.

Alle waren super freundlich und so war die erste Unsicherheit schnell verflogen. Wir hatten noch Zeit bis zu unsrer ersten Stunde, also war erst mal Zuschauen angesagt. Ich war begeistert von der lockeren und lustigen Atmosphäre und beeindruckt von Marions Auge – wie schnell sie oft kleinste Probleme erkannte und durch einfachste Übungen fast wegzauberte.

Die Zeit verging wie im Flug und plötzlich war ich auch schon an der Reihe. Kurzes Vorreiten und Marion erkannte, dass ich in allen großen Gelenken ziemlich steif war. Nach diversen Übungen merkte ich deutlich dass ich viel lockerer am Pferd saß und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass da noch immer was nicht passte. Auch Marion war nicht zufrieden und knotete mich noch mal durch. Wieder aufsitzen und ich fühlte mich total leicht und dennoch saß ich im Galopp immer noch im Hohlkreuz. Also ließ mich Marion absteigen und sah sich mal den Sattel an. Sie stellte fest, dass der Sattel für mich viel zu klein ist bzw. viel zu tief geschnitten ist. Ich konnte mir kurz von jemand anderen einen Sattel ausborgen, der zwar nicht ideal am Pferd lag, aber ich merkte sofort, dass da was ganz anders war. Ich ging nur Schritt und bereits da war zu spüren, wie beweglich mein Becken war. Hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, es selbst zu spüren, hätte ich nie geglaubt, dass wirklich der Sattel das größte Problem darstellte.

Also musste für die nächsten Einheiten ein anderer Sattel her. Eine andere Kursteilnehmerin war so nett und borgte mir ihren Sattel und der Kurs war gerettet. Am Nachmittag gab Marion Memi und mir Zeit uns an den Sattel zu gewöhnen. Ich konnte plötzlich sitzen und Memi dankte es mir sofort indem er zufrieden vorwärts ging. Wir arbeiteten an der Beweglichkeit meiner Hüfte und an meiner Rückenmuskulatur und das Gefühl am Pferd war unbeschreiblich. Ich war überglücklich (und Herr Pferd offensichtlich auch).

Am nächsten Tag spürte ich einen deutlichen Muskelkater im linken Oberschenkel von den Übungen am Vortag. Marion half durch Massagen, dass die Schmerzen deutlich weniger wurden und wir arbeiteten daran, dass mein Zwerg seine rechte Ganasche aufmachte. Durch die klaren Anweisungen von Marion war das kein Problem und plötzlich wölbte Memi seinen Rücken, dass es eine Freude war und ich die eine oder andere Träne verdrücken musste.

Am Nachmittag dasselbe Programm. Und das schönste: Memi ging wie von Geisterhand über den Rücken ohne dass ich viel tun musste. Wir übten, ihn mit aufgewölbtem Rücken fleißiger zu bekommen und nachdem er im Galopp dann einige Runden brav vor sich hin galoppierte und ich mein Glück kaum fassen konnte, meinte Marion, sie würde gerne die Stunde beenden. Natürlich war ich einverstanden, mein Zwerg hatte es sich mehr als verdient.

Dieses Wochenende hat mir und meinem Pferd unheimlich viel gegeben. Marion hat mir mein Gefühl für mein Pferd zurückgegeben. Ich bin richtig motiviert für die Dressurarbeit und freu mich schon, zu Hause einige ihrer Übungen ausprobieren zu können.

Von mir aus ein riesiges Dankeschön an die Stallbesitzerin und an dieKursorganisatorin und an alle anderen Kursteilnehmer, dass wir alle gemeinsam so herzhaft lachen konnten. Und auch ich möchte mich natürlich bei Marion bedanken für ihre tolle, direkte Art und ihre Art, andere zu motivieren.
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chica
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Beitrag von chica »

@Tina - Gertrud hat wie immer fleißig gefilmt, muss das Material aber auch erstmal verarbeiten und den Teilnehmer zuschicken. Also keine Eile bitte :D Ich warte auch sehnsüchtig darauf ;)

@Kati - nochmal danke fürs Chauffieren!! Du und der Zwerg waren die beste Reise- und Im-kalten-Zimmer-frier-Gesellschaft, die man sich wünschen konnte *knuddel*
LG Ines
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Mela
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Beitrag von Mela »

Danke für den tollen Kursbericht, ich hatte auch schon mal das Vergnügen bei Marion einen Kurs mit zu reiten und kann eure Begeisterung nachvollziehen.

Hallo Kati,
freut mich sehr, daß der Kurs so viel für dich gebracht hat! Klingt wirklich super gut. Wir hatten auch noch zwei sehr erfolgreiche Kurstage :trink1: .
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
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KatiS
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Beitrag von KatiS »

chica hat geschrieben: @Kati - nochmal danke fürs Chauffieren!! Du und der Zwerg waren die beste Reise- und Im-kalten-Zimmer-frier-Gesellschaft, die man sich wünschen konnte *knuddel*
Danke für das tolle Kompliment - hätt mir auch keine bessere Begleitung wünschen können

Ich find ja, wir sollten hier weniger Werbung für Marion machen, nicht dass sie nächstes Jahr dann ganz ausgebucht is und keine Zeit mehr für uns hat :lol:

@mela - freut mich, dass es noch ein schönes Wochenende war, musst am 15. dann genau berichten. Zwergi war nachm Eddy-Kurs wirklich super brav bei Marion und hat sich von der besten Seite gezeigt, der kleine Teufel . :twisted:
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

schöne berichte danke!!!
ich gehöre auch defnitiv zum kreis der marionfans - sie ist einfach klasse. :-)
schööön, dass es bei euch so toll war
hoffe, zu uns kommt sie auch mal bald wieder..
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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Anbei noch zwei Bilder - danke an greta j. :love:
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Es grüsst ottilie
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