EM 2009

Allgemeines rund ums Pferd

Moderatoren: Julia, dshengis

horsman
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Beitrag von horsman »

Also ein eindeutiges Statement, wo die FN Stellung dazu bezieht, dass die Turnierdressur nicht klass. Reitkunst ist, sondern einen eigenen Weg geht kenn ich aber nirgends. Wenn man da ehrlicher wäre und dies auch bei den Akteuren und dem Publikum so rüber bringt, dann wäre doch allen geholfen und man könnte sich auch von dem Spagat und Eiertanz verabschieden, den z.B. Hess gerade mit Karl ausficht.
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Steffen
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Beitrag von Steffen »

..obwohl ich ansonsten alle Beiträge von Bernie voll unterschreiben würde, denke ich schon, dass die FN bzw. FEI in den RL den Anspruch erhebt, dass die Dressurausbildung auf der Grundlage der klassischen Reitkunst erfolgt, habe zwar hier im Büro gerade nichts vorliegen, meine mich aber daran zu erinnern, dass dies bereits in der Einleitung zu den RL steht.

Nun wäre es ja wenig sinnvoll andererseits zu behaupten, dass die Turniere nun nach einem völlig anderen Prinzip ausgeschrieben und gerichtet würden.

Umgekehrt gilt das übrigens genau so. Ein Oberbereiter der spanischen Reitschule hat auf die Frage, was denn im Dressursport hinsichtlich der Reiterei anders sei geantwortet: "Gar nichts".

Der Unterschied besteht m.E. darin, dass im Turniersport die Lektioen weitgehend im Detail hinsichtlich ihrer Art, Häufigkeit und Reihenfolge festgelegt sind und alle Reiter sich in dieses Raster pressen müssen, was natürlich eine völlig andere Schwierigkeit ist, als wenn der Reiter das Pferd in Ruhe auf eine Lektion vorbereiten kann und diese dann zeigt, wenn das Pferd perfekt eingestellt ist. Dieses Raster ist aber auch notwendig, weil eine Bewertung im Sport ansonsten fast unmöglich wäre, sie ist so schon schwer genug.

In Wien, Jerez etc. wird die klassische Reitkunst außerdem bis zur Vollendung der Schulen über der Erde gepflegt und sie hat nicht den Anspruch auf Wettbewerb, zwei Aspekte, die ich außerordentlich gut finde, ob die Qualität der Reiterei allerdings im Ergebnis sehr viel besser ist, wage ich mittlerweile zu bezweifeln. Der Weg der beschritten wird, ist vmtl. weniger den Einflüssen "neuer und umstrittener Ausbildungsmethoden" ausgesetzt und das ist vermutlich auch gut so. So haben z.B. auch die Lehren eines F. Baucher die spanische Reitschule in Wien nie interessiert.

Hinsichtlich des Begriffs "Kunst" muss man insofern Abstriche machen, weil im Wettkampf natürlich die individuelle Kreativität weitgehend (bei der Kür) bis vollkommen (bei allen anderen Prüfungen) verloren geht. Kunst ohne diesen Aspekt kann man vermutlich nicht wirklich als Kunst bezeichnen, es sei denn man beschränkt den Begriff auf das Substantiv zu "können", dann vermutlich schon.
Viele Grüße
Steffen, Gavilan & Duende
Bernie
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Beitrag von Bernie »

Steffen, ja, in den Richtlinien mag das vorkommen und das ist auch gut so. Ich bin jetzt in dieser "Szene" nicht drin, aber in der Öffentlichkeit bekomme ich nicht mit, dass sich jetzt die FEI sehr mit der klassischen Reitkunst wirbt. Das war und ist mir eben neu.

Dass die RL und das Bild auf den Turnierplätzen voneinander abweichen, ist bekannt.

Aber ist das nicht immer und überall so? In jedem Bereich des Lebens ist die Theorie meist gut und schön, aber in der Praxis weicht sie ab, weil eben nicht so durchführbar?

Und dann kommt eben noch die "Schablone" dazu, auch hier gebe ich Steffen recht. Kunst bedeutet (für mich), dass sich das Pferd und/oder der Reiter (im besten Fall beide harmonisch - da wären wir wieder bei der Theorie) bestmöglich und subjektiv entfalten können, ganz individuell.

Beim Turnier muss aber eine vergleichbare Leistung von allen abverlangt werden, damit es auch nur annähernd fair bewertet werden kann. Somit kann in meinen Augen hier keine Reitkunst - Achtung: wie ich sie verstehe, ist nicht allgemeingültig - stattfinden.

Aber ist das soooo schlimm? Kann es nicht dort die Stätten der Reitkunst geben und da die Plätze für den Wettkampf? Ich bin mir ziemlich sicher, dass für Beides Platz ist und jeder schaut dahin, wo es ihm besser gefällt und niemand muss den anderen missionieren.

Ebensowenig wie ich in der FEI das Fehlen von Reitkunst anprangern möchte, ebensowenig würde sich doch ein PK von der FEI missionieren lassen (siehe den Briefwechsel zuletzt. Was passiert, wenn der in der anderen Richtung stattgefunden hätte? Da gibt es ja auch GENUG zu tun und zu verbesssern).

Ich habe immer öfter den Eindruck, vor lauter Anprangerei der Missstände woanders ist man ja sooo beschäftigt, dass man vor der eigenen Haustüre nicht mehr kehrt. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber ist leider meine Sicht. Und das betrifft dann aber alle Lager.
horsman
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Beitrag von horsman »

ja Himmel, was soll ich denn vor der eigenen Türe noch kehren?
Dann bleibt ja bald nix übrig ;-)

Diesbezüglich hab ich mir abgewöhnt, die Reiter und die Reitlehrer unseres Vereins auf ihre Fehler hinzuweisen. Steht mir auch nicht an, schließlich hab ich keine Ausbildung. Sollen sie doch jahrelang ihr Pferd Skalagerecht auf die Hand reiten und mit Kilos auf der Hand einen Diagonale nach der anderen "Mitteltrab" schrubben. Das Pferd soll ja am Zügel ziehen - wird schon richtig sein. Tut mir zwar leid für die Pferde, aber das Leben ist nunmal hart.

Wenn mich jedoch mal einer fragt, ob ich ihm helfen könnte, weil er unzufrieden mit den Kilos auf der Hand ist, bin ich jederzeit gerne bereit, zu Anfang durchaus auch kostenlos. Das ist mein Beitrag vor der eigenen Türe.
Bernie
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Beitrag von Bernie »

horsmän, mit dem Satz, dass "man" mE immer öfter damit beschäftigt ist, andere zu missionieren, meinte ich mitnichten Dich als Person, sondern eher Institutionen wie die FN oder auch PK persönlich. Mit welchem Recht können sie einer anderen Gruppierung (nennen wir es mal so) sagen, wie es korrekt wäre, wenn es im eigenen Lager soviel zu verbessern gibt? Das meinte ich.

Dass man nicht täglich jedem Mitreiter in der Halle sagen kann, was er falsch macht, ist klar, das ist auch eine Art von Missionierung. Ich mache ja selbst genug Fehler.

Aber ich merke immer wieder, wie die Leute von selbst kommen. Die schauen öfter zu und fragen dann doch nach einigen Malen nach. :wink:
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Finola
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Beitrag von Finola »

Hallo,

ich habe gerade eine Stellungnahme zu der Vorstellung von Totilas in Windsor, von Xenophonmitglied Kurt Albrecht von Ziegner im Netz gefunden:

http://www.xenophon-classical-riding.org/frameset_d.htm

(dort links in der Leiste unter "Stellungnahme")

Das spricht mir aus der Seele.......
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Eine sehr kurz und prägnant formulierte Ohrfeige.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
FNB
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Beitrag von FNB »

Finola hat geschrieben:Hallo,

ich habe gerade eine Stellungnahme zu der Vorstellung von Totilas in Windsor, von Xenophonmitglied Kurt Albrecht von Ziegner im Netz gefunden:

http://www.xenophon-classical-riding.org/frameset_d.htm

(dort links in der Leiste unter "Stellungnahme")

Das spricht mir aus der Seele.......
Hallo! Für die , die suchen: es steht rechts in der Leists :wink:

LG
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Finola
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Beitrag von Finola »

Sorry, ich habe links geschrieben anstatt rechts....

Ist ja auch nicht so einfach....... ;-)
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Beitrag von FNB »

Finola hat geschrieben:Sorry, ich habe links geschrieben anstatt rechts....

Ist ja auch nicht so einfach....... ;-)
Natürlich nicht :wink:

LG *winkrüber*
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smilla
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Beitrag von smilla »

Zufällig in einem anderen Forum gefunden: http://www.topiberian.com/htmlvideos/video22.html Abreiten von Totilas.
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
Seunig
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emproada
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Beitrag von emproada »

Übrigens gab es zu dieser EM in der neuen St Georg einen sehr passenden Artikel. Extrem lesenswert!
Viele Grüße Tina
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