Muskelaufbau

Rund um die klassische Reitkunst

Moderatoren: Julia, ninischi, Janina

Antworten
Miri
User
Beiträge: 153
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 16:59
Wohnort: das Auenland

Muskelaufbau

Beitrag von Miri »

Hallo,

wenn ich meine RB mit Pferden, die richtig gut bemuskelt sind vergleiche, fällt mir auf, dass es da noch an einigen Ecken und Kanten fehlt. Meine Freundin (Physiotherapeutin für Menschen) hat mir neulich gesagt, dass er ihrer Einschätzung nach zu wenig Muckis an den Schultern hat (okay, da sieht man echt kaum bis gar nichts) und auch der Trapezius (? ist das das gleiche wie Rautenmuskel?) sehr schwach wäre.
Das mit dem Trapezius könnte auch am Sattel liegen, meinte sie. Habe schon mit der Besi gesprochen, dass da mal ein Sattler vorbei schaut.

Wie kräftige ich die Schultermuskulatur? Könnte vorne übertreten etwas bringen? Wieoft muss ich das wiederholen, damit ich einen Erfolg erziele? Ich weiß davon, dass man einen stark überschwelligen Reiz geben muss, damit eine Leistungssteigerung stattfindet. Aber da sowas ja auch schnell zu viel werden kann, was dann ja auch schädlich für die Gesundheit ist, habe ich Angst den Moment zu verpassen das Training abzubrechen!
Also welche Übungen kennt irh und wie lange sollte ich da pro Tag dran arbeiten?

Gibt es auch noch gute Übungen für den Trapezius?

Im Moment mache ich mit dem Pferd viel v/a auf großen Bögen. Meine Freundin meinte, das sei zu wenig für ihn, bzw. er sollte nicht nur gedehnt werden, sonst würde er auf Dauer nie richtige Muskulatur entwickeln.

Achso: Welche Muskeln trainiere ich denn beim Spanischen Schritt? Muss da nicht die Schultermuskulatur arbeiten? Weil das kann das Pferd. Dann wäre das ja eine Möglichkeit das Pferd in dem Bereich mehr zu trainieren?

vg,
Miri
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Meine Meinung zu dem Thema: Hol dir mal den "Longenkurs" oder ähnliches. Dein Pferd geht definitiv nicht wirklich vorwerts abwerts, sondern wird lang und/oder tief und fällt auf die Vorhand, was übrigens keine Schande ist da es wenige Leute gibt, die ein Pferd ohne Vorbereitung von unten reel VA über den Rücken reiten.

Wenn dein RB Pferd reel vorwerts abwerts geht wird die Schulter Muskelatur und auch der Trapez Muskel frei und sich auch aufbauen.

Von allem anderen würde ich dir abraten. Das mit dem strak überschwelligen Reiz, hoffe ich mal verstehe ich falsch, das hört sich ja grusselig, und mehr nach Verspanung an. Nur eine locker schwingende entspannte Muskelatur ist tragfähig. Daher mit "Druck" (physisch oder psyschich) bekommst du höchstens Muskeln die Verkrampft sind oder die das Pferd bildet um gegen dich zu arbeiten.
Bernie
User
Beiträge: 830
Registriert: Mi, 02. Mai 2007 10:12
Wohnort: Unterlamm

Beitrag von Bernie »

reite Dein Pferd von "hinten nach vorne". Du kannst nie spezielle Muskelgruppen bearbeiten, aber wenn Du schon einen Schwerpunkt legen möchtest, dann bearbeite immer die Hinterhand. Das ist der richtige Weg und die Muskulatur entwickelt sich.

Ich würde Dir raten, mit einem sehr guten Trainer in wöchentlichen Einheiten eine solide Basis aufzubauen, das kann eine Internetplattform gar nicht bieten. ;)

lg

Bernie
Miri
User
Beiträge: 153
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 16:59
Wohnort: das Auenland

Beitrag von Miri »

@Excalibur: Ja, an den Longenkurs habe ich auch schon gedacht. Ich glaube, das werde ich in Angriff nehmen (sobald man den Platz wieder betreten kann-Schneechaos).
Ich glaube mit dem stark überschwelligen Reiz hast du genauso falsch verstanden wie ich am Anfang :lol: Damit ist jetzt mal auf den Menschen übertragen z.B. gemeint, dass 100m rennen oder 5 Situps deine Muskulatur nicht verbessern wird, da der Reiz auf die Muskulatur (also wie oft in Folge die Muskulatur kontrahiert) zu schwach ist, bzw. nicht lange genug andauert um eine Verbesserung zu erreichen. Arbeitet man mit einem leicht überschwelligen Reiz (also immer leicht über dem, was man eh täglich an Bewegung macht) erhält man nur den Zustand, aber auch da gibt es keine Verbesserung. Für einen Muskelaufbau braucht man daher einen stark überschwelligen Reiz. :wink: Deshalb meine Frage mit der Länge des Trainings.

@Bernie: Bevor wir hier in Schnee und Eis versunken sind, habe ich schon angefangen mit Reitstunden bei einer Klassikerin. Ich werde das auch fortsetzten, sobald man wieder richtig was arbeiten kann.
Also gesondert eine Muskelpartie trainieren ist eher überflüssig?!
Bernie
User
Beiträge: 830
Registriert: Mi, 02. Mai 2007 10:12
Wohnort: Unterlamm

Beitrag von Bernie »

Es ist immer ein Zusammenspiel, kein Lebewesen besteht nur aus Einzelteilen. Natürlich kann ein Bodybuilder einzelne Muskeln gezielt trainieren, für optische Zwecke. Aber Du willst doch ein Pferd korrekt von hinten nach vorne über den Rücken gymnastizieren, damit es ohne Schäden geritten werden kann. Wird ein Pferd korrekt geritten und ausgebildet, muskelt ein gesundes Pferd auf, an den richtigen - nämlich beanspruchten - Stellen.

Unterricht ist wirklich sehr wichtig, vor allem eben für eine solide Basis, auch theoretisch muss man wissen, wo man hin will.

lg

Bernie
Benutzeravatar
chica
Admin
Beiträge: 5813
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:59
Wohnort:

Beitrag von chica »

Als Lektüre zur Erweiterung des Hintergrundwissens kann ich "Der Reiter formt das Pferd" (Udo Bürger) empfehlen. Da werden die Zusammenhänge zwischen falschem/richtigem Training und die Auswirkung auf die Gymnastizierung des Pferdes gut erklärt.

Ansonsten kann ich Bernie nur zustimmen.
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
Bild
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

@Miri: Aber so wie du das erklärst, habe ich das auch ungefähr verstanden.
Klar muss man eine Training langsam steigern, aber eben langsam, so dass es möglichst keinen Muskelkater gibt. schon allein der kann bei der nächsten Trainnigseinheit zu verspannungen führen. Stimme da (ungefähr :wink: ) Bernie zu, wenn dein Pferd reel und Ganzheitlich läuft werden auch die richtigen Muskeln aufgebaut, vorallem wenn es sich um Muskelpartien handelt. Die mit dem langen Rückenmuskel zu tun haben.

Weshalb dein Pferd den Rücken beim Reiten nicht aufwölbt, lässt sich vom Internet aus halt nicht beurteilen. Sattel Überprunfung und richtiger guter Untericht sind daher eh ein Muss.
Benutzeravatar
Jen
User
Beiträge: 3007
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 08:12
Wohnort: CH
Kontaktdaten:

Beitrag von Jen »

Hallo Miri

meine Erfahrung zu dem Thema ist, dass es nicht so sehr daraufankommt, WAS genau man macht, sondern WIE man es macht. Ganz wichtig ist es auf die Losgelassenheit zu achten, da ein verspannter Muskel sich weniger gut durchbluten lässt und dadurch auch zu wenig arbeitet und zu wenig aufbauen kann. Es nützt nichts, wenn ich mti völlig verspannter Muskulatur viel Gewicht trainiere, damit baue ich höchstens Muskulatur ab, da der Muskel übersäuert und übertrainiert wird.

Losgelassen heisst aber eben nicht schlaff. In die Losgelassenheit kann dann dosiert die Energie gesteigert werden. Das fängt beim vorwärts-abwärts an, wo man mit kleinen Tempivariationen spielen kann. Wenn ich vorwärtstreibe, dann möchte ich, dass mein Pferd die Losgelassenheit behält und die Tritte verlängert und nicht schneller wird. Wenn es schneller wird kommt meist der Kopf hoch und die Losgelassenheit ist flöten. Nur wenn mein Pferd entspannt ist kann ich auch eine Durchlässigkeit erwarten. Ist mein Pferd irgendwo verspannt, dann bleibt die Bewegung im Körper bei dieser Verspannung stecken und geht nicht durch das ganze pferd hindurch.

Das ist auch Voraussetzung, dass dein Pferd gut über den Rücken geht und dadurch seinen Rücken schwingen lässt und der Widerrist angehoben wird. Das geht nur, wenn der Hals in Dehnungsbereitschaft ist und das Pferd den Energiefluss von hinten nach vorne durchschwingen lässt. Dann wird sich auch dieser Bereich des Trapezius besser aufbauen. Aber anstatt direkt darauf abzuzielen musst du lernen, welche (Bewegungs-)Zusammenhänge dafür wichtig sind.

Damit das Pferd entspannt ist, kann es sein, dass man das Pferd "aktiv reiten" muss, wenn es zb. guckig ist. ist man dann "zu weit weg" vom Pferd, dann fühlt es sich alleine gelassen und ist guckig und schreckhaft und verspannt. Ein anderes Pferd hingegen fühlt sich vielleicht entspannter, wenn man es eher etwas vorsichtiger anfasst. Das ist sehr individuell und da kann dir ein einfühlsamer RL weiterhelfen, die richtige Mischung von Führung und Nachgiebigkeit zu finden.

Egal welche Lektionen du nachher reitest, um dein Pferd zu gymnastizieren, dies ist immer die Basis und ohne diese wird dir keine Lektion so viel nützen. Mach dir keine grossen Gedanken darüber, wie stark der Reiz sein muss. Mach dir lieber Gedanken darüber, WIE dein Pferd die Reize verarbeitet. Dann kannst du immer noch steigern. Aber weniger ist mehr. Mein Pferd ist ein ziemlicher muskelprotz und ich arbeite ihn weniger als viele andere, dafür aber gezielt und das bringt m.E. viel mehr.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Miri
User
Beiträge: 153
Registriert: Sa, 01. Dez 2007 16:59
Wohnort: das Auenland

Beitrag von Miri »

Hallo,

@Excalibur: Als RB habe ich zwar wenig Einfluss auf die Ausrüstung, aber der Sattel ist wohl ein Maßsattel und wurde neulich erst wieder geändert. Kann jetzt als Laie schwer einschätzen, ob das dann passt, aber es sieht zumindest in meinen Augen nicht schlecht aus und die Besi geht sehr gewissenhaft mit so Sachen um. :wink: Ich glaube da war jetzt auch bevor wir hier vom Schnee heimgesucht wurden eine Osteotherapeutin da und die kommt auch nochmal im Februar, so war das zumindest mit der Besi abgesprochen. Ich plan mir mal ein, dass ich zu dem Termin auch komme und mir das mal anhöre, vielleicht kann die vor Ort auch noch mal den ein oder anderen Tipp geben oder sagen, worauf man bei dem Pferd im speziellen achten muss.

@Jen: Er ist eher das hektische überspannte Pferd, das sich auch ganz gerne mal aufrollt und eher unwirsch reagiert, wenn man zuviel mit dem Zügel macht (also entweder lässt man den Zügel weg, oder man muss sehr sehr vorsichtig dran gehen, was mir teilweise etwas schwer fällt, da meine vorherige RB eher hart im Maul war.

Ja, ich glaube die mangelnde Losgelassenheit und damit mangelnde Rückentätigkeit sind das größte Problem für die fehlende Muskulatur.
Ich habe gestern eine RL gefunde, die mit uns Dualaktivierung machen wird, sobald der Schnee weniger ist. Ich hoffe mal, dass das schonmal etwas bringt.
Mit der allgemeinen RL-Wahl bin ich mir jetzt etwas unsicher, was die Reitweise betrifft. FN will ich schonmal nicht. Bei uns gibt es PK-RL, aber auch andere Klassiker, die bei verschiedenen Reitmeistern gelernt haben. Wie erkenne ich denn jetzt am besten, wer da geeignet ist :( oder sollte ich einfach mal ausprobieren, weil so wie ich reite, kann mir wahrscheinlich eh jeder nur zum guten verhelfen :lol:

Danke für eure ganzen Antworten!
Carmen
User
Beiträge: 877
Registriert: Mi, 03. Okt 2007 19:04
Wohnort: OHV
Kontaktdaten:

Beitrag von Carmen »

Wie erkenne ich denn jetzt am besten, wer da geeignet ist
Schau dir den Unterricht einfach mal an. Wenn er dir nicht gefällt, ist es auch nichts für dich. Wenn er dir gefällt, einfach eine Probestunde nehmen und ausprobieren. :wink:
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Antworten