"Unreitbare" Pferde - wieviel macht ihr?

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knowi
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"Unreitbare" Pferde - wieviel macht ihr?

Beitrag von knowi »

Vielleicht mache ich mir gerade zu viel Gedanken, aber manchmal bin ich doch ein bisschen verunsichert... und bin deswegen gespannt wie ihr es so handhabt.

Ich reite meinen Kleinen schon eine ganze Weile nicht mehr. Einmal aus gesundheitlichen Gründen, zum Anderen bin ich aber auch schlichtweg arg groß für ihn. Wir waren schon immer ziemlich vielseitig, deswegen fiel es nicht schwer aufs Reiten zu verzichten (uns wird so schnell nicht langweilig), letztens sprach ich allerdings mit einem Tierarzt, der mir ganz allgemein sagte (es ging gar nicht um meinen Kleinen), wir würden unsere Pferde heute viel zu wenig bewegen. Das hat mich nachdenklich gemacht... Wir machen zwar viel, aber es ist eben nicht mehr das selbe "Arbeitspensum" wie es war, als ich ihn noch ritt. Einfach, weil meine eigene Kondition Grenzen setzt und auch die Trainingsbedingungen nicht mehr so genial sind, wie im alten Stall.
Unibedingt kann ich 2x die Woche gar nicht kommen. Er steht allerdings mit seiner Stute in einer Paddockbox und kommt täglich 4-5h auf die Koppel. 1-2x die Woche gehen wir gemeinsam 30-40 Minuten (mehr gibt das Gelände nicht her, da ich mich mit dem Sulky nicht in die Berge traue) Kutschefahren, viel im lockeren Trab. 2x die Woche arbeite ich ihn a.d. Hand oder am langen Zügel, Schritt und Trab gerade als auch in den Seitengängen (Im Trab stoßen wir dann aber immer an meine Konditionsgrenze :oops: ) ein kleines bisschen Verstärkungen (3-4 lange Seiten) ein bisschen Piaffe - jeweils ca. 30-40 Min, aber eben doch mehr Schritt als Trab. 1-2x die Woche Freiarbeit oder Longieren, in allen 3 Gangarten (wenn der Reitplatz belegt ist muss ich in die kleine Halle ausweichen, in der der Boden nicht genügend Halt bietet um ihn galoppieren zu lassen. Da kann er immer nur ein paar Sprünge machen, dann muss ich ihn wieder durchparieren, weil er sonst leicht fällt.), ca. 30-40 Min. Innerhalb der jeweiligen Einheiten gibt's dann auch immer wieder etwas Zirkusquatsch, oder wir gehen einfach mal ein bisschen spazieren (Berg- und Tal-Touren ;) )

Wir machen also schon einiges, manchmal frage ich mich nur, ob ich ihm so wirklich genügend Bewegung verschaffe, oder ob es nicht zu viel in erster Linie Kopfarbeit ist, die ich ihm da abverlange.

Wie sieht es bei Euch aus? Was und wieviel macht ihr mit Euren Pferden, die ihr nicht (mehr) reitet, sondern ausschließlich vom Boden aus arbeitet?

Liebe Grüße!
Knowi
Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
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krümelzwerg
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Beitrag von krümelzwerg »

Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich gebe dem Tierarzt recht. Ganz allgemein. Wenn man überlegt dass das Pferd ein Bewegungstier ist und von Natur aus dazu gemacht sich den 3/4 Tag zu bewegen.
Aber ich muss mich hier auch ganz klar an der eigenen Nase packen. Auch ich bin für meinen eigentlich zu groß oder sagen wir eher zu schwer, weshalb ich gerade nicht häufig reite (ca. 2 x die Woche, manchmal auch nicht). An ca. 2-3 Tagen wird er dann noch longiert (unterschiedlich ausgebunden), es gibt mal Stangentreten, gymnastisches Freispringen oder einfach etwas frei laufen lassen. Handarbeit fangen wir gerade erst an, genauso wie mit dem Hineinschnuppern ins klassisch-barocke.
Alles in allem arbeiten wir aber meist keine Stunde, tlw. auch mal nur 20 min und dabei auch viel Schritt und Trab - was auch mit daran liegt, dass unser Platz je nach Wetterlage und Belag nicht super viel hergibt. Dafür steht er im Offenstall. Manchmal hat er auch eine Woche komplett Pause, je nach meiner Arbeitslage und Wetter (und beidseitiger Motivation).
Ich sehe das schon als deutlich zu wenig an (was wir machen) und fasse auch regelmäßig den Beschluss, das zu ändern.

Toll finde ich, dass ihr so vielseitig unterwegs seid!
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Bist du nur zu groß oder zu schwer für ihn. Da ist, meiner Meinung nach, ein Unterschied. Ist man eher lang aber sehr schlank, gibt es sicher keine Einwände deinen Kleinen zu reiten.

Leider kann ich nur zustimmen, wenn man bedenkt, dass ein Pferd von Natur aus eigentlich 16 Stunden am Tag im Schritt in Bewegung ist können wir davon ausgehen, dass wir Ihnen einfach zu wenig Bewegung gönnen.

Meine Stute steht zwar den ganzen Tag auf der Koppel, wurde im Sommer JEDEN TAG gearbeitet. Aus gesundheitlichen Gründen pausieren wir jetzt UND man merkt schon jetzt, dass es ihr nicht Recht ist.

Ich denke, ein Pferd lieber jeden Tag bewegen (ich gehe da aber nicht von stundenlangen Reiten aus) als 2 die Woche Vollgas arbeiten.

Zumindest meine Erfahrung.
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Sonja
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Beitrag von Sonja »

Genau das Problem habe ich auch.

Meine Norwegerstute kann ich nicht viel arbeiten, sie hat mal wieder Rehe und darf erst mal nur Schritt gehen, steht den ganzen Tag im Mini-Offenstall (ca. 70qm), bewegt sich dort aber auch nicht wahnsinnig viel. Ich bin ca. 2-3x die Woche dort, wenn meine RB da ist noch ca. 2x, aber auch nur jeweils ca. 30-45 min Bewegung. Und das, obwohl sie abspecken muss, was ja bei so wenig Bewegung auch recht schwierig ist.

Mein Shetty läuft ca. 4-5x die Woche ca. 30-50 min im Round-Pen alle 3 Gangarten, wobei Trab überwiegt, weil er auch abnehmen muss. Man sieht schon kleine Erfolge, aber gut ist es noch nicht. Jetzt kam noch vom TA/Osteopathen das aus zum Kutschefahren (Kreuz-Darmbein-Blockaden), somit fällt das auch weg. Teilweise arbeite ich ihn noch auf dem Platz, viel Schritt und etwas Trab, aber auch er bräuchte viel mehr Bewegung. Aber wie? Eine RB die ihn viel reitet finde ich leider nicht.

Ich hoffe, dass ich nächstes Jahr im Frühling meine Stute wieder reiten kann, und wenn sie dann auch im Gelände ruhiger geworden ist (ist leider versaut durch Vor-Besi, die im Gelände nur Gas geben), ihn evtl als Handpferd mitnehmen kann, natürlich nur für Schritt und Trab. Aber irgendwie zweifel ich, dass es jemals soweit kommt... :?
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Ich sehe das nicht so eng und denke dass die meisten Pferde gar nicht so sehr auf die Bewegung durch den Menschen angewiesen sind. Vorausgesetzt, das Pferd steht nicht länger in einer Box und hat keinen Weidegang oder Auslauf. Könnte es sich also bewegen, ist es nicht unbedingt aufs Arbeiten angewiesen. Klar, es gibt Pferde, die wegen COB oder Koliken systematisch bewegt werden müssen, da reich dann das Schrittbummeln auf der Weide nicht. Auch wenn Muskeln aufgebaut werden sollen kommt das nicht von alleine. Oder wenn man ein Arbeitstier hat, dass sonst ungnädig wird. Aber wenn man den Offenstall z.B. mit Bewegungsanreizen gestaltet, dem Pferd eine Herde und genug Fläche bietet, muss es nicht täglich gearbeitet werden. Das zähle ich nicht zu seinen Grundbedürfnissen. es ist in dem Sinne nicht auf den Mencshen angewiesen.
Ich persönlich bewege meine Pferde auch nicht täglich (ca. 4-5x die Woche), sie stehen aber im Offenstall. Mein Allergiker müsste schon öfters bewegt werden, weil der Schritt seiner Lunge nicht reicht, aber oft schaffe ich das arbeitsmäßig nicht.
krümelzwerg
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Beitrag von krümelzwerg »

Das Problem ist, dass die wenigsten Offenställe auch tatsächlich als Bewegungsställe angelegt sind. Die Pferde laufen in der Natur täglich bis an die 50 km, tlw. mehr (Nahrungssuche, Flucht etc.). Viele Tierärzte sehen in dem Bewegungsmangel auch den Grund für viele Krankheiten.

Das gibt leider kaum ein Stall her. Aber ich gebe Dir natürlich recht: ich habe meine auch im Offenstall und dort haben sie natürlich schonmal mehhr Bewegungsraum als in der Box.
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Esprit05

Beitrag von Esprit05 »

Das Problem ist, dass die wenigsten Offenställe auch tatsächlich als Bewegungsställe angelegt sind.
Das stimmt, das Problem hab ich auch. Wobei man oft ja mit wenigen Mitteln für mehr Bewegung sorgen kann ("Gänge" bauen etc.), wenns der SB denn macht...
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Esprit05 hat geschrieben:
Das Problem ist, dass die wenigsten Offenställe auch tatsächlich als Bewegungsställe angelegt sind.
Das stimmt, das Problem hab ich auch. Wobei man oft ja mit wenigen Mitteln für mehr Bewegung sorgen kann ("Gänge" bauen etc.), wenns der SB denn macht...
Genau, denn das ist 1.) ungewohnt und 2.) kann man ja nicht mehr einfach so mit dem Trecker aufm Auslauf rumfahren (zum Abäppeln z.B.). Bei uns ist alles ganz praktisch angelegt: Heuraufen direkt vorm Unterstand und die Tränke daneben. Sehr durchdacht, das Ganze ;)

Aber zurück zum Thema: Kurzum, ich denke auch, dass (von wenigen Ausnahmen abgesehen) die Bewegung im Offenstall keineswegs ausreicht und der Mensch eingreifen MUSS. Weide ist nochmal was anderes - genügend Platz vorausgesetzt, könnte das reichen an Bewegung. Vielleicht stellt man noch ab und zu ein fremdes Pferd dazu und schon sollte die Bewegung garantiert sein ;)

Ideal wäre es in meinen Augen, ein nicht mehr reitbares/nicht mehr gerittenes Pferd 1-2 mal/Woche als Handpferd bei langen Ausritten mitzunehmen. Vielleicht geht das ja, Knowi?

LG A.
„Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
hanska
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Beitrag von hanska »

Meine drei Pferde haben mit 12ha Weide genügend Auslauf und wenn ich sehe, wie sie sich je nach Wetter und Tageszeit über die ganzen Flächen bewegen, auch mal im Galopp über die Weiden fegen, denke ich, wenn noch zwei, drei Pferde dazu kommen, hätten sie genügend Bewegung.
Nichtdesto trotz, habe ich das Gefühl, dass ihnen das vor allem im Kopf nicht reicht. Jedesmal, wenn wir draussen irgendwelche Arbeiten am Haus und Stallungen vornehmen, stehen alle drei stramm und stecken ihre Nasen in unsere Arbeit. :lol: Und auch wenn ich mit ihnen arbeite, sind sie voll bei der Sache.
Von dem her, denke ich, dass sie mich nicht für die Bewegung brauchen, aber für etwas Abwechslung und zu ihrer Unterhaltung 8)
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