Dehnungshaltung bei Philippe Karl

Rund um die klassische Reitkunst

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esge
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Beitrag von esge »

Vor einem Jahr lief er überwiegend so:

Wobei ich immer wieder das Pferd bewundere, wie er bei einem derartig im Ansatz zurückgezogenen Hals ein solches Hinterbein haben konnte.... Undenkbar, meinen anderen schimmel ähnlich zu reiten.Dessen Hinterbein würde den Erdboden nicht mehr verlassen, sondern eine tiefe Furche graben.
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Loslassen hilft
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

@esge: Wirklich schöner Erfolg! Es ist schwer, einem Pferd, das so gar nicht ans Gebiss will, beizubringen, sich ans Gebiss zu dehnen und Vertrauen in die Hand zu haben.
:twisted: (Und das mit dem V/A aus dem Lehrbuch und die Sache mit dem Geodreieck vergessen wir mal ganz schnell, denn unsere Pferde lesen halt keine Bücher :wink: )
Viele Grüße
Sabine
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knowi
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Beitrag von knowi »

Hui! Hier hat sich ja viel getan in den letzten Tagen! Wahnsinn, und so viele schöne Fotos! :D

Weil ich es toll finde, wenn es mal bildhaftes Anschauungsmaterial gibt, traue ich mich auch und hänge, obwohl ja eigentlich schon alles geklärt scheint (Danke für die tolle Erklärung S&P, das war sehr spannend), noch ein Foto mit Artax (20) an, auch wenn es nicht perfekt ist.
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Jedes Werden in der Natur, im Menschen, in der Liebe muss abwarten, geduldig sein, bis seine Zeit zum Blühen kommt.
Dietrich Bonhoeffer
esge
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Beitrag von esge »

Wieviel perfekter hättest du es denn gern? :D Sehr schön, wie sich das Pferd sogar an die stange herandehnt!
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knowi
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Beitrag von knowi »

Vielen Dank, Esge!!!
Ich ärgere mich ein bisschen über meine blöden Fersen...die führen zu oft ein Eigenleben.
Zuletzt geändert von knowi am Mo, 22. Nov 2010 20:53, insgesamt 1-mal geändert.
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smilla
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Beitrag von smilla »

Das Foto gefällt mir aber auch sehr gut Anna! Und total schön dich mal wieder auf dem Pferd zu sehen!

Übrigens ist die Entfernung zwischen uns ganz klein geworden!
"Reiter und Pferd sind zu einer geistigen und körperlichen Einheit verschmolzen, sind zwei Herzen und ein Gedanke- die wunderbare Alchemie des Reitens hat aus den zweien in Wahrheit eins gemacht. Solche Kunst ist klassische Kunst!"
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cremello
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Beitrag von cremello »

Ich hatte jetzt leider noch nicht die Zeit, mir alles durchzulesen.

Nur hier mal schnell ein Bild von unserer Dehnungshaltung.
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Poetin
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Beitrag von Poetin »

An die PKler: Wie verhinder ihr, dass die Pferde, wenn man sie z.B. beim Rückwärtsrichten vorne hoch holt, damit sie sich mehr setzen, den Unterhals rausdrücken? Mein Friese liegt mir manchmal sehr schwer in der Hand und dann hole ich ihn ein bisschen hoch (gerade beim Rückwärtsrichten) aber irgendwie habe ich Angst, dass er dabei zu hoch kommt und den UH rausdrückt, was ja sicherlich nicht förderlich ist, oder?

Liebe Grüße,
Poetin
FNB
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Beitrag von FNB »

Hallo Poetin, mit Aktion - Reaktion. Hat das Pferd dieses Prinzip verstanden, kannst du auch in DH rückwärts reiten.

LG
Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hallo Poetin, mit Aktion - Reaktion. Hat das Pferd dieses Prinzip verstanden, kannst du auch in DH rückwärts reiten.
Kannst du Aktion-Reaktion genauer erklären?

LG
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Hallo Poetin, ich kann Dir das Prinzip zwar nicht aus PK-Sicht erklären, aber ich versuche es mal aus meiner Sichtweise:

Man kann das Pferd vor dem Rückwärtsrichten im Halten dazu bewegen, sich vorne größer zu machen (Gewichtsverlagerung nach hinten). Das geht im Prinzip ähnlich wie beim Rückwärtsrichten, nur dass die Hilfen so dezent erfolgen, dass ein Rückwärtstreten nicht stattfindet. Man kann es auch ein "aktives" Halten nennen: ein Halten, in dem das Pferd so aufmerksam ist und die Hinterhand wie in der Versammlung belastet und so gut an den Hilfen steht und so leicht an der Hand ist, dass jede Aktion, egal welcher Art, sofort möglich wäre. Erst wenn diese Haltung stimmt, kann man die Hilfen zum Rückwärtsrichten geben. Wenn vorher alles korrekt war, wird sich zumindest ein korrekter Tritt rückwärts ergeben. Natürlich kann man auch während des Rückwärtsrichtens selbst korrigierend eingreifen, ich finde es aber leichter, vor der Lektion die richtigen Voraussetzungen zu schaffen.

Ein korrektes RR erfolgt auf der Hinterhand (die sich dabei deutlich senken sollte, während Hals und Schultern ähnlich aufgerichtet bleiben wie z. B. im versammelten Trab). Man sieht aber leider (auch bis in höchste Klassen) ein RR, bei dem die Vorhand das gesamte Pferd rückwärts schiebt. Meistens haben diese Pferde dann noch im RR Taktstörungen, sie gehen nämlich im Viertakt (wie im Schritt) rückwärts. Ein korrektes RR hat aber die gleiche diagonale Trittfolge wie der Trab.

Wenn das RR korrekt erfolgt, hat es im Wechsel mit dem Vorwärts (Schaukel) einen wunderbaren Effekt auf die Durchlässigkeit und die Kräftigung der Hinterhand.

Die Hilfen mit der Hand sollten immer in dosiertem Wechsel mit den Hilfen der Beine erfolgen: hebe ich mit der Hand an (zur Haltungskorrektur), dann muss ich danach nachtreiben. Beim fortgeschrittenen Pferd auch zur Erlangung von mehr Kadenz simultan (was aber sehr fein abgestimmt werden muss und selten erfolgen sollte).

Wenn Dein Pferd generell zu stark auf die Hand drückt und dabei auch gerne den Unterhals herausdrückt, ist wahrscheinlich die Hinterhand noch nicht gekräftigt oder aktiv genug. Nun gibt es unterschiedliche Herangehensweisen an dieses Problem: 1. man bearbeitet (nach Baucher und auch PK oder Racinet) das Maul und den Hals, um das Pferd zu einer Lockerung des Unterkiefers zu bewegen. 2. man arbeitet im Gang von hinten nach vorne und nutzt Seitengänge zur Kräftigung der Hinterhand (nach Steinbrecht). Ich persönlich halte eine Kombination aus beidem für sinnvoll, in Abstufungen, je nachdem, was gerade erforderlich ist.

Durch die Hand sollte meiner Meinung nach nicht der Hals allein angehoben werden (das führt dann vermutlich zum Durchdrücken des Unterhalses), sondern der Widerrist. Man hat das Gefühl, dass das gesamte Pferd im Bereich vor dem Sattel bereits in der gesamten Schulterpartie größer wird.
Viele Grüße
Sabine
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Poetin
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Beitrag von Poetin »

Hallo Max,

vielen Dank für deine ausführliche Erläuterung.
Man sieht aber leider (auch bis in höchste Klassen) ein RR, bei dem die Vorhand das gesamte Pferd rückwärts schiebt. Meistens haben diese Pferde dann noch im RR Taktstörungen, sie gehen nämlich im Viertakt (wie im Schritt) rückwärts. Ein korrektes RR hat aber die gleiche diagonale Trittfolge wie der Trab.
Das habe ich leider auch schon häufiger gesehen.
Gerade im Westernreitsport. :cry:
Wenn Dein Pferd generell zu stark auf die Hand drückt und dabei auch gerne den Unterhals herausdrückt,
Er drückt gern auf die Hand, allerdings nach unten. Also wenier mit herausgedrücktem Unterhals, sondern eher ein abstützen auf die Hand, gerade in der Dehnungshaltung.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Nicht nur im Westernsport, ich sehe das oft bei Paaren, die bis M oder S hocherfolgreich sind. Ich halte das für eine der Auswirkungen des zu stark vorwärts-betonten und handorientierten Reitens, das die Lastaufnahme der HH nicht gerade begünstigt.

Im schlimmsten Fall kann es sogar geschehen, dass einige "versierte" Zuschauer es als absolut schikanös empfinden, wenn man von einem Pferd mehrfach das RR im Wechsel mit dem Vorwärts fordert. Leider haftet dem RR heutzutage oft der Makel des "Bestrafens" an.
Er drückt gern auf die Hand, allerdings nach unten. Also wenier mit herausgedrücktem Unterhals, sondern eher ein abstützen auf die Hand, gerade in der Dehnungshaltung.
Das wäre für mich ein Zeichen dafür, dass die Balance noch nicht gut genug hergestellt ist und dass die Hinterhand noch nicht ausreichend gekräftigt ist. Das braucht einfach seine Zeit. 8)
Viele Grüße
Sabine
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Poetin hat geschrieben: Er drückt gern auf die Hand, allerdings nach unten. Also wenier mit herausgedrücktem Unterhals, sondern eher ein abstützen auf die Hand, gerade in der Dehnungshaltung.
Hi Poetin,
wenn dein Pferd im RR auf den Kopf kommt, ist "Aktion-Reaktion" unpassend. Diese Technik wird genutzt um das Pferd mehr an die Hand zu bringen, also bei Pferden, die sich dem Kontakt durch Herausheben unter Aufgabe desselben entziehen. Aktion-Reaktion schafft Verbindung/ verbindlichen Kontakt/ Vertrauen zur Hand wenn das Pferd diese/-n verweigert.
Was ( soweit man das ohne es im Detail in deinem speziellen Fall gesehen zu haben, sagen kann) "wir PK-ler" in diesem Fall nutzen, ist der "Demi Arrêt". Das ist eine oder mehrere kleine, kurze Aufwärtshilfe der Hand, um sozusagen den "plump-vertraulichen" Kontakt durch das Pferd leichter zu gestalten und dem Pferd zu vermitteln, daß es sich nicht aufstützen soll, sondern sich selbst tragen.

Wie verhindert man dabei, daß das Pferd im Rücken "durchbricht" ? Unter Umständen, nimmt man in der ersten, grundlegenden Korrekturphase billigend in Kauf, daß dies geschieht.

Man muß manchmal die Priorität darauf setzen, daß man dem Pferd erklärt, daß es sich GRUNDSÄTZLICH NICHT auf den Zügel legen soll. Wenn dieser Punkt verstanden ist, ist eine Feinabstimmung möglich. D.H. man hebt dann eben nur noch so viel an, daß das Pferd im Spannungsbogen bleibt, aber eben ohne Druck auf die Hand.
Es ist ein Prozeß, denn zunächst muß das Pferd ja einen Weg finden, wie es seinen Köper anders einsetzt, wenn es sich nicht abstützen darf.

Wichtig ist, daß immer, wenn das Pferd die Antwort :" ok, dan lege ich mich jetzt mal drauf...!" gibt, sofort ein : " falsche Antwort! Trag dich selbst ! Versuchs nochmal anders!" erwidert wird.

Je nachdem wie fein das Pferd ist, kann dieser Demi Arrêt auch eine ganz kleien nach oben gerichtete Vibration sein. Bei manchen sehr dickfelligen und eher phlegmatischen Kandidaten kann es aber auch mal ein deutliches Ruckeln sein.

Wichtig dabei ist auch, daß die Einwirkung selbst wirklich nach OBEN und nicht etwa nach hinten oben oder gar nur nach hinten erfolgt. Nach oben wirkt man dann nämlich auf den Maulwinkel ein und fügt dem Pferd auch bei deutlicher Einwirkung keinen wirklichen Schmerz zu. Bei gleicher Einwirkunsintensität auf die Zunge, wäre das für das Pferd nicht zumutbar. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, vorher genau zu prüfen, wie man wirklich genau in die Maulwinkel wirkt : also weder zu wenig nach oben, als auch nicht zu hoch- denn dann wirkt man u.U. auf den Oberkiefer und die oberen Backenzähne ein und das wiederum wäre schlicht Tierquälerei ! Genau wie das Gezerre nach unten hinten.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Zwar bin ich keine PK- Schülerin,aber ich möchte euch gerne ein paar Fotos meines Ponymannes zeigen.

Stichwort: Offenes Genick oder wo lege ich meine Schablone an?
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