Korrekter Sitz Abstriche

Rund um die klassische Reitkunst

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emproada
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Beitrag von emproada »

Ich wurde vor Jahren auch von einer RLin vom "normalen" Sitz in einen extremen Spaltsitz mit überlangen Bügeln umtrainiert, ähnlich dem von AB. Wer dies einmal selbst ausprobiert hat, weiß wie statisch und unflexibel man dabei wird und das man da freiwillig das Tempo im Trab herunternimmt.
Viele Grüße Tina
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

padruga hat geschrieben:Hm, also Sitzposition am wichtigsten, Schenkellage eher zweitrangig? Zumindest wenn es auf Kosten der Geschmeidigkeit des Sitzes geht?
Für mich persönlich: Definitiv nein!
Nur die richtige Lage der Schenkel macht nämlich den effektiven Gleichgewichtssinn (also im Lot) erst möglich. Und auch ich habe mir lange sagen lassen, dass es bei meinen eselslangen Beinen quasi unmöglich ist, diese genügend weit aus der Hüfte zurückzunehmen. Das stimmt nur nicht. Es war eine höllische Quälerei (an die ich besser gar nicht mehr denken möchte :D ) bis meine Muskulatur, Sehnen und Bänder so gedehnt waren, dass ich die Beine korrekt aus der Hüfte zurücknehmen konnte ohne in derselben zu blockieren, aber es hat sich voll und ganz gelohnt.
Zum Sattel. Ne, die Bratpfannen möchte ich auch nicht mehr zurück. Aber ich mag auch nicht mit Riesenpauschen reiten. Meine Alternative hat Höpfner mir gebaut: Kleine Pauschen, nur an den Oberschenkeln. Ist auch deshalb prima, weil mein Jungpferd für 180-Grad-Blitzwendungen im Galopp berühmt ist :D
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padruga
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Beitrag von padruga »

Also sehr kleiner Mini-Reiter auf Rießenkaltblut im Spagat... und dennoch klappt das mit dem lotrechten Sitz bei gleichzeitigem Lockersein? (.. Mein Gott, :( wie kriegt man das hin, dass man nicht den Rest seines Lebens O-beinig rumläuft?)
Wenn so ein Reit-Zwerg nun die Oberschenkel so weit hinter nimmt, dass er im Lot sitzt bei einem wirklich breiten Pferderücken, haben die Waden denn dann überhaupt noch eine Chance an den Pferdekörper zu kommen? Und ohne dass der Reiter ein Hohlkreuz bekommt?
Ich frage nur, weil diese Argumente sehr oft kommen, mit der Anatomie. Und manche Leute bei Sitzkorrektur halt hoffnungslos ins Hohlkreuz fallen. Daher mein Zweifel: Vielleicht gehts wirklich oft nicht?
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Junito
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Beitrag von Junito »

Doch, das geht. Hat mich bei meinem Tonnenpferd etwa 10 Jahre gekostet. Vorher war es nie notwendig, sowas ist mir noch nicht untergekommen.

Wir sind zusammen gewachsen...als Jungpferd ging er noch, dann hat er heftigst ausgelegt. Ich habe mich dann eben angepasst.

Tja, grade Beine habe ich noch nicht.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
padruga
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Beitrag von padruga »

Wir sind zusammen gewachsen...
:wink: Siehst, an die Möglichkeit hab ich noch gar nicht gedacht...:s`Kind einfach frühzeitig aufs Fohlen binden, die wachsen dann schön zusammen :D
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Priesel
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Beitrag von Priesel »

Cubano hat geschrieben:Es war eine höllische Quälerei (an die ich besser gar nicht mehr denken möchte :D ) bis meine Muskulatur, Sehnen und Bänder so gedehnt waren, dass ich die Beine korrekt aus der Hüfte zurücknehmen konnte ohne in derselben zu blockieren, aber es hat sich voll und ganz gelohnt.
Wie hast Du das gemacht? Nur auf dem Pferd oder auch mittels Trockenübungen? Ich sitze auch auf einer Tonne, meine Oberschenkel gehen nicht so weit zurück dass meine Unterschenkel dort liegen, wo sie lt. Lehrbuch sein sollten. Meine RL hat da mal dran "gedreht" und das Ergebnis war, dass ich drei Tage kaum laufen konnte, die Schmerzen kamen beim nächsten Reiten sofort wieder. Seitdem zweifle ich noch mehr... Bin mit sehr schwerer HD geboren, habe jetzt aber keine Probleme, habe aber in der Richtung Zweifel, dass diese Quälerei Sinn macht, ohne weiter Schäden zu provozieren.
Man muss dem Pferde ansehen, dass es sich wohl fühlt und darf dem Reiter nicht anmerken, wie schwer der Weg ist. W. Müseler
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Priesel hat geschrieben:
Cubano hat geschrieben: Wie hast Du das gemacht? Nur auf dem Pferd oder auch mittels Trockenübungen? Ich sitze auch auf einer Tonne, meine Oberschenkel gehen nicht so weit zurück dass meine Unterschenkel dort liegen, wo sie lt. Lehrbuch sein sollten. Meine RL hat da mal dran "gedreht" und das Ergebnis war, dass ich drei Tage kaum laufen konnte, die Schmerzen kamen beim nächsten Reiten sofort wieder. Seitdem zweifle ich noch mehr... Bin mit sehr schwerer HD geboren, habe jetzt aber keine Probleme, habe aber in der Richtung Zweifel, dass diese Quälerei Sinn macht, ohne weiter Schäden zu provozieren.
Moins,
wenn Du einen orthopädischen Befund hast, weiß ich natürlich nicht, ob das bei Dir geht. Ansonsten: Nein, keine Trockenübungen, nur immer wieder Bein aus dem Bügel, von unten-hinten den Oberschenkek mit der Hand umfassen und dann nach hinten ziehen, so lassen. Ich habe insgesamt drei Wochen nur mit Schrittreiten verbracht und es gab Tage, da habe ich so übertrieben, dass ich an der Außenseite des Oberschenkels in Hüfthöhe einen massiven Muskelkrampf bekommen habe. Beim nächsten Mal reiten, kriegte ich das Bein gar nicht mehr zurück – massive Muskelblockade. Warum ich das erzähle? Damit Du das vorsichtig angehst, und nicht so bekloppt bist wie ich. Zumal es durchaus sein kann, dass gewisse Verbesserungen aufgrund Deines Befundes nur bedingt möglich sind und es wäre der schlichte Wahnsinn, da Folgeschäden zu provozieren.
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horsman
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Beitrag von horsman »

Die Beine braucht man nur locker hängen lassen, dann liegen sie genau richtig, wenn man dazu den Bauchnabel etwas in Richtung Pferdeohren bringt. Dann muss man sich nicht so quälen. :wink:

Das qualvolle zurück nehmen der Beine führt mE dazu, dass die Beine viel zu weit hinten liegen. Die Beine gehören in Normallage an den Gurt, d.h. die vordere Hosenlinie soll etwa an der hinteren Linie des Gurtes liegen. Anderenfalls behindert man die "Biegung" des Pferdes um en inneren Schenkel. Vielfach sieht man Reiter, deren Normallage schon zwei(!!) Handbreit hinter dem Gurt liegen. Das macht keinen Sinn, bzw. es stört das Pferd auch.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Horsmän, das fällt nicht jedem leicht!
Hätte ich nicht mal gesehen, wie mühsam ein Reitlehrer mal seine Schülerin zurechtgerückt hat, hätte ich es wirklich nie geglaubt, weil mir das immer leicht gefallen ist. Diese Reiterin hatte übrigens eine ziemlich ideale Reiterfigur - sie war halt einfach an den entsprechenden Stellen nicht ausreichend gedehnt.
Viele Grüße
Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben:Die Beine braucht man nur locker hängen lassen, dann liegen sie genau richtig, wenn man dazu den Bauchnabel etwas in Richtung Pferdeohren bringt. Dann muss man sich nicht so quälen. :wink:
Nö, eindeutig nicht. Wenn ich meine langen Gräten locker hängen lasse, liegen sie zu weit vorn und behindern das Pferd vor allem darin, mit dem Reiter in Balance zu sein. Und meine Beobachtung geht in die genau umgekehrte Richtung: Ich habe noch nie so viele Reiter mit Stuhlsitz gesehen wie heute. Wie weit die Beine hinter oder am Gurt liegen, entscheidet nämlich nur einer: das jeweilige Pferd. So habe ich bei meinem schmaleren Braunen eindeutig eine andere Beinlage, als bei dem rundrippigen Schimmel.
Aber ist schon klar: Der Reiter von heute soll ja vor allem lässig und bequem sitzen und sich bloß nicht anstrengen - das ist ja FN und somit böööse :wink:
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Ja,in der Theorie hört sich das alles einfach an.

Ich selbst bin aber auch so ein Spaltsitz-Hohlkreuzkandidat,ich hab das schon im Stehen.Wenn ich versuche,bei einem bewegungsstarken Pferd locker mitzuschwingen---schwupps,kommt das Hohlkreuz.

Versuche ich dann mit aller Macht,Ommmmm,verflixt noch mal gerade zu sitzen,ziehe ich nur die Schultern hoch und klemm in der Hüfte.
Ich bin jetzt 42 Jahre alt,ich glaub ich lern das nimmer :cry:

Ich komme auch selbst mit relativ kurzen Bügeln schlecht klar,ich habe dann das Gefühl,ich komme nicht richtig ins Pferd,selbst beim Springen hab ich den Bügel ein Loch länger,als er sollte.

hier mal auf meinem 5-jährigen Wallach,gestern aufgenommen:

Bild
sab
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Beitrag von sab »

Das hat doch aber auch etwas mit den eigenen körperlichen Gegebenheiten zu tun; wenn ich körperliche Besonderheiten habe, dann schlägt sich das doch auf das reiten nieder. Muskeln, Bänder, Sehnen kann ich verändern - nicht aber Knochen ! Ich z.B. habe eine schiefe WS (bedingt durch Skoliose, Kyphose +Unfall) - dass schlägt sich doch auch nieder !


LG

Sabine
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Natürlich müssen wir alle Rücksicht nehmen auf unsere körperlichen Gegebenheiten. Aber ich finde, dennoch sollte man – eben im Rahmen seiner Möglichkeiten – versuchen, so weit wie möglich an den Idealsitz heranzukommen. Auch wenns schwer fällt. Tiefseufz.
@Marquisa: Ich sehe bei Dir auf dem Bild eher, dass Du mit Deinen Schultern ein Stückchen nach vorn müsstest und im Becken ein wenig mehr abkippst. Lass mal vorm Reiten bewusst die Luft aus dem Körper und stell Dir vor, Du wärst schon fertig mit Reiten :wink: (auseigenererfahrungspricht)
Ach, hier noch mal ein Link zu einem Foto, bei dem ich persönlich die Lotrechte zwischen Hüfte und Bein ziemlich perfekt finde.
http://www.trumbullmtn.com/wp-content/u ... t1sara.jpg
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Cubano,ja,das ist ein schönes Foto.Ich käme auch da mit der Bügellänge nicht klar,ist der Bügel auch nur ein Loch kürzer,komm ich schon nicht mehr ins Pferd.

Das sind bei meinem Sitz ja so Verhaltensmuster,die sich im Laufe der Jahre leider eingeschlichen haben.Besonders doof ist dieses Schultern-hochziehen in Phasen,wo ich mich doll konzentriere.Dieses Luftrauslassen,von dem du sprichst,auch öffnen der Knie versuche ich immer zwischendurch.

Der reitende Sitz unterscheidet sich bei mir schon stark vom statischen Sitz auf stehendem Pferd.Es kommt ja auch immer darauf an,wieviel man durch den Sitz im jeweiligen Moment einwirken möchte.

Theoretisch darüber zu fachsimpeln ist nicht so schwer,obwohl ja auch da die Meinungen über einen "guten" Sitz schon ordentlich differieren.
Was der eine als Schiebesitz betrachtet,empfindet der nächste als effektiv.
Die Umsetzung auf dem Pferd ist jedoch noch ein viel größerer Knackpunkt.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

marquisa hat geschrieben:
Der reitende Sitz unterscheidet sich bei mir schon stark vom statischen Sitz auf stehendem Pferd.Es kommt ja auch immer darauf an,wieviel man durch den Sitz im jeweiligen Moment einwirken möchte.
Natürlich – auf dem stehenden Pferd können wir alle perfekt sitzen. Seufz.
Nur. Man KANN sich diese Verhaltensmuster tatsächlich abgewöhnen, auch wenn es lausig langweilig ist. So wie Sab, habe ich auch mit einer Skoliose zu kämpfen. Bei mir führte die dazu, dass ich immer nach rechts saß. Aber ohne in der Hüfte einzuknicken. Mir hat vor ein paar Jahren ein Tipp geholfen, den m.W. Ruth Giffels mal einem Kursteilnehmer gegeben hat und die übrigens wohl selbst auch eine extreme Skoliose hat: Alle paar Tritte zwischendurch aufstehen, wieder neu mittig Platz nehmen. Das habe ich monatelang durchgezogen. Immer wieder, wie in der berühmten Tretmühle. Heute habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, wie es sich anfühlen muss, wenn ich gerade sitze und kann das auch korrigieren.
Das ändert aber nichts daran, dass auch mein Sitz eine lebenslange Baustelle bleiben wird.
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