Arbeit am Langzügel - Pferd stürmt nach vorne

[stromboli20]

Mir ist irgendwie kein passender Titel zu meiner Frage eingefallen.
Mein Pferd arbeitet eigentlich sehr schön am langen Zügel. Er kennt alle Lektionen bereits von der Handarbeit und kann diese auch sehr gut am Langzügel umsetzen. Sprich: Schulterherein/Travers/Traversalen im Schritt und Trab, Paraden und auch Galopp auf beiden Händen. Auch die Trab-Piaffe-Trab-Übergänge klappen schon ganz annehmbar.
Das klappt alles prima - außer es sind "Gespenster" in der Nähe oder andere Sachen, die ablenken. Hier kann er dann einfach partout kehrt machen und in die andere Richtung zurückspazieren oder er gibt (wenn eh schon im Galopp) Gas und spannt sich an. Bei der "normalen" Handarbeit erlebe ich das so gut wie nie.
Die Einwirkmöglichkeiten am Langen Zügel sind hier natürlich sehr begrenzt und ich habe den Eindruck, dessen ist sich auch mein Pferd ganz genau bewusst...
Wie reagiert ihr, wenn Eure Pferde am langen Zügel einfach losziehen oder sich anspannen und unaufmerksam werden ? Wie kann ich die Aufmerksamkeit wieder auf mich ziehen ?

[gimlinchen]

viel biegen und stellen, viel abwechslung - und gelegentlich die bremsen nachstellen. ich nutze den lederKZ zum langzügeln, da ist das ab und zu notwendig...

[Barbara I]

Hm, es kommt darauf an, warum er das macht:

Hat er in dem Moment, indem er etwas Ungewohntes sieht, Angst, weil er sich eingeengt fühlt? Dann ist es wichtig, dass Du nicht "festhältst", sondern, wie beim Reiten, eine weiche Verbindung hältst. Leichter gesagt, als getan. Ich bin beim Erarbeiten des Galopp am Langzügel zurück an die Doppellonge gegangen, um meinem Pferd mehr Raum geben zu können, ohne ins "Ziehen" zu kommen, wenn es mal holpert.

Oder ist er so schlau, dass er gelernt hat, dass er sich über das Losstürmen entziehen kann? Dann würde ich den äußeren Zügel etwas durchgleiten lassen, und ihn weiter vorwärts gehen lassen, so dass Du ihn sozusagen auf einer Volte um Dich herum laufen lassen kannst wie an einer Doppellonge. So merkt er zum Einen, dass er sich über das Losstürmen keine Pause verschaffen kann; andererseits ziehst Du Dich nicht an beiden Zügel fest und riskierst nicht, die Situation zu verschlimmern, falls er sich doch eingeengt fühlte.

[stromboli20]

letzteres ist das Problem. Er hat eben sehr schnell gemerkt, dass meine Möglichkeiten da hinten sehr begrenzt sind *g*. Die Voltenmethode werde ich probieren ! Danke

[LordFado]

Wenn meiner das mal raushat in ner Einheit, dann rennt er mitnichten in einer Volte um mich rum sondern weiter übe die Schulter weg, achtung!

[Thomas Ritter]

Mit die groesste Gefahr am langen Zuegel besteht darin, dass das Pferd sich verhaelt. Dann koennen solche Symptome, wie Sie sie beschrieben haben zustande kommen. Wenn das Pferd umdreht oder seitlich von der Wand wegdrueckt, ist das eigentlich immer ein Zeichen dafuer, dass der innere Hinterfuss nicht genueg untertritt. Es kann in diesen Faellen helfen, wenn man statt hinter dem Pferd seitlich neben der Schulter geht und Uebergaenge in den freieren Trab uebt, bis das Pferd wieder entspannt vorwaerts geht.
Man kann auch am langen Zuegel (hinter dem Pferd, bzw. neben der Kruppe) im Training von Zeit zu Zeit etwas im Trab zulegen, damit das Vorwaerts nicht verloren geht.
In extremen Faellen wuerde ich das Pferd erst unter dem Sattel wieder vorwaertsreiten und erst anschliessend wieder zum langen Zuegel zurueckkehren.
Wenn das Pferd einem die Zuegel nehmen und fortrennen will, muss man das Kreuz gut anspannen, die Ellbogen dicht am Koerper verankern und mit einem Absatz fest auf den Boden treten, wenn man die Parade erteilt, sodass man den Widerstand des Pferdes wie ein Blitzableiter durch den eigenen Koerper in den Boden schicken kann. Dann stoppt sich das Pferd sozusagen selbst gegen den passiven Widerstand des Bodens. Auf diese Weise kann man auch relativ grosse, kraeftige Pferde durchparieren, wenn etwas schiefgeht. Verliert man selbst die sichere Verbindung zum Boden, dann kann einen auch ein kleines Pferd abschleppen.

Thomas Ritter

[stromboli20]

Der bildliche Tipp mit dem Blitzableiter ist wirklich klasse. Im Schritt und Trab treten mitterlweile keine großen Probleme mehr auf. Im Galopp verhält er sich manchmal stark. Durch gezieltes Vorwärts, z.B. auf volten kann ich dem ganz gut entgegenwirken. Dennoch muss ich den Galopp unter dem Sattel korrigieren. Vor einer Woche haben wir endlich unsere erste wirklich saubere Galopptraversale am langen Zügel geschafft... Der Weg scheint einigermaßen zu stimmen. Das Wegstürmen an sich kommt eigentlich nur bei Erschrecken vor. Gehe ich auf Schulterhöhe mit, habe ich ihn natürlich in solchen Situationen besser im Griff.

[MS]

Ich möchte mich auch gerne diesem Thema mehr widmen.
Im Schritt klappt das am langen Zügel schon sehr gut.
Könnt Ihr mir Bücher zu dem Thema langer Zügel empfehlen?
LG Manu

[Sindy79]

... wie weit Sie mit Ihrem Pferd und seiner Ausbildung schon gekommen sind. Ich gratuliere und wollt das eben nur mal schnell loswerden

[amante]

Wichtig ist die eigene Körperhaltung, - Spannung und das eigene Tempo!!!

Wir machen bei unserem Kurs nächste Woche euach eine Einheit zum thema Langer Zügel, freue mich schon sehr!

[stromboli20]

Bücher nur zum Thema langer Zügel kenne ich nicht, allerdings ist das Thema in einer Menge Bücher zu klassischer Handarbeit eingebunden.

Bei uns wirds langsam besser. Im Galopp gehe ich immer noch zum großen Teil innen mit, um das Pferd auf einen großen Zirkel zu entlassen, wenn er sich zu sehr nach hinten verkriecht und die Galoppade verliert. Meine Körperspannung könnte besser sein.

Traversale:


Schulterherein:



Galopp:



Piaffe:


spanischer Schritt:


Pesade:

[anka]

endlich gibt es ein Buch welches ich auch sehr toll finde:

http://www.google.ch/imgres?q=langer+z% ... x=46&ty=70

[Honigkuchenpferd]

Wow, das sind wirklich wunderschöne Bilder.
Respekt!
Bin gespannt, ob wir es auch mal so weit schaffen.