"Stirnlinie vor die Senkrechte" - um jeden Preis?

Rund um die klassische Reitkunst

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anka
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Beitrag von anka »

Danke für die Antwort.

nun ich trenne Anlehnung und Dehnung als 2 Etappenziele
will heissen: ein Jungpferd soll zuerst das Gleichgewicht und die Losgelassenheit unter dem Reiter wiederfinden und da ist der Zeitpunkt wo man dem Pferd die Hand anbietet und das Pferd langsam lernt an die sich ihm anbietende Hand heranzudehnen.

erst im 2ten Schritt wird dann durch das zusammenspiel der Hilfen eine Dehnungshaltung erreicht welche ja den Angehobenen Wiederrist auszeichnet.

oft ist halt das Problem das eine Korrekte Anlehnung die das Pferd sucht sehr selten zu sehen ist und auch ich immer mit dem Impuls kämpfe an der Hand was zu "machen"
auslöser ist oft der druck von aussen den wenn man das Pferd wirklich dies selber suchen lässt kann einiges an Zeit verstreichen wo das Pferd nicht läuft wie man sich das im Kopf vorstellt.

viele können vielleicht 2 3 Runden warten und denken dann, so nun muss sich das Tier aber mal entspannen und schwupps, werkelt man etwas mit den Händen. :-)

viel öfter ist die Realität das der Reiter das Pferdemaul sucht und nicht unbekehrt..
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Filzi
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Beitrag von Filzi »

Hast du vielleicht ein Video von dieser Arbeit. Ich bin ein visueller Mensch. Ich kann mir zwar langsam vorstellen was gemeint ist, meine Erfahrung ist da aber anders.
Es kommt eben auch auf das Exterieur und das Interieur an WIE ein Pferd lernt GESUND über den Rücken zu gehen. Denn das sollte ja das Ziel sein. Ein Pferd welches sich schnell festhält und vielleicht noch einen kurzen Rücken hat wird sich sehr schwer damit tun, von selbst zu entspannen. Oder sagen wir lieber so: ES wird sich vielleicht irgendwann mal entspannen und den Hals vielleicht fallen lassen, ABER bis dahin läuft es physiologisch nicht richtig und nimmt auf Dauer Schaden. Nicht falsch verstehen, ich bin nicht der Meinung, dass der Reiter das Pferd sofort wie ein Kipferl zusammen stellen soll und formen was das Zeug hält. ABER wenn ich nach einigen Einheiten merke, dass mein Pferd sich nicht von selbst entspannt und den Hals fallen lässt, sollte ich anfangen die Taktik zu überdenken. Gleiches gilt, dass Hals fallen lassen NICHT gleich zu setzen ist mit einer korrekten Dehnung. Viele lassen den Hals fallen und die Hinterhand ist noch immer zu Hause in der Box. Das hat mit realler Dehnung nichts zu tun. Das kann man sicherlich zwischendurch machen, wenn es der Entspannung und der mentalen Stärkung beiträgt erachte ich das sogar als sehr sinnvoll. Aber wir können es drehen und wenden wie man mag der Motor ist und bleibt hinten.

Und erst wenn das Pferd von hinten an die Hand herantritt, entsteht fast automatisch ein Spannungsbogen der den Rücken anhebt. In dieser Basisausgangssituation kann ich dann beliebig das Pferd "formen". Ich kann es dehnen lassen, ich kann den Rahmen ändern.

Es führen 1000 Wege nach Rom und nicht JEDES Pferd ist gleich zu arbeiten.
"Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg." Mahatma Gandhi
Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich hab hier grade durch Zufall ein gutes Beispiel gefunden. Es ist eben so ein Pferd, dass sich bei null Zügelkontakt gerne einrollt.
Wenn man den Ton laut stellt, versteht man auch größtenteils, was BB erzählt.
Ich finde, das zeigt ganz gut, warum bei eingerolltem Pferd die Hinterhand nicht richtig arbeitet.
http://www.youtube.com/watch?v=yHfXPKRp ... re=related
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anka
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Beitrag von anka »

Ich verstehe schon was du mir sagen willst weil ich bis vor nicht allzu langer Zeit auch so dachte und handelte.
Mein Problem „und nur meines gell “ war immer meine Ungeduld.
In jedem Lehrbuch stand etwas von: Pferd sucht die Hand
Aber im Endeffekt hab immer ich das Pferd gesucht auch wenn nur sehr dezent aber doch ich war der part. Den mit ein wenig zu Hilfe nahme des Pferde war der Kopf plötzlich unten.
Irgendwann auf einem Joungster hab ich entdeckt das es eben auch anders geht, dies aber viiiiel Geduld von meiner Seite aus bedarf. Ich habe aufgehört das Pferd gross zu beeinflussen sondern war wirklich abwarten passiv.
Ein wartendes Fühlendes Reiten, wo ich nur eingriff wenns denn nötig war.

Es ging etwa 2 lange Wochen wo das Pferd dadurch recht rumeeierte was früher weniger de fall war da ich ja immer aktiv korrigiert hatte.
Aber dafür war als der Moment da war da das Pferd sein Gleichgewicht gefunden hat ohne meine Hilfe, viel der Nachfolgenden Schritte einfacher.

Ist das Pferd dazu vom Boden gut vorbereitet geht dies sowieso noch schneller.
Zum Verschleiss, ja definitiv gibt’s gesünderes als so reiten in dem Moment. Aber mittlerweile bin ich der Auffassung das ein Pferd dadurch nicht schaden nimmt, es nimmt mehr schaden wenn wir von Anfang an das Pferd aktiv beeinflussen wollen und in eine Schablone drücken möchten wo es oft nicht hingehört.

Da gibt’s einen schönen Ausspruch ich weiss leider nicht mehr vom wem:

Wie soll man den jungen Reitern heutzutage erklären dass sie die wundervollen Hälse ihrer Reitpferde am Anfang nicht annehmen dürfen?

Und ein Pferd da sich partout nicht loslassen will hat irgendwo einen anderen Knackpunkt den es zu lösen gibt. Muskel die verkürzt sind, etc etc.

Und ja hals unten und falenlassen heisst nicht dehnungshaltung.
Daher rede ich vom finden des gleichgewichtes und dem anschliessendem finden der Dehnunghaltung. 
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anka
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Beitrag von anka »

Phanja hat geschrieben:Ich hab hier grade durch Zufall ein gutes Beispiel gefunden. Es ist eben so ein Pferd, dass sich bei null Zügelkontakt gerne einrollt.
Wenn man den Ton laut stellt, versteht man auch größtenteils, was BB erzählt.
Ich finde, das zeigt ganz gut, warum bei eingerolltem Pferd die Hinterhand nicht richtig arbeitet.
http://www.youtube.com/watch?v=yHfXPKRp ... re=related
Den Pferden wird aber ein dehnen an die Hand unter dem reiter selten so gelernt wie ich das verstehe.
sondern entweder nase oder einwirkung auf einer Kandare.

diese art des einrollens sieht man fast bei den meisten der BB gerittenen Pferden.
Phanja

Beitrag von Phanja »

@anka
Hast du das Video überhaupt angeschaut? Sie arbeiten eben daran, dass sich das Pferd NICHT einrollt
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anka
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Beitrag von anka »

Phanja hat geschrieben:@anka
Hast du das Video überhaupt angeschaut? Sie arbeiten eben daran, dass sich das Pferd NICHT einrollt
Jep hab ich, und durfte auch schon Live die Korrekturen zugucken da dies bei eingen der so gerittenen Pferden vorkommt .
dieses Video kannte ich auch schon vorher

Die Grundfrage ist für mich immer, warum kommt es dazu? :)
mein Stutchen rollt sich momentan am Kappzaum auch noch gerne auf.
hat aber recht simple erklärungen dazu.

dies dann umzukehren ist aber sicher nicht so simpel.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Die Grundfrage ist für mich immer, warum kommt es dazu?
Genau diese Frage versucht BB in dem Video zu beantworten ... :roll:
Irgendwie hab ich das Gefühl, wir reden aneinander vorbei.
Macht aber nichts - vielleicht kann ja jemand anders mit dem Video was anfangen.
Ich finde jedenfalls, dass es prima zum Thema passt :wink:
Jolly
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Beitrag von Jolly »

Filzi hat geschrieben:... ABER bis dahin läuft es physiologisch nicht richtig und nimmt auf Dauer Schaden.
Meiner Meinung nach ist das ein Trugschluss .... ein Pferd, dass am Kopf nicht manipuliert wird, kann sich die Haltung aussuchen und ändert diese so häufig, dass es normalerweise zu keiner Überlastung der Strukturen kommt.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Jolly hat geschrieben:
Filzi hat geschrieben:... ABER bis dahin läuft es physiologisch nicht richtig und nimmt auf Dauer Schaden.
Meiner Meinung nach ist das ein Trugschluss .... ein Pferd, dass am Kopf nicht manipuliert wird, kann sich die Haltung aussuchen und ändert diese so häufig, dass es normalerweise zu keiner Überlastung der Strukturen kommt.
Ironiemodus an: :wink:
Aber natürlich, ein Pferd was sich immer die Haltung aussuchen kann, wird selbstverständlich mit aktiver Hinterhand und schwingendem Rücken laufen, so dass es unter dem Reiter keinerlei Schaden nehmen kann - immerhin WEISS das Pferd ja, dass es mir schlapper Hinterhand und durchhängendem Rücken nicht alt wird, so als Reitpferd. Warum sich allerdings Generationen von Reitmeistern Gedanken darüber machen, wie man denn wohl die aktive HH und den schwingenden Rücken erarbeitet. :D
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Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Ich vermute gerade beim Lesen, dass hier alle aneinander vorbeireden. So wie ich es verstehe, geht es den einen darum zu beschreiben, was passiert, wenn man ein rohes Pferd anreitet, und die anderen reden davon, was sie mit ihren bereits angerittenen Pferden tun, oder mit ihren älteren Pferden, die (aus welchem Grund auch immer) Anlehnungsschwierigkeiten haben oder sie sprechen von Korrekturpferden oder Pferden mit gewissen krankheitsbedingten Einschränkungen. Da bestehen große Unterschiede. :wink:
Viele Grüße
Sabine
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Jen
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Beitrag von Jen »

Danke Max, meine Gedanken ;)
Liebe Grüesslis, Jen
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Jolly
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Beitrag von Jolly »

Cubano hat geschrieben:
Jolly hat geschrieben:
Filzi hat geschrieben:... ABER bis dahin läuft es physiologisch nicht richtig und nimmt auf Dauer Schaden.
Meiner Meinung nach ist das ein Trugschluss .... ein Pferd, dass am Kopf nicht manipuliert wird, kann sich die Haltung aussuchen und ändert diese so häufig, dass es normalerweise zu keiner Überlastung der Strukturen kommt.
Ironiemodus an: :wink:
Aber natürlich, ein Pferd was sich immer die Haltung aussuchen kann, wird selbstverständlich mit aktiver Hinterhand und schwingendem Rücken laufen, so dass es unter dem Reiter keinerlei Schaden nehmen kann - immerhin WEISS das Pferd ja, dass es mir schlapper Hinterhand und durchhängendem Rücken nicht alt wird, so als Reitpferd. Warum sich allerdings Generationen von Reitmeistern Gedanken darüber machen, wie man denn wohl die aktive HH und den schwingenden Rücken erarbeitet. :D
das ist die allgemein gängige Meinung, da stimme ich Dir zu.
aber womit erklärst du dir dann, dass Dir jeder TA bestätigt, haufenweise platte Dressurpferde zu haben aber sehr selten nur mal ein plattes Distanzpferd? Ich kenne inzwischen so viele Distanzpferde, die wirklich viele Kilometer in hohem Tempo über unreitbare Böden gelaufen sind, das alles am langen Zügel ohne aufgewölbten Rücken mit schiebenden Hinterbein. Keins davon ist platt auf den Beinen, sie gehen dann kaputt, wenn man sie zu früh zu schnell reitet (dann sind es meist die Sehnen), aber kaputte Gelenke sind doch recht selten, Hufrolle ist quasi unbekannt.
Daher wage ich inzwischen darüber nachzudenken, dass es vielleicht gar nicht so schädlich ist, sein Pferd in der Haltung laufen zu lassen, in der es sich am wohlsten fühlt. Jedenfalls dann, wenn es darum geht unterwegs zu sein.
Natürlich sieht die Arbeit ganz anders aus, wenn es darum geht die Bewegung des Pferde schöner zu machen, das ist dann halt ein anderes Ziel. Oder wenn es darum geht, dass man ein Pferde gymnastizieren will, damit es wendiger und dadurch weniger verletzungsanfällig wird.
Aber die Argumentation, dass ein Pferd unmanipuliert durch die Gegend laufen zu lassen, das Pferd kaputt macht, das glaub ich halt inzwischen nicht mehr.
Auch wenn ich persönlich lieber ein rittiges und locker über den Rücken gehendes Pferd reiten möchte.
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Jen
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Beitrag von Jen »

jolly, ich denke, da gibt es einige Faktoren zu beachten:

Distanzpferde sind i.d.R. bestimmte Pferdetypen: sprich v.a. Araber, die seit - keine Ahnung... einfach ewig - auf Leistung gezüchtet werden. solche Pferde sind extrem zäh und halten viel aus, das ist einfach auch die Zucht dahinter. Genauso wie zb. Isländer auch extrem zähe Tiere sind, die ja im Verhältnis zur Körpergrösse sehr schwere Reiter tragen und das nicht mit einem gymnastizierenden System im Hintergrund, ja oft mal nicht mal unbedingt taktreine Gangarten ;)

Das ist aber nicht auf die ganze Pferdepopulation einfach so übertragbar. Zum Beispiel gerade die heutige WB-Zucht, welche diese elastischen, federnden Gänge mit dieser extremen Gangmechanik fördert ist im Widerspruch mit zäher Widerstandsfähigkeit. Diese Zucht ist auf etwas ganz anderes ausgelegt und das hat immer seinen Preis...

Ich glaube auch nicht, das Pferde piaffieren müssen, um gesund zu bleiben. Wahrscheinlich eher im Gegenteil. Aber keine Gymnastizierung ist leider auch kein Garant für Gesundheit, das sehe ich zb. im reinen Freizeitreiterbereich, wo die Pferde z.T. wirklich sehr schlecht aussehen, mit diversen Gebrechen. Und zwar solche die nur im Gelände gondeln, wie auch solche die ab und zu das eine oder andere Turnier gehen. Gerade heute hab ich in einer Vereinsreithalle 3 Freizeit-Springpferde gesehen, die offensichtlich sehr schlecht gymnastiziert und eher das, was ich als unrittig bezeichnen würde *autsch*. 2 davon waren deutlich taktunrein im Trab. tja... aber über die Sprünge heizen kann man trotzdem und die Reiter sind sicher überzeugt, gesunde Pferde zu haben.

Ich denke, das ist dann aber wieder ein anderes Thema, das schon seitenfüllende Diskussionen ausgelöst hat.
Liebe Grüesslis, Jen
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chica
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Beitrag von chica »

Jen hat geschrieben:Ich denke, das ist dann aber wieder ein anderes Thema, das schon seitenfüllende Diskussionen ausgelöst hat.
Jupp, und das gehört hier nicht her ;) Bitte zurück zum Ausgangsthema!
LG Ines
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(Noël Pierce Coward)
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