Reiten mit Kappzaum

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Danschi
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Reiten mit Kappzaum

Beitrag von Danschi »

Hallo allerseits,

ich habe schon etwas im Forum rumgeblättert zu diesem Thema, bin aber in Bezug auf meine Fragen nicht wirklich fündig geworden ...

Ich möchte gerne ausprobieren 4-zügelig mit Trense und Kappzaum zu reiten. Warum? Weil mein Pferd entweder gar nicht mehr auf die Trense reagiert (überm Zügel geht) oder sich drauf haut (unterm Zügel geht). Ein angenehmes leichtes "an den Zügel herantreten" gibt es so gut wie nie. Er hat schon einiges mitgemacht in seinen 17 Jahren und ich verlange auch nicht viel. Möchte ihn einfach sinnvoll gymnastizieren. Er ist so sensibel im Maul, dass er entweder ausflippt oder sich einrollt. Deswegen dachte ich mir ich versuch es mal Gebisslos. Allerdings traue ich ihm nicht ganz und möchte als "Versicherung" wenn er durchgeht auch ein Gebiss drinnen haben.(Er ist wirklich schwierig, hatte quasi ein Pferde-Burn-Out als er zu mir kam) Ausserdem könnte ich doch je nach Reaktion ihn mal mehr oder weniger mit Trense oder Kappzaum annehmen. Ist das völlig aus der Luft gegriffen und hört sich das für euch halbwegs sinnhaft an???

Auf was muss ich achten, wenn ich 4-zügelig mit Kappzaum reite?
Wie muss der Kappzaum beschaffen sein? Nehm ich da ganz normale Zügel? Ist ein Cavecon besser dafür geeignet?

Danke für eure Tipps!
mit besten Grüßen
Danschi

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir in der Welt wünschst" (Mahatma Gandhi)
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unicorn
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Beitrag von unicorn »

Du nimmst dafür am besten dünnere Lederzügel ohne Stege
(die weit verbreiteten dicken Gurtzügel mit Stegen wären nicht so geeignet)
Als Kappzaum nimmst du am besten ein Cavecon zum reiten.
Oder du schnallst einen Semi-Kappzaum in die Backenstücke eines Genickriemens.
Das ist dann wie ein Cavecon, nur weniger Leder am Pferdekopf.

Kennst du dich mit der Zügelführung aus?
Relativ "üblich" ist die 3 zu 1 Zügelführung
in der linken Hand hast du dann: linkes Trensengebis, linker Kappzaum, rechtes Trensengebiss

und in der rechten Hand den rechten Kappzaumzügel

Als Reitlehrer könnte dir da jemand nach Branderup bestimmt gut helfen.
Gast

Beitrag von Gast »

Ich habe meine Stute mit der Kombi Kappzaum und Gebiss angeritten, bis zu dem Punkt, wo sie die Gewichtshilfen verstanden hatte.
Dazu habe ich eine modifizierte, weich mit Neopren gepolsterte Serreta benutzt, weil ich die noch aus den Zeiten habe, wo es keine vernünftigen zierlichen Kappzäume gab. Empfehlenswert ist eine normale Serreta ganz bestimmt nicht, aber ich möchte dir trotzdem gerne von meiner "Variante" erzählen.

Und dann habe ich einfache Gurtzügel dran befestigt und die Zügelführung mit dem Zügel vom Gebiss zwischen Ringfinger und kleiner Finger und den Zügel von der Serreta zwischen Mittelfinger und Ringfinger. Das ging ganz gut, aber ich bin nur kurz so geritten, also ca. zwei Wochen.

Empfehlen würde ich dir immer einen zierlichen Kappzaum. Und da würde ein Cavecon ja gut passen. Ich würde sogar ein Cavecon eher zum Reiten nehmen, als zum Longieren, weil mir persönlich das Cavecon (oder zumindest das Modell, was ich mal hatte) nicht stabil genug auf der Nase gelegen hat für seitliche Einwirkung durch die Longe.
Diese Einwirkung hast du ja aber gar nicht beim Reiten, also könnte das doch gut passen.

Berichte doch mal von deinen Umsetzungen!
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ich finde ehrlich gesagt die Kombi "normale Trense mit hannoverschem Reithalfter" viel schöner und besser zu händeln als sämtliche Kappzäume. Einfach in das hannoversche RH auch noch ein paar Zügel einschnallen, fertig.

Bei vielen Kappzäumen hat man sonst das Problem, dass sie korrekt verschnallt so nah am Gebiss verlaufen, dass man dem Pferd ziemlich fies die Maulwinkel einklemmen kann, wenn es mal nach vorn zieht. Davon abgesehen sehen die meisten Kombis mit Kappzaum/Gebiss wahlweise klobig oder zusammengestückelt aus, verrutschen oder oder oder ...
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

So meine ich das ...
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Finchen
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Re: Reiten mit Kappzaum

Beitrag von Finchen »

Danschi hat geschrieben:. Ist das völlig aus der Luft gegriffen und hört sich das für euch halbwegs sinnhaft an???

!
Zu dem WIE mit Kappzaum müssen andere Ratschläge geben, da habe ich keine Erfahrung.

Völlig aus der Luft gegriffen finde ich die Idee auch nicht, allerdings wundere ich mich, dass du sagst er ist super sensibel und rollt sich teils ein, du benötigst aber die Trense um quasi eine Notbremse zu haben.

"Nötig" finde ich es so auf die Ferne nach deiner Beschreibung nicht, ich hätte glaube ich nicht die Idee auf gebißlos umzusteigen, sondern würde überprüfen und ggf. korrigieren, wie ich dem Pferd das Gebiß "anbiete". ZB mit ganz ruhiger Hand einen kontinuierlichen Kontakt herstellen, auf gut aktive HH achten, sowas.

Klingt als hätte das Pferd nicht wirkliches Vertrauen in die Reiterhand - das ist aber sicher auch wieder herstellbar.

Vielleicht finden sich noch andere zu dem Thema!?
two-toned.at
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Beitrag von two-toned.at »

Ich bin lange mit Trense und Kappzaum geritten, dann mit Kandare und Kappzaum und nun wieder Trense mit Kappzaum. Ich hatte zuerst einen "normalen" Kappzaum und nun einen Semikappzaum - Semi finde ich besser, weil nicht soviel Leder am Pferd ist.

Ich habe eine Trainerin, die nach Branderup unterrichtet, und da ist das eigentlich ganz normal, dass man anfangs mit Kappzaum und Trense und dann mit Kappzaum und Kandare reitet.

Zügelführung hatte ich ganz normal 2:2 - mit 3:1 bin ich nie Freund geworden, wichtig war mir immer, dass die Zügel sehr dünn sind.


lg, Klaudia
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Blumee82
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Beitrag von Blumee82 »

Hallo,

ich antworte jetzt mal nur auf deine Frage... wie und ob man vielleicht doch am Vertrauen in die Reiterhand bzw. das Gebiss arbeiten sollte/kann lass ich mal außen vor.

Ich habe meinen Jungspund damals auch mit Kappzaum und anschließend mit Kappzaum und Gebiss angeritten. Er kannte die "Komandos" schon von der Bodenarbeit bzw. vom Longieren. Ich hatte sowohl einen "normalen" Kappzaum, wie auch ein Cavecon. Gebiss und Kappzaum kamen sich bei mir nie in die Quere, da der Kappzaum ja ca 2 Finger unterhalb des Jochbeins verschnallt wird. Da lag das Gebiss bei mir nicht.

Ich habe die Zügel einer Seite auch in der entsprechende Hand gehabt und nicht wie Kandarrenzügel mit 3-1 geführt. Je nachdem, welchen Zügel ich ansprechen wollte habe ich mein Handgelenk mehr oder weniger gekippt. Den Kappzaumzügel habe ich hauptsächlich für die Seitwärtsweisenden Zügelhilfen benutzt (um dafür nicht das Gebiss nehmen zu müssen).
Allmählich wurden diese seitwärtsweisenden Hilfen dann durch die "richtigen" Reiterhilfen ersetzt.

Also es geht schon, warum auch nicht. Allerdings möchtest du ja das Gebiss ersetzten und würdest den Kappzaum quasi als neue Zäumung einführen. Vielleicht wäre etwas vorbereitende Bodenarbeit gut, wenn das Gebiss nicht so gerne genommen bzw. akzeptiert wird.
Danschi
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Beitrag von Danschi »

Guten Morgen :D !

Erstmal vielen Dank für eure Rückmeldungen!

Zum Cavecon: ist das nicht „schärfer“ als ein Kappazaum? Ich möchte ja, wie Finchen richtig erkannt hat, das Vertrauen in die Reiterhand wieder aufbauen. Die HH ist wirklich ein Problem, er ist sehr vorlastig (hatte einen mega Unterhals als er zu mir kam) Derzeit reite ich seitwärts, rückwärts, seitwärts. Rückwärts, antraben, aus dem Schritt angaloppieren. Wenn ich das mindestens eine halbe Stunde mache, geht er ca. eine viertel Stunde schwungvoll vorwärts. Dann fällt er wieder runter und die HH ist irgendwo in Hintertupfing.

Danke für die Info mit der Zügelführung 3:1, habe ich noch nie gehört, find ich aber schlüssig!

Was ist ein Semi Kappzaum??
mit besten Grüßen
Danschi

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Max1404
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Re: Reiten mit Kappzaum

Beitrag von Max1404 »

Danschi hat geschrieben: Weil mein Pferd entweder gar nicht mehr auf die Trense reagiert (überm Zügel geht) oder sich drauf haut (unterm Zügel geht). Ein angenehmes leichtes "an den Zügel herantreten" gibt es so gut wie nie. ... Er ist so sensibel im Maul, dass er entweder ausflippt oder sich einrollt.
Danschi, eigentlich passen die Reaktionen, die Du beschreibst, nicht zusammen. Die einzige Gemeinsamkeit ist die Tatsache, dass sich Dein Pferd mit allen Mitteln gegen Deine Hand wehrt.
Sofern Du die Zähne überprüft hast und auch sonst keine körperlichen Probleme da sind (die meisten Anlehnungsprobleme kommen aus der Hinterhand!), liegt es vermutlich an Deiner Hand. Wenn es daran liegt, wirst Du mit gebisslosem Reiten meiner Meinung nach das Problem nur verschleiern. Möglicherweise hat Dein Pferd aber auch niemals eine gute Grundausbildung erhalten oder ist jahrelang schlecht geritten worden und hat Angst vorm Gebiss bekommen, so dass es eigentlich ein Korrekturfall ist. In einem solchen Fall könnte gebissloses Reiten als Übergangslösung natürlich positiv sein.
Aber das sind alles Spekulationen aus der Ferne. Ich bin immer dafür, das Problem an seiner Wurzel anzupacken und nicht nur die Symptome zu kurieren (was viele gerne machen, weil sich der Erfolg scheinbar schnell einstellt. Meiner Meinung nach ist das aber Selbstbetrug).
Viel Erfolg! :D
Viele Grüße
Sabine
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Krümel
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Beitrag von Krümel »

Guten Morgen,

reite auch mit dieser Kombi! Wir kommen damit super zurecht, haben allerdings alles erst vom Boden erarbeitet, mit einer Trainerin nach Branderup.

Hier findest du einen Semikappzaum:
www.barocko.de/shop/pferd/kappzaeume/in ... zaeume.php
Er wird einfach in die Trense eingschnallt. Als Zügel hab ich dafür auch dünnere Lederzügel.

Mit solchen Problemen, die du beschreibst, würde ich versuchen einen Trainer zu finden, der das mit dir erarbeiten kann.Du kommst aus Österreich? Vielleicht bist du hier in der Nähe:
www.akademische-reitkunst.at/index.php?id=2
Sie hatte am Wochenende einen Kurs bei uns hier in einem Stall, meine Trainerin war dort, und war ganz begeistert!

LG

Tina
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chica
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Beitrag von chica »

Krümel hat geschrieben:Vielleicht bist du hier in der Nähe:
www.akademische-reitkunst.at/index.php?id=2
Sabine ist ganz in der Nähe von Danschi und mir, muss einem aber "liegen" ;)

Danke für den Link mit dem Semikappzaum. Bisher hab ich leider noch keinen gefunden, der auf einen Ponykopf passt :(
LG Ines
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Danschi
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Beitrag von Danschi »

@ Sabine: ja, das stimmt. Er hat zwischendurch die Aussetzer, dass er sich gegen die Hand wehrt. Die Grundausbildung war glaub ich holländisch, er ist während seiner Turnierkarriere (bis S) aber immer von Mädchen vorgstellt worden (wer zu Hause auf ihm geritten ist kann ich natürlich nicht sagen). Dann dürfte er ca. 1 Jahr unter starken Rückenschmerzen "verkaufsfertig" trainiert worden sein (hatte ein Geschwür am Rücken, das angeblich zu spät als solches erkannt wurde). Als er durch Zufall zu mir kam war er bösartig gegenüber ALLEM (Mensch und Tier). Glaubt mir, seit damals hat sich schon viel getan. Er ist mittlerweile ein Schmuser (hat mich am Anfang nur gebissen und über den Haufen gerannt). Reiterlich geht es eben auch nur seeeehhhr langsam vorwärts und es ist kompliziert. Der Junge hat 17 Jahre auf dem Buckel und wer weiß was alles erlebt ... aber wenn ich nichts mit ihm mache wird er extrem zickig. Bodenarbeit machen wir auch viel!

Die Branderup-Trainerin kenne ich. Vielleicht fahre ich da wirklich ein paar Mal hin. Ist ca. 45 Minuten von meinem Stall weg. Danke für den Link!! Semi-Kappzaum ist bestellt :D
Zuletzt geändert von Danschi am Fr, 24. Aug 2012 08:52, insgesamt 1-mal geändert.
mit besten Grüßen
Danschi

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Krümel
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Beitrag von Krümel »

Auf ihrer HP findest du auch eine Liste mit sämtlichen Trainern in Österreich, die nach der akademischen Reitweise ausbilden. Vielleicht ist ja jemand in deiner Nähe!

LG

Tina
Elektra
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Beitrag von Elektra »

Oh, das Thema passt gerade wunderbar:

Habe mir den Link zu dem Semi-Kappzaum angeschaut, verstehe nur nicht ganz, das ist ja im Prinzip nur das Nasenstück - wie wird das denn dann befestigt :?:
Wie sind die Erfahrungen mit dem Rückversand beim genannten Shop - finde leider nichts, ob der Rückversand kostenfrei ist?
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