Ausgebunden longieren???

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

Kann da nichts anderes erkennen, als einen "normalen" Dreieckszügel, oder auch Lauffer-Zügel. Einziger Unterschied (mE sollte das ohnehin Standard sein), dass ein Kappzaum übergelegt wird, damit die Longe am Kappzaum und nicht am Trensenring eingehangen wird.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Malwas
User
Beiträge: 291
Registriert: Sa, 02. Apr 2011 17:00
Wohnort: Leipzig

Beitrag von Malwas »

Ich kann auf dem winzigen Foto gar nicht erkennen, was an dem Zügel besonders ist, sieht aus wie Dreieckszügel aus Strechmaterial... gibts da auch noch größere Fotos?
Benutzeravatar
Lulu
User
Beiträge: 425
Registriert: Sa, 21. Okt 2006 20:29
Wohnort: im wilden Osten

Beitrag von Lulu »

Qualitativ sehr kleine und schlecht erkennbare Bilder und auch nach der Beschreibung zur Verwendung, sieht das für mich nach einem "normalen" Dreiecks-/Lauferzügel aus. Die Beschreibung zur Verwendung mit dem Kappzaum, kann ich genauso mit dem Dreieckszügel durchführen.
Hier wird dem "Kind" mal wieder ein neuer Name gegeben, der Sinn mag sich mir aus der Homepage alleine nicht erschließen.
LG Lulu

Achtung, in Deckung Monstergetier mit Struwelkopf in Sicht!

Da gibt´s Bilder!
Gast

Beitrag von Gast »

Mal wieder einer, Entschuldigung, eine, die das Rad neu erfunden haben will.
Nur weil der Dreicksausbinder nun aus einem Seil besteht, ist das doch keine Neuheit. Selbst dann nicht, sollte dieses Seil elastisch sein.

Außerdem:
Wo steht geschrieben, daß die Verwendung eines Ausbinders das Pferd in eine bestimmte Form zwingt?
Korrekt angewandt weist jeder Ausbinder dem Pferd den Weg in die Tiefe. Aber er zwingt diesen Weg nicht auf.
Der Ausbinder ermöglicht es dem Pferd, sich an das Gebiss heran zu dehnen.
Also ist die Verwendung dieses Hilfszügels ideal geeignet, um das Pferd auf das Einwirken der Reiterhand vorzubereiten.
Das heißt aber auch, daß das Verkürzen der Ausbinder nur allmählich vorgenommen werden darf.
Eben nur so weit, wie es der bereits erreichte Ausbildungsstand zuläßt.
Das gilt aber auch, wenn man kein junges Pferd in der Arbeit hat.
Hier ist dann der Lösungsgrad für das Verkürzen maßgebend.

In jedem Falle beginnt die Arbeit im Schritt und ohne Ausbinder.
Je nach Temperament des Pferdes eventuell auch im Trab.
Erst wenn das Pferd aufgewärmt ist, werden die Ausbinder eingeschnallt.
Lang!
Und deutlich vor der Senkrechten.
Auch an der Longe gilt es, die Ausbildungsskala einzuhalten.
Auch hier gilt es, das Pferd erst aufzuwärmen und dann zu lösen. Erst danach kommt die Arbeitsphase. Unterbrochen durch Entspannungspausen. Danach werden die Ausbinder lang geschnallt und es erfolgt die Abspannphase. Bis dann die Ausbinder ganz ausgeschnallt werden.

Wenn man so vorgeht, wird kein Pferd in eine bestimmte Haltung gezwungen.
So vorzugehen, wie jetzt beschrieben, ist eigentlich die ordnungsgemäße Art, sein Pferd mit Longe und Ausbindern zu arbeiten.
Das ist aufwendig und wirklich Arbeit.
Daher verzichten viele darauf, sich dieser Mühe zu unterziehen.
Da werden die Pferde gleich mit dem Kopf auf die Brust geknallt.
Nur kann man die Bequemlichkeit der Longenführern nicht den Ausbindern ankreiden.
Falsch anwenden läßt sich schließlich jedes noch so nützliche Hilfsmittel.

Messer geben ganz passable Mordwerkzeuge ab.
Dennoch käme wohl niemand auf den Gedanken, diese zu verbieten.

An der Longe sehe ich Dreiecksausbinder nicht so gerne. Da sind mir die starren lieber. Bei den Dreiecksausbindern besteht sehr schnell die Gefahr, daß das Pferd in den Ausbinder hinein treten kann. Böse Stürze können so die Folge sein.

Wichtig bei der Verwendung von Ausbindern ist, diese der jeweiligen Gangart anzupassen. Das gilt im besonderen Maße für die Dreiecksausbinder. Folgt der Wechsel in eine höhere Gangart, so ist dem Rechnung zu tragen und zuvor der Ausbinder zu verkürzen. Dabei ist darauf zu achten, daß das Pferd immer zwei Finger breit vor der Senkrechten bleibt.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Ich sehe da auf den Fotos auch nicht wirklich eine "neue" Erfindung :roll:
Mir persönlich ist bisher noch kein "Hilfszügel" untergekommen, der eine echte Biegung und Stellung beim Longieren erlaubt - und da das Pferd sich im Kreis bewegt, ist es für mich Vorraussetzung, dass das Pferd sich entsprechend dieser Kreislinie auch stellt und biegt. Von daher sind wir "oben ohne" unterwegs.
Malwas
User
Beiträge: 291
Registriert: Sa, 02. Apr 2011 17:00
Wohnort: Leipzig

Beitrag von Malwas »

Stellen und Biegen geht aber, wenn man eine Art Dreieckszügel benutzt, der unten am Gurt nicht fest sitzt, sondern durch einen Ring läuft. So einen Hilfszügel hatte mir meine Reitlehrerin mal eingeschnallt; durch das Durchlaufen des Seils wird der Hilfszügel außen länger als innen, wenn man Stellung verlangt. Trotzdem war eine Begrenzung nach oben da (und bei mir auf dem Pferd damals auch nötig). Ich mag Hilfszügel grundsätzlich nicht, aber von allen, die ich kenne, ist mir das der sinnvollste. Ich weiß nicht, wo sie ihn herhatte (evtl. anfertigen lassen), kann man aber selber bauen oder hier kaufen (und das Genickstück weglassen und das Seil nur durch die Gebissringe führen): http://www.calevo.com/cgi-bin/calevo/1100370.html
Den Preis für ein Seil mit Schnallen finde ich aber unverschämt hoch.
Gast

Beitrag von Gast »

Stellung kann an der einfachen Longe erarbeitet werden.
Voraussetzung dafür ist aber korrektes ausbinden.

Um die Biegung zu erarbeiten, ist ein "Gegenlager" erforderlich. Bei der Arbeit unter dem Sattel besorgt das der äußere Schenkel. An der einfachen Longe, egal ob nun mit oder ohne Ausbindern, fehlt dieses Gegenlager. Ein noch nicht ausbalanciertes Pferd, das noch nicht gelernt hat, sich auf die Kreislinie einzustellen, wird über die äußere Schulter ausbrechen.

Will man mit solch einem Pferd die Längsbiegung erarbeiten, so ist eine äußere Begrenzung unumgänglich. Diese kann aber nur durch die Doppellonge herbeigeführt werden. Diese wird ja um das äußere Hinterbein herum geführt.
Arbeitet man bereits auf Doppellonge, können (sollten) die Ausbinder entfallen.
Phanja

Beitrag von Phanja »

@Malwas
Klingt in der Tat nicht uninteressant :wink:
Bisher hatte ich aber auch nicht den Bedarf nach sowas

@claustim
Verschnallst du dann den inneren Ausbinder kürzer als den äußeren? Oder verlangst du vom Pferd Stellung trotz gegenhaltendem äußeren Zügel?
In meiner Reitweise entsteht Biegung durch Stellung, weil sich die Rotation der Stellung durch die Wirbelsäule fortsetzt und die innere Hüfte des Pferdes nach vorne kommt. Das hat unter anderem zur Folge, dass der äußere Hinterfuß nicht ausfällt. Eine Begrenzung von Außen ist dazu aber nicht nötig. Insofern würde Longieren an sich ja sonst auch keinen Sinn ergeben, wenn man nicht Biegung erarbeiten wollte.
Benutzeravatar
Finchen
User
Beiträge: 8526
Registriert: Di, 19. Apr 2011 22:30
Wohnort: im Norden zwischen HB und HH

Beitrag von Finchen »

claustim hat geschrieben:Korrekt angewandt weist jeder Ausbinder dem Pferd den Weg in die Tiefe. Aber er zwingt diesen Weg nicht auf.


Der Ausbinder ermöglicht es dem Pferd, sich an das Gebiss heran zu dehnen.
.
Den zweiten Satz kann ich nachvollziehen, jedoch zeigt meiner Meinung nach der Ausbinder nicht (sinnvoll) den Weg in die Tiefe, weil ein Pferd entweder einen irre lang verschnallten Ausbinder hat und damit auch wie Giraffe laufen kann, ohne den Ausbinder zu merken, oder dieser nach oben begrenzt, dann jedoch begrenzt er auch nach unten, denn die Nase kann damit nicht vorgehen.

Aus diesem Grund mag ich persönlich Ausbinder weder beim Longieren noch beim Reiten. Andere Hilfszügel halte ich je nach Situation aber für nicht verkehrt, wenn sie vorrübergehend eingesetzt werden.

@Malwas:
die Variante zB klingt "logisch". :wink:
Gast

Beitrag von Gast »

Das Laufen wie eine Giraffe ist für das Pferd sehr unangenehm.
Es wird dieses von sich aus unterlassen.
Voraussetzung ist jedoch, daß zuvor kein Zwang ausgeübt wurde.
Das sich nach oben Entziehen ist eine Reaktion auf zuviel Druck auf die Laden.
Daher ist es zwingend erforderlich, dem Pferd nur allmählich nach vorne eine Begrenzung zu bieten.
Benutzeravatar
Sonja
User
Beiträge: 303
Registriert: Mi, 12. Mär 2008 09:35
Wohnort: Frankfurt am Main

Beitrag von Sonja »

claustim, ich kenne genug Pferde die nicht ordentlich longiert werden, sondern zentrifugiert, die sich nur halten können mit Kopf nach oben-außen. Dazu bedarf es keinem Druck auf die Laden. Es ist für diese unausbalancierten Pferde die einzige Möglichkeit, auf dem Zirkel zu laufen ohne umzufallen (bzw. das Gefühl zu haben).
2 Shettys - halb so viel Nerven...

Sonja, wir vermissen Dich Maus!
*1996 +2011
Gast

Beitrag von Gast »

Ich habe das Longieren vor gut und reichlich 45 Jahren erlernt.
Damals gehörte zum Arbeiten an der Longe:
(Kappzaum), Trense, Longiergurt, Ausbinder, Longe und Longierpeitsche. Zusätzlich noch ein Paar Handschuhe.
Waren Pferd und Longenführer nicht entsprechend ausgerüstet, flog man unmißverständlich und sofort aus der Reithalle raus.

Roundpens gab es damals nämlich noch nicht. Da wurde noch in der Reithalle longiert. Auch wenn andere in der Halle ritten.
Daher war es zwingend erforderlich, größtmögliche Sicherheit zu schaffen.
Obgleich man an der Longe nur begrenzt Einfluß auf das jeweilige Pferd nehmen kann, so wird es über die Ausbinder doch begrenzt. Das allein entschärft schon so manche kritische Situation.

Im Gegenzug wurde einem damals auch im Unterricht vermittelt, wie ein Pferd ordnungsgemäß longiert wird. Inklusive der korrekten Verschnallung der Ausbinder.
Benutzeravatar
ottilie
User
Beiträge: 5400
Registriert: Fr, 22. Jun 2007 12:00
Wohnort: Oberbayern

Beitrag von ottilie »

claustim hat geschrieben:Ich habe das Longieren vor gut und reichlich 45 Jahren erlernt.
Wie gut daß sich mitunter doch praktikable Änderungen am status quo ergeben :roll:
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
Wo die Kraft anfängt, hört das Gefühl auf (Moshe Feldenkrais)
Phanja

Beitrag von Phanja »

claustim hat geschrieben:Ich habe das Longieren vor gut und reichlich 45 Jahren erlernt.
Damals gehörte zum Arbeiten an der Longe:
(Kappzaum), Trense, Longiergurt, Ausbinder, Longe und Longierpeitsche. Zusätzlich noch ein Paar Handschuhe.
Waren Pferd und Longenführer nicht entsprechend ausgerüstet, flog man unmißverständlich und sofort aus der Reithalle raus.

Roundpens gab es damals nämlich noch nicht. Da wurde noch in der Reithalle longiert. Auch wenn andere in der Halle ritten.
Daher war es zwingend erforderlich, größtmögliche Sicherheit zu schaffen.
Obgleich man an der Longe nur begrenzt Einfluß auf das jeweilige Pferd nehmen kann, so wird es über die Ausbinder doch begrenzt. Das allein entschärft schon so manche kritische Situation.

Im Gegenzug wurde einem damals auch im Unterricht vermittelt, wie ein Pferd ordnungsgemäß longiert wird. Inklusive der korrekten Verschnallung der Ausbinder.
Das ist ja alles schön und gut - nur - jede Art von Hilfszügel ist nicht dafür gedacht, dass man das Pferd unter Kontrolle halten kann. Entweder ein Pferd ist arbeitsbereit (und damit meine ich körperlich UND psychisch) oder man muss daran erstmal arbeiten. Mitnichten sind Ausbinder dazu da, das Pferd zu begrenzen, damit es unter Kontrolle gehalten wird. Wer an der Longe keinen Einfluss auf sein Pferd hat, muss eben wieder zum Anfang zurück - auch Longieren ist ein Ausbildungsschritt, den man bei 0 beginnen sollte. Ob Ausbinder, Hilfszügel, etc. oder nicht, sollte meiner Meinung nach nicht ein Schema entscheiden, sondern der Ausbilder sollte das individuell nach Pferd einschätzen können. Am Ende zählt doch, dass die Arbeit dahin führt, wo man mit dem Pferd hin will UND die Lösung auch für das Pferd passt. Diese schwarz-weiß Denkerei führt aus meiner Sicht leider nur allzu häufig dazu, dass die Leute nicht mehr nachdenken, WARUM sie etwas so tun, wie sie es tun.
Gast

Beitrag von Gast »

Nicht alles, was seit Alters her genutzt wird, ist veraltet!
Dafür ist doch gerade der Bereich der "klassischen Reitweise" ein sehr gutes Beispiel. Die Ausbildung beruht doch in wesentlichen Teilen auf Reitlehren, deren Urheber ihre Werke bereits vor Jahrhunderten verfasst haben. Selbst die HDV 12 liest sich in manchen Teilen ungemein modern. Bereits die Einleitung läßt vergessen, daß diese Heeresdienstvorschrift noch zu Zeiten des deutschen Kaiserreiches verfasst wurde.

In Bezug auf das Longieren heißt das, daß jeder, der einmal von einem Pferd quer durch die Halle gezogen wurde, weiß, wovon ich spreche. Wenn ich verlange, größtmögliche Sicherheit zu schaffen! Ebenso, wie jeder Reiter, der das "Vergnügen" hatte, in der Bahn auf eine "Pferdezentrifuge" zu treffen.

Beim Longieren ohne Ausbinder ist es lediglich möglich, dem Pferd den Kopf herum zu ziehen. Eine korrekte Stellung oder gar (Längs-) Biegung zu erarbeiten, ist so unmöglich. Es fehlt an der äußeren Begrenzung. So ist es nahezu unvermeidlich, daß das jeweilige Pferd über die äußere Schulter ausbrechen wird. Vor allem dann, wenn keine äußere Begrenzung durch bauliche Einrichtungen in Form von Zäunen oder Mauern existieren. Es soll ja auch heute noch Reitanlagen geben, die über keinen Roundpen oder eine Longierhalle verfügen.

Ich kenn auch bereits die Bilder des "Longenkurses". Alle dort gezeigten Pferd "driften" über die äußere Schulter nach außen. Hinzu kommt, daß diese Pferde nur auseinander fallen. Von einem Untertreten der Hinterbeine ist dort nichts zu sehen. Die Pferde sind lang. Ausschließlich lang! Auch auf den Bildern der offiziellen HP gibt es keine Ausnahmen zu dieser Aussage. Mit vorwärts- abwärts hat das nichts zu tun. Auch dann nicht, wenn diese "den Hals so schön fallen lassen". Diese Pferde "latschen" einfach nur poesielos auf der Vorhand herum. Eine gymnastizierende Wirkung hat solches "Longiieren" nicht. Damit genügt man allenfalls dem Bewegungsdrang. Mehr nicht.

Die einzige Longe, bei der auf die Verwendung von Hilfszügeln verzichtet werden kann, ist die Doppellonge. Die bietet alle Möglichkeiten, das Pferd vorne und seitlich nach außen zu begrenzen.

Die Forderung nach Ausbindern ist auch kein Selbstzweck. Vielmehr beruht diese darauf, das Pferd gesund zu erhalten. Das Wegdriften über die äußere Schulter führt aber zu einem erhöhten Verschleiß der Gelenke des äußeren Vorderbeines. Der eigentliche Zweck des Longierens besteht aber darin, das Pferd auf die Arbeit unter dem Sattel vorzubereiten. Das Pferd soll durch die gymnastizierende Arbeit zum vermehrten Untertreten mit der Hinterhand gebracht werden. Zum einen wird damit die Muskulatur gestärkt, so daß es dem Pferd leichter fällt, das Reitergewicht überhaupt erst tragen zu können. Auch wird durch dieses Untertreten die Vorderhand entlastet. Wodurch der Verschleiß verringert wird.

Das aber ist nur möglich, wenn das Pferd vorne begrenzt wird. Andernfalls dürfte es mehr als nur schwer fallen, das Pferd dazu zu veranlassen, den Rücken aufzuwölben. Daß eine solche Begrenzung nur allmählich vorgenommen werden darf, ist dabei selbstredend. Schließlich sollen die Ausbinder nicht dazu dienen, das Pferd "zusammen zu schnüren". Wer das macht, hat den Sinn der Longenarbeit nicht begriffen. Wer aus diesem Grund auf die Verwendung von Ausbindern (mit Ausnahme mit der Arbeit an der Doppellonge) verzichtet, eigentlich auch nicht.
Antworten