Offenstall über alles ?

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

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ottilie
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Beitrag von ottilie »

Jen hat geschrieben:Hengste oder sehr hengstige Wallache sind mE meistens auch nur bedingt Gruppentauglich
Also meine schlechten Erfahrungen bezogen sich leider ausschließlich auf Stuten... die haben immer geguckt wenn sie "tratzen" können.
Klar war auch ein ranghoher Wallach da, aber der hat die anderen in Ruhe gelassen nachdem Grundsätzliches geklärt war.
Die Weiber nicht :evil:
Es grüsst ottilie
~~~~~~~~~
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Ich hab mir jetzt nicht den kompletten Beitrag durchgelesen, habe aber jetzt jahrelange Erfahrung mit den unterschiedlichsten Offenställen und bin jetzt mit meinen beiden Pferden in eine Paddock-Boxen-Weiden-Haltung umgezogen. Sie haben jetzt zu zweit eine 70 m² Paddock-Box, wovon ca. 40% überdacht sind, der Rest ist offen. Die überdachte Fläche ist mit Gummimatten ausgelegt, die offene Fläche mit Sand.

Speedy hat ja vor 3 1/2 Jahren ein Auge verloren und war danach der Prügelknabe in jeder Herde :( Was ich an Tierarztkosten bezahlen musste, war unglaublich, die Verletzungen waren noch unglaublicher! Einmal hat er sich den Schädel so eingehauen, daß wir gedacht hatten, die Schädelplatte wäre durch. Die Verletzung sah grauslich aus und er hatte tagelang heftigste Kopfschmerzen. Er kam nicht regelmäßig ans Futter, irgendein Pferd hat ihn immer weggejagt. Er schlief nicht mehr im Liegen und kippte mir schließlich auf dem Paddock auf die Fesselköpfe - wohl aus totaler Übermüdung. Wenn es regnete, schaffte er es nicht, sich unterzustellen - er wurde permanent weggejagt. Im Winter auf dem Knubbelboden ging er lahm, lahm, lahm. Über 3 Jahre haben wir alles dran gesetzt, ihn dennoch im Offenstall zu halten, aber egal, wie die Herdenkonstellation war - er war immer das schwächste Glied der Kette :evil:
Ich war in ständiger Sorge um das Pferd, hab ihn im Winter zugefüttert, wo immer es ging. Wie oft ich nicht reiten konnte, weil er wieder verletzt war, möchte ich gar nicht mehr erwähnen. Nach der letzten richtig schweren Verletzung hatte ich den Papp auf. Da ich auch noch umgezogen war, habe ich mir einen Stall gesucht, in dem er endlich zur Ruhe kommt. Genau das habe ich gefunden.

Während der Bremsenzeit kommen die Pferde abends raus und werden morgens wieder reingeholt. Tagsüber stehen sie zu zweit in dem 70m² Paddock und genießen ihre Ruhe. Speedy schläft wieder im Liegen :D , beim Reiten ist er wieder motiviert und seitdem er umgestellt wurde, hatte er keine Verletzungen mehr! Auf der Weide stehen sie zu dritt. Meine beiden Wallache und eine alte Tinkerstute. Es gibt keinerlei Prügeleien mehr und kein Gerangel um das Futter.

Wie es im Winter wird, muss ich sehen. Die Gummimatten sind ja unter dem Dach, wie sich die Sandfläche entwickelt, muss ich schauen. Die Weide wird Ende November gesperrt, die Pferde werden dann tagsüber - je nach Wetterlage - stundenweise auf den Reitplatz oder den Roundpen gestellt. Eine Reithalle haben wir auch, ich kann als täglich reiten. Ansonsten müssen sie sich im Winter mit den 70 m² begnügen, andererseits haben sie sich in dem anderen Offenstall bei Frost kaum bewegt, es hat wohl an den Hufen geschmerzt. Dann brauche ich auch keine 800 m² Paddock, wenn er nicht nutzbar ist...

Dem Schimmel ist es eigentlich egal, wie die Herde sich zusammensetzt. Er ist relativ ranghoch und verhält sich häufig passiv gegenüber neuen Pferden. Aber er hat ja auch 2 Augen, mit denen er die Gefahr abschätzen kann :roll:

Für mich ist also der Standard-Offenstall gestorben.
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Ich bin derzeit auch am Überlegen.
Mein Pferd steht in einem Laufstall (HIER: http://www.pferdeparadies-haug.de/frameset8.htm)
Er hat dauernd Verletzungen, jeden Tag an einer anderen Stelle..
Ich bin es langsam echt leid :(
Artgerechte Haltung schön und gut, aber immer ist was neues... :(
Dabei hat er sich gut in die Herde integriert, nur die Stuten sind halt arg zickig, besonders in den Freßständern..
Erst gestern hat er sich nun einen Riss im Zahnfleisch zugezogen, weil eine Stute im Freßständer neben ihn nach ihn geschnappt hat..
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Fortissimo
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Beitrag von Fortissimo »

Wow! Dabei sieht der Stall echt klasse aus! Kein Vergleich zu dem Stall, in dem meine beiden früher standen!
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Was mir wieder zeigt, dass der beste Stall mit tollstem Konzept nix nützt, wenn das Herdenmanagement oder sagen wir Gruppenmanagement nicht gescheit funktioniert. :( Schade, das kann zwar auch in einer Weidegruppe bei Boxenhaltung mit Weidegang passieren, aber ich kann ein wenig verstehen, dass man ggf. über Stallwechsel nachdenkt, wenn es kontinuierlich deutliche Verletzungen gibt.

editiert:
ok, die Freßständer gehören für meinen Geschmack zB so gebaut, dass auch im Kopfbereich die Trennung gegeben ist, was Futterneid reduziert und solche Attacken wie von dir beschrieben eben verhindert.
Phanja

Beitrag von Phanja »

Finchen hat geschrieben:Was mir wieder zeigt, dass der beste Stall mit tollstem Konzept nix nützt, wenn das Herdenmanagement oder sagen wir Gruppenmanagement nicht gescheit funktioniert. :( Schade, das kann zwar auch in einer Weidegruppe bei Boxenhaltung mit Weidegang passieren, aber ich kann ein wenig verstehen, dass man ggf. über Stallwechsel nachdenkt, wenn es kontinuierlich deutliche Verletzungen gibt.

editiert:
ok, die Freßständer gehören für meinen Geschmack zB so gebaut, dass auch im Kopfbereich die Trennung gegeben ist, was Futterneid reduziert und solche Attacken wie von dir beschrieben eben verhindert.
Ich kann grade den ersten Punkt nur unterschreiben. Ein vernünftiger Offenstall funktioniert eben auch nur, wenn die Pferde passend ausgewählt werden und Stallbesitzer nicht blind jeden reinwerfen. Grade in Herdenhaltung machen sich meiner Meinung nach Mängel im Offenstallkonzept besonders deutlich im Herdenverhalten bemerkbar.

Auf der anderen Seite muss ich aktuell nach drei Wochen Versorgung von zwei Pferden in Paddockboxen wieder mal dankbar sein, so einen tollen Offenstall für meine Pferde gefunden zu haben. Die Paddockboxjungs kommen halbtags zu zweit auf ein großes Paddock und Abends für ein oder zwei Stunden auf die Weide. Und ich merke ganz simpel in der täglichen Arbeit, dass das beiden nicht reicht. Weder bewegungstechnisch (welches Pferd bewegt sich schon signifikant in einem Paddock) noch vom sozialen Kontakt her.
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Phanja hat geschrieben:Und ich merke ganz simpel in der täglichen Arbeit, dass das beiden nicht reicht. Weder bewegungstechnisch (welches Pferd bewegt sich schon signifikant in einem Paddock) noch vom sozialen Kontakt her.
Wobei ich mittlerweile der Meinung bin, daß das teilweise auch arg überschätzt wird. Durch meine GPS-Messungen bin ich doch deutlich desillusioniert, was die Bewegung von Pferden in stinknormaler OS-/Weidehaltung betrifft, solange es nicht ein Stall ist, der immens viel Fläche, gekoppelt mit überaus viel Bewegungsanreizen, Laufwegen und großer Herde bietet.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

interessant! ich geh mal in den entsprechenden thread
Schennue
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Beitrag von Schennue »

Die Freßständer wurden mittlerweile umgebaut, also nochmal Trennwände nach vorne gezogen, da das Gezicke einfach zu heftig war. ABER trotzdem ist dieser unfall passiert, weil die Stute "um die Ecke" geschnappt hat.

Aber eine optimal zusammen gestellte Herde ist es leider nicht..
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Ich stehe mittlerweile wieder im Vereinsstall, was für meinen Ponywallach nur stundenweise Ausgang bedeutet.

Aber wir fahren so am besten.

Gekauft habe ich ihn aus dem Offenstall, dann stand er tagsüber ganztags draußen, nur nachts in der Box.
Dann haben wir zum Vereinsstall gewechselt.
Sicher nicht optimal, er steht um sommer vormittags 4 Stunden und nachmittag 2-3 Stunden draußen.
Dort waren wir einige Jahre, ihm ging es auch gut dort (er machte zumindest den Anschein).
Ich wollte es schöner für ihn haben und da wir ebenfalls keinen Offenstall in erreichbarer Nähe haben, habe ich an einen Stall gewechselt wo er in einer großen Herde den ganzen Tag draußen stand, nachts in einer großen Box.
Sein Verhalten änderte sich kaum, aber seine Lunge (er hat COB) wurde schlechter, er scheuerte sich wieder viel mehr.
Dann holte ich ihn zu mir nach Hause. Dort hatte er eine Außenbox und auch täglich Weidegang. Ich ließ ihn dann nachts raus, damit er nichtmehr so viel schubberte. Besser wurde es nicht, er war nachts auf der Weide sehr unruhig und war froh, wenn er in seine Box zum schlafen durfte.
1 Jahr konnte ich nicht reiten, so schlimm war es zuhause mit seiner Luft.

Nun steht er wieder im Vereinsstall in einem Außenstall mit 2 großen Fenstern und siehe da - es geht im wieder gut, ich reite wieder täglich. Das schubbern wurde weniger, die Luft wieder deutlich besser. Wenn er sich auf der Weide aufregt und aufgrund der Viecher nur noch rennt, sieht das jemand und er wird sofort reingeholt.
Oft vergisst er sogar seine Manieren und möchte von der Weide zum Stall rennen um den Viechern zu entkommen.
Da brachten auch Unterstand und Co. nichts. Leider ist das so und er braucht einfach seine 4 Wände, in denen er sich scheinbar sicher fühlt.

Ich habe auch wirklich Angst davor, was wird, wenn er in Rente geht. Ganztags draußen geht einfach nicht. Ich hoffe ich finde dann einen Offenstall mit Panelen vor dem Eingang, was die Insekten draußen hält.

Man muss eben immer gucken, was für das Pferd auch das Beste ist. Ich möchte meinem Bub sicher die artgerechteste Haltung ermöglichen - aber nicht, wenn es ihm damit schlechter geht.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Hat er denn draußen keine Ekzemerdecke drauf?
Allergenkarenz ist ja nunmal das einzige, das hilft bei Schubbertieren.
Gast

Beitrag von Gast »

Fortissimo hat geschrieben: Wie es im Winter wird, muss ich sehen. Die Gummimatten sind ja unter dem Dach, wie sich die Sandfläche entwickelt, muss ich schauen.
Wenn auch nicht mehr ganz aktuell:

Ist strenger Frost vorhergesagt, würde ich dazu raten, das Paddock an der Überdachung vorübergehend zu teilen und den Sand glatt zu ziehen. Ist der Boden dann durchgefroren, können die Pferde die Sandfläche wieder benutzen.

Ansonsten bin ich der Meinung, daß ein vernünftiger Offenstall immense Anforderungen an das Stall- Management stellt. Auch die zu schaffenden baulichen Aufwendungen sind nicht zu unterschätzen. Es müssen in einem Offenstall gewisse Einrichtungen geschaffen werden, die es ermöglichen, den Belangen aller Pferde gerecht werden zu können.

Das fängt bei der Schaffung von separaten Weideflächen an, die es ermöglichen, unterschiedliche Gruppen von einender getrennt halten zu können. Und das hört bei Quarantäne- Boxen noch lange nicht auf.

Aus meiner Sicht ist ein vernünftig angelegter und betriebener Offenstall nicht billiger als ein konventioneller Stall. Eher das Gegenteil ist der Fall.
bubi9191
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Beitrag von bubi9191 »

Kiruna Karmina hat geschrieben:Hat er denn draußen keine Ekzemerdecke drauf?
Allergenkarenz ist ja nunmal das einzige, das hilft bei Schubbertieren.
Hallo,

ja, er trägt eine Ekzemerdecke, ihn macht das summen trotzdem total wahnsinnig :/
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Ach so! Verstanden :idea:
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