allgemeiner Diskussonsthread

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Janina
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Beitrag von Janina »

So, da sich das gerade so ergeben hat, hier also die Möglichkeit über "alles am Boden" zu diskutieren 8)
Ich fange mit den Zitaten jetzt wirklich vom Anfang an, auch wenn die Diskussion mittlerweile eigentlich woanders gelandet ist :wink:
Finchen hat geschrieben:... Puh, Menschen in die Freiarbeit mit Pferden einweihen ist weit anstrengender für mich als selber mit fremden Pferden arbeiten. Mit duseligem Kopf nicht grade eine Leichtigkeit, aber für mich mal eine ganz neue Erfahrung und gute Übung.
Janina hat geschrieben:@Finchen: Muss man denn für die Freiarbeit groß einweisen? Wir arbeiten ja auch hauptsächlich frei, finde das aber irgendwie selbsterklärend (oder du arbeitest anders frei als wir, das kann natürlich sein :oops: )
Finchen hat geschrieben:@Janina:
kennst du tatsächlich nur Pferdemenschen, die über die körpersprachliche Arbeit und wieviel ihre Energie ausmacht im Umgang mit Pferden Bescheid wissen? Dann beneide ich dich :wink:
Ich beobachte eher, dass die meisten in den erlernten Dingen feststecken, das Pferd läuft halt wenn ich die Gerte hebe, "hooo" braucht es zum Anhalten etc... Teilweise ist da das Empfinden für die eigene Körpersprache dabei, für die Ausstrahlung, völlig verdrängt und nicht mehr wahrgenommen.
Man kann halt "so oder so" frei mit Pferden arbeiten, mir ist immer eine feine Kommunikation das Ziel, nicht vorrangig Konditionierung auf Kommandos, Gesten etc. - also für manche Dinge.
Internetfreak hat geschrieben:Kein Wunder das bei vielen ohne Psychoanalyse nix mehr geht. Man kann aber auch Probleme dort entstehen lassen, wo keine sind und auch Flöhe husten hören, wenn man nur will.

Sorry aber das rutscht ganz in Richtung esotherischer Umgang - kommt bei mir jedenfalls so an.
Cubano hat geschrieben:Da stelle ich mich gleich mal mit in die Ver***-Ecke. :D :D
Allerdings bin ich ja generell der Meinung, dass heute viel zu viel Leute Pferde haben, die das besser bleiben gelassen hätten (und hier nehme ich Anwesende ganz bewusst aus!). Von daher gut möglich, dass da gehörig Potenzial besteht. Und ich bin sowieso Reiter, ich finde ja schon Longieren grausig… :P :P
Finchen hat geschrieben:@Internetfreak: Wenn du bei Pferden körpersprachliche Kommunikation untereinander und das was drüber hinaus geht nicht wahrnimmst, dann ist das schade, da entgeht dir vieles. :wink:

Dass du von Problemen sprichst, wo niemand dieses Wort genutzt hat, offenbart vielleicht dein Problem.
@Cubano: Jupp, wenn ich erlebe wie viele Menschen nicht in der Lage sind ihr Pferd nur mittels Einsazt ihres Körpers von A nach B zu schicken, dann wird mir übel. Manchen geht aber irgendwann das Licht auf, dass Erziehungsprobleme lösen lassen, wenn man mal etwas pferdeverständlich agiert, und dass dann mehr und mehr Hilfsmittel und Einwirkmaterialien gar nicht nötig sind - sich ein wenig Respekt erarbeiten kann schon reichen. :wink:
Josatianma hat geschrieben:Es hat gar nichts mit esotherischem Umgang zu tun! Auch ich habe vorher meine Pferde frei laufen lassen und mit konditionierten Befehlen bzw. Einsatz der Peitsche das Tempo und die Richtung bestimmt. Das gestern war aber eine andere Art und Weise mit dem Pferd zu arbeiten, wo mir die Hilfestellung von Finchen sehr geholfen hat. Esotherisch wäre es, wenn ich in der Mitte stehe und versuche mit Kraft meiner Gedanken das Pferd zu bewegen.

@Janina: es mag sein, dass bei dir durch das aufwachsen mit Pferden und den vielen Möglichkeiten, die du so geboten bekommen hast, vieles normal ist, was andere gezeigt bekommen müssen.

Und Sorry, @Internetfreak, aber max1404 bringt es irgendwie auf den Punkt. Francois Pignon ist wahrscheinlich der Guru dieser Esotherik-Schiene.
Blumee82 hat geschrieben:Es löst aber auch nicht alle Probleme die Pferde so haben.... und ich habe zB leider keine Ohren, die ich anlegen kann... nuze also andere "Hilfsmittel Ich mag dieses schwarz-weiß- Denken nicht. Es (also das "Sprechen" mit bzw. auf pferdisch) kann sehr oft helfen, muss aber nicht immer.....
Janina hat geschrieben:Ähm, ich wollte eigentlich keinen Streit vom Zaun brechen :oops:, habe mich ehrlich nur ein wenig gewundert. Ich habe nicht viel alltäglichen Kontakt zu anderen Pferdeleuten, nur eine aus meinem Freundeskreis hat ebenfalls Pferde, sie arbeitet aber praktisch genauso wie ich. Ist aber auch mehr oder weniger mit Pferden groß geworden, das kann natürlich schon eine Rolle spielen (kann ja auch sein, dass Finchen mich bei der Arbeit sehen und "Dilletantismus" schreien würde...).
Ach so, und mein Ziel ist schon meine Pferde auf bestimmte Kommandos zu konditionieren. Nur müssen sie das ja erst mal lernen und dafür braucht es nun mal Körpersprache (kein Pferd weiß "von Natur aus", dass es anhalten soll, wenn man "hooo" sagt).
@Pignon: Also ich war im letzten Jahr auf einem Seminar von Frederic Pignon, das war allerdings alles andere als esoterisch? Ich weiß nicht, wie sein Bruder arbeitet, aber viele "Effekte" sind ja ähnlich, so z. B. dass sich die Pferde scheinbar ohne sichtbares Zutun begewegen und steuern lassen. Auf dem Seminar konnte man allerdings teilweise die Vorarbeit dazu sehen und das war ganz normale Bodenarbeit (extrem gekonnt gemacht natürlich und vor allem mit einer bemerkenswerten Beobachtungsgabe und dementsprechend gutem Timing).

Wusste aber, wie gesagt, nicht, dass das so ein Reizthema ist :?
Finchen hat geschrieben:
chica hat geschrieben:Mädels, hört auf, aneinander vorbei zu reden und lasst es halt einfach mal gut sein... *genervt guggt* Alle paar Monate das gleiche :roll:
Chica, ich verstehe ich teilweise, aber aneinander vorbeireden hat meiner Meinung nach mit "mißverstehen" zu tun - das besagte Post habe wohl nicht nur ich als nicht mißzuverstehen wahrgenommen. Ich finde halt so dermaßen abwertende Beiträge immer ein wenig drüber - wird ja schließlich niemand aufgefordert es auch zu tun, aber wer Freude dran hat dem eröffnen sich halt "außer Reiten" (und das meine ich null und gar nicht abwertend - *besonderszuCubanoschiele*) verschiedene Möglichkeiten mit dem Pferd was zu tun. Und dabei gibt es dann halt noch wieder diverse "Wies"... So ist doch für jeden was dabei und jeder kann mit dem glücklich werden, was für ihn "funktioniert".

Hm, neee, so tolerant will ich grade doch nicht sein - diverse AvGs und ähnliche... naja, das ist wohl allen hier klar, dass sich auf solche "Wies" meine Toleranz nicht bezieht. :wink:
Finchen hat geschrieben:Pignon finde ich übrigens ein sehr gutes Beispiel - weil eben immer verschiedene Dinge zusammenkommen... Kommunikation und Konditionierung schließen sich ja nicht aus... Und das mit den Gedanken... ich lese hier ja immer wieder mal von Bildern beim Reiten, die helfen sollen, das zu Reiten, was man anstrebt, das Gefühl das man erreichen will besser umsetzen zu können. Ist letztlich wohl das selbe.
Josatianma hat geschrieben:@blumee: Natürlich können damit nicht alle Probleme oder überhaupt Problem gelöst werden. Für mich ist es hauptsächlich eine Möglichkeit mich mit meinem Pferd zu beschäftigen und bei einem Rohdiamanten wie Siggy kann ich damit vielleicht die ein oder andere Weiche stellen, die mir das miteinander mit ihm leichter macht.
Janina hat geschrieben:Und alleine schon weil es durchaus Zeiten gibt, in denen man nicht Reiten kann, finde ich Bodenarbeit toll (und wenn es nur gemacht wird, um sie im Alter mal fit halten zu können, wenn man ihnen die reiterliche Belastung im Sinne von richtiger Gymnastizierung nicht mehr zumuten möchte oder kann).
Blumee82 hat geschrieben:Unbedingt *heftig nickt* Habe ich bei Nero auch nicht anders gemacht und ihn *überleg* ein gutes Jahr vom Boden aus u.a. auf´s Reiten vorbereitet.... zehren wir heute noch von, auch wenn diese "spezielle" Bodenarbeit aktuell etwas hinten an steht.
Ich bezog das eher auf Vio.... der hat seine schlechten Erfahrungen und vom Boden aus geht der mit mir mittlerweile fast durch´s Feuer.... beim Reiten sieht das aber (noch) anders aus. Der hat nunmal nen dicken Knacks weg und fällt immer mal wieder in alte Muster zurück... vornehmlich, wenn er in Situationen kommt, die ihn arg stressen.
Beispiel: ich erzähle als Mann einer vergewaltigten Frau auch nicht, dass ich anders bin als der Vergewaltiger.... die wird sich dann trotzdem verspannen, auch wenn sie es eigentlich weiß.
Finchen hat geschrieben:Nervion ist auch noch mal eine andere Sache - solche Probleme lösen sich durch egal welche Arbeit nicht einfach, klar. Da kann freies Kommuninizieren nur helfen das Pferd besser wahrzunehmen und fürs Pferd die Möglichkeit geben sich mehr einzulassen, nicht "nur" der positiven Erfahrung im Training zu vertrauen.

Vergewaltigung ist ein gutes Beispiel - bei beidem spielt sicherlich eine große Rolle die "Ohnmacht", ausgeliefert zu sein. Und typisch ist eben, dass man nicht an bestimmten Dingen festmachen kann, wann die Angst wieder kommt, was sie auslöst, es ist immer ein STück weit unberechenbar.
Cubano hat geschrieben:@Finchen: Zurückschielt :wink:
Was mich angeht, kann ich der Freiarbeit nix abgewinnen. Das bedeutet aber nicht, dass unsere Pferde büffelige Esel sind, die nur mit Gezeter und Gezerre von A nach B zu dirigieren sind; beide reagieren nach meinen Maßstäben durchaus fein und zuverlässig. Und: Yep, ich habe Reitpferde, weil ich gern reite. Ich habe Spanier, weil ich gern Spanier reite und das ist doch auch vollkommen in Ordnung.
Wenn ich allerdings an die Tante mit den Pferdeohren denke (grins zu Blumee für den Hinweis), ist MEINE GANZ PERSÖNLICHE Schmerzgrenze (die Versalien nicht, weil ich gerade brülle, sondern um das noch mal deutlich zu machen) erreicht: Ich finde es anmaßend, wenn ein Mensch sich wie ein Pferd verhalten möchte. Anmaßend im Sinne von: Ich möchte gar nicht, dass meine Pferde mich als Artgenossen sehen, ich möchte, dass sie mich als Menschen sehen und respektieren. Aber ich finde es auch ganz furchtbar schrecklich, wenn Menschen einem Pferd beibringen zu sitzen wie ein Hund. Das raubt IN MEINEN AUGEN diesen stolzen Tieren eben diesen Stolz.
Aber: Wie bereits gesagt, ist das meine ganz persönliche Meinung. Jeder begeisterte Freiarbeiter wird sich jetzt vielleicht denken: Die dusselige Person benutzt ihre armen Pferde nur zum Reiten. Das ist für mich auch vollkommen okay – solange ich offen sagen darf, dass viele Bereiche der Freiarbeit auch für mich in die Ecke des Esoterischen gehen. In sofern sehe ich das Problem in diesen Debatten einfach nicht. Das sind zwei unterschiedliche Dinge, der eine mag das, der andere dies, der dritte mischt beides. So what. Die Welt ist schließlich bunt genug.
Finchen hat geschrieben: :lol:
wie blöd nur die stolzen Pferde sind, die sich selber immer degradieren, wenn sie in Ruhe erst auf-sitzen, ehe sie dann ganz aufstehen, wenn sie sich gewälzt haben. Tsss... und so ein stolzes Pferd war nicht unerfolgreich im S-Dressursport... :wink:

Wenn du das in der Esoterik ansiedelst, dann hat das sicher mit deinen Definitionen zu tun. Nun ja, für Esoterik ist die vielleicht einfacher als für Freiarbeit - unter letztem verstehen so viele so vieles und lange nicht alle das gleiche.

Vollste Zustimmung:
wer glaubt sich Pferdeohren anbasteln zu wollen um authentischer als Pferd kommunizieren zu können.. AUA - ne, Verständigung trotz der anderen Sprache ist doch ausreichend. Funzt. Reicht. :lol: OHNE Pferdeohren. Ich hebe zB auch nicht drohend den Hinterfuß und renne nicht mit aufgerissenem Maul drohend aufs Pony zu ... *obichesmalprobierenwill? :lol: *
Cubano hat geschrieben:Guten Morgen!
Wie blöd nur, dass es für mich einen himmelweiten Unterschied macht, ob ein Pferd etwas aus praktischen Erwägungen tut, oder ob ein Mensch es dazu bewegt, gell… :P
Aber noch mal: Ich habe hier lediglich meine persönliche Meinung geschrieben. Es gibt überhaupt keinen Grund, auf dieser jetzt herumzureiten. Wenn andere Menschen sitzende Pferde ganz toll finden, ist das doch ganz und gar prima…
Josatianma hat geschrieben:Guten Morgen!

Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Ich mache auch gerne Handarbeit und weiß, dass andere dem nicht viel abgewinnen können.
Finchen hat geschrieben:@Cubano: wie Sabine sagt, jedem Tierchen sein Pläsierchen - als Reiter nötigt man das Pferd ja auch in Bewegungen und Haltungen, die vermeintlich natürlich sind - aber von den wenigsten Pferden in der Art freiwillig so regelmäßig ausgeführt werden, ist also letztlich wirklich nur "Geschmacksache". :wink: rumreiten... ist aber niedlich... man kann ja schon eine Wette drauf abschließen, dass bei Thema ZL o.ä. dieses dir eben sehr "verhaßte" Beispiel genannt wird - aber auch hier: das finde ich keineswegs tragisch, kann drüber grinsen, gehe davon aus du bist kein dogmatischer Mensch was deine Reiterei angeht, von daher sehe ich das nicht als Angriff. Quasi Bodenarbeit machst du vielleicht sogar mehr als manch anderer Reiter, deinen Schilderungen nach machst du dich zumindest ja deutlich den Pferden dahingehend verständlich, dass du respektiert wirst und gewisse Regeln doch bitte einzuhalten sind, eben einfach ohne Getue im Alltag... :lol:
Cubano hat geschrieben:Klar nehme ich immer dieses Beispiel, Finchen: Weil ich es eben völlig daneben finde. :P Und auch wenn ein Pferd sich nach dem Wälzen hinsetzt, ist das für mich kein Argument. Ein Vierjähriger kann auch wunderbar auf der Weide piaffieren, dennoch käme ich nicht auf die Idee, den unterm Reiter anzupiaffieren. Und: Doch, was meine Reiterei angeht, bin ich mittlerweile sehr dogmatisch. Ich habe allerdings auch über genug Tellerränder geschaut, um mir das leisten zu können… :wink:
Phanja hat geschrieben:Anmerkung: Freiarbeit mit Zirkuslektionen gleichzusetzen find ich jetzt aber auch übertrieben (weil grade das Beispiel Sitzen zum Thema Freiarbeit genannt wurde ...) :wink:
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Janina
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Beitrag von Janina »

@Cubano: Also mal abgesehen davon, dass ich immer meinen 73-jährigen Vater vor Augen habe, der NIE aufhört über alle möglichen Tellerränder zu blicken und genau deshalb u.a. auch so angesehen in seinem Beruf ist und der für mich dahingehend absoluten Vorbildcharakter hat:
Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn jemand sagt, er hat zu was auch immer keine Lust. Unschön finde ich, wenn man es anderen "schlecht" redet. @Stolz rauben

Es ist, egal ob bei Freiarbeit, mehr natürlich noch bei "Zirkuslektionen", nicht eine Frage des "ob", sondern des "wie". Natürlich kann ich mein Pferd mit Beinlongen in unzählige Haltungen zwingen und da würde ich dir zustimmen, dass das wenig mit respektvoller Ausbildung zu tun hat (vergleichbar mit der Nutzung von Schlaufzügeln zum Engstelellen beim Reiten).
Aber genau das ist ja das Spannende: Es geht anders!

Bis auf das Steigen wollte ich nie gezielt meinem Schimmelchen irgendwelche Zirkuslektionen beibringen. Gelernt hat er sie trotzdem: Ja- und Nein-Sagen, Kompliment, Liegen (das übrigens auch sehr praktisch sein kann :wink: ), ja auch Sitzen... Und du müsstest mal sehen, wie stolz er schaut, wenn er sitzt (hatte mal ein Foto davon, leider finde ich es nicht auf dem Computer), da findet er sich selbst sooo toll :lol:
Bei dem Kleinen jetzt ist es ähnlich: Durch gezieltes Loben findet er bestimmte Sachen toll, bietet von sich aus viel an und ist dabei einfach unheimlich stolz auf sich selbst...
Insofern vlt. doch noch nicht genügend über den Tellerrand geschaut :wink: (ist ja auch nicht schlimm, nur dann bitte keine Falschaussagen machen)
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Janina
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Beitrag von Janina »

@Finchen bzgl. der "Wendediskussion" :lol: aus dem Siggy-Thread:

Ich glaube, ich habe beim nach außen Wenden eine andere Vorstellung, als das, was ihr evtl. tatsächlich macht: ICH habe es so verstanden, dass das Pferd quasi auf der Stelle nach außen herumdreht. Es scheint aber so zu sein, dass ihr praktisch in der großen Halle das Pferd nach außen (im Prinzip dann eine Art aus dem Zirkel wechseln?) "weglaufen" lasst, oder?
Ich mache Freiarbeit in erster Linie auf unserem "Picadero" (12 x 12m Quadrat, kein Roundpen). Hier kann das Pferd nur nach außen wenden, wenn es abstoppt und sich auf der HH herumwirft. Genau das machen sie auch in Situationen, in denen sie sich entziehen wollen (der Schimmel konnte das anfangs in Perfektion, hat das sogar eine kurze Phase mal in der Box beim Satteln eingesetzt, da hatte man kaum eine Chance). Deshalb ist es für mich Erziehungssache (in gewissem Maße auch ein Sicherheitsaspekt) und ich verlange ausschließlich(!) das nach innen zu mir hin Wenden.
Das ist für mich in dem Fall keine Frage der Kommunikation, sondern Grundregel (kein Hinternzudrehen, kein "Spanischer Schritt", wenn man direkt vor ihnen steht, kein seitliches Auskicken auf Gertentouchieren, usw.).
Wenn es, wie von dir oben erklärt, eine Situation ist, in der es erst mal darum geht zu schauen, wie Pferd und Mensch überhaupt kommunizieren können, kann es so einfacher und völlig okay sein. Generell sehe ich aber überhaupt keinen Vorteil in dem nach außen Wenden, ganz im Gegenteil. Und wie Cubano in einem anderen Kontext schrieb: Nur weil man etwas (dem Pferd signalisieren) kann, muss man es nicht machen (wenn es keinen Sinn macht oder sogar kontraproduktiv ist).

Aber: Das gilt für die zuerst beschriebene Variante des Wendens. Wenn wir jetzt vom nach außen Wenden à la "aus dem Zirkel" wechseln reden, dann schaut es wieder anders aus, weil hier kein aktives "Hinternzudrehen" erfolgt (meine Meinung), das lasse ich auf dem großen Platz durchaus auch mal so machen.
Hier wäre also Punkt 1 meiner angeführten Gründe "entschärft", Punkt 2 würde wegfallen. Bei einem jungen Pferd würde ich wegen Punkt 3 trotzdem zuerst mal das Innenwenden anstreben, zumal wenn der Ausbilder auch noch unsicher ist. Die Außenwendung kann ich, wenn ich es denn unbedingt der Vollständigkeit halber möchte, immer noch etablieren, wenn das Pferd auch sicher an der Longe ist.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Und damit nachvollziehbar ist, was Janina mit Punkt 1, 2 und 3 in ihrer obigen Antwort meint:

1. Möchte ich nicht, dass das Pferd mir den Hintern zudreht
2. Finde ich den Bewegungsablauf flüssiger (ich lasse praktisch durch den Zirkel wechseln), habe mehr Ruhe in der Arbeit
3. den Punkt, den Ines ansprach: Dass ich genau dieses Wechseln dann auch mit Longe ausführen kann.
Liebe Grüße, Sabine

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Janina hat geschrieben: Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn jemand sagt, er hat zu was auch immer keine Lust. Unschön finde ich, wenn man es anderen "schlecht" redet. @Stolz rauben
Nein Janina, das hat mit schlecht reden nicht das Mindeste zu tun. Ich schrieb wörtlich, dass das Sitzen eines Pferdes ihm IN MEINEN AUGEN den Stolz raubt. Das hat mit meiner ganz persönlichen Sicht dieser Tiere zu tun und muss von niemandem auf der Welt nachvollzogen werden können. Das verlange ich übrigens auch nicht – aber meine Ansicht bleibt mir doch unbenommen, oder? :wink:
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Nicole
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Beitrag von Nicole »

Ähhh jetzt mal OT, aus welcher Diskussion stammen diese Zitate *amKopfkratz*
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chica
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Beitrag von chica »

@Nicole - die Diskussion entstand in einem Ausbildungs-Tagebuch und schwelt schon ganz lange immer wieder mal im gut versteckten Tratsch-Eck.
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Nicole
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Beitrag von Nicole »

Oh ach so, ich glaub ich hab da keinen Zugriff drauf :cry:
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chica
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Beitrag von chica »

Nicole hat geschrieben:Oh ach so, ich glaub ich hab da keinen Zugriff drauf :cry:
Drum hat Janina die Diskussion auch ausgelagert, damit sie nicht untergeht ;)
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

@Janina:
Danke für den Hinweis zu dem nicht ganz neutralen Sitz-Beispiel und das Zusammenbasteln der einzelnen Aussagen zu diesem Thread!

Zum innen oder außen rum wenden kann ich wieder nur darauf hinweisen, dass es schnurzegal ist, wie ein Pferd wendet - wichtig ist nur, dass der Mensch genau weiß was ER wie und wie intensiv tut, um eben genau unterscheiden zu können, ob er innen oder außen wenden möchte.

Ich möchte immer in DIESER Kommunikation mit den Pferden weg von "das machen wir immer so" - hin zu einem völlig individuellen Miteinander. Und Sabine hätte Samstag die Erfahrung nicht machen können, wie es sich anfühlt, mit nur ein wenig Schulter-/Oberkörperdrehung beeinflussen zu können, wie und wohin das Pferd reagiert, hätte sie nicht die "Aufgabe" bekommen ganz gezielt nicht das zu machen, was ohnehin einfach immer passiert ist in dieser Einheit. Nur deshalb ganz konkret der Hinweis darauf zu achten, wie sie das Pferd beeinflußt - um besser rauszufinden, dass deutlich weniger Intensität und Power nötig sind, als bis dahin noch in der Arbeit steckte und das Pferd nicht zur Kommunikation eingeladen hat.

Jetzt erst gelesen:
wieso sollte ich dich als Dilettant bezeichnen... :wink: Quark, jeder macht ja so wie er mag und wie es für ihn und das Pferd ok ist.
Wenn du sagst du möchtest gerne bestimmte Kommandos beibringen, dann ist eine so feine körpersprachliche Kommunikation nicht so wichtig. Das mache ich ja auch...
Grade aber bei Pferdeleuten, die sehr drinstecken in den erlernten Mustern braucht es oft einen größeren Schritt von dort weg in die ganz andere Richtung, damit sie überhaupt spüren können, was der Unterschied ist.
Sabine wird das vielleicht anders erklären können, die hat es bei einer Bekannten am Samstag nachvollziehen können - diese war meilenweit von der Entwicklung entfernt, die Sabine in der Einheit mit ihrem Siggy erlebt hat, weil sie sich nicht so spontan darauf einlassen konnte, dass es nicht das "einstudierte" braucht. :)

Möchte ich etwas beibringen arbeite ich ja lange auch nicht nur in der körpersprachlichen Kommunikation, da kommt zB die Stimme, eine Gerte, mal ein Lecker etc. zur Unterstützung dazu.


@Phanja:
Danke fürs Erinnern, ist mir ganz durchgegangen, Sitzen beibringen hat mit dem was wir am Samstag mit den Pferden gemacht haben auch null und gar nichts zu tun. :wink:

Ist ja eh schon schwierig genug, denn aus unserer Freiarbeit wo es rein um die Kommunikation körpersprachlich ging wurde ja zB dann Bodenarbeit (Blumees Hinweis bzgl. Vorbereiten aufs Anreiten), was auch damit nichts zu tun hat.

Naja, ist halt so, die Möglichkeiten sich mit dem Pferd fern vom Reiten zu beschäftigen sind sehr vielfältig, wie schön, ich persönlich schätze das sehr und freue mich, dass inzwischen mehr Leute Interesse daran bekunden nicht nur zuzusehen, sondern selber ein wenig darüber zu lernen.
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Beitrag von Janina »

Cubano hat geschrieben: Nein Janina, das hat mit schlecht reden nicht das Mindeste zu tun. Ich schrieb wörtlich, dass das Sitzen eines Pferdes ihm IN MEINEN AUGEN den Stolz raubt. Das hat mit meiner ganz persönlichen Sicht dieser Tiere zu tun und muss von niemandem auf der Welt nachvollzogen werden können. Das verlange ich übrigens auch nicht – aber meine Ansicht bleibt mir doch unbenommen, oder? :wink:
Nein, weil du mit deiner Aussage verallgemeinerst (deine Augen hin oder her, in wessen Augen denn sonst), was bedeuten würde ICH raubte meinen Pferden den Stolz oder sie sich selbst, weil sie das von sich aus anbieten. DAS nehme ich persönlich, weil es schlicht nicht stimmt. Und meine Pferde kenne ich immer noch besser als du!
Du darfst es gerne so formulieren, dass die Tiere, die du bisher so gesehen hast usw. ...
Was dann wieder schwierig wird mit der Aussage in Einklang zu bringen, du hättest "genug" über den Tellerrand geschaut... :wink: (hat man sowieso nie, aber das müssen manche auch erst lernen :P )

edit @Finchen:
Welches Wenden praktizierst du denn nun? Um das erst mal zu klären...

edit @Josa: Danke für´s Einfügen der Punkte, hatte ich vergessen, müssen aber natürlich für den Kontext zu lesen sein :oops:
Zuletzt geändert von Janina am Mo, 07. Jan 2013 18:29, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag von Finchen »

@Cubano:
ich glaube keiner wirft dir vor, dass du selber einfach keine Freude an anderem Umgang als reiterlichen mit dem Pferd hast. Aber es ging um Freiarbeit in der gestrigen Diskussion, Kommunikation ohne erlernte Kommandos - und du kramst dein schon recht abgeschlissenes Sitzen-beibringen-nimmt-dem-Pferd-den-Stolz-Beispiel. Das schaut halt wenig tolerant aus, weil es an der Stelle ja ein arger Äpfel-mit-Birnen-vergleichen Ansatz war. :wink:

Ne, engstirnig finde ich es überhaupt nicht - jeder wie er mag. Aber nicht schlechtreden was andere tun, denn wer hat es gesagt, wenn man glaubt mit ZL dem Pferd den Stolz zu nehmen, der muss mal erst hinschauen und realisieren, wie man das wohl erarbeiten kann. Wenn ZL in freier ARbeit erlernt werden, dann ist das nicht unter Zwang oder Druck, sondern freiwillig. Vielleicht sind sich die Pferde also gar nicht zu stolz Dinge zu tun, die sie ein wenig beschäftigen, Konzentration fordern, für die es Lob und gar womöglich Leckereien gibt :lol:
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Beitrag von Janina »

Jap, richtig, von mir aus muss keiner Zirkuslektionen machen, von mir aus muss auch keiner Bodenarbeit machen/gut finden. Ich kann z. B. nichts mit Klickern anfangen, aber trotzdem schreibe ich nichts Schlechtes drüber, sondern kann durchaus verstehen, warum es für viele positive Effekte hat :)
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Beitrag von Cubano »

Finchen hat geschrieben: wenn man glaubt mit ZL dem Pferd den Stolz zu nehmen,
Nein, ich habe überhaupt nicht gesagt, dass man mit ZL dem Pferd den Stolz nimmt. Ich habe geschrieben, dass man FÜR MICH dem Pferd mit SITZEN den Stolz nimmt. Das ist nach meinem bescheidenen Kenntnisstand nur ein Bruchteil dessen, was ZL so ausmachen. Und ja: Ich bin so engstirnig, verbohrt, borniert und nur aufs Reiten fixiert, :-) dass ich beim allerbesten Willen nicht erkennen kann, was an dieser Lektion nun so toll für das Pferd sein soll. Ich verstehe ja nicht mal, was daran ästethisch sein soll, wenn ein Pferd „Sitz“ macht wie ein Hund. Und Janina: Kein Grund, das persönlich zu meinen – wenn Du das anders emofindest, ist doch alles gut.
Und noch mal, weil ich mich offenbar nicht ausdrücken kann: Nur weil ich etwas nicht mag, spreche ich anderen Menschen keineswegs ab, dass sie daran Spaß haben und dass es ihnen und ihren Pferden auch etwas bringt. Was ist eigentlich an diesem Standpunkt so furchtbar, dass er so auf Widerstand stößt? Du liebe Güte, nur weil ich Picasso nicht mag, rede ich ihn doch nicht schlecht…
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Phanja

Beitrag von Phanja »

Cubano hat geschrieben:
Finchen hat geschrieben: wenn man glaubt mit ZL dem Pferd den Stolz zu nehmen,
Und ja: Ich bin so engstirnig, verbohrt, borniert und nur aufs Reiten fixiert, :-) dass ich beim allerbesten Willen nicht erkennen kann, was an dieser Lektion nun so toll für das Pferd sein soll. Ich verstehe ja nicht mal, was daran ästethisch sein soll, wenn ein Pferd „Sitz“ macht wie ein Hund.
Gegenfrage: Warum soll es für das Pferd nicht toll sein?
Es geht eben nicht nur um Gymnastizierung und Ästhetik - zumindest mir persönlich. Das, was soviel Freude an der Arbeit mit dem Pferd macht, ist doch die Kommunikation. Auch bei Tieren werden Glückshormone ausgeschüttet und es ist erwiesen, dass um so mehr ausgeschüttet werden, je besser das Tier die Aufgabe kennt und je lieber es sie ausführt. Und ich finde, es gibt nichts Schöneres, als diese Zusammenarbeit, die erst entsteht, wenn es eben nicht mehr nur darum geht, ein Signal zu geben, dass dann vom Pferd ausgeführt wird.
Für mich bieten Bodenarbeit oder ZL oder irgendwelche Kunststückchen ein riesiges Feld von Möglichkeiten, mit dem Pferd zu kommunizieren und völlig ehrgeizlos Zeit zu verbringen.
Und bevor der Einwurf kommt: Ich schließe nicht aus, dass das alles auch auf das Reiten zutreffen kann.
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