Tja, da hätten wir sie wohl wieder: Die Ausnahme
Im Zusammenhang mit der Leichtigkeit ein Pferd anzugaloppieren stehen doch auch die Hilfen, die man gibt. (jaaa, Lieblingsthema, ich weiß

)
Ich denke, wir müssen jetzt nicht wieder nach „richtig“ oder „falsch“ suchen, sondern uns eher fragen, welche „Version“ für wen wann und warum Sinn machen kann.
Vor allem der Punkt der Gewichtshilfe sowie innere oder äußere Schenkelhilfe als „Initiator“ scheinen auch unter den „Profis“ Uneinigkeit hervorzurufen.
Allgemein bekannt beschreiben die Richtlinien der FN (Band 1, Ausg. 1986, S. 90) das Angaloppieren (im Rechtsgalopp) wie folgt:
„Mit halben Paraden wird das Pferd „versammelt““. Der rechte Schenkel unmittelbar am Sattelgurt liegend, regt den rechten Hinterfuß des Pferdes zum vermehrten Vortreten an. Gleichzeitig gibt der rechte Zügel durch Annehmen dem Pferd die gewünschte Kopfstellung nach rechts. Der linke Zügel als äußerer Zügel begrenzt die Stellung und verhindert ein Ausfallen über die linke Schulter. Der linke äußere Schenkel des Reiters liegt verwahrend etwas eine Handbreit hinter dem Sattelgurt. Er verhindert ein Seitwärtstreten des linken Hinterfußes und fixiert diesen in Richtung zum Schwerpunkt des Pferdes.
Als Einbeinstütze im Ablauf der Galoppbewegungen fällt dem äußeren linken Hinterfuß eine besondere Aufgabe zu, die er nur erfüllen kann, wenn er unter dem Schwerpunkt fußt. Durch Heruntertreten des rechten Steigbügels belastet der Reiter den rechten Gesäßknochen vermehrt.“
Interessant ist noch ein Zusatz im folgenden Absatz:
„Treibende Schenkel- und Gewichtshilfen sorgen für flüssiges Weitergaloppieren.“
Also doch Dauertreiben oder wie ist dieser Satz zu interpretieren?
Auch bei Klimke („Grundausbildung des jungen Reitpferdes“) würde ich es so verstehen, da er zum Durchparieren einfach ein „Einstellen der Galopphilfen“ empfiehlt.
Im Gegensatz dazu geht bekanntermaßen die „Karl´sche Schule“ von der Gewichtsbelastung des äußeren Gesäßknochens aus. (vgl. „Irrwege der Modernen Dressur“)
Ich persönlich habe ersteres gelernt und bin dann mit dem Schimmel auf letzteres umgestiegen. Für uns(!), also bitte nicht verallgemeinernd verstehen, wäre ohne diese Umstellung der Hilfen zum Angaloppieren keine (auch nur annähernd) korrekte Wechselarbeit möglich gewesen.
Ein Wiener (Brigadier Albrecht), bei dem wir früher mal Kurse gemacht haben, wollte z. B. gar keine aktive Sitz- oder Schenkelhilfen, sondern nur das Angaloppieren auf eine Parade am äußeren Zügel...
Zu dem nächsten Punkt der Schenkelhilfen habe ich eine sehr interessante Stelle bei Plewa gefunden („Profitips für Reiter“, S. 98 ):
„Ein älteres Pferd, das bereits fliegende Wechsel beherrscht, hast du darauf abgestimmt, daß der erste Impuls zum Angaloppieren vom äußeren Schenkel ausgeht. Denke daran, daß ein junges Pferd zuerst mit dem inneren Schenkel angaloppiert wird.“
Ist das für euch logisch? Eine weitere Erklärung folgt im Text leider nicht…
"When the horse is perfectly on our aids, then the horse is light, brilliant but never spectacular." (Miguel Távora)