Wie, wo, wann Sporen?

Themen zur Ausrüstung von Pferd und Reiter

Moderator: ninischi

Antworten
aundare
User
Beiträge: 28
Registriert: Fr, 26. Mär 2010 09:50
Wohnort: Wiener Neustadt

Wie, wo, wann Sporen?

Beitrag von aundare »

Hallo!

Hab dazu noch keinen Thread gefunden und denke das wär vielleicht auch für andere Interessant :)

Wie/wo/wann benutzt ihr Sporen, und welche Art erscheint euch am sinnvollsten?

Liebe Grüße :wink:
"Ich habe Zeit"
Benutzeravatar
Lippa
User
Beiträge: 22
Registriert: Fr, 28. Dez 2012 16:28
Wohnort: Nordbaden

Beitrag von Lippa »

Hallo,

da noch niemand geantwortet hat, mache ich mal den Anfang: Ich benutze überhaupt keine Sporen, einfach deswegen, weil das Tragen von Sporen bei uns im Schulbetrieb nicht üblich ist, solange man nicht dazu aufgefordert wird.

Als Jugendliche, vor etwa 25 Jahren, musste ich "der Form halber" ein einziges Mal Sporen anlegen und zwar bei meiner Reitabzeichenprüfung.

Gruß.
Benutzeravatar
Hestur
User
Beiträge: 236
Registriert: Mi, 05. Nov 2008 15:09
Wohnort: HSK

Beitrag von Hestur »

Ich benutze bei meinem Pony auch keine Sporen. Sie ist generell sehr empfindlich aufs Bein, manchmal schon zu empfindlich, und ich denke Sporen wären bei ihr eher suboptimal. Generell bin ich beim Thema Sporen innerlich etwas zerrissen. Die einen benutzen Sporen, um triebige Pferde wieder mehr vorwärts zu bekommen und etwas impulsiver, andere sagen sie würden damit ihre Hilfen mininieren. Wenn ich ein Dressurturnier besuche, sehe ich oft nur unnötiges Schritt-für-Schritt-rumgestocher. Wirklich sinnvollen und pferdefreundlichen Sporen-Einsatz sieht man einfach zu selten.
Und für mich und mein Pony gibt es einfach keine Einsatzmöglichkeit dafür.
Mit dem Quarter meines Freundes bin ich mal einen Rinderarbeits-Kurs mitgeritten. 2 lange Reiteinheiten täglich und da war am 2. Tag nachmittags einfach die Luft raus. Mir wurde dann empfohlen ich solle mal Sporen nehmen. Ich hab mich anfangs erst sehr dagegen gesträubt, vor allem weil ich einfach ungeübt bin im Umgang mit den Dingern. Aber am Ende wars dann so, dass ich mit dem Sporen quasi nichts machen musste, Pony hat direkt gemerkt dass was anders ist und hat sofort gezündet. Ich hab anfangs alle paar Minuten gefragt, ob ich auch nicht zu viel mit den Sporen am Pferd wäre, aber alle umstehenden meinten, ich würde ihn eigentlich garnicht damit berühren. In diesem Moment fand ich den Einsaz einigermaßen sinnvoll, einfach als kleine Erinnerung.
Benutzeravatar
-Tanja-
User
Beiträge: 4129
Registriert: So, 21. Okt 2007 16:35
Wohnort: Pfinztal
Kontaktdaten:

Beitrag von -Tanja- »

Ich habe erst vor kurzem mal wieder das Stodulka-Buch "Vom Reiten zur Reitkunst" gelesen. Dort, auf S. 137, beschreibt er den Sporeneinsatz sehr gut:

In der heutigen Zeit würde der Sporn weitgehend zur Verstärkung bzw. Verfeinerung der Hilfen eingesetzt. Baucher lehrte, daß abhängig von der Dauer des Sporeneinsatzes dieser bei längerem Einsatz blockierend, also beruhigend und bei kurzem Einsatz aktivierend wirke. Es gäbe:

leichtes Anlegen und Kneifen (beruhigend)
kräftiges Sporenkneifen (aufmerksamkeitsfördernd)
kleine Sporenattake und große Sporenattake (belebend und impulsgebend), wobei das nicht so verstanden werden sollte, daß man kräftig zutritt.

Interessant fand ich auch den Hinweis, daß bei Einsatz des Sporns in der Zwischenrippenmuskulatur ein Nachgeben und Lockern hervorgerufen werden soll. Später werde das Pferd darauf konditioniert, auf den Sporeneinsatz hin im Unterkiefer nachzugeben.
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

Sporen kann (UND DARF) man erst dann sinnvoll einsetzen, wenn man in der Lage ist, diese aus einem locker hängendem und damit ruhig liegendem Bein präzise und bewusst gesteuert und mit Sensitivität einzusetzen. Man muss lernen den Sporen mit demselben Gefühl wie in einem Finger zu gebrauchen. Dies ist zB der Grund, warum man den Sporen unten an die Ferse schnallt und nicht weit oben, da nur hier das nötige Gefühl ausgebildet werden kann. Dann machen Sie durchaus Sinn und helfen die Beinhilfe zu verfeinern, können sogar helfen (wie oben schon erwähnt) Pferde zu beruhigen und / oder Impulsion und Energie zu erzeugen (damit meine ich nicht Hektik!). Im Wesentlichen wirken Sporen von den natürlichen Reflexen des Pferdes ohnehin tendenziell eher versammelnd (Impuls im Pferd) als nach vorne bringend (Impuls nach vorne). Geht ein Pferd also noch nicht frei nach vorne und klemmt und ist triebig, ist die Lösung mE nie im Sporen zu suchen, sondern in der korrekten Schulung auf das Bein mit Hilfe der Gerte unter Beachtung einer dabei nicht gleichzeitig verhaltenden Handeinwirkung (Bein ohne Hand -Prinzip) !

Die Angewohnheit (leider heute in vielen Reithallen Gang und Gäbe), bei immer triebiger werden Pferden immer länger und schärfere Sporen einzusetzen ist grundfalsch und zeugt von völligem Unverständnis wie ein Pferd am Bein und danach am Sporen zu schulen ist. Faustgrosse abgeschruppelte Stellen im Fell an der Stelle des Sporens sind ein untrügliches Zeichen für falschen weil unkontrolliertem gefühllosen Sporeneinsatz ! Diese Reiter sollten die Sporen vorübergehend abnehmen und zur Sitzschulung zurück an die Longe kommen.

Schaut man den Reitern mal eine Zeit lang auf die Sporen, kann man mE auf den Abreiteplätzen (auch bei den sog. "Profis") sehr schnell die Spreu vom Weizen trennen. Oft bleibt dann nicht viel übrig :cry:

Bei gefühlvollem und durchdachtem Sporengebrauch sehe ich jedoch keinen Grund, den Sporen grundsätzlich abzulehnen.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Yvonne

Beitrag von Yvonne »

Ich reite in der Dressurarbeit eigentlich immer mit Sporen. Nicht, weil es ohne nicht ginge, aber weil ich mit Sporen in der Lage bin, feinere und präzisere Hilfen zu geben als nur mit dem Schenkel. Das wirkt sich umso mehr aus, wenn ich z.B. Seitengänge wie Kruppeherein oder Schulterherein oder Traversalen übe.

Im Gelände oder beim Springen verzichte ich auf Sporen, da ich da nicht sicherstellen kann, dass ich sie nicht doch mal im falschen Moment "ins Pferd piekse", z.B. wenn ich beim Springen mal aus dem Gleichgewicht gerate oder mein Pony im Gelände meint, rumhopsen zu müssen...
Benutzeravatar
Naima
User
Beiträge: 128
Registriert: Fr, 14. Dez 2007 15:33
Wohnort: CH, Bottmingen, nähe Basel

Beitrag von Naima »

ich überlege mir, für die seitengänge im trab, es mal mit sporen zu probieren. habe ein sehr sensibles, zündendes pferd, aber so langsam lässt er sich auch treiben und rennt mir nicht mehr weg unter dem sitz.

welche sporen wären da empfehlenswert? ich hab mir jetzt mal die kürzesten (15mm) rundknopfsporen gekauft, aber vielleicht gibt es ja noch was idealeres? ich war überfordert mit der auswahl...
Mistral ist ein töltender Traber. Nun nehmen wir seit einigen Jahren klassischen Unterricht. Diagnose Kissing Spines am 18.08.2014. Wir werden sehen, was wird.
Ulrike
User
Beiträge: 2573
Registriert: Di, 14. Jan 2014 13:38
Wohnort: bei Lüneburg

Beitrag von Ulrike »

Hallo,


auf die Gefahr hin, sporniert zu werden,
ich benutze Rädchensporen, die mit den runden Zacken. Und längerem Stift, in dem das Rädchen rollt.
Die haben einen Namen, den weiss ich aber nicht mehr, da meine Sporen schon lange an meinen Fersen ruhen.

Rädchensporen sind sanfter zum Pferd, da das Rädchen am Körper "abrollt", das bedeutet, ich bin sanfter als mit diesen Knopfsporen und wie sie alle geformt sind.

Mach mal den Test an Deiner Hand. Deine Sporen und Rädchensporen mit den runden Zacken.



Natürlich steht und fällt der Einsatz von Sporen mit dem Reiter.



LG Ulrike
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben: Im Wesentlichen wirken Sporen von den natürlichen Reflexen des Pferdes ohnehin tendenziell eher versammelnd (Impuls im Pferd) als nach vorne bringend (Impuls nach vorne). .
Sorry Horsemän, das ist Unsinn. Die Sporen wirken genau so, wie die Hilfen, die ich damit gebe. Kennt das Pferd also den Unterschied zwischen der verwahrenden und der vortreibenden Schenkelhilfe wird es auch mit Sporen genau so reagieren, wie es das gelernt hat.
Zum Rest Deines Sermons über die böse deutsche Reiterei sage ich mal nix. Ich habe heute schon eine Überdosis Nasenband. :P

Was die Auswahl der Sporen angeht, unterschreibe ich bei Ulrike. Ich persönlich halte Rädchensporen auch für die feinere Variante. Allerdings muss man ziemlich penibel darauf achten, dass die Rädchen auch gängig sind und sich nicht Sand ect. festgestetzt hat. Drehen sich die Dinger nicht mehr, ist nämlich Essig mit feinem Abrollen.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
horsman
User
Beiträge: 2879
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 12:04
Wohnort: NRW

Beitrag von horsman »

oh, mit dem Sporen kann man weitaus mehr und subtileres anstellen als bloss verwahren und vortreiben.

Das allerwichtigste, um meinen Sermon noch mal zu wiederholen, ist aber, dass man ihn ganz gewollt und bewusst einsetzt und seine Intensität und Wirkstelle recht genau dosieren kann. Was daran nu falsch sein soll, wird Cubano sicher dann noch erzählen.

Die Wahl des Sporen variiert je nach Pferd. Es gibt welche, bei denen wirkt ein stumpferer Sporen besser, andere wieder ein etwas schärferer (ich sprech jetzt nicht verlelztengefährdung-die gehen gar nicht !!). Anfangen würde ich erst mal einem "normalen" und dann sehen wie ich damit zurecht komme. Zur Beurteilung ob ein Sporen wirkt wie man sich das wünscht, wäre aber wichtig zu erkennen, welche Reaktion das Pferd gegeben hat und ob das Pferd die Reaktionen, die es geben soll überhaupt schon erlernt hat. Das fällt denen nämlich nicht vom Himmel in die Birne.
First a relaxed mind, then a relaxed horse.
Benutzeravatar
Cubano
User
Beiträge: 3727
Registriert: Di, 20. Mär 2007 19:34
Wohnort: Oldenburger Land

Beitrag von Cubano »

horsmän hat geschrieben: Das allerwichtigste, um meinen Sermon noch mal zu wiederholen, ist aber, dass man ihn ganz gewollt und bewusst einsetzt und seine Intensität und Wirkstelle recht genau dosieren kann. Was daran nu falsch sein soll, wird Cubano sicher dann noch erzählen.
Warum sollte ich Dir widersprechen, wenn Du recht hast? Mir ging das nur darum dass DU die Ansicht vertreten hast, dass Sporen eher versammelnd wirken. Aber es ist doch schön, dass wir uns einig sind. :P
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
Antworten