Longieren mit Kopflonge
Von Kiruna Kamina gemopst (weils so schön ist!):
Nuno Oliveira hat das Problem schon vor vielen Jahren in einem Brief an seinen Freund und Schüler Michel Henriquet sehr genau auf den Punkt gebracht, als er schrieb:
„Wahre Reiter beeindrucken durch das, was sie von ihrer Arbeit gezeigt haben. – Die Kritiker können nur zersetzen. Die Kenner verstehen und schätzen einander, selbst wenn ihre Methoden und Vorgehensweisen verschieden sind. (…) Die immerwährende Perfektion wäre das Ideal, aber das ist den Sterblichen nicht gegeben. Selbst Beethoven hat nicht nur göttliche Kompositionen geschrieben. Du wirst sehen, mein Freund, dass du gelobt wirst von Dummköpfen wie L., kritisiert von Reitern wie B. und A., aber mit allen Deinen Schwierigkeiten geschätzt wirst von den Borbas, Bragances, Oliveiras (…), all denen, die ihre Schwierigkeiten bei der Ausbildung vieler Pferde erlebt haben. Diese Schwierigkeiten liegen nicht in der Methode, sondern in den Besonderheiten, die jedes Pferd an sich hat und die man teilweise oder ganz auflösen kann.“
(Nuno Oliveira, in: Michel Henriquet: 30 Jahre Aufzeichnungen und Briefwechsel mit Maître Nuno Oliveira“, Olms, 2005.)
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Nuno Oliveira hat das Problem schon vor vielen Jahren in einem Brief an seinen Freund und Schüler Michel Henriquet sehr genau auf den Punkt gebracht, als er schrieb:
„Wahre Reiter beeindrucken durch das, was sie von ihrer Arbeit gezeigt haben. – Die Kritiker können nur zersetzen. Die Kenner verstehen und schätzen einander, selbst wenn ihre Methoden und Vorgehensweisen verschieden sind. (…) Die immerwährende Perfektion wäre das Ideal, aber das ist den Sterblichen nicht gegeben. Selbst Beethoven hat nicht nur göttliche Kompositionen geschrieben. Du wirst sehen, mein Freund, dass du gelobt wirst von Dummköpfen wie L., kritisiert von Reitern wie B. und A., aber mit allen Deinen Schwierigkeiten geschätzt wirst von den Borbas, Bragances, Oliveiras (…), all denen, die ihre Schwierigkeiten bei der Ausbildung vieler Pferde erlebt haben. Diese Schwierigkeiten liegen nicht in der Methode, sondern in den Besonderheiten, die jedes Pferd an sich hat und die man teilweise oder ganz auflösen kann.“
(Nuno Oliveira, in: Michel Henriquet: 30 Jahre Aufzeichnungen und Briefwechsel mit Maître Nuno Oliveira“, Olms, 2005.)
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.
Ich habe noch nie mit einer Kopflonge gearbeitet und die Arbeit damit auch noch nie gesehen. Ich bin der Kopflonge gegenüber kritisch, aber die bisherigen Erklärungen erscheinen mir gut durchdacht und einleuchtend. Bitte erklär mir doch aus deiner Sicht, warum eine Kopflonge in jedem Fall ungeeignet ist?Donna hat geschrieben:Das Wissen WARUM eine Kopflonge in JEDEM Fall ungeeignet ist sollte allgemein bekannt sein.Wo das nicht gegeben ist fehlt es an den einfachsten Grundlagen.Da hilft auch das gegenseitige auf die Schulterklopfen nichts.
LG
Sheitana
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Sheitana
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Moins,
na ja: Ganz so unkritisch sollte man die Kopflonge aber wirklich nicht sehen. Und in diesem Punkt sieht man mich gerade auch etwas verwundert.
Zum einen wirkt die KL natürlich nicht NUR auf die Maulwinkel, sondern auch auf das Genick, denn über genau dieses läuft die Longe ja. Zum anderen halte ich es nicht für richtig, wenn man sagt, die KL würde nicht aufrichtend wirken. Das tut sie m.W. nämlich durchaus, ebenso wie auch eine Zügelhilfe unter dem Sattel aufrichtend wirken kann. Geht man jetzt kurz mal davon aus, dass diese Verschnallung am Gebissring aufrichtend wirkt, bekommt das Pferd von oben aber genau das gegenteilige Signal - Druck: senk Deinen Kopf.
Für mich ist die KL allerdings aus einem anderen Grund no go: Wenn ein Pferd da wirklich mal abspackt,arbeitet die Wirkung von oben und unten wie ein "Schraubstock“, um es mal bewusst plakativ auszudrücken. Das ist für mich nicht besonders pferdefreundlich. Übrigens ist die KL bei den Voltis auf Turnieren bereits seit einiger Zeit nicht mehr zugelassen, soweit ich weiß. Aber das nur am Rande.
@Marquisa: Was für ein hübscher Herr Fuchs. Aber die Körungsreiterei sieht man schon noch deutlich, oder? Aber ich bin sicher, dass Ihr das gut hinbekommt. Außerdem bin ich als Ibererbesitzer immer baff, was für Brocken die 3jährigen WB schon sind.
na ja: Ganz so unkritisch sollte man die Kopflonge aber wirklich nicht sehen. Und in diesem Punkt sieht man mich gerade auch etwas verwundert.
Zum einen wirkt die KL natürlich nicht NUR auf die Maulwinkel, sondern auch auf das Genick, denn über genau dieses läuft die Longe ja. Zum anderen halte ich es nicht für richtig, wenn man sagt, die KL würde nicht aufrichtend wirken. Das tut sie m.W. nämlich durchaus, ebenso wie auch eine Zügelhilfe unter dem Sattel aufrichtend wirken kann. Geht man jetzt kurz mal davon aus, dass diese Verschnallung am Gebissring aufrichtend wirkt, bekommt das Pferd von oben aber genau das gegenteilige Signal - Druck: senk Deinen Kopf.
Für mich ist die KL allerdings aus einem anderen Grund no go: Wenn ein Pferd da wirklich mal abspackt,arbeitet die Wirkung von oben und unten wie ein "Schraubstock“, um es mal bewusst plakativ auszudrücken. Das ist für mich nicht besonders pferdefreundlich. Übrigens ist die KL bei den Voltis auf Turnieren bereits seit einiger Zeit nicht mehr zugelassen, soweit ich weiß. Aber das nur am Rande.
@Marquisa: Was für ein hübscher Herr Fuchs. Aber die Körungsreiterei sieht man schon noch deutlich, oder? Aber ich bin sicher, dass Ihr das gut hinbekommt. Außerdem bin ich als Ibererbesitzer immer baff, was für Brocken die 3jährigen WB schon sind.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs
Nach der SdA unterwegs
Das ist auch der Grund, warum ich mich nie damit beschäftigt habe und sie nicht nutzen würde. Zumal ich sowieso das Longieren am Gebiss ablehne. Dennoch finde ich die pro Argumente durchaus auch durchdacht und nicht einfach so dahin geworfen.Cubano hat geschrieben:Für mich ist die KL allerdings aus einem anderen Grund no go: Wenn ein Pferd da wirklich mal abspackt,arbeitet die Wirkung von oben und unten wie ein "Schraubstock“, um es mal bewusst plakativ auszudrücken.
LG
Sheitana
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Sheitana
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und wäre donna nun daran gestorben das denn dummen einfach mal so ausführlich zu erklären? danke cubano - da hast du mit sicherheit recht, dummerweise hatte ich da wirklich 1-2 pferde, die damit vorbildlich liefen und alles andere ablehnten.
empfehlen würde ich die kopflonge nun dennoch nicht unbedingt. weil wirklich schon sehr viel druck aufgebaut wird, wenn das pferd nicht tut wie geheißen.
alex
empfehlen würde ich die kopflonge nun dennoch nicht unbedingt. weil wirklich schon sehr viel druck aufgebaut wird, wenn das pferd nicht tut wie geheißen.
alex
irgendwann wird`s schon nach reiten aussehen - irgendwann ...
Ich hatte ja weiter oben schon meine Erfahrung mit der Kopflonge berichtet - und ich sehe hier ach kein allgemeines "Abnicken" oder Schulterklopfen zum Thema Kopflonge.Sheitana hat geschrieben:Das ist auch der Grund, warum ich mich nie damit beschäftigt habe und sie nicht nutzen würde. Zumal ich sowieso das Longieren am Gebiss ablehne. Dennoch finde ich die pro Argumente durchaus auch durchdacht und nicht einfach so dahin geworfen.Cubano hat geschrieben:Für mich ist die KL allerdings aus einem anderen Grund no go: Wenn ein Pferd da wirklich mal abspackt,arbeitet die Wirkung von oben und unten wie ein "Schraubstock“, um es mal bewusst plakativ auszudrücken.
Hier haben lediglich zwei Leute dezidiert erläutert, warum sie manchmal mit der Kopflonge arbeiten.
Ja,das sehe ich auch so,wie bereits geschrieben wenden wir die Kopflonge auch nicht an.Cubano hat geschrieben:Moins,
na ja: Ganz so unkritisch sollte man die Kopflonge aber wirklich nicht sehen. Und in diesem Punkt sieht man mich gerade auch etwas verwundert.
Zum einen wirkt die KL natürlich nicht NUR auf die Maulwinkel, sondern auch auf das Genick, denn über genau dieses läuft die Longe ja. Zum anderen halte ich es nicht für richtig, wenn man sagt, die KL würde nicht aufrichtend wirken. Das tut sie m.W. nämlich durchaus, ebenso wie auch eine Zügelhilfe unter dem Sattel aufrichtend wirken kann. Geht man jetzt kurz mal davon aus, dass diese Verschnallung am Gebissring aufrichtend wirkt, bekommt das Pferd von oben aber genau das gegenteilige Signal - Druck: senk Deinen Kopf.
Für mich ist die KL allerdings aus einem anderen Grund no go: Wenn ein Pferd da wirklich mal abspackt,arbeitet die Wirkung von oben und unten wie ein "Schraubstock“, um es mal bewusst plakativ auszudrücken. Das ist für mich nicht besonders pferdefreundlich. Übrigens ist die KL bei den Voltis auf Turnieren bereits seit einiger Zeit nicht mehr zugelassen, soweit ich weiß. Aber das nur am Rande.
@Marquisa: Was für ein hübscher Herr Fuchs. Aber die Körungsreiterei sieht man schon noch deutlich, oder? Aber ich bin sicher, dass Ihr das gut hinbekommt. Außerdem bin ich als Ibererbesitzer immer baff, was für Brocken die 3jährigen WB schon sind.
Dennoch mag ich mir nicht anmaßen,dass es durchaus Situationen und /oder Reiter/Pferd Paare gibt,die diese Art der Longenführung praktizieren und es funktioniert.
Bevor ich laut A++++loch schrei,mache ich mir davon lieber persönlich ein Bild.
Ich für meinen Teil bin noch nicht in die Verlegenheit gekommen,sie zu benutzen,schlicht uns ergreifend weil ich es für mich nicht benötige.
Cubano: Ja,der Sotchi ist schon recht viel für sein Alter und hat jetzt bereits 171 cm (geb. am 17.4.2011)
Apropos,geritten wurde er für die Körvorbereitung nicht,"nur" longiert,aber das auf Knall.Puh,das dauert lang,lang,lang,um das aus dem Kopf zu bekommen
Zuletzt geändert von marquisa am Fr, 27. Jun 2014 12:39, insgesamt 1-mal geändert.
Tja...Donna hat geschrieben:Das Wissen WARUM eine Kopflonge in JEDEM Fall ungeeignet ist sollte allgemein bekannt sein.Wo das nicht gegeben ist fehlt es an den einfachsten Grundlagen.Da hilft auch das gegenseitige auf die Schulterklopfen nichts.
Das Wissen, WARUM es in JEDEM Fall falsch ist, beim Treiben die Ferse hochzuziehen, sollte allgemein bekannt sein. Wo es nicht gegeben ist fehlt es an den einfachsten Grundlagen. Da hilft auch das Verbreiten von Plattitüden nichts.
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Das Zug in der Maulspalte nach oben nicht aufrichtend sein, hat mich auch ein bisschen gewundert. PK erläutert das in seinem Werken immer wieder genau (so genau kann ich das nicht wiedergeben). Ich dachte mir, dass ich die Klappe halte, da ich gerade keine "Beweise" zu Hand habe.
Allgemein longieren auf Trense ist nicht mein Ding. Meine ersten Longierübungen (unter Aufsicht) waren mit Trense, weil nach FN auf Trense longiert wird. Zwischenzeitlich habe ich mir einen Kappzaum (Serreta, allerdings Naseneisen zusätzlich umpolstert) zugelegt und komme damit um einiges besser zurecht.
Bei dem Longieren auf Kappzaum sollte man immer den betreffenden "Kappzaum" und seine Wirkungsweise berücksichtigen. Eine Verallgemeinerung ist da, glaube ich, eher falsch.
Allgemein longieren auf Trense ist nicht mein Ding. Meine ersten Longierübungen (unter Aufsicht) waren mit Trense, weil nach FN auf Trense longiert wird. Zwischenzeitlich habe ich mir einen Kappzaum (Serreta, allerdings Naseneisen zusätzlich umpolstert) zugelegt und komme damit um einiges besser zurecht.
Bei dem Longieren auf Kappzaum sollte man immer den betreffenden "Kappzaum" und seine Wirkungsweise berücksichtigen. Eine Verallgemeinerung ist da, glaube ich, eher falsch.
Ich könnte mir vorstellen dass es eine Frage dessen ist, was das PFerd gelernt hat: dem Druck zu weichen oder dem Ursprungsphänomen "Druck erzeugt Gegendruck".
Wobei bei der Kopflonge ja im Zweifelsfall Druck in beide Richtungen angesagt ist: Druck auf die Maulspalten -> Kopf hoch, Druck auf´s Genick -> Kopf runter (oder eben andersrum ... ).
Also wird wohl nur die Praxis zeigen, wie es beim jeweiligen Pferd wirkt ...
Wobei bei der Kopflonge ja im Zweifelsfall Druck in beide Richtungen angesagt ist: Druck auf die Maulspalten -> Kopf hoch, Druck auf´s Genick -> Kopf runter (oder eben andersrum ... ).
Also wird wohl nur die Praxis zeigen, wie es beim jeweiligen Pferd wirkt ...
Ich bin jetzt kein Physiker, trotzdem versuche ich hier mal ganz laienhaft die Wirkungsweise einer Kopflonge zu erläutern.
Die Longe wird mit dem Karabiner innen durch den Trensenring gezogen, dann läuft das überlicherweiße flache Band der Longe über das Genick und der Karabiner wird außen am Trensenring eingeschnallt.
Entsteht nun ein Zug an der Longe (dabei ist es völlig egal, ob das Pferd oder der Longenführer zieht), wirken geschätze 90 % der Kraft direkt innen am Trensenring, denn durch den 90 Grad-Winkel der Longe am Gebiss hat man fast eine Wirkung wie bei einem Flaschenzug) und das Gebiss wird zu 45 % nach oben und (nicht zu unterschätzen!) zu 45 % Richtung Longenführer gezogen. Nur minimale 8 % wirken auf das Genick. Und außen am Trensenring kommt wegen dem langen Reibungsweg der Longe über das Genick zumindest bei normaler Einwirkung/Handhabung noch 2 % an, also praktisch nichts.
Eine ganz entscheidende Größe ist die Reibung über das Genick.
Wer das nicht glaubt, soll das gerne mal im Stand an einem geduldigen Pferd ausprobieren. Mir wurde das vor vielen Jahren mal so erklärt, danach waren auch die letzten Zweifler überzeugt, dass die Kopflonge nur in sehr erfahrene Hände und an weit ausgebildete Pferde gehört.
LG Elisabeth
Die Longe wird mit dem Karabiner innen durch den Trensenring gezogen, dann läuft das überlicherweiße flache Band der Longe über das Genick und der Karabiner wird außen am Trensenring eingeschnallt.
Entsteht nun ein Zug an der Longe (dabei ist es völlig egal, ob das Pferd oder der Longenführer zieht), wirken geschätze 90 % der Kraft direkt innen am Trensenring, denn durch den 90 Grad-Winkel der Longe am Gebiss hat man fast eine Wirkung wie bei einem Flaschenzug) und das Gebiss wird zu 45 % nach oben und (nicht zu unterschätzen!) zu 45 % Richtung Longenführer gezogen. Nur minimale 8 % wirken auf das Genick. Und außen am Trensenring kommt wegen dem langen Reibungsweg der Longe über das Genick zumindest bei normaler Einwirkung/Handhabung noch 2 % an, also praktisch nichts.
Eine ganz entscheidende Größe ist die Reibung über das Genick.
Wer das nicht glaubt, soll das gerne mal im Stand an einem geduldigen Pferd ausprobieren. Mir wurde das vor vielen Jahren mal so erklärt, danach waren auch die letzten Zweifler überzeugt, dass die Kopflonge nur in sehr erfahrene Hände und an weit ausgebildete Pferde gehört.
LG Elisabeth
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)