Immer nur "lieb, lieb"

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

Die meisten Dinge, die Ihr hier schildert betreffen ja auch das Verhalten und den Umgang am Boden, also Führ- und Anbindeprobleme usw. Hier kann man sicherlich vieles lernen (be strict z.B. und viele andere) - im Sattel hilft das jedoch nur am Rande, allenfalls in einem übnertragen Sinn. Im Sattel also für das Reiten selbst, hilft nur Reiten lernen. Damit ist man nie fertig, denn auch hier sind die Fehlerquellen wegen ev. noch nicht erfühlten Reaktionen und falschen Einwirkungen, die man ggf. selbst gar nicht wahr nimmt, immens.
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

xelape,


da stimme ich zu, horsemän, deshalb beginnt Reiten am Boden.

Zum Thema Reiten kann ich nur sagen, was ich am Anfang schon sagte; eine Politik der kleinen Schritte, hinschauen, auf die richtige Paarung achten, Zeit, dann kann es klappen, reiten ohne Strafen und Härten.


LG Ulrike
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Britta
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Beitrag von Britta »

@horsmän: Das mit dem Reiten stimmt, ohne Frage - da hilft wirklich nur Üben. Allerdings habe ich Bubi so verstanden, dass bei ihm etliche Probleme tatsächlich die Begegnung am Boden betreffen - wenn das Pferd dem Menschen nicht weicht, sich dagegen lehnt, etc.. Hier hilft wirklich nur eine konsequente Weiterbildung des Menschen! Und es kann sein, dass das überraschenderweise wirklich Spaß macht, auch für Bodenarbeits-Muffel: Bubi, Du weißt doch noch gar nicht, ob es nicht doch ein gutes Gefühl für Dich wäre, wenn das Pferd sich "plötzlich" als Team mit Dir versteht oder offenkundig Dinge nur deshalb tut, um es Dir recht zu machen ... Das kann ein Resultat von guter Bodenarbeit oder Basisarbeit sein, und dieses Erfolgserlebnis wirst Du nur erfahren, wenn Du dich auf den "Weg dahin" einlässt.
Und, ja: Ein ranghöheres Pferd würde kneifen oder keilen, wenn es sich ärgert. Und: Es würde deshalb nicht weniger geachtet werden vom Rangniederen. Aber, nicht vergessen: Es ist ein PFERD, kein Mensch. Darum wird seine Strafe vermutlich logischer, authentischer und besser getimt sein als bei Dir. Und es ist, wenn es mal nicht straft, 24 Stunden lang Pferdekumpel und grast mit, krault mit, ist einfach "da" - und hier kannst Du, jede Wette, allein zeitmäßig nicht mithalten ... Der Vergleich hinkt also, das Strafen alleine macht noch keinen souveränen Chef aus.
Oh Herr, schenk mir Geduld - und zwar zackig!
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Bin erst jetzt zum Lesen gekommen, und erlaube mir hier drei Bemerkungen zu einzelnen Punkten im Thread:

Zum Beispiel mit den Putzkisten: Als ich reiten lernte, hätte ein Pferd, das mit einem Bein in einer Putzkiste landete, zu einem grossen Donnerwetter geführt, allerdings nicht gegen das Pferd, sondern gegen den Idioten, der die Putzkiste in Reichweite des Pferdes stehen liess. Sowohl der Inhalt wie die Kiste selbst (Plastiksplitter können sehr scharf sein) vertragen sich schlecht mit Pferdebeinen, und selbst das brävste Pferd kann mal einen Schritt in die falsche Richtung machen, weil es beispielsweise erschrickt, oder sein Erzfeind aus dem Offenstall neben ihm angebunden wird. Für die Sicherheit ist der Mensch verantwortlich, und das heisst, der sollte vorausschauend "Fussangeln" beseitigen (dazu gehören auch am Boden liegende Halfter). Mein Pferdl geht ja in der Regel am Putzplatz auf Standby und macht kaum einen Wank, und trotzdem stelle ich mein Putzzeug ausser Reichweite seiner Beine, denn es ist auch schon vorgekommen, dass ein paar Motocrosser mit ihren Maschinen durch den Hof brausten, und es vor Schreck einen Satz zur Seite machte.

Zur Frage, ob mein Pferd so erzogen sein sollte, dass "jeder" mit ihm umgehen kann. Wenn mit "jeder" pferdeerfahrene Menschen (Reitlehrer, Tierärzte, Mitarbeiter im Stall, Hufschmiede ...) gemeint sind, dann bin ich mit der Aussage einverstanden. Ich glaube aber nicht, dass sich jedes Pferd so erziehen lässt, dass auch unerfahrene Menschen (dazu gehören eventuell auch manche Miteinsteller) damit umgehen können.

Vor einigen Jahren hatte ich mit einem Pferd zu tun, das am Boden ausgesprochen schwierig war (beim Hufe auskratzen, Satteln etc.), beim Reiten dagegen ein Traum, und später lernte ich dann ein Pferd kennen, das umgekehrt lieb im Umgang war, sich problemlos longieren liess, beim Reiten dagegen explosiv war bis zum Durchgehen. Ich habe daher so meine Zweifel an der Idee, dass sich "gutes Benehmen" so leicht vom Boden auf das Reiten übertragen lässt. Ich kann ein Pferd am Boden in dem Sinn auf's Reiten vorbereiten, dass es schon gewisse Bewegungsabläufe, Balance etc. lernen kann, aber "geritten werden" ist nun mal was anderes als "geputzt werden" oder "geführt werden". Ich vermute, dass die beiden Pferde (jeweils mit "Vorgeschichte") im einen Fall mit dem Putzen/Satteln etc., im anderen mit dem Reiten unangenehme bis schmerzhafte Erinnerungen verbinden. Nebenbei, das eine Pferd war in der Gruppe ein Unterhund, das andere ranghoch, also die sogenannte "Dominanz" erklärt hier nichts.
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Gawan,


klar, ein Pferd mit Vorgeschichte ist noch mal anders zu bewerten, deshalb sind bis auch das Pony meine Pferde zweijährig zu mir gezogen, eben damit ich sie selber verhunzen kann.


Die Grunderziehung gehört ebenfalls zum klassischen Kanon, nicht umsonst beginnen viele Reitinstruktionen mit dem jungen Pferd, wenn auch nicht so ausführlich wie es heute betrieben wird, beschrieben wird.


LG Ulrike
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Ulrike hat geschrieben: deshalb sind bis auch das Pony meine Pferde zweijährig zu mir gezogen, eben damit ich sie selber verhunzen kann.
Meinen habe ich ebenfalls aus diesem Grund zweijährig gekauft :wink:
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gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

ich bin vermutlich einer der krassesten vertreter von dem, was ihr "lieb, lieb" nennt. :-) sowas kann eine diskussion ja bereichern.

ich unterschiede zwischen 2 ansätzen. mein pferd soll ordentlich erzogen sein und da gibt es keine diskussionen. er muss sich ordentlich führen lassen, von jedem kind, er darf nicht rempeln, andere pferde auf der weide angehen, wenn ein mensch am strick ist, er darf nicht beissen und flegelig sein beim halftern und so. er sollte sich anbinden lassen und in den hänger gehen, sich ordentlich beim schmied und tierarzt benehmemn. das sind jetzt mal die punkte, die mir grad einfalllen.

manches davon muss man üben, z.B. das Hufe geben. und ein junghengst braucht vielleicht hier und da eine kleine erinnerung, dass beissen nicht geht. nach der kastration wollte mein kleine r nicth so gerne, dass man ihn an der hinterhand anfasst, das ist verständlich und verschwadn durch übung in kürzester zeit. er ist ordentlich erzogen und das ist mir auch wichtig. es regelt das zusammenleben . wenn etwas nicht geht, auch bei anderen pferden, dann tue ich, was immer ich für zielführend halte. beispiel: pferd greift mein pferd auf der weide an, wärhend ich mein pferd führe: ich schlage mit allem drauf, was ich habee. da ich ja recht weit weg bin, ist das dann strickgewedel und auch etwas zwergengebrüll. das kommt i.d.R genau einmal vor und dann weiss fremdpferd bescheid. wenn ichs vorhersehe, nehme ich eine gerte als fernwaffe mit. richtig eingesetzt hab ich die so gut wie nie. die pferde merken, dass der spaß da aufhört. in einer herde mit u.a. junghengsten halte ich dies für wichtig - nur als beispiel. erziehung also: viel klarheit, klare grenzen, klare anforderungen.
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

arbeit ist was anderes. mein pferd hat sich ja nicht ausgesucht, mein dressurpony zu werden. :-) also lege ich viel viel wert drauf, ihm zu erklären und ihm viel freude zu vermitteln. ein ziel der arbeit ist IMMER, dass er spaß hat. (gelingt nicht immer. logisch) und er hat mitspracherecht, was viele ganz bescheuert finden. ich gebe mir grad viel mühe, den besten zaum zu finden, z.B.
wir brechen lektionen runter auf kleinste einheiten und spielen immer weder zwischendurch, mit kram, den er mag. ich arbeite mit clickertraining udn leckerlis.
übrigens ist mein kleiner 3 jahre alt udn noch nicht geritten.

derzeit gehts auf. er gibt sich mühe und bietet am liebsten die schwierigen sachen an. wir haben spaß am üben.
aber: tempo ist natürlich unterirdisch. z.B. hab ich ca, 15 einheiten gebraucht, bis er entspannt zum abspritzplatz ging. nur: ich habe ja zeit. ich habe x mal hänger geübt, in kleinen schritten, mit verschiedenen hängern. es gab dabei immer kleine erfolge und nun latscht er gerne rein. wir üben trotzdem weiter, sobald ein hänger offen rumsteht. :-) am SH an der hand hab ich wochen geübt.

wie s beim reiten wird? das werden wir sehen. ich selbst kann wirlklich nicht viel. aber meine arbeitsprinzipien werde ich beibehalten.

nun geht das halt besser, wenn man ein junges pferd kauft. deshalb habe ich das auch gemacht.... strafe gibts bei uns nur in den erziehungsthemen.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

gimlinchen hat geschrieben:aer hat mitspracherecht, was viele ganz bescheuert finden.
Guten Morgen,
was heißt schon bescheuert? :wink:
Das kommt zum einen darauf an, was genau Du unter Mitspracherecht verstehst. Wenn dazu z.B. auch gehört, dass Dein Pony Dir den Hintern zudreht und damit signalisiert, dass er keine Lust hat, finde ich das zumindest wenig zielführend. Mal ganz realistisch betrachtet, sind Pferde im Normalfall darauf geeicht, sich das Leben so leicht wie möglich zu machen. Dr. Ritter nennt das in seinem Buch das Wasserprinzip - nach dem Wasser, was sich auch immer den leichtesten Weg bahnt. Aus Sicht des Pferdes eine ganz verständliche Reaktion. Aus Sicht des Reiters ein wenig schwieriger. Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich z.B. der Ansicht, dass ein Pferd von sich aus gar nix anbietet. Es sei denn, das, was er gerade anbietet, ist leichter als das, was ich gerade von ihm möchte. :wink: Deshalb sehe ich das mit dem Mitspracherecht auch etwas differenziert. Wenn ich merke, dass mein Zwerg ausgesprochen lauffreudig unterwegs ist, habe ich kein Problem damit, ihm in sofern „Mitspracherecht" einzuräumen, dass ich die Einheit nach dem Aufwärmen mit einer längeren Galopp-Phase beginne. Möchte mein Pferd aber lieber auf der Stelle zappeln als einen vernünftigen AT zu laufen, hat er definitiv KEIN Mitspracherecht. Leider Gottes ist es ja nun mal so: Durchlässigkeit erreicht man nicht, wenn das Pferd der Ansicht ist, es müsse über dies und das und jenes diskutieren.
@Gawan: Da gehe ich auch mit - ich glaube auch nicht daran, dass sich gutes Benehmen vom Boden auf den Sattel übertragen lässt. Mein Ex-Spanier war beispielsweise ein Kandidat, bei dem konnte man Probleme beim Reiten auch nur von oben lösen.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
Nach der SdA unterwegs :-)
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ein paar Gedanken dazu:

1. Bodenarbeit hilft sehr wohl auch für die Arbeit im Sattel. Wenn sie gut gemacht wird, lernen Reiter und Pferd ein paar Dinge, die auch im Sattel helfen. Der Mensch lernt, mit verständlichem Timing und in der Richtigen Dosierung einzuwirken. Das Pferd lernt auf Signale (vorzugsweise taktile, denn die haben wir dann auch im Sattel) zu reagieren, auf 'Druck' mit Nachgiebigkeit zu reagieren etc. Natürlich ersetzt das nicht 'reiten lernen' aber es kann zum beiderseitigen Grundverständnis erniem beitragen.

2. Wann ist eine Strafe eine Strafe und wann ist es Signal oder Korrektur oder eine Konsequenz auf das Verhalten des Pferdes?
Z.B. ich möchte, dass mein Pferd ruhig bei mir steht und mich bitte nicht abrüsselt und mir auf die Pelle rückt. Nun kann ich bei ungewünschter Annäherung 100x nein sagen und den Kopf des Pferdes von mir wegwenden. Im Zweifel wird das Pferd das als lustiges Spiel auffassen. Ich kann aber auch meinen Individualbereich 'verteidigen'. Mit dem Seil, dem Ellenbogen, Gertenknauf oder ähnlichem. Pferd kommt in diesen Bereich und holt sich jedesmal einen Nasenstüber o.ä. ab. das ist keine Strafe sondern eine Konsequenz seines Handelns. Und das wird von Pferd auch überhaupt nicht als Agression seitens des Menschen gewertet. Das ist etwas, was sie sofort verstehen. Strafe? Für mich nicht.

3. Verladen
Dieses Hereinlocken per Futter halte ich für nicht sinnvoll. Viele Pferde machen das ein paarmal mit und fühlen sich dann ausgetrickst. Der Mensch lockt mit Futter und dann wird plötzlich ganz schnell alles zu gemacht, puhhh, geschafft. Irgendwann wird das Pferd versuchen, sich fix einen Haps Futter zu sichern und ganz schnell wieder rauszukommen.
Gerade in schwierigen Fällen ( und meine Stute ist so ein Fall) hilft, dem Pferd die Wahl zu lassen. Im Hänger ist Ruhe, draussen Arbeit. Hänger auf den Platz oder in die Halle stellen und üben. Draussen longieren, Richtungswechsel, anstrengende Sachen fordern, vor dem Hänger und im Hänger ist Ruhe.
Wichtig natürlich, die Arbeit zwar anstrengend aber ohne jegliche Agression zu gestalten ( schwer genug, ich weiß) Bei jedem Versuch, Rückwärts zu gehen oder seitwärts zu weichen kurz versuchen zu korrigieren, klappt das nicht, wieder arbeiten und wieder dem Pferd den Hänger als Ruhezone anbieten.
Wieder kommt keine Strafe zum Einsatz sondern eine Konsequenz.

4. Ist das Kind in den Brunnen gefallen und ein Pferd bedrängt mich in massiver Form, sorry, dann knallt es und dann ist mir auch egal wie. Kurz und heftig denn dann geht es um meine Gesundheit.

Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass die Erziehung am Boden häufig nicht so wichtig genommen wird. Mir ist das viel zu nervig, wenn ich im Ungang ständig irgendwelche Diskussionen mit dem Pferd führen muss. Ich habe da anfangs einen HaufennZeit und Geld investiert, weil ich eben nicht wusste, wie ich das angehen soll. Und heute bin ich froh, dass ich weningsten am Boden keine Nebenkriegschauplätze mehr habe und mich auf das Reiten konzentrieren kann. Da gibt es genug Baustellen
:D
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
gimlinchen
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Beitrag von gimlinchen »

alkasar, da haben wir viel konsens.

cubano: mein kleiner bietet schon übungen an. im spielkontext natürlich ganz viele, im arbeitskontext mag er oft die "schwierigsten", weil die die meiste begeisterung auslösen. (derzeit: angloppieren aus dem schritt am LZ, Anfänge SH und Travers). wir unterscheiden nun schon zwischen einheiten mit mehr arbeit (LK / Dualaktivierung) und da macht er hakt, was ich will, logisch und einheiten mit mehr spielcharakter, da bietet er frei an. das ist eine schöne erfahrung. und da ist er nicht so der "wassertyp", auch wenn ich die analogie kenne und gut finde.

am ende ist es aber wie in der führung: es gibt iele möglichkeiten. sie haben kosten, nutzen und auswirkungen auf die beziehung. ähnlich wie beim thema führung (menschen) finde ich spannend, welches bild vom pferd dahinter steht.
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Beitrag von charona »

Alkasar, danke für deinen Beitrag, ich bin da ganz bei Dir.
Für mich ist nicht nachvollziehbar, dass die Erziehung am Boden häufig nicht so wichtig genommen wird. Mir ist das viel zu nervig, wenn ich im Ungang ständig irgendwelche Diskussionen mit dem Pferd führen muss. Ich habe da anfangs einen HaufennZeit und Geld investiert, weil ich eben nicht wusste, wie ich das angehen soll.
als ich mein erstes Pferd kaufte, einen unerzogenen, pubertierenden Wallach, dachte ich auch: toll, jetzt habe ich ein Pferd, lass regelmässig den Hufschmied kommen, den TA usw, dann reite ich mit Unterricht und alles wird gut. Nichts war weniger war. Ich war unsicher und ängstlich -vor allem im Umgang- und schnell schlug diese Unsicherheit auf das Pferd über, ergo: der Knabe wurde schlimm und schlimmer, bis sich der erste Unfall ereignete. Damals habe ich mich, trotz konventionellem Umfeld, dafür entschieden, das Reiten erstmal komplett zu streichen und mich zum grössten Teil auf die erziehung des Pferde am Boden zu konzentrieren. Es hat mich viel Zeit gekostet, viel Mühe, weil ich vor allem an mir selber arbeiten musste. Konsequenz, Güte, deutliche Grenzen, immer und überall. Auch wenn ich mich damals letztendlich von diesem Pferd getrennt habe, habe ich schrecklich viel von ihm gelernt, und für mich gelernt, dass Arbeit am Pferd immer bedeutet, zumindest meiner Meinung nach, Arbeit an sich selber.
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jannie
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Beitrag von jannie »

@Jen danke und ganz grosse Zustimmung für jeden deiner Beiträge in diesem Thread!
Motte
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Beitrag von Motte »

Alkasar -

*unterschreib*.

Was mich nur bei der ursprünglichen Fragestellung irritiert:
Das hat doch nix mit "klassisch" oder "FN" zu tun?

Die am besten erzogenen Pferde, die ich je über mehrere Tage erlebt habe, waren
a) ein Vierergespann eines turniermässigen Fahrers der bei uns Urlaub machte
b) 2 Quarter-Hengste, die bei uns ebenfalls nebst Besitzer Urlaub machten.

Diese Pferde hat man auf dem Hof quasi überhaupt nicht gemerkt.
Der Viererzug-Fahrer hat seine 4 Tiere täglich alleine (!!) angespannt, konnte jedes Pferd einzeln an den Strang bringen/wegholen, und die warteten dann, bis er wieder kam.
Die Quarter-Hengste (die auch im Deckbetrieb waren), waren auch extremst klasse. Die wurden zwischen unseren Ponies fertig gemacht - da gab es kein Grunzen oder so.
Aber: beide (der Fahrer als auch der Wester-Reiter) achteten penibelst auf Einhaltung der Regeln. Wenn der Fahrer das dritte Pferd vom Strang wegholte und das vierte noch einen Moment alleine (!) an der Kutsche warten musste, dann wurde der sofort korrigiert, wenn er auch nur andeutungsweise einen Schritt nach vorne machte -eigentlich schon, wenn er nur "nach vorne DACHTE" - während der Fahrer da mit dem Ausspannen des dritten Pferdes beschäftigt war.
Genauso der Western-Mensch mit seinen Quartern. Das waren teilweise so minimale Korrekturen, die bekommt man oft als Beobachter gar nicht als solche mit - haben aber in ihrer Konsequenz eine große Wirkung.

Und dann brauchts auch keine Strafe. Ich habe beide Herren in den 14 Tagen, die sie bei uns verweilten, nicht einmal ansatzweise laut werden hören.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Ich habe mir jetzt schon öfters von Miteinstallern bei uns anhören dürfen, dass es doch nur ein Pferd ist und es auch mal einen Schritt nach vorne oder so machen darf, wenn ich ihn parke zum Satteln. Solche Leute gehen mir ziemlich auf den Geist mit ihrer Dauerinkompetenz. Meine RB nicht los latscht, wenn ich mich zwei Schritte weg bewege um den Sattel zu holen ...
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