Älteres Pferd an Offenstall gewöhnen

Welche Haltung für welches Pferd? - Hier könnt ihr darüber diskutieren.

Moderatoren: emproada, susiesonja

Antworten
Benutzeravatar
Kleenes
User
Beiträge: 105
Registriert: Di, 01. Jun 2010 21:02
Wohnort: Bayern

Älteres Pferd an Offenstall gewöhnen

Beitrag von Kleenes »

Nun ist es vollbracht, der Vertrag ist unterschrieben mein Pony (23 Jahre) wird endlich auch Offenstallpferd :) Nie wieder Matschpaddocks und endlich ganz tägig Heu zum zupfen.
Jetzt wollte ich mich mal bei euch umhören was ihr für Erfahrungen damit gemacht habt ein älteres Pferd in den Offenstall zu stellen. Kurz zur Info: mein Pony ist jetzt 23 Jahre alt und soweit noch topfit, leichte Startschwierigkeiten hat er manchmal im Winter morgens aus der Box gehabt. Stand die letzten Jahre auch im Winter ganztags draußen auf dem Paddock, allerdings geschoren und mit Decke, da wir den Winter komplett durchgearbeitet haben. Eine Decke soll er nun im Offenstall nicht mehr bekommen (außer es wird ihm zu kalt, aber davon gehe ich nicht aus).

Integriert wird er langsam, das heißt er kommt die ersten Tage neben die Herde und wird dann stundenweise dazu gelassen bis er erste Verbündete gefunden hat :wink: Ich rechne da aber mit keinen großen Schwierigkeiten er geht in der Regel stress aus dem Weg.

Ein wenig Bedenken habe ich dass er mir abbauen könnte durch den Umzugsstress und die neue Herde.
Macht es Sinn ihm vorbeugend etwas zu füttern? Eventuell auch gegen den Stress? Bachblüten?

Danke :)
Nudelmaus
User
Beiträge: 42
Registriert: Do, 07. Jan 2010 12:40
Wohnort: Ba-Wü

Beitrag von Nudelmaus »

Hi!

Ich habe vor 2 Jahren meine damals 20-jährige WB-Stute auch in einen Offenstall umgestellt. Sie kannte vorher nur (Paddock)Box, mit gemeinsamem Weidegang.

Ich denke, es kommt stark auf den Typ Pferd sowie die Gruppenzusammensetzung und die Gegebenheiten im Offenstall an, wie lange das Eingewöhnen braucht. Eine pauschale Antwort ist da wahrscheinlich schwierig.

Bei uns hat es ca. ein Jahr gedauert. Allerdings ist meine Stute eher rangniedrig und weicht sofort. Dadurch, dass es in unserem Offenstall aber keine Sackgassen gibt sowie genug Fress- und Trinkstellen angelegt sind, kann sie trotzdem in Ruhe fressen und dösen.

Eine ungefütterte Regendecke braucht sie im Winter, da sie sonst durch kalt-nasses Wetter sofort abnimmt.
Was ihre Alterszipperlein betrifft, kann ich seit der Umstellung nur Positives berichten. Sie hat Arthrose an den Vorderbeinen und Spat an den Hinterbeinen, kann sich aber deutlich flüssiger bewegen, seit sie im Offenstall ist. Die Bewegung tut ihr definitiv gut.
Auch hat sie in der Box immer sehr dick angelaufene Hinterbeine gehabt, vor allem im Winter. Nun gar nicht mehr.
Due Hufe haben sich, nach Gewöhnungsphase an den vermehrten Abrieb, ebenfalls verbessert, sie sind viel härter geworden und nun frei von Strahlfäule :)
Psychisch gefällt sie mir in der Gruppenhaltung auch besser.

Ich füttere ihr noch Heucobs und ein wenig Kinikum Revital von Mühldorfer zu ihrem bischen Hafer und Mineralfutter, vermehrt natürlich im Winter. Das schlägt bei ihr gut an. Da sie mittlerweile auch schon deutlich weniger Zähne hat, kann sie das Heu, das reichlich gefüttert wird, nicht mehr so gut kauen und verwerten.
Ich würde bei deinem Pferd aber einfach warten, wie er mit der neuen Situation und dem Futter zurechtkommt. Vielleicht brauchst du ja gar nichts zufüttern, damit er gut in Schuss bleibt :)
kallisto
User
Beiträge: 2960
Registriert: So, 24. Sep 2006 19:46
Wohnort: Deutschland

Beitrag von kallisto »

Hi,

ich befürworte Offenstall grundsätzlich, wenn die Umsetzung stimmt. Bei einem älteren Pferd muss grundsätzlich davon ausgegangen werden, dass es individueller gefüttert werden muss (mehr Rauhfutter im Winter, häufigeres Füttern z.B. ). Wenn das realisiert werden kann, kein Problem.
Für die Gelenke ist die ruhige Bewegung auf großen Radien optimal, wenn es keine enormen Rangbüffel gibt. Teilweise gibt es Pferde, die aus Spaß an der Sache gerne die rangniedrigen rumtreiben. Für ein älteres Pferd, was selbst im Winter bei Minustemperaturen spontane Sprints einlegen muss, nicht gut. Gibt es verschiedene Rückzugsecken, Futterstellen und ist es eine ruhige Gruppe, die einen angenehmen und ruhigen Chef hat, ist es ok. Ohne jetzt Rassen zu verurteilen und zu pauschalisieren Ponies und Vollblüter haben sich bei uns meistens friedlich angestellt. Auf Leistung gezüchtete Sportpferderassen, die oftmals ohne viel Arbeit im Offenstall "abgestellt werden", brachten vermehrt Unruhe hinein. Die Gruppenkonstellation sollte stimmen.
Hinzu kommt, dass ein älteres Pferd genug Schutz vor Sonne, Feuchte und Eiskälte im Winter haben sollte. Zugfreie und überdachte Rückzugsflächen sind ideal. Auch sollte der Untergrund stimmen, so dass vor allem nicht überdachte Flächen bei Regen oder Schnee im Winter nicht zu Rutschbahnen/Eisbahnen werden und dem betagten Pferd bei kleinen Rangeleien oder Schrecksituationen unnötig Verletzungen zufügen.
Ideal wären Rentnergruppen, die gruppenmäßig auf ihre besonderen Bedürfnisse eingestellt werden können. Immerhin soll er noch mehrere schöne Jahre haben.

Also kleine Gruppengröße, individuelle Fütterung (evtl. kann der Besitzer viel persönlich ausgleichen bei täglichen Besuchen) und ausreichend Witterungsschutz bringen enorme Vorteile für Gelenke, Atemwege und Stoffwechsel. Eine Umstellung würde ich bei solchen Umständen befürworten.
Die meisten Offenställe sind leider suboptimal und ich finde bei einem älteren Pferd ist es oftmals besser ihn in der Boxenhaltung zu belassen und genug Auslauf zu geben. Bei uns ging es oft schief, aber unser Offenstall ist für ältere Pferd nicht optimal. Und sie wären bei uns in der Box besser aufgehoben. Das gilt übrigens nicht für ältere, auch sehr unruhige, rangniedrige oder sensible Pferde, denen einfach der beste Offenstall noch zu eng ist.

LG Susi
Benutzeravatar
Kleenes
User
Beiträge: 105
Registriert: Di, 01. Jun 2010 21:02
Wohnort: Bayern

Beitrag von Kleenes »

Nun mag ich mal berichten, inzwischen sind wir seit gut zwei Wochen im Offenstall. Die ersten Tage durfte er nur stundenweise zu ein paar ruhigeren Pferden in die Gruppe, war aber alles sehr unkompliziert. Danach vorerst tagsüber mit in die Herde solange die Weiden offen waren und nachts bekam er seine Box um genügend zu fressen und schlafen. Inzwischen steht er etwa 22 stunden mit in der Herde und wird zusammen mit einem Kumpel für etwa 2 Std zum zusätzlichen Heu fressen separiert. Verletzungen hab es bis auf zwei kleine Kratzer gar keine! Bisher kann ich sagen dass der Entschluss absolut richtig war, seine Beine sind schon jetzt sehr klar, die Gallen so bilde ich mir ein werden etwas kleiner :?:

Im Moment kommt er mir etwas matt vor, eventuell werde ich jetzt wo das Wetter schlechter wird wieder ein wenig von seinen Kwikbeets füttern. Denke er muss sich auch erst an die viele Bewegung gewöhnen (war zwar immer viel auf der Weide, aber bewegt hat er sich nicht groß 8) )
Benutzeravatar
ninischi
Moderator
Beiträge: 5406
Registriert: Di, 09. Jan 2007 01:03
Wohnort: Bad Zwischenahn

Beitrag von ninischi »

Das klingt ja gut! Dass er etwas matt ist, finde ich am Anfang völlig normal. Ist ja auch alles ein wenig aufregend - neue Pferde, neue Umgebung, andere Abläufe... das wird bestimmt ganz schnell wieder!
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
Antworten