Ritte die gefallen, bei denen das Pferd die Nase vorn hat

Rund um die klassische Reitkunst

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Celine
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Beitrag von Celine »

Spielnase hat geschrieben:Sollte sie hier zu heftig oder unfair einwirken, würde der Fuchs garantiert mit dem Maul sperren. Tut er aber nicht.
Weil ich dieses Argument hier öfter lese: Ich bin viele Jahre ohne Nasenriemen geritten, mein Pferd hat NIE gesperrt. Tut er einfach nicht. Und das lag mit Sicherheit nicht an meiner tollen Zügelführung.
Er schiebt eher die Zunge ein bisschen raus oder geht gegen den Zügel. Das mit der Zunge sieht man aber gar nicht von Weitem.
Also, dass das Pferd nicht sperrt, heißt garantiert nicht, dass die Zügelhilfen nicht grob sind.
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Die Dame hat das Pferd doch gar nicht am Sitz,aber über genau den pariert man nach meiner Auffassung ein Pferd idealerweise durch.
Geht nicht immer,also zieht man am Zügel oder wartet,bis sich das Ding von selbst ausgerannt hat,um es mal überspitzt auszudrücken.

Ist euch noch nie passiert? Mir schon!

Fakt ist: Die Dame hat keine Remonte gesattelt,sondern ein augenscheinlich weiter ausgebildetes Pferd,zumindest versucht sie sich in entsprechenden Lektionen.
Und genau dafür sind mir die Übergänge einfach nicht gut genug,das Pferd bollert dagegen und lässt sich nicht am Sitz abfangen.

Eine Lektion hat für mich nicht ausschließlich einen Selbstzweck,das Rein- und Rauskommen finde ich genau so wertvoll und ist ein Prüfstein für die "Korrektness".

Genau da liegt ja der Knackpunkt,warum viele zwar schrägeln können,aber keine Lektionsfolge auf A Niveau hinbekommen.
Warum nicht? Weil es anscheinend für sie nicht wichtig ist.Ok,akzeptier ich,aber für mich ist die Zuverlässigkeit des Abrufs einer Lektionsfolge wichtig,sie ist für mich ein Prüfstein der Durchlässigkeit und dieser wiederum ein Prüfstein des Gymnastizierungsgrades auf dem jeweiligen Ausbildungsniveau.

Ich glaube auch,dass einzelne Lektionen durchaus auch Instrumente darstellen,um das Pferd zu fördern und nicht bloß ihrer selbst Willen abgefragt werden sollten.
Aber die Grundvoraussetzung,dass das Pferd das Gefragte überhaupt zeigen kann,muss einfach da sein.
Einen vierjährigen anpiaffieren?
Ok,aber kann der die notwendige Geraderichtung und Tragkraft überhaupt haben,um die Lektion ausführen zu können?
Und wenn nicht,was bringst sie mir dann?

Wenn wir immer alle das richtige Timing intus hätten,wären wir alle "Schwere-Klasse" Ausbilder.

Trotzdem mein ich,man darf auch mal was probieren,mal was tiefer einstellen,mal etwas höher,mal mehr Abstellung,mal weniger. Etc.
Man holt sich doch bestenfalls selbst ein Feedback,ob das,was man tut,auch die gewünschte Wirkung zeigt und wenn nicht,dann muss ich was anderes probieren oder auf die nächste Reitstunde warten.Ich muss versuchen,auf das Pferd einzugehen,es nicht in ein starres Muster pressen zu wollen,ich kann es nur fördern,wenn ich geschnallt habe,wie es tickt und auf welche Hilfe es reagiert.

Ich kenne einige Leute,die reiten seit zwanzig Jahren und haben in der Zeit nix dazu gelernt,ja,sich gar nicht verändert.Sind in sich erstarrt.
Stillstand bedeutet Rückschritt.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

[quote="marquisa"

Eine Lektion hat für mich nicht ausschließlich einen Selbstzweck,das Rein- und Rauskommen finde ich genau so wertvoll und ist ein Prüfstein für die "Korrektness".[/quote]
Da gehe ich sogar noch weiter: Lektionen, wie beispielsweise die Piaffe allein sagen nullkommanada :P über das reiterliche Können aus. Aber die Übergänge!!! , die sagen eine Menge. Und wer mir eine wirklich gesetzte Piaffe reitet und daraus federleicht in den starken Trab geht - DER kann in meinen Augen einen Stiefel reiten. Bisschen Pi und Pa an beliebiger Stelle ist gar nix. :shock: :P Okay, ich gehe mich dann vorsichtshalber mal selbst steinigen. :wink:
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marquisa
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Beitrag von marquisa »

Zugegebenermaßen würde ich mich bei unserem Pony momentan über ein "bisserl Garnichts an beliebiger Stelle" schon freuen :lol: :oops: :lol: :oops:
Motte
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Beitrag von Motte »

Spielnase hat geschrieben:@

In der Szene, die du beschreibst, in der sie an der langen Seite aus dem Galopp zum Halt durchpariert, reitet sie nicht mit Kandare und sie reitet auch ohne Nasenriemen. Sollte sie hier zu heftig oder unfair einwirken, würde der Fuchs garantiert mit dem Maul sperren. Tut er aber nicht. Ganz im Gegenteil, er kaut ab und dehnt sich danach zufrieden nach unten. Sieht diese Szene wirklich für dich nicht pferdefreundlich aus? *staun*
Und im Vergleich dazu empfindest du vielleicht die Abreiteszenen von Steffen Petres pferdegerecht? Huiiiii.... hier driften ganze Welten auseinander!!

Wenn du dich fragst, warum sie die Hände anhebt (ist ja jetzt nix ungewöhnliches für PK :wink: ), mutmaße ich mal, dass sie versucht das Gleichgewicht wiederherzustellen, da das Durchparieren in den Trab ins vorhandlastige Gerenne auszuarten scheint und sich der Fuchs vielleicht auch auf die Hand legen möchte. Das kann ich wirklich nur raten, wäre aber eine typische PK-Korrektur, gerade für kurzbeinige Ponys mit tiefangesetztem Hals, die gerne vorne stützen möchten.
Die Dame steht beim Durchparieren doch mehr oder weniger in den Bügeln.
So, und wenn ich jetzt mal die Gewichtung der Kommunikationsmittel/Hilfen zitieren darf: Kreuz/Sitz, Bein/Schenkel, Hand.
Was bleibt, wenn ich - wie dort präsentiert - das Kreuz/den Sitz weglasse, und damit auch das Bein? Na?
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

marquisa hat geschrieben:Zugegebenermaßen würde ich mich bei unserem Pony momentan über ein "bisserl Garnichts an beliebiger Stelle" schon freuen :lol: :oops: :lol: :oops:
Auch bei mir ist das "Garnichts " zugegeben ein wichtiges Ziel und auch gymnastizierendes Element der Arbeit. Auf das "Garnichts" möchte ich echt nicht verzichten - für mich eher ein "ganz schön toll" :wink:
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Guten Morgen,


mit meiner Araberin sind wir gerade daran, "ein Busserl gar nichts" zu üben, für mich der siebte Himmel.

Dennoch gehe ich mit narquisa und vor allem cubano, die Übergänge sind dann das A und O.
Wir kommen gut rein aber nur sehr, sehr schwer wieder raus.

Da ich das aber nur unter Aufsicht übe, kann es auch daran liegen.

Dennoch, es gibt soviel Sitzfehler bei mir, das kann jeden Film zu einen Lehrfilm werden lassen, "wie es nicht sein sollte"


LG Ulrike
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

marquisa hat geschrieben:Zugegebenermaßen würde ich mich bei unserem Pony momentan über ein "bisserl Garnichts an beliebiger Stelle" schon freuen :lol: :oops: :lol: :oops:
Guten Morgen,
öh: Aber da gab es doch sogar schon Bilder, also von dem Garnix an beliebiger Stelle. Und soweit mein altes Hirn sich noch erinnert, waren diese auch sehr vielversprechend. Und damit ich nicht falsch verstanden werde: Ich habe nix gegen die Piaffe. Oder die Passage. So lange beides im Kontext erarbeitet und vor allem auch geritten wird. Natürlich kommt bei mir erschwerend hinzu, dass ich halt in Spanien sehr viele Piaffen und auch Passagen oder Galopp-Zick-Zack-Traversalen (sehr beliebt auf der iberischen Halbinsel) gesehen habe, die für sich allein genommen, durchaus ansehnlich waren. Nur den Rest der Reiterei konnte man sich nicht anschauen – von einem roten Faden, der sich durch die Ausbildung zieht, wollen wir erst gar nicht anfangen. Und genau deshalb schaue ich heute halt – auch wenn ich große Turniere sehe – gar nicht mehr primär auf die Lektionen, sondern auf die Übergänge dazwischen. Wie heisst es doch so schön: Jeder freut sich anders. :P
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano, nach meinem Verständnis von Piaffe, ist der Übergang zu derselben und der Übergang aus derselben auch nicht zu trennen. ( außer es ist dressiertes Gezappel) denn ohne den ÜBERGANG in die Piaffe hat man keine :P :lol: .
Spaß beiseite :
Die gerittene Lektion "Piaffe" lebt doch von der Vorbereitung, von der Art und Weise, wie man das Pferd heinreitet/ hineinführt und die Qualität der Piaffe ist auch absolut mit dem Umstand verbunden, wie man wieder herauskommt- wenn sie "erritten" ist- will sagen, der Übergang hinein ist der Teil der Vorbereitung der Lektion und der Übergang hinaus überprüft dann die Qualität der Ausführung ...
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

saltandpepper hat geschrieben:Cubano, nach meinem Verständnis von Piaffe, ist der Übergang zu derselben und der Übergang aus derselben auch nicht zu trennen. ( außer es ist dressiertes Gezappel) .
Wie wahr, wie wahr. :P
Wobei das nur einer der Punkte ist, den ich vorhin meinte: Mir geht es generell um die Übergänge zwischen einzelnen Lektionen. Oder wie ich gestern schon sagte: Ein Reiter, der sein Pferd beispielsweise von der Piaffe in den starken Trab bekommt, ohne dass das Pferd aus der Balance fällt, die Hilfengebung drastischer ausfällt und dergleichen mehr, der hat meinen vollen Respekt. Ein Reiter dagegen, der lediglich irgendwo eine Piaffe reitet, hat ihn für mich eben nicht automatisch. :D
Und zu dem Wort Kontext, was ich vorhin gebraucht habe. Damit meine ich auch nicht, wie führe ich das Pferd in die Pi und wieder heraus. Sondern: Was ist in Sachen, Geraderichtung, Schwung, Kadenz und Co passiert, BEVOR ich mit dem Pferd die Piaffe erarbeite. Und man sieht es eben, wie die Piaffe im Vorfeld erarbeitet wurde.Ebenso, wie man häufig sieht, dass im Vorfeld eben nciht so viel an o.g. Punkten gearbeitet wurde. Was wiederum nicht mein Weg wäre. Aber das war eh klar, odr? :wink: :wink:
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Miss Sophie
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Beitrag von Miss Sophie »

Tja, wenn man aber sieht, wieviele Videos von "nur-in-der-Piaffe-sein" existieren, dann sieht man ja, wie wenig Leute Wert auf sowas wie Übergänge bzw. Rein- und Rauskommen legen.....
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:Und zu dem Wort Kontext, was ich vorhin gebraucht habe. Damit meine ich auch nicht, wie führe ich das Pferd in die Pi und wieder heraus. Sondern: Was ist in Sachen, Geraderichtung, Schwung, Kadenz und Co passiert, BEVOR ich mit dem Pferd die Piaffe erarbeite. Und man sieht es eben, wie die Piaffe im Vorfeld erarbeitet wurde.Ebenso, wie man häufig sieht, dass im Vorfeld eben nciht so viel an o.g. Punkten gearbeitet wurde. Was wiederum nicht mein Weg wäre. Aber das war eh klar, odr? :wink: :wink:
Nun, wenn man an den anderen Punkten arbeitet, kann man dennoch bereits auch an der Piaffeentwicklung arbeiten. Denn die Arbeit daran, die Voraussetzungen zu schaffen piaffieren zu können, fördert ja genau die Voraussetzungen. Und das sind eben andere, als die, die man zum starken Trab braucht. Das andere Ende der Fahnenstange sozusagen( weshalb der Übergang zwischen den beiden Extremen ja auch so schwer ist, dass nur Ausnahmepferde und Ausnahmereiter ihn leisten können).
Wenn ich nur an Schwungentwicklung arbeite, bekomme ich nie eine Piaffe, auch nicht, wenn der Trab kadenziert ist, bis zum Optimum. Dann bekomme ich wohl vielleicht eine Passage, aber eben kein gesetztes, gehaltenes Treten.
Geraderichtung, klar.
Eine Piaffe ist eine Schwung-LOSE Lektion, man hat da keine Schwebephase, außer das Pferd hüft dieselbe, wie eine Matinee - das hat also mit Schwungkraft wenig zu tun, abgesehen natürlich von dem Part, der die Flexibilität der Hanke betrifft. In der Piaffe braucht es Trag- und Haltekraft.

Wenn ich also ein Pferd habe, das wenig in dieser Richtung mitbringt, brauche ich ein Mittel der Förderung und hier ist die Piaffe - bzw. die Entwicklung der Piaffe- ein exzellentes Mittel.
Gerade den Gang-gewaltigen WBs stünde ein Fördern AUCH der klein-klein getragenen Arbeit sehr gut zu Gesicht und - davon bin ich überzeugt- auch zu Gesundheit. :wink:
Es ist außerdem - wenn man die Piaffe aus der Ruhe entwickelt und den Schwerpunkt auf physische UND psychische Losgelassenheit in dieser Übung legt,- eine sehr gutes Mittel, um Kraft und Energie "gesittet" zu kanalisieren. Die Gelenke, Bänder und Sehnen (und auch andere!!!), werden ganz anders belastet, als in einem groß schwingend gehenden Pferd. Somit ist es auch eine Frage der vielseitigen Ausgeglichenheit der Arbeit
Die Piaffe schult darüber hinaus die Balancierfähigkeit und optimiert die Zusammenarbeit / Abstimmung von oberer und unterer Muskelkette- dem muskulären Kreislauf im Pferd, ist sie doch im Grunde, muskulär betrachtet, ein "dauerhafter Übergang".

Viele Pferde bekommen erst über die Arbeit in diese Richtung das Grundgleichgewicht, aus dem heraus sie Schwung entwickeln können.
Auch die Dehnung der Oberlinie, DAS Thema der Losgelassenheit ! , muss man bei einigen Pferden tatsächlich von hinten nach vorne vornehmen, weil eine Dehnung derselben in Richtung V/A die Pferde, aufgrund ihrer naturgegeben Vorlastigkeit überfordert. Bei solchen Pferd muss die Arbeit an der Dehnung Hand in Hand mit der Arbeit an der Hanke gehen.

Nein, ich möchte tatsächlich das "Garnichts" keinesfalls missen... 8) :lol:
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Guten Morgen!
Nur noch mal, weil ich das Gefühl habe, dass hier wieder mal vergessen wird, was Schwung eigentlich ist: „Schwung ist die energische Übertragung der Kraft aus der Hinterhand auf die Vorwärts-Aufwärts-Bewegung. Nada mas. Und genau DAS brauche ich in meiner Welt sogar unbedingt für die Piaffe. Sorry, aber die These "Piaffe ist schwunglos, ergo brauche ich den nicht", stimmt für mich einfach nicht, weil Schwung für mich eine Voraussetzung für die Versammlung ist. Die – wiederum in meiner reiterlichen Welt – eben nicht nur aus Halte- und Tragkraft besteht, sondern vor allem aus Federkraft.
Und was die mentale Seite angeht: Nun ja, sicher kann man mittels der Piaffe auch die Losgelassenheit herstellen. Aber das ändert nix daran, dass es dazu gewisse Voraussetzungen in der Ausbildung des Pferdes geben muss, die erfüllt sein wollen. Vorher muss ich mir dann wohl doch eher etwas anderes ausdenken, um Losgelassenheit zu erzielen. :-)
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:Guten Morgen!
Nur noch mal, weil ich das Gefühl habe, dass hier wieder mal vergessen wird, was Schwung eigentlich ist: „Schwung ist die energische Übertragung der Kraft aus der Hinterhand auf die Vorwärts-Aufwärts-Bewegung. Nada mas. Und genau DAS brauche ich in meiner Welt sogar unbedingt für die Piaffe. Sorry, aber die These "Piaffe ist schwunglos, ergo brauche ich den nicht", stimmt für mich einfach nicht, weil Schwung für mich eine Voraussetzung für die Versammlung ist. Die – wiederum in meiner reiterlichen Welt – eben nicht nur aus Halte- und Tragkraft besteht, sondern vor allem aus Federkraft.
Und was die mentale Seite angeht: Nun ja, sicher kann man mittels der Piaffe auch die Losgelassenheit herstellen. Aber das ändert nix daran, dass es dazu gewisse Voraussetzungen in der Ausbildung des Pferdes geben muss, die erfüllt sein wollen. Vorher muss ich mir dann wohl doch eher etwas anderes ausdenken, um Losgelassenheit zu erzielen. :-)
Nein, die Piaffe gehört mangels Schwebephase zu den Schwung-losen Lektionen- wie der Schritt zu den Schwung-losen Gangarten gehört- was nicht ausschließt, dass er ( und natürlich auch die Piaffe) schwungvoll im Sinne von hochenergetisch geritten werden kann, aber eben nicht im reiterlichen Sinne von "Schwung", sondern vielmehr im umgangssprachlichen.

Die Kraftentfaltung erfolgt nach oben, die Bewegung findet nahezu am Platz statt - also kein " Vorwärts" im Sinne von " sich nach vorne bewegen"- wie es im Zusammenhang mit "Schwung" definiert ist.

Dass das Pferd in sich im Vorwärts begriffen ist, bedeutet ja nicht, dass es vorwärts geht. Ein Pferd kann auch im RR oder im Halten im Vorwärts begriffen sein. das sind zwei Paar Schuhe.
Und ja, durchaus Federkraft, die sich aber nach oben kanalisiert und eben nicht nach vorne. Wir Schub und Federkraft hingegen dann ins Vorwärts umgeleitet, so erhält man aus der Piaffe Schwung (-trab) .
Nun, man kann sich vor der Piaffe sicher etwas anderes ausdenken, um Losgelassenheit von hinten nach vorne zu erlangen, z.B. Übergänge, ja, man kann aber auch an der Piaffe arbeiten.
Max1404
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Beitrag von Max1404 »

Wo wir gerade bei der Piaffe und Übergängen sind:
https://www.youtube.com/watch?v=jps284rd2DI
Immerhin: ein High-End-Zuchtprodukt, einer der besten Klassik-Ausbilder der Welt, und die Nase ist auch noch vorn.
Mir gefällt's trotzdem nicht.
Viele Grüße
Sabine
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