Seitwärts an der Hand

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

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Coco
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Seitwärts an der Hand

Beitrag von Coco »

Hallo, ich wollte euch fragen, wie ihr vorgehen würdet, wenn man dem Pferd Schenkelweichen oder Wendung um die Vorhand lernen möchtet?

Meine Stute wird jetzt 6 Jahre alt und ist manchmal doch ein bisschen stur und es ist ihr unterm Sattel leider schon zu oft gelungen, dass sie sich mehr Schenkeldruck entzieht….ich wollte jetzt anfangen mit Schenkelweichen, aber gerade auf der linken Hand keine Chance, nicht einen Millimeter, entweder sie reagiert gar nicht oder drückt dagegen.

Ich möchte ihr jetzt vom Boden aus diese Übungen näher bringen, damit es dann auch unter dem Sattel klappt.

DANKE!!!! :P
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Erstmal muss deine Stute lernen auf Antippen mit der Gerte zu weichen (sich zu bewegen mit der Hinterhand). Erst leicht anfangen mit dem Antippen und jede Reaktion von deinem Pferd in die richtige Richtung loben. Heißt sofort anhalten, strecken lassen, loben. Damit dein Pferd Zeit hat das ganze zu verabreiten. Position an der Hinterhand für das Antippen muss du herausfinden, wo sie am besten reagiert. Mit der Zeit kannst du so immer mehr schritte um dich herum fordern. Immer wieder anhalten lassen. Und beachten dass das Pferd immer eher einen Schritt nach vorne tut und NICHT um die Vorderbeine dreht (sehr schlecht für die Gelenke). Im Endeffekt beschreibt dein Pferd einen Kreis auf 2 Hufschlägen um dich.


Wenn das zuverlässig klappt, kannst das ganze an der Bande abfragen. Heißt, die befindest dich zwischen Pferd und Band kürzst die Ecke ab, dass das Pferd schräg auf die Bande zu kommt und lässt es dann mit Kopf zu Band seitwärts gehen. Abstellwinkel zu Band maximal 45°.

Ich hoffe, du verstehst was ich meine ... sonst einfach nachfragen.
charona
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Beitrag von charona »

Ergänzend hinzufügen kann man, dass wenn Du die Vorhandwendung bzw. Übertreten anlernen möchtest, die Stute erstmal am inneren Trensenring festhältst, wenn Du auf Trense arbeitest. Wichtig ist, dass sie versteht, was Du von ihr möchtest und keinesfalls vor der Gerte flieht, sondern Schritt für Schritt die Hinterhand umsetzt. Lieber zu langsam als zu schnell, weil das, wie bereits erwähnt, auf die Gelenke geht.
loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

@charona: Ich merke schon, wir sind da auf dem selben Dampfer ... :) Das mit dem Schritt für Schritt habe ich in meiner Ausführung vergessen, bzw. nicht so detaiert beschrieben.

Also alles ganz LANGSAM machen. Schnell ist nicht gut, bzw. bringt nicht den gewünschten Effekt.

Zusätzlicher Tipp: Such dir passende Literatur zum Thema Bodenarbeit. mein Tipp: "Gymnastizierende Arbeit an der Hand" von Oliver Hilberger.

UND
einen Lehrer, der dir das zeigen kann. Eigentlich ist es sehr schwierig, wenn weder du noch ein Pferd ein Bild von der ganzen Sache haben. Lieber einen Lehrer suchen, der deinem Pferd die ersten Grundschritte beibringt und ihr dann zusammen weiter lernen könnt. Das erleichtert die Sache ungemein ...
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Wenn es erstmal nur darum geht, dass sie prinzipiell eine Idee bekommt nachzugeben und die HH weichen zu lassen, würde ich tatsächlich mit einer Art VH-Wendung beginnen. Einfach weil es leicht zu vermitteln ist, somit leichter die Möglichkeit gegeben ist, dass das Pferd nachgibt, somit kann die "störende" Aufforderung aussetzen, Belohnung erfolgt, dem Pferd wird leicht verklickert, dass Nachgeben und mit der HH ausweichen doch nicht verkehrt ist. :wink:

Zu Anfang entweder am Trensenring, Kappzaum oder Halfter (wenn es nur drum geht ein grundsätzliches Verständnis fürs nachgebende HH-Weichen zu erhalten, das kann schon fürs Reiten entscheidend helfen!) leicht den Kopf zu dir nehmen, mit der Gerte touchieren (Bauch, Kruppe, oberhalb Sprunggelenk - ausprobieren!) und im Zweifel wenn sie echt "ignorant-stur" ist ruhig drastisch damit werden. Wichtig dann: sofort LOB und STOP der Aufforderung nach einem Schritt!

Wenn sie statt seitlich zu treten nach vorne büffelt, gehe auf einen Zaun oder die Bande zu, oder übe es vor der Stallwand.

Wenn so verinnerlicht wird, dass auf LEICHTES Gertensignal (und dazu passende Körpersprache von dir), wird auch Weichen in der Vorwärtsbewegung zB im Übergang an der Bande/dem Zaun/der Wand entlang problemlos zu erarbeiten sein.

Übergangsweise aus der VH-Wende zB mittels Volte um dich herum allmählich in ein SH übergehen.

Viel Erfolg! Es gibt tatsächlich Pferde, die sich "erarbeitet" haben dem Schenkel in nur eine Richtung zu weichen - nach vorne! :D Die können teils echt hartnäckig in den Anfängen sein, büffelig an der Hand - aber wenn sie lernen, dass nachgeben angenehmer ist als "dagegen halten", dann haben sie es ratzfatz raus und dann ist es auch übersetzt auf die gleiche Situation unter dem Reiter kein Ding mehr!
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Coco
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Beitrag von Coco »

Danke für die Tipps.

also sie lernt schnell…..die rechte Seite ist kein Problem, da gibt sie nach und weicht, aber links…die linke Hand ist sowieso ihre "Problemseite" und wenn da weicht sie nicht, sondern "flieht" eher nach vorne und büffelt weg, da kommt quasi keine Reaktion….da muss ich wirklich mal mit einer Begrenzung (Wand etc) probieren….meine Reitlehrerin hat auch gesagt, dass sie da sehr stur ist und ein Problem hat.

Und allzu "grob" kann man ihr aber meist nicht kommen, weil da wird sie meist zornig und das bringt ja auch nichts wenn man das herausfordert, da wird's nur blöder und im Endeffekt gewinnt wieder sie.
Danschi
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Beitrag von Danschi »

Hallo Coco,

ich würde das genauso machen wie oben beschrieben. Langsam und Schritt für Schritt! Ich möchte nur etwas loswerden was deine Meinung zum Ursprung dieses Problems betrifft. Ich glaube nicht, dass dein Pferd einfach nur stur ist und sich denkt, "ha rechts ist ok und links kann sie mich mal". Wenn dein Pferd sich links nicht biegen kann dann liegts wahrscheinlich daran, dass entweder die rechte Seite muskulär schlechter dehnbar ist oder es vl ein anderes körperliches Problem gibt (Wirbelblockierung oder ähnliches), welches vl sogar Schmerzen verursacht. Was soll es sonst für einen Grund für ein Pferd geben, die Lektion auf einer Seite bereitwillig zu machen und auf der anderen Seite nicht?? Sicher nicht aus Sturheit!
mit besten Grüßen
Danschi

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loisachqueen
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Beitrag von loisachqueen »

Pferde reagieren auch mit entziehen (über Schulter weglaufen und co.), wenn es um Arbeit auf der schlechten Seite geht ...

Beispiel: Pferd ist rechts hohl (sprich rechte Seite "kürzer" als linke). Das Pferd muss sich beim Übertreten von links nach rechts, links hohl machen und dadurch rechts "länger" werden. Das fällt ihm allerding schwer, dadurch versucht es sich dann zu entziehen ... deshalb hier immer nur einen ganz kleinen Schritt "abfragen" und nur Schritt für Schritt weiter machen. Jederzeit die Möglichkeit haben, das Pferd anzuhalten (Kontrolle, ob Pferd wirklich nicht über die Schulter "wegrennt").

Rückwärtskriechen ist übrigens auch eine Möglichkeit des Entziehen.

(Berichtigt mich wenn ich hier einen Denkfehler begangen habe)
charona
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Beitrag von charona »

Danschi & Loisachqueen: danke, ihr nehmt mir die Worte aus dem Mund. Pferde machen niemals etwas ohne triftigen Grund. Das Problem, das Du schilderst, wird begründet sein in der natürlichen Schiefe (oder, wovon wir jetzt mal nicht ausgehen wollen, einem anderen körperlichen Problem)

Gerne möchte ich nochmal auf die Vorgehensweise von Anja Beran bei der Beseitigung der natürlichen SChiefe bzw. beim Geraderichten hinweisen. Seitdem ich mich mit ihrer Vorgehensweise auseinander setze, haben sich so einige -teilweise hartnäckige- Knoten gelöst ;-)

Wie gesagt, gut Ding will Weile haben, Schritt für Schritt und langsam vorgehen, vor allem auf der schlechten/schwierigen Seite.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Oh wenn das "Problem", die vermeintliche Sturheit, nur auf einer Seite deutlich auftritt, dann ist da wohl wirklich mindestens die schlechte Seite.

Oder aber mehr - wenn körperlich etwas einschränkt sich ohne Zwacken so zu bewegen, dann wird Pferd alles mögliche probieren, um es zu vermeiden.

Falls es nicht regelmäßig geschieht wäre vielleicht gut mal alles durchchecken zu lassen.

Und "grob" soll es auch nicht sein, nur gesteigert allmählich deutlicher werdend, wenn keine Reaktion kommmt, eben bis dann ein Nachgeben sofort gelobt werden kann.

Wenn es "nur" die schlechte Seite ist, dann kann ggf. eine Begrenzung vorne wirklich helfen, damit sie sich einfach mal sortiert und das Ausweichen der HH dann allmählich flüssiger gelingt.

Naja, und dann natürlich parallel mit der RL am Thema "schlechte Seite" arbeiten. :wink:
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Juni
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Beitrag von Juni »

Hallo, zusammen,
ich würde mich hier gerne "einklinken". Ganz kurz unsere Vorgeschichte:
Ich bin praktisch Umsteigerin und noch ganz grün hinter den Ohren. :-)
Eines meiner beiden Pferde ist eine 13-jährigen Vollblutstute mit kissing-spines - Diagnose und generell schwachem Rücken. Nachdem wir nun die von der Tierärztin verordnete Pause von 1,5 Jahren (plus einem Jahr Pause für ein schweres Hufgeschwür) hinter uns gebracht haben, möchte ich nun gerne langsam wieder Rückenmuskulatur aufbauen. Ich arbeite sie ab und an an der Doppellonge, was ihr sehr gut tut. Habe mir jetzt das Buch "Gymnastizierende Arbeit an der Hand" zugelegt.
Der Nachteil eines jeden Buches: es beantwortet einem keine Fragen und hilft nicht bei Problemen oder - ich nenne es mal Denk-Blockaden.

"Mara" weicht an der Hand sehr schön, ist fein und gibt sich meistens im Rahmen ihrer Möglichkeiten Mühe
Dehnen, Biegen und Stellen im Stand und im Schritt geht schon ganz gut. An der Kontinuität arbeiten wir.
8) Sie fällt jedoch noch oft mit der Hinterhand aus und "flüchtet" mit der HH (ich weiß leider nicht, wie ich es anders beschreiben soll).

Was noch gar nicht klappt, ist die Bewegung der HH in Blickrichtung, also Travers. Entweder versteht sie mich nicht oder sie kann es einfach von der Kraft her noch nicht.

Viele Sachen kann ich nicht so gut erklären, ich habe mir daher jetzt einen youtube-Kanal eingerichtet und werde uns mal regelmäßig bei der Handarbeit filmen lassen.

Ich wünsche Euch einen guten Start in die Woche!

LG
Sarah
~~Umsteigerin~~
mit Mara, 13 Jahre, Englisches Vollblut
und Malawi, 2 Jahre, Anglo-Arabisches Vollblut
Fluli
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Beitrag von Fluli »

Viele Sachen kann ich nicht so gut erklären, ich habe mir daher jetzt einen youtube-Kanal eingerichtet und werde uns mal regelmäßig bei der Handarbeit filmen lassen.
Sich ab und zu mal beim Training mit dem Pferd filmen (lassen), ist eine gute Sache. Teilweise kann man dann selber schon ganz gut schauen, wo noch Verbesserungen vorgenommen werden können und wo es schon gut klappt.
Ich werde demnächst auch endlich wieder mehr mit meiner Stute am Boden arbeiten können und habe auch vor, dies in regelmäßigen Abständen aufzunehmen. :wink:
Ich habe mir übrigens auch jetzt das Handarbeitsbuch von Oliver Hilberger bestellt. Bislang ging unsere Bodenarbeit vermehrt in Richtung NH, teilweise mit Stangenarbeit und Biegeübungen zur Gymnastizierung. Nun möchte ich mich aber mal an "richtige" Handarbeit wagen, damit das gute Tier wieder Muskeln aufbauen kann. Die NH-Übungen werden wir natürlich trotzdem immer beibehalten. Einiges kann man ja evtl. auch ganz gut kombinieren... Naja, das sehen wir dann.

EDIT: Das Buch ist soeben angekommen! :) Habe es mal durchgeblättert und die Einleitung gelesen. Klingt bisher ganz vielversprechend. Bleibt die Hoffnung, dass die Umsetzung auch klappt. Leider haben wir zur Zeit ja keinen Lehrer an der Hand. Bei den Basisübungen bin ich aber schonmal ganz zuversichtlich. :wink:

Herzliche Grüße
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