Zur Diskussion gestellte Ritte die gefallen

Rund um die klassische Reitkunst

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esge
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Beitrag von esge »

Cubano, ich habe nicht gesagt, dass er nicht über den Sitz einwirkt und mir das gefällt, sondern dass man so gut wie gar keine Einwirkung sieht. Was ich dann wieder schön finde. Wenn es so AUSSIEHT, als säße der Reiter nur drauf und das Pferd tut allein.


Oceone das ist nun schlicht Geschmackssache mit dem Schwung. Zumindest ein gewisser Pferdetyp kann auch wunderbar gesund bleiben ohne Schwung. Ich würde sogar sagen, zu viel auf Schwung geritten killt Pferde erheblich schneller als zu wenig auf Schwung geritten.
Ob einem das dann ästhetisch gefällt ist eine andere Frage. Tatsächlich ist Schwung aber eine Erfindung der Neuzeit. Sitzbequemlichkeit und höchste Versammlung haben jahrhundertelang das must have der Reiterei bestimmt.

MIR persönlich gefällt ein Pedro Torres auch besser.... :wink: :wink:
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Senselessme
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Beitrag von Senselessme »

@Donna: Nur kurz zum Verständnis? Wer fängt mit 11 oder 13 an? Für die Reiter fänd ich es arg früh, für die Pferde ein bisschen spät...
Donna
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Beitrag von Donna »

Die Eleven.Hm 11 ist zu frueh...weiss jemand das genau ?
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja nee, Donna, is klar - mit 11 muss man auch in Österreich in die Schule gehen und kann keine Bereiterlehre machen ;-)

Und nur damit wir über dasselbe reden: ein Pferd, das schwingt im Sinne von "es lässt die Bewegung flüssig und ohne Widerstände durch den Körper schwoingen und stößt sich mit elastisch winkelnden Gelenken vom Boden ab, statt mit den Hufen draufzuplatschen" verschleißt ganz sicher NICHT schneller als eins, das sich festhält. Mit "auf Schwung geritten" meinst du vermutlich "auf spektakuläre Bewegung getrimmt", das hat aber mit Schwung per definitionem nicht so wirklich was zu tun.
esge
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Beitrag von esge »

Das hatten wir nun schon öfter. Nein, ich rede nicht von spektakulären Bewegungen sondern einfach ein im Schwungbogen gerittenes Pferd.
Die Herren Lipizzaner wurden hier als schwunglos empfunden. Im Vergleich mit WBs ja.
Sie schwingen aber trotzdem durch die Gelenke, ja. Zumindest die beiden letzteren.

Wenn ich mal eine Abstufung der Schädlichkeiten vornehmen müsste:

Killer Nr 1: Auf Doing gerittene Pferde, die sich tatsächlich aber festhalten, weil zwischen Hand und Kreuz eingeklemmt und dann kräftig gewürzt.
Killer Nr 2: Von Haus aus hoch begabte Pferde bei denen zu früh und zu oft die spektakulären Bewegungen rausgeritten wurden - selbst wenn das gar nicht so unfreundlich oder verspannt passiert.

Danach folgt dann lange gar nichts!

Dann kommen Pferde mit Trageerschöpfungen
Und irgendwann schließlich die freundlich schwunglos vor sich hinzockelnde Pferde mit nicht durchfedernden Gelenken.

Wäre so meine Hitliste der "Wie macht man ein Pferd kaputt"

Letztere Kategorie kann je nach Pferdetyp bequem uralt werden.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

esge hat geschrieben:Cubano, ich habe nicht gesagt, dass er nicht über den Sitz einwirkt und mir das gefällt, sondern dass man so gut wie gar keine Einwirkung sieht. Was ich dann wieder schön finde. Wenn es so AUSSIEHT, als säße der Reiter nur drauf und das Pferd tut allein.
Guten Morgen,
nö. Hast Du nicht, ich habe Dich auch gar nicht gemeint. :P
Ansonsten schließe ich mich in der Schwung-Debatte wieder mal Rapunzel an. Und ich halte schwungloses Reiten auch nicht für unproblematisch. Warum? Weil es ohne losgelassen tätigen Rücken keinen Schwung geben kann und weil im Umkehrschluss in meinen Augen Rückentätigkeit ohne Schwung gar nicht funktioniert – das Zweite ergibt sich nämlich durch das Erste. Über die fehlerhafte Definition von Schwung müssen wir allerdings gar nicht reden, die wird viel häufiger umgesetzt als die korrekte. Aber das ist eigentlich überall in der Reiterei so.
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Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Hehe, esge, das wirft jetzt aber mehr Fragen auf als es beantwortet ;-)

Was sind denn Pferde mit Tragerschöpfung? Eventuell doch genau die "freundlich durchhängenden" aus dem letzten Punkt.

Und woher leitest du das ab? Also welche Pferde am ehesten kaputtgehen?

(Ich glaube inzwischen, dass die meisten Pferd aufgrund von ungünstigen Aufzuchtbedingungen und späterer Haltung vorzeitig kaputtgehen - ist aber auch nur so ein Gefühl, das ich im Lauf der Zeit gewonnen habe)

Klaus Schöneich, der den Stall voll kaputter Pferde hat, hat mir gesagt, dass die kaputtesten die von wohlmeinenden, aber ambitionierten Freizeitreitern sind (die die Schiefe nicht in den Griff kriegen) und mitnichten die von Profis.
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Meg
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Beitrag von Meg »

Rapunzel hat geschrieben:
Klaus Schöneich, der den Stall voll kaputter Pferde hat, hat mir gesagt, dass die kaputtesten die von wohlmeinenden, aber ambitionierten Freizeitreitern sind (die die Schiefe nicht in den Griff kriegen) und mitnichten die von Profis.
Na, da denke ich mal eher dass die Freizeitreiter diejenigen sind, welche ihre Pferde zu ihm bringen, mitnichten die Profis :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Rapunzel hat geschrieben: Klaus Schöneich, der den Stall voll kaputter Pferde hat, hat mir gesagt, dass die kaputtesten die von wohlmeinenden, aber ambitionierten Freizeitreitern sind (die die Schiefe nicht in den Griff kriegen) und mitnichten die von Profis.
Diese Aussage kann man aber nicht auf die gesamte Population von Reitern verallgemeinern. Seine Stichprobe hat bereits einen Bias, d.h. sie ist einseitig ausgewählt. Ich nehme an, seine Kundschaft besteht prozentmässig vorwiegend aus diesen wohlmeinenden, ambitionierten Freizeitreitern, d.h. . kaputte Profipferde gehen dann doch häufig einen anderen Weg als bei ihm zu landen. Und dann glaube ich auch, dass Profis ihre Pferde bereits von Beginn an viel härter selektionieren. Einerseits durch ihr erfahreneres Auge bereits beim Kauf und andererseits wird in ein anfälliges Pferd keine hunderte oder gar tausende von Euros reingesteckt, um es zu therapieren sondern es wird ersetzt. Kann sich ein Berufsreiter ja auf Dauer auch sonst gar nicht leisten. Von dem her ist diese Aussage sicher mit Vorbehalt zu betrachten. ;)

Deine Aussage betr. Aufzucht- und Haltebedingungen unterschreibe ich aber voll!
Liebe Grüesslis, Jen
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

Ich finde den Begriff der Trageerschöpfung schwer nachvollziehbar.
Die meisten Pferde die ich kenne, profitieren im Rücken alleine davon, wenn sie so geritten werden, dass sie nicht komplett auf der VH hängen. Im Gegenzug hängt der Rücken nach und nach immer mehr, je länger sie nicht geritten werden.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Ja, na klar - das ist alles total subjektiv und einseitig. Das meine ich ja gerade! Die Prämisse, dass "die heutigen Pferde so überbeweglich, so lang gefesselt, so empfindlich sind, die Gänge so exaltiert, die so oder so geritten werden und das schädlich ist und die deshalb nicht lange halten", aber auch. Da gibt´s ja nirgends irgendwelche aussagefähigen Statistiken, sondern jeder denkt sich da so seinen Teil und hat aufgrund seiner (immer beschränkten) Erfahrungen eine Meinung und Vermutung - aber mehr eben auch nicht. Ich denke nur an diese ominöse Statistik, nach der angeblich "Turnierpferde im Durchschnitt nur 8 Jahre alt werden", die immer und immer wieder angeführt wird, obwohl es sie meines Wissens nie gegeben hat.

Eigentlich muss man ehrlicherweise sagen: Nix genaues weiß man nicht.
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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Rapunzel hat geschrieben:Eigentlich muss man ehrlicherweise sagen: Nix genaues weiß man nicht.
Ein bisschen genauer kann man es wissen, wenn man denn will. Ergebnis von 3 Minuten Suche mit Google:

Eine Grafik zum Thema
http://www.stinah.ch/aktuell/bericht-ka ... er-länger/ (Direktanklicken funktioniert nicht richtig, da der Link beim ä abgeschnitten wird)

in den Dressurstudien gabs mal was
http://www.dressur-studien.de/das-durch ... cht-jahre/

und hier Seite 36-37
http://elib.tiho-hannover.de/dissertati ... o_ws03.pdf

und hier Seite Seite 6 unten
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte ... -05-26.pdf

und als kleine Dreingabe eine Statistik über Unfälle von Rennpferden in England
http://www.horsedeathwatch.com
Zuletzt geändert von Gawan am Mi, 03. Feb 2016 13:08, insgesamt 1-mal geändert.
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
charona
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Beitrag von charona »

nun, meine bescheidene Meinung ist die bedeutung des wörtchens "zu" :-) überall, wo "zu" vorsteht, das ist in meinen Augen bedenklich. ZU schnell, ZU langsam, Zu viel auf der Vorhand, zuviel auf der Hinterhand, ZU einseitig, diese liste ist beliebig zu erweitern. Ein gesundes mittelmass von allem, dann sollte das Pferd gesund bleiben.
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Da hast du sicher recht, Charona.

Gawan: Deine Links beziehen sich alle auf die Haltung, soweit ich sie öffnen konnte. Außer die Rennpferde-Unfälle, aber die sind ja eine ganz andere Baustelle. Und der Dressurstudien-Link bestätigt ja eigentlich genau, was ich schrieb.
oecone
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Beitrag von oecone »

Huch, hier sind wir von Arschbacke auf Kuchenbacke gekommen - wie der Pfälzer so schön sagt :D

@Rapunzel, o.k., da muss ich mal Videos von Frau Beran gezielt suchen gehen. Auf den Fotos wirkt das alles schon mit etwas Schwung.

Es ist wohl wie mit vielem Anderen auch. Es führen mehrere Wege zum Ziel Versammlung.
Der schwunglose Weg muss über ein allzeit lockeres Pferd führen. Das finde ich sehr anspruchsvoll. Ist am Ende der Schwung eine Krücke für die Reiter, die den ganz klassischen Weg nicht können?

Grüßle
oecone
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