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Rund um die klassische Reitkunst

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esge
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Beitrag von esge »

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Gawan
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Beitrag von Gawan »

Für diejenigen, die es interessiert, hier noch die Nutzungsdauer bei verschiedenen Kavallerien (damit ist die übliche Dienstzeit gemeint, nicht das Überleben an der Front):
Österreich 7 Jahre
Russland 12 Jahre
Frankreich 8 Jahre
Belgien 7 Jahre
Grossbritannien 8 Jahre
Quelle: Lieutenant Jonathan Boniface, The Cavalry Horse and his Pack, 1903 (reprint 2005)
"Der Reitlehrer sei unser eigenes Pferd" SGS
(und der Schüler zeige Geduld, Demut und Hingabe)
Draussen bin ich 4:0 unterwegs, in der Halle 3:1, manchmal 1:3.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

saltandpepper hat geschrieben:Der Schwung im deutschen Sinne, macht die Bewegung ausdrucksstark und imposant. Darauf kommt es aber bei den Lippis nicht an, da geht s um Präzision im Detail und Durchlässigkeit.
Heute wird Schwung gerne mit Gangtalent verwechselt. Und häufig sind die großen Bewegungen eben gar nicht aus Schwung geboren, sondern aus Gangtalent + Spannung.
Diese Pseudopassagetritte, die einem heute gerne als "versammelt und Schwungvoll" verkauft werden sind nicht selten schlichte Spanntritte.
Nur die hohe Qualität der heutigen Pferdezucht, täuscht darüber hinweg. Auch und nicht zuletzt, weil die Mechanik der Hinterhand TROTZ Spanntritten noch aktiv erscheint, denn die Merkmals, die früher dafür als optisch erkennbarer Hinweis galten, sind züchterisch großteils kompensiert worden.
Auch die Federfähigkeit der Fesseln ist züchterisch so verstärkt worden, dass ein "Doing" heute bei vielen Pferden nicht mehr unbedingt vom Hinterbein getragen, sondern auch durch schlichtes Durchfedern im Fesselbereich auch in Vorlastkeit bzw. kaum vorhandener Gewichtsaufnahme hinten beachtlich ist.
Nicht zuletzt daher haben die Fesselträgerschäden unfassbar zugenommen.

Das Gedoinge ist heute somit vielfach absolut kein Zeichen von reellem Schwung mehr. Und führt gerne in die Irre.
Gefällt mir!
Motte
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Beitrag von Motte »

Es gibt aber nun mal Pferde mit großen Bewegungen, genauso wie es Pferde mit kleinen, effektiveren Bewegungen gibt.
Ein Pferd mit großen Bewegungen ist aufwändiger zu Sitzen als ein Pferd mit kleinen Bewegungen. Und entsprechend kann ein Reiter auf einem Pferd mit kleineren Bewegungen weitaus leichter, unsichtbarer einwirken (siehe der das Video mit dem Spanier) als auf einem Tier mit großen Bewegungen (siehe derselbe Reiter auf dem großen WB).
Das hat per es erst mal nix mit besse oder schlechter zu tun, das ist einfach mal so :wink:
Donna
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Beitrag von Donna »

Gawan hat geschrieben:Für diejenigen, die es interessiert, hier noch die Nutzungsdauer bei verschiedenen Kavallerien (damit ist die übliche Dienstzeit gemeint, nicht das Überleben an der Front):
Österreich 7 Jahre
Russland 12 Jahre
Frankreich 8 Jahre
Belgien 7 Jahre
Grossbritannien 8 Jahre
Quelle: Lieutenant Jonathan Boniface, The Cavalry Horse and his Pack, 1903 (reprint 2005)
Seite 43 u 44 Die reine Lehre v EvN
"Demgegenüber hielten noch im letzten Jahrhundert im vollen Truppendienst der deutschen Armeen sorgsam
und geduldig ausgebildete Dienstpferde
meist weit über ihre planmäßige Zeit hinaus durch: nach zweijähriger Ausbildung statt weitere 6 oft 10 bis 12 Jahre ohne Schaden für ihre Gesundheit.Dies war der Erfolg der von Halbwissern oft als schematisch belästerten Heeres-Reitvorschrift."
Das heißt übersetzt die Pferde blieben 12 bis 14 Jahre gesund im Dienst bis sie ausgemustert wurden also weiterverkauft .Da waren die Pferde also ca16 oder 18.Darüber gibt es Unterlagen,wer sich dafür interessiert.
Wuschel

Beitrag von Wuschel »

Naja, soweit ich informiert bin, wurden sowohl die Heerespferde als auch die dazugehörigen Reiter nach einem ganz bestimmten Körperbau ausgewählt, um möglichst effektiv ausgebildet und eingesetzt werden zu können. Auf der Grundlage kann man leichter schematisieren, und ein günstig gebautes Pferd, das sich geschickt bewegen kann, kriegt auch weniger Beschwerden vom sich bewegen. Wenn das dann noch mit einem günstig gebauten Reiter versehen wird, der naturbedingt weniger stört, läufts länger, als wenn zwei Bewegungslegastheniker mit unvorteilhaftem Körperbau zusammenprallen...
Donna
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Beitrag von Donna »

Richtig .bis 1933 handelte es sich ausschliesslich um Ostpreussen also um Trakener.Die Russen hatten ehr kleine staemmige Pferd,robustere.Die Trakener standen auch damals recht hoch im Blut und gelten bekanntlich als nicht ganz einfach.
1933 wurde das Heer so massiv aufgestockt von ca 42 000 auf 573 000 bis 1939 siehe wiki.dafuer reichte die Zucht in Ostpreussen nicht aus und es wurden Pferde aller Art zugekauft,die ehr schwierig waren und bald verschrien waren .Sogenannte Ankäufer. insgesamt waren 2,5 Millionen Pferde während des Krieges im Einsatz.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Ich finde das Thema insgesamt schwierig.
Ich sehe in meinem Umfeld durchaus relativ junge WBs in den Ruhestand oder über die Brücke gehen. Das ist allerdings eine Beobachtung aus meiner Sicht heraus betrachet, da ich einen Isi habe.
Meinen bringe ich mit 18 gerade wieder in Schwung und empfinde ihn nicht als alt. Isi eben. Bei einem WB fragt man sich aber in dem Alter schon häufiger ob man sich mit 18 nochmal die Mühe machen sollte. Wenn man den Maßstab aus der Sicht eines Shetty-Bestzers machen würde, wäre das nochmal anders, denn die werden wiederum gerne nochmal älter als Isis.
Dabei gelten weder Isis noch Shetties als besonders gut gerittene Pferde.
Donna
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Beitrag von Donna »

Um noch ein letztes mal zum Thema schematischer Ausbildung zu kommen,E.vN spricht in seinem Vorwort von den bewaehrten Regeln die man als sinnvoll anerkannt hat und deshalb
konsequent befolgt ,diese bewaehrten Regeln waren die Regeln der Heeresdienstvorschrift und zwar als roter Faden .Er hat unterschiedlichste Rassen so ausgebildet in ca 50 Jahren.Auch Hafis.Es gibt kein geht mit der Rasse nicht....der rote Faden funktioniert,das hat er bewiesen.Wie es jeder Einzelne macht ist eine andere Sache.Machen will.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

und was genau soll uns das jetzt mitteilen?
Das Du vorhast Dir sowas jetzt auch mal zuzulegen, sie zu lesen, sie zu verstehen und sie am Ende gar auch umzusezten?
Das wäre ja mal was :mrgreen:
Motte
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Beitrag von Motte »

Sinsa,

das mag auch daran liegen, dass es wahrscheinlich mehr WB als andere Rassen als Reitpferde gibt.

Abgesehen davon, ist es natürlich so, dass gerade in der Zucht und Aufzucht nicht alles Gold ist, was glänzt.
- Fohlen sollen möglichst früh im Jahr kommen, damit man sie gut auf den Fohlenschauen präsentieren kann -> ein Fohlen, was im Januar zur Welt kommt, erlebt die ersten 3-4 Monate in der Box oder allerhöchstens in einer Art "Laufstall" -> Knochen, Gelenke, Bänder, Lunge, Koordination?

- Fohlen werden heute oft mit zu viel gut gemeintem Futter "hochgepowert". Man kann es sich heute nicht mehr leisten (oder man kann es nicht mehr ertragen), dass ein Fohlen wachstumsbedingt einfach mal Phasen hat, wo es "scheisse" aussieht -> wieder: Auswirkungen auf Knochen, Gelenke, Bänder, überhaupt den gesamten Bewegungsapparat und zudem auf die Struktur der Muskulatur.

Es ist erstaunlich, wie viele junge (!!) Pferde heutzutage schon Chips oder sonstige Befunde in den Knochen haben. Das kommt ja nicht von nirgendwo....

Und wenn dann noch die Belastung als Reitpferd einseitig verläuft, braucht es nicht viel, um nachhaltige Schäden zu verursachen. Es braucht dann viel weniger, als bei einem "gesund" groß gewordenem Pferd. Das kann Belastungen weitaus besser kompensieren.

Es ist also - in meinen Augen - nicht nur die Reiterei, die an der Misere Schuld ist. Die Reiterei ist dann oft nur das Zünglein an der Waage, was einen auslösenden Moment hat.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Motte, wahr gesprochen!!!
Sicher spielt aber auch genau diese perfekte Optik eine entscheidende Rolle, dass Pferde vermeintlich belastbar und nutzbar erscheinen ohne es zu sein. Dass Bewegungen so gut veranlagt sind und eine Optik aufweisen, wie sie es früher erst, wenn überhaupt, nach Jahren der Ausbildungbildung möglich war.
Leider werden sie heute tatsächlich häufig einfach benutzt. Und das zu schnell, zu sehr, zu früh, zu einseitig. Womit wir wieder bei " zu" wären... :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Motte hat geschrieben: Es ist also - in meinen Augen - nicht nur die Reiterei, die an der Misere Schuld ist. Die Reiterei ist dann oft nur das Zünglein an der Waage, was einen auslösenden Moment hat.
Um Rapunzels Zitat nochmals zu bemühen: Nix genaues weiß man nicht. ;)

In der Pferdewelt gegenüber früher hat sich sooo viel geändert.
Angefangen vom Futter (andere Grassorten bis zu den Tonnen an Zusatzfutter und Müslis die es heute gibt) über die Zucht (Aufzucht und Selektion) bis hin zum Pferdehalter (es ist heute auch für den "Normalbürger" erschwinglicher ein Pferd als Hobbytierhalter zu halten) und damit halt auch zur Ausbildung von Pferd und Reiter. Was jetzt genau der ausschlaggebende Faktor ist, ist bei so vielen möglichen Gründen, schlicht nicht zu sagen. Und es hat sich ja nicht nur alles zum Schlechten entwickelt, es gibt auch ganz viele Verbesserungen (Tierschutz, Haltungsbedingungen, Medizinische Fortschritte etc.).

Früher hatte man nun mal weder die finanziellen Mittel noch die medizinischen Möglichkeiten diese ganzen gesundheitlich problematischen Pferde durchzukämpfen. Das war eine viel rigorosere Selektion. Was ja nicht nur schlecht ist. Aber der durchschnittliche Freizeitreiter von heute hat weder die Erfahrung beim Pferdekauf, noch die Fähigkeiten reiterlich Probleme zu bekämpfen, noch die Skrupel das Tier "zu eliminieren". Man hängt ja schliesslich am Zossen und diese emotionale Verbundenheit führt dazu, dass es heute eben mehr Haustiere als Nutztiere sind. In der Schweiz wird sogar medizinisch der Unterschied gemacht, dass man sein Pferd entweder als Nutztier oder als Haustier deklariert und die medizinischen Behandlungen dementsprechend darauf abgestimmt werden (Medikamentenwahl, Medikamentenabsetzfrist vor Schlachtung etc.). Dies ist jetzt völlig wertfrei (mein Pferd ist übrigens als Haustier eingetragen).
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Tossi
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Beitrag von Tossi »

Das ist in D auch so: man muss im Pferdepass eintragen, ob Schlachtpferd oder nicht. Der Equidenpass ist in der EU Pflicht - gilt das auch für die Eidgenossen?
Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie betrachtet. (David Hume)
Nandor
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Beitrag von Nandor »

In einem schweizer Equidenpass gibt es genauso die Angabe ob Schlachtpferd oder nicht.
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