Praxisbeispiele unserer Jungpferdeausbildung

Rund um die klassische Reitkunst

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Fiorella
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Beitrag von Fiorella »

Hallo,

nun, ich praktiziere das Reiten sonst eher im Wald, und habe von daher vielleicht nicht die Fähigkeit dieses Video so vollendet zu interpretieren.

Ich sehe einfach nur, dass ich dann, wenn ich ausnahmsweise mal ne deutsche Reithalle betrete, in der Turnierreiterei betrieben wird, meist etwas sehe, was dem, was ich auf diesem Video sehe, recht ähnlich sieht. Vor allem was die Haltung des Pferdes betrifft.

Und diesen optischen Eindruck gebe ich hier wieder, nicht anderes.



Gruß, Fio
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

saltandpepper hat geschrieben:
Mir persönlich gefällt das letzte Video von Josa nun auch nicht wirklich, aber warum ? Nun, hier wird langsam mit dem Pferd GEARBEITET, dabei kann die Harmonie durchaus mal auf der Strecke bleiben. Z.B. geht der Takt des Galopps immer mal verloren, weil es nicht so frei Vorwärts ist, wie es Herr Siggi für gebührlich hält.
Aber... dafür bestimmt Josa, wohin und wie schnell es dorthin geht. - bei rd. 700 kg bewegtem Pferd nicht das Schlechteste.... 8) :D
Seien wir realistisch ! Ausbildung bedeutet, das hinzuzutun, was nicht genügend vorhanden ist. Und das ist bei Siggi nicht Dynamik, die Fähigkeit, sich lang zu machen und freies Gehen, sondern sich zur Verfügung stellen, Gehorsam und Durchlässigkeit.

Fein reiten kann man dann, wenn das Pferd begriffen hat, um was es geht und mit macht.
Davor kommt aber Klarheit und solange man Tarzan nicht von der Liane abrufen kann und Jane die Flugbahn mit bestimmen kann, Kommt für JANE ( rsptv. Josa) nicht so recht Freude auf.
Yep. Und es ist auch leider Gottes so: Je länger man Tarzan machen lässt, was Tarzan nun machen möchte desto uneinsichtiger wird er über kurz oder lang,
Btw: Donna, Du müsstest Deine Stute ja mittlerweile auch schon gearbeitet haben. Gibt es davon irgendwo ein Video oder Bilder?
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Sicher, Fiorella, die Optik ist nicht auch zuletzt dem Pferdetyp und den damit einhergehenden sehr typischen Problemen geschuldet.
Siggi ist genau für das züchterisch selektiert, was man heute im Sport sehen will : grosser Gang, mords Spannfähigkeit, sehr viel Energie und dazu Kampfgeist/Leistungswille.

Die Kombination dieser Eigenschaften wirft eben aber auch bestimmte Probleme auf, denn diesen hochgetunten Motor wohldosierbar zu bekommen, ist oft nicht ganz leicht. Hinzu kommt bei Siggi, wenn man Josas Schilderungen verfolgt, ein ziemlich grosse Portion Eigensinn bzw. Revoluzertum. Kann in diesem Alter ja ohnehin ein Thema sein.

Dass Pferde mit ähnlicher Problematik, unter Reitern, die in einem ähnlichen oder gleichen System aufgewachsen sind, zu einer ähnlichen Optik führen, liegt nahe.

Mir persönlich gefällt das, was ich da sehe auch nicht sonderlich, aber ich kann die Intention der Vorgehensweise nachvollziehen.
Und es ist nunmal so, dass wo geritten und nicht nur theoretisiert wird, auch solche Reiteinheiten vorkommen und sogar zielführend sein können.

Es ist EIN Aspekt, die Durchlässigkeit zu priorisieren, auch mal auf Kosten anderer, nicht minder wichtiger Punkte.

Josa wird ja nun nicht ausschließlich und über Jahre SO arbeiten. Sondern es ist ein Aspekt, der einfließt.

Und welches Problem zum gegebenen Zeitpunkt im Focus steht , muss der Reiter und sein jeweiliger Ausbilder entscheiden. Wenn es in eine falsche Richtung geht, wird es sich weisen und Josa oder die Trainerin werden korrektiv eingreifen.
Da Josa die resultierende Veränderung aber als positiv beschreibt- im Sinne ihres persönlichen Reitgefühles, schauen wir doch erst mal, was sie daraus macht, bevor wir Sodom und Gomorrha herbeikrakelen.....
(der letzte Satz bezog sich jetzt explizit NICHT auf deine Beiträge, Fiorella!)
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Außer Donna haben ja auch alle ganz normal ihren "Eindruck" geschildert. Dass sie gleich den Untergang des reiterlichen Abendlandes beschwört, verwundert ja vermutlich niemanden :lol:

Ich hab ja geschrieben, dass man anhand nur eines Videos von 5 Minuten keine Entwicklung beurteilen kann und auch kein Zielbild.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Lilith79 hat geschrieben:Außer Donna haben ja auch alle ganz normal ihren "Eindruck" geschildert. Dass sie gleich den Untergang des reiterlichen Abendlandes beschwört, verwundert ja vermutlich niemanden :lol:

Ich hab ja geschrieben, dass man anhand nur eines Videos von 5 Minuten keine Entwicklung beurteilen kann und auch kein Zielbild.
....auf deine auch nicht Lilith.... :lol:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Ich kann nur meinen persönlichen Eindruck schildern, und der ist zugegeben inzwischen etwas unbeschwert. Josa war mir durch ihre Reiterei aufgefallen, die ich selbst auf einer Vorführung bei einer Messe als herausragend fein und grundsolide einfach gut gesehen habe. Mit Siggy kommt für meinen Geschmack auch zuviel wollen und damit oft viel Festhalten ins Spiel. Wirklich enttäuscht war ich von der Arbeit bei Seb. LH. Oft kann ich ja gar nicht klar den Punkt benennen, der mich "stört". Für mein Empfinden geht mehr und mehr die Leichtigkeit verloren. "Spannungsreiterei" war ein Wort zu den Videos bei Langehanenberg, was mein Gefühl gut getroffen hat.

Dass Siggy gut Go und Gang hat ist ohne Frage so. Der Titel des TB von Josa kommt aber nicht von ungefähr, ich habe ihn als einen sehr feinen, aufgeweckten Burschen kennengelernt, und bin sicher, geht einem bei ihm die eigene Leichtigkeit flöten, wartet er gewiß nicht mehr mit Leichtigkeit auf. Wo auf dem Weg es zu mehr Kräftemessen gekommen ist weiß ich nicht, aber ich erinnere gut , dass ich zu Anfang des Reitens immer mal beim Lesen im TB gedacht habe es bleibt die Leichtigkeit ein wenig auf der Strecke. :? Und so hat sich für mich das Reiten gezeigt, spanniger als ich gewünscht hätte.

Nicht zustimmend zu schreiben ist nicht so leicht, wenn der Tenor völlig positiv ist. Und auch Argumente "muss man mit so einem Potenzial erstmal selber" erwartet man natürlich. .. ich habe mich jetzt "getraut", weil auch leise oder laute Zweifel geäußert wurden, und weil ich auch im TB kürzlich meinen Eindruck geschildert habe.

Persönlich finde ich es schade , weil ich von andetem ausgegangen war.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Ohne dass TB jetzt zu kennen: Wie alt ist der Bursche mittlerweile? 6, oder?
Da kann es durchaus sein, dass er schlicht und ergreifend mal schauen will, ob er sich durch „ich mache mein eigenes Ding“ auch ein Stück der Arbeit entziehen möchte, die vielleicht auch mittlerweile ein wenig anstrengender für ihn wird (wobei ich NICHT von Überforderung rede). Ganz persönlich glaube ich nämlich, dass die Geschichte von der immer feinen und leichten Ausbildung ohne jede Unstimmigkeit zwischen Pferd und Reiter vor allem in der Theorie funktioniert. :-) Und nein, damit rede ich weder der Härte das Wort noch der Schnellbleiche. Man sollte aber nicht vergessen, dass es auch unter Pferden starke im Sinne von eigensinnige und mehr kooperative Exemplare gibt. Das ist übrigens auch völlig normal.
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Würde es erst jetzt im weiteren Verlauf diese Richtung geben, könnte ich mich ggf mit deiner Erklärung einverstanden erklären. :wink:

Ein starker Charakter ist Siggy denke ich allemal. Aber einer der sein Gegenüber deutlich spiegelt, auf hochfein auch hochfein reagiert. Eigensinnig würde ich glatt ablehnen, und auch wie Josa ihn immer beschrieben hat, hat sie ihn so nicht erlebt. Das Reiten war von Beginn an für mich erstaunlich ...

Ganz unabhängig von Siggy sehe ich aber noch einen Unterschied zwischen mal unfein agieren müssen, weil es "Meinungsverschiedenheiten" gibt und dem wie ich den Weg der Ausbildung gesamt angehe.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Guten Morgen!

Ich habe gestern einfach nur gelesen, da eine Antwort auf dem iPad zu schreiben zu mühsam gewesen wäre. Ich antworte jetzt auch nicht jedem einzeln. Generell: Siggy ist ein Sportpferd. Er ist von seiner kompletten Zuchtanlage ein Sportpferd, mit dem man natürlich auch einfach nur nett ins Gelände reiten kann, aber wenn er Dressurmäßig geritten wird, sieht er nun auch einmal aus wie ein Sportpferd. Mit einem Pferd wie Jens oder Esges ist er überhaupt nicht vergleichbar, da sich hier schon allein die Gänge nicht vergleichen lassen. Auch wäre die Art der Ausbildung die Jen mit ihrem Stütchen geht mit Siggy von Anfang an nicht möglich gewesen. Ich kann mich noch an den ersten Trab mit Siggy erinnern, an dem ich in jedem Moment das Gefühl hatte, das Pferd geht gerade mit mir durch - Nein, das war der normale Trab. Noch lange Zeit habe ich mich an das Tempo gewöhnen müssen. Am halblangen Zügel wären wir mehr als einmal in der Hallenbande gelandet anstatt die Kurve zu bekommen. Siggy ist nämlich der Meinung, dass die Bande aus dem Weg zu gehen hat, wenn er die Kurve nicht bekommt. Dies ist mir einmal im Galopp passiert und war nicht sehr angenehm.

@s&p: Dir möchte ich auf jeden Fall für deinen Vergleich danken! Wenn Siggy sich das nächste Mal wieder auf die Brust trommelt und brüllend von Liane zu Liane schwingen will, werde ich daran denken und sicher über ein Lachen es mit mehr Humor nehmen können. Es ist nämlich nicht ganz angenehm als Jane nur noch unter den Arm geklemmt zu werden.


Was die "Haltung" des Pferdes betrifft: Ja, die muss weicher werden. Das Genick muss wieder offener werden. Das stelle ich überhaupt nicht in Abrede. Wenn ich ihn am halblangen Zügel galoppieren lasse macht er das Genick auch schön auf - nur leider galoppiert er dann auf der Vorhand in seinem Tempo. Wir sind gerade an der schwierigen Stelle, an dem ich dem Herrn begreiflich machen muss, dass er sich auf den Hintern zu setzen hat und dort bleiben sollte.
saltandpepper hat geschrieben:Natürlich ist dieser Ansatz nur EIN Aspekt, und natürlich muss daneben auch weiter auf Takt und Losgelassenheit beim Pferd geachtet werden.
Aber was nutzt der losgelassendste Vorbildtakt, wenn das Pferd dabei dauernd autonom abhanden kommt... ?
Ist nicht vielmehr, die Bereitschaft des Pferdes, sich auf Reiterhilfen einzulassen, DIE VORAUSSETZUNG dafür, es klassisch reiten zu können ?
Und genau in diese Richtung wird es weiter gehen. Denn eines weiß ich von der Trainerin (bei der ich übrigens an dem Tag das erste Mal war), dass ihre Pferde sich durch Leichtigkeit und Losgelassenheit auszeichnen. Ich glaube, ich kann von mir behaupten, dass ich mittlerweile so lange reite, das ich merke, wenn es in eine falsche Richtung geht. Und entsprechend reagiere. Und genau aus dem Grund fahre ich zu dieser Trainerin. Ich werde diesen Mittwoch wieder da sein und habe das Glück, dass eine Freundin mich begleitet und sicher wieder ein wenig filmen kann. Mal sehen, ob bereits ein Fortschritt zu sehen ist, ansonsten werdet ihr euch noch ein wenig gedulden müssen bis ein neues Video kommt, auf dem dann die Entwicklung zu sehen ist.

Abschließend noch ein Punkt: es wurde ja auch erwähnt, dass Siggy im Damensattel eine coole Socke ist: Ja - im Schritt und Trab. So wie er zur Zeit unter dem Herrensattel galoppiert möchte Jane nicht mit Tarzan im Damensattel galoppieren.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

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Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Sag ich doch:

Jane ist auf dem klassischen Weg geblieben, Tarzan muss nur lernen und üben...
s&p, der Tarzan/ Jane Vergleich wird Josa von nun an begleiten...
Ein toller Vergleich!
Der schönste Teil ist aber der vom "Autonomen Abhandenkommen", eigentlich müsstest Du mein lautes Lachen gehört haben. Das ist ein toller Begriff!

LG Ulrike
Rapunzel
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Beitrag von Rapunzel »

Zu Donna fällt mir einfach nichts mehr ein. Klarer Fall von kompletter sozialer Inkompetenz.

Zu den anderen kritischen Stimmen: Ich vermute einfach mal, dass ihr noch kein solches Riesenschiff geritten seid, geschweige denn ausgebildet habt. Ich fände es daher echt super, wenn ihr zur eigenen Horizonterweiterung mal ein vergleichbares Pferd reitet - irgendeins wird sich in der Umgebung schon finden lassen - und die auftretenden Probleme nicht sofort damit wegrechtfertigt, dass das Tier eben schlecht geritten sei. Sondern einfach mal draufsetzen, fühlen und Ansichten überdenken.
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Josas Schilderung erinnert mich ein wenig an eine Bekannte, die sich einen riesigen Hanno zulegte (sie selbst ist auch ziemlich groß). Die war wirklich andauernd dabei, das Pferd zu bremsen, einfach, weil der AT sich bei diesem Pferd angefühlt hat wie ein starker Trab bei anderen Pferden. Und ja. Das muss man erst mal reiten können. Unten stehend habe ich auch immer gedacht. Ja, nun lass ihn doch mal vor. Aber von oben sieht die Welt da ganz anders aus…
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Motte
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Beitrag von Motte »

Donna hat geschrieben:Esges Pferde und Jens wuerden zu keinem Zeitpunkt SO gehen....hoffe ich.....das ist ja kein ungewollter Moment der gefilmt wurde.Hier wird ein Weg gezeigt der in der Klassik zu keinem Zeitpunkt SO aussieht....es sind keine Fotos und damit Sekundenbruchteile oder mal schreckliche Momente einer Reiteinheit.Man redet sich heut gern alles schoen.Oder verharmlost.
Siggy hat x mal gezeigt das er selbst auf Turnier weniger rund u Ruebe runter reitbar ist.
Selbst im Damensattel coole Socke.Zudem jede Rasse klassisch reitbar ist.Egal welche Liga.
:lol: :lol: :roll:
Ist schon blöd, wenn das einzige Kriterum, was man in der Lage ist zu erkennen, Nase-vor ist. Damit wird reiten halt ziemlich eindimensional.
Und leider mal wieder überhaupt nicht verstanden, was hier passiert.
Aber das kennen wir ja schon.

Josa, ihr macht das schon!
Rusty072009
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Beitrag von Rusty072009 »

Hallo zusammen,

ich sehe das im Video gezeigte Vorgehen auch nicht als klassischen Weg an. Klassisch heißt aus meiner Sicht: jederzeit fein und so aufeinander aufbauend dass es zu keinen Zeitpunkt zum anhaltenden Verlust von Leichtigkeit kommt. Ein vermehrtes und gar anhaltendes auf die Hand geraten des Pferdes ist ein solcher Verlust. Ich bin der Überzeugung dass es niemals nur eine Illusion ist auch ein sehr "starkes Pferd" mit und in Leichtigkeit ausbilden zu können.

Konkret würde ich folgende Herangehensweisen als "klassisch" betrachten:

Wenn das Pferd die gewünschte Linie nicht hält, dann weil es an einer bestimmten Hilfe nicht ausreichend geschult ist. Das kann am Schulter-führenden Zügel sein oder eben am Schenkel der die Hinterbeine noch nicht sicher genug kontrollieren kann. Dies würde ich konkret analysieren und am Defizit arbeiten, und zwar in einer Art die das Pferd NICHT vermehrt auf/ gegen die Hand bringt. Um konkrete Übungen zu nennen die hier helfen müsste man zuerst analysieren gegen welche konkrete Hilfe das Pferd geht, wo es "aus dem Rahmen" fällt und sich schlecht vom Reiter führen lässt. Und natürlich auch WARUM es das tut, denn ohne die Ursache zu kennen kann ich sie nicht beheben. Es muss entweder ein körperliches Defizit oder mangelnde Losgelassenheit oder mangelndes Verständnis zu Grunde liegen, sonst würde das Pferd reagieren wie gewünscht. VIELLEICHT könnte reiten in Konterstellung, Seitengänge, mehr oder weniger Stellung, Biegung oder Dehnung, mehr Biegung oder Stärkung des inneren oder äußeren Hinterbeins helfen?

Sollte das Pferd beim Versuch Schulter oder Hinterbein präziser zu führen nach vorn stürmen würde ich ihm konsequent erklären dass "gegen die Hand" NIEMALS erwünscht und unter gar keinen Umständen eine möglich Option ist Dafür würde ich das Pferd dazu veranlassen sein Genick zu öffnen (!!!) und sein Gewicht auf die Hinterbeine zu bringen, so wenig wie möglich aber dennoch so viel und deutlich wie nötig um ZÜGIG wieder leicht werden zu können. D.h. so lange ich Gewicht auf meiner Hand spüre fordere ich mehr Schwerpunktverlagerung nach hinten, notfalls bis zum Halten oder Rückwärtsrichten, um das Pferd daraus mit korrigierter Balance und leichter Verbindung wieder vorwärts lassen zu können. Ein auf die Hand geraten des Pferdes ist aus meiner Sicht nur dadurch zu korrigieren dass man dem Pferd erklärt was es stattdessen mit deinem Körper tun soll, bzw WIE genau es das tun soll. Es hilft nichts immer wieder "langsamer, langsamer" zu sagen indem man auf der Bremse steht. Ganz in Gegenteil, man muss einen Weg finden die Bremse schnell wieder lösen zu können. Und nur so viel vorwärts reiten wie dies gegebenen ist, oder eben runter von der Bremse und marschieren lassen. Aber niemals vorwärts MIT angezogener Bremse.

Die vorgenannten Dinge würde ich zuerst in Schritt und Trab festigen bevor ich mit so einem Pferd auch nur an Galopp denke. Ich würde sicher stellen die im Galopp gewünschte/ notwendige Form (Versammlung bei korrekter Stellung, Biegung, sicher kontrolliertes Inneres und Äußeres Hinnterbein) überhaupt erst mal im Trab halten zu können um sie daraus mit in den Galopp zu nehmen. Sollte es dann beim angaloppieren weiterhin Schwierigkeiten geben würde ich direkt wieder in den Trab korrigieren, Form wieder herstellen, neu angaloppieren. Ein "im Galopp dagegen gehen lassen" wäre für mich ein absolutes no go und bringt die Ausbildung mEn nicht oder nur über einen unnötigen Umweg (und damit Verschleiß des Pferdes) voran.

Viele Grüße
Lilith79
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Beitrag von Lilith79 »

Rapunzel hat geschrieben: Zu den anderen kritischen Stimmen: Ich vermute einfach mal, dass ihr noch kein solches Riesenschiff geritten seid, geschweige denn ausgebildet habt. Ich fände es daher echt super, wenn ihr zur eigenen Horizonterweiterung mal ein vergleichbares Pferd reitet - irgendeins wird sich in der Umgebung schon finden lassen - und die auftretenden Probleme nicht sofort damit wegrechtfertigt, dass das Tier eben schlecht geritten sei. Sondern einfach mal draufsetzen, fühlen und Ansichten überdenken.
Naja, ich will so ein Pferd gar nicht reiten können, weil das eine völlig unpassende Kombination wäre (abgesehen von mangelnden reiterlichen Fähigkeiten: ich bin 1,58m groß und wiege 46 Kilo und habe außerdem auch noch eine sehr schmale Hüfte, die auch mit ständigem Yoga und Beweglichkeitstraining bei breiten Pferden sehr schnell an die Grenzen ihrer Beweglichkeit gerät).

Ich bin schon im Unterricht ein paar ganggewaltige oder ansonsten herausfordernde (und für mich wenig passende) Pferde geritten, einen Warmblutwallach der M-Dressur platziert war und einzelne S-Lektionen konnte, einen sehr elektrischen PRE und eine riesige Friesenstute und das waren alles lehrreiche Erfahrungen, aber meist haben diese Pferde da eher so reagiert, dass sie eher "hihi, wie putzig, die da oben" mäßig reagiert haben und die Aufgabe eher darin bestand, die überhaupt dazu zu kriegen, mich nicht völlig verhungern zu lassen. :D (Außer bei dem PRE, den musste man "runter kriegen").

Von dem her glaube ich, dass jedem normalen Menschen hier, eh bewusst ist, dass er so was nicht "nachreiten" kann, aber Eindrücke schildern wird ja wohl erlaubt sein?

Ich könnte als Gangpferdereiterin mit 1,28m Pony ja auch ein Video einstellen und dann jede Kritik pauschal abweisen mit "ja aber ihr müsst auch bedenken, dass so was völlig anders zu reiten ist, wie ein 3-gängiges Warmblut, so ein Pony Stakkato Mini Trab, der ist nämlich gar nicht so leicht zu sitzen und bei so einem kleinen Pferd hat durch den großen Oberkörperhebel jede falsche Gewichtsbelastung gleich Riesenauswirkungen und das Pferd fällt bei jeder Kleinigkeit sofort in den Schweinepass und der Trab ist im Freilauf erst mal sehr viertaktik, da ist es schon eine Riesenleistung überhaupt einen taktklaren Trab zu erreichen. also da müsstet ihr erst mal so ein Pferd reiten, um das beurteilen zu können ". Damit hätte ich sogar Recht ;) , aber es kann ja trotzdem auch ein wertvoller Input sein, wie ein völlig "Fachfremder" ein Video vom subjektiven Eindruck her wahrnimmt.

Wenn man ein Konzept hat, dann kann man das auf dem Video gezeigte ja dann einfach erklären, was Josatianma und andere ja auch hervorragend getan haben. Davon können dann alle was lernen.

Wenn jeder immer nur schreibt "oh wie schön!", dann sind wir hier schnell bei Threadverläufen a la "oh wie süß, ist das ein Friese? :wink: "
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