Ich verzweifle: Mein Pferd ist zu dünn!

Alles zum Thema Futter.

Moderator: susiesonja

~pony~

Ich verzweifle: Mein Pferd ist zu dünn!

Beitrag von ~pony~ »

Klar, meist ist der umgekehrte Fall das Problem. Wie viele Pferde sind zu dick?! Aber meins ist zu dünn. Viel zu dünn. Ich weiß mir keinen Rat mehr.

:!: Kurz zur Erklärung: Mein Islandwallach ist nun nicht mehr der jüngste. Er geht stark auf die 30 zu. Dennoch wird er täglich geritten, ist so fit, das er z.B. viele Stunden am Tag mit Spielen und Toben zubringt. Darüber "vergisst" er auch schon mal das Fressen. Nachts steht er in seiner riesigen Box, wo er gemächlich und in aller Ruhe sein Kraftfutter mümmelt. Ihr seht schon: Fressen ist nicht unbedingt das wichtigste in seinem Leben.

Seit knapp 1 Jahr nun besteht sein Raufutter fast ausschließlich aus Heucobs, da er eigentlich nur noch Brei fressen kann. Momentan kommt zum Glück noch Gras dazu, das er immerhin in gewissem Rahmen kauen kann. Zusammen mit den gut 4kg Heucobs bekommt er 1kg gequetschten Hafer, 500g Haferflocken, 300ml (!) Sonnenblumenöl. Mineralfutter, EMs, und momentan ca 300g Weizenkleie plus extra-Hafer gebe ich direkt aus einem Umhängeeimer unter meiner Aufsicht. Aber: Ich krieg nicht genug Energie in das Pferd. In der Bewegung kann man die Rippen sehen, die Hinterhand ist eingefallen (380 kg bei 1,42cm Stockmaß, d.h. ca 80kg zu wenig :( ). Ein Check vom Tierarzt ergab nur: leicht übertrainiert (also hab ich die Bewegung etwas zurückgefahren), minimal zu viel Selen, minimal zu wenig Vitamin E, sonst keine Beanstandung. Fell und Hufe sind Top, das Pony ist eigentlich nie krank, leistungsbereit und macht alles in allem einen guten Eindruck. Trotzdem kann es so nicht weitergehen. Von allen Seiten bekomme ich Ernährungstipps, die einander z.T. vollkommen widersprechen.

:?: Kennt jemand von Euch das Problem? Welche Erfahrungen habt Ihr mit welchem Futter gemacht?
Zuletzt geändert von ~pony~ am Sa, 16. Jun 2007 10:29, insgesamt 1-mal geändert.
~pony~

Re: Ich verzweifle: Mein Pferd ist zu dünn!

Beitrag von ~pony~ »

ooops..doppelpost :oops:
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Larry
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Beitrag von Larry »

Den Selengehalt bekommst Du durch VitE wieder hoch. Diese beiden Faktoren sind aneinander gekoppelt. Nur das eben Selen allein toxisch wirken kann.

Ansonsten müßtest Du mal ausführlich Dauer der Bewegung- der genauen Haltung usw aufschreiben. Das Zähne und Entwurmung usw auszuschließen sind, setzte ich jetzt einfach mal bei Dir voraus.

Und das zb auch keine ernsthafte Erkrankung wie Diabetis oder heftige Stoffwechselstörungen(kaputter Darm usw.) vorliegen.
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Helmar Nahr (*1931)
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Ja, ich achte penibel darauf, dass alles, was mit Entwurmen, Zähne, Leber- und Blutwerte zu tun hat, stimmt. Wie gesagt: er wurde auch wirklich gut durchgecheckt.

Zur Haltung: Er steht tagsüber in einem Offenstall mit Portionsweide. 12 Pferde, im Durchschnitt ca 20 Jahre, eigentlich eine sehr ruhige Herde. Heu gibts Abends in der Box (aber das ist ja für ihn nicht relevant, er bekommt nur ein bisschen als "Zahnfleischmassage", richtig kauen kann er es nicht). Er bekommt in der Box seinen 20-Liter Eimer mit Heucobs/Kraftfutter, den er über die ganze Nacht verteilt häppchenweise frisst.

Momentan wird er an 3 Tagen pro Woche dressurmäßig geritten. Alles in allem 45-60 Minuten (natürlich mit vielen langen Pausen am hingegebenen Zügel, dennoch fordere ich in den Arbeitsphasen viel: Versammlung, korrekte Biegung, Seitengänge, Schaukel, Verstärkung in Trab und Galopp, Schulschritt, Ansatz zur Piaffe, je nach Tagesform). Hier würde ich ungern zurückschrauben, denn das ist seine Seniorengymnastik.
2 Tage reite ich aus: 1 - 1,5 Stunden in teilw. bergigem Gelände, meist 10-15 Min. Trab/Tölt, 10 Min. Galopp, der Rest Schritt.
2 weitere Tage bummelt er mit einem kleinen Mädchen durchs Gelände oder hat mal einen Tag Pause.

Das ist eine Menge, ich weiß. Jedoch hält ihn die Bewegung echt fit, ich würde sie nur weiter zurückschrauben wollen, falls es nicht anders geht...
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greta j.
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Beitrag von greta j. »

Hi pony,

leider bin ich kein Fütterungsprofi, aber es gibt zwei Infos, die mir von der TÄ in Erinnerung geblieben sind.
Ist das Pferd zu dünn, sollte man nicht die Kraftfuttermenge erhöhen, sondern das Rauhfutter. Bei zuviel Kraftfutter kann es passieren, dass der Organismus zu viel Energie zum Verdauen aufwenden muss und ihm sozusagen hinterher nix mehr übrig bleibt bzw. mehr Energie verbraucht als aufgenommen wird.
Ob das bei deinen Mengen der Fall ist, weiß ich nicht. Mit den Mengen kenn ich mich schon gleich gar nicht aus. :?

Zum anderen kann es passieren, wenn man (zu)viel bzw. bereits 'angegriffenes' Öl füttert, dieses Öl dem Körper Vitamin E raubt und von daher kann es zum Vitamin E-Mangel kommen, den dein Isi ja minimal hat. (Und mit Vitamin E-Zugabe könntest du ja wieder das Selen in Griff kriegen, so wie's Larry erklärt hat.) Ob das nun wirklich was mit dem Öl zu tun hat, keine Ahnung und minimal klingt nun auch nicht bedenklich, aber so hat's die TÄ mir erklärt.

Gibt's du denn die Heucobs zusammen mit dem Kraftfutter? Vielleicht würde es was bringen, wenn du das mehr aufteilst, also erst die Heucobs (am besten wahrscheinlich auf mehrere Mahlzeiten pro Tag) und dann das Kraftfutter hinterher? :kopfkratz:
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Larry
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Beitrag von Larry »

Wieviel Heucobs genau? Die Angabe in Nass (bitte).
Wieso mischt Du die Cobs mit dem Kraftfutter-gibt es da einen bestimmten Grund?
Lg und Danke Larry
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Helmar Nahr (*1931)
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

Die Menge der Heucobs in "nass" ist ca 12 Liter = 12 kg. ( = 2/3 Wasser) Dann sind die Cobs nicht flüssig, sondern ein relativ fester Brei (alles andere schwimmt sonst durch die Box, die Essmanieren meines Pferdes lassen nämlich zu wünschen übrig).

Ich mische Cobs und Kraftfutter, weil er je nach tagesspezifischer Vorliebe sonst das eine oder das andere stehen lässt. Wie gesagt: Er frisst ohnehin nicht wirklich gern.

Das mit dem Raufutter stimmt absolut, gerade bei Robustrassen. Ich denke, 4 kg Heu(Cobs) + 4 kg Gras (Schätzung einer TÄ), die er auf der Weide zu sich nimmt, sind bei knapp 400kg LM eine gerade so angemessene Menge. Generell ist das Problem: mehr als er jetzt bekommt, frisst er nicht (oft bleibt sogar was übrig). Sonst hätte ich ja die Heucobs versuchshalber weiter erhöht :(
Trissa
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Beitrag von Trissa »

Probier doch auch mal Pre alpin Aspero (gehäckseltes Heu + 1% oder 3% Öl) bzw Pre alpin Senior (Öl wie oben, wie gemahlenes Heu), wenn er die Cobs nicht so gerne mag. Kann man trocken geben oder leicht angefeuchtet mit Wasser. Zu beziehen über u.a. St. Hippolyth. Unsere drei Isländer stürzen sich mittlerweile drauf, während sie die Cobs halt fressen.

Um das Rauhfutter schmackhafter zu machen, könntest du ausprobieren, Karotten, Äpfel, Birnen (max. 2 am Tag) und Bananen (bis 3 am Tag) in der Küchenmaschine zu pürieren und unterzuheben. Auf den Obstbrei ist Fàni noch viel schärfer als auf Hafer. Ist halt ziemlich aufwendig und manchmal auch eine ziemliche Sabberei und Sauerei.

Man könnte auch mit ungesüßtem 100% Apfelsaft zu den Cobs experimentieren. Apfelbrei dagegen würde ich wegen des hohen Zuckergehalts nur ausnahmsweise füttern, mein Pony lässt ihn auch stehen. Dito Melasse.

Gepoppter (hydrothermisch aufgeschlossener) Mais zusätzlich in nicht allzu großen Mengen wäre auch noch eine Idee.

Gruß
Eva
~pony~

Beitrag von ~pony~ »

So, es sieht schon wieder viel besser aus mit meinem Oldie! :)

Die TÄ meinte, er sähe jetzt aus, wie ein Pferd im Training, nicht mehr so mager. Das ist doch mal was, oder?

Seit knapp 2 Wochen bekommt er nun doch Rübenschnitzel. Ich wollte ja im Sommer keine füttern, wegen der Gefahr, dass sie gären. Nun aber gieße ich sie mit heißem Wasser auf, dann sind sie nach 1 Stunde gequollen. Dann mische ich sie mit 500g Haferflocken und 100ml Öl. Ist wirklich ein Mastfutter, das er in meinem Beisein über 2-3 Portionen verteilt frisst. Aber ich glaube, er hat schon 20 kg oder sogar etwas mehr zugenommen :)

Außerdem gebe ich ihm natürlich Vitamin-E-Pulver. Bin mal gespannt, ob es weiterhin so schön bergauf geht...
Fuchsstute
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Hallo,

Beitrag von Fuchsstute »

habe das jetzt erst gelesen, aber genau den Tipp hätte ich dir auch geben können, das hat mit unseren bd. nämlich auch geklappt und das bleibt so, und die nehmen immer noch zu !
Die eine ist ein Kolikpferd und meine ist ziemlich dünn gebaut, also eigtl. immer so an der Grenze! Aber jetzt ist es halt viel besser geworden!
Ach ja, unsere bd. bekommen auch noch Vitamalz zweimal in der Woche hmmmmmmmmmmmmmmmm.............! :D

Lieben Gruß
Reiten ist erst dann eine wahre Freude,wenn du durch eine lange Schule der Gedult, der Feinfühligkeit und der Energie gegangen bist, die dir das Pferd erteilt.

Rudolf G. Binding
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Beitrag von kallisto »

Da sind ja gute Tipps zusammen gekommen!

Wir haben die Vollblüter auch mit Rübenschnitzel gefüttert und ich fand es ganz schön nervend. Das Einweichen und das Durchmischen mit Hafer und Mineralien. Ich war für das Vorbereiten zuständig :? Dass warmes Wasser besser funktioniert, wußte ich nicht. Auch Silage hat im Winter immer besser durchgefüttert als Heu und haben bevorzugt die klapprigen bekommen.

Wenn Rauhfuttermengen in Massen nächsten Winter nicht anschlagen werden, werde ich es auch mit Euren Tipps versuchen. Bei Jährlingen möchte ich das Kraftfutter so gut es geht im Hintergrund lassen, wenn es sich vermeiden läßt. Kraftfutterzugaben vor allem bei Jährlingen möchte nur die Futtermittelindustrie und gebe ich erst, wenn das Rauhfutter energetisch nicht reicht. Hatte letztens erst wieder eine Tabelle in der Hand, die Kraftfutter ab einjährig nach dem ersten Winter ganz ausließ, um vorzeitige Muskelmassen (höheres Gewicht) und schnelles wachsen eindämmen. Dazu muss aber leider auch die Menge des Rauhfutters stimmen.
Ab 3-4-jährig sollte man wieder mehr geben. Hält leider kein Züchter ein, der die dreijährigen gut bemuskelt verkaufen möchte...

LG Susi
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Beitrag von Melli »

Hab eben erst reingeschaut.
Wenn 4kg Heucobs das einzige Rauhfutter darstellen, dann ist das natürlich viel zu wenig. Heucobs und Heu kann man ziemlich 1:1 sehen.

D.h. für ein (angepeilt) 450kg-Pferd sollte man mindestens 7kg Heu (-cobs) pro Tag rechnen. Ggf. kann man einen Teil durch Luzerne oder so ersetzen.

Wenn die Rübenschnitzel anschlagen, ist das natürlich schön, mein Araber nahm damals trotz fast einem Eimer Rüschnis am Tag (+ Öl + Getreide + Mineralfutter) nicht zu (der Bauch wurde runder, aber wirklich Fett und Muskeln angesetzt hat er trotzdem nicht, er war trotz Trainings regelrecht atrophiert). Zudem haben die Rüschnis vermutlich seinen ganzen Stoffwechsel durcheinandergebracht.


"Kuriert" in der Form, dass er heut nicht mal mehr schwerfuttrig ist (was natürlich bei einem alten Pferd nicht erreicht werden kann) hab ich ihn mit IWEST-Beratung, Heu und Heucobs "zum satt werden", Gras und Hafer.

wie gesagt, freut mich, dass Pony zunimmt! Aber dieser Weg passt halt nicht immer.
Melli.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Der Tip von einem TA: Milchpulver. Ganz normales Milchpulver. Genügend Eiweiss sei wichtig gerade bei älteren Pferden, die zu dünn seien. Bei einer uralten Stute, bei der vorher wirklich alles ausprobiert wurde und die fast von den Knochen fiel, hat das schlussendlich genützt.
Liebe Grüesslis, Jen
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Melli
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Beitrag von Melli »

Wird Milchpulver über längere Zeit gegeben vertragen...?
Ich meine, Pferde sind halt Veganer und der ist Darm für die lange Verweildauer tierischer Produkte im Körper ja überhaupt nicht ausgelegt.

Ok, wird bei einem 30jährigen Pferd vermutlich nicht relevant sein :?
aber interessieren tuts mich trotzdem.

hat der TA das "nur" für ältere Pferde empfohlen oder zum auffüttern generell?
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Jen
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Beitrag von Jen »

Man muss nicht zwingend Milchpulver füttern. Man kann auch Zuchtstutenfutter nehmen, das ist i.d.R. auch eiweisshaltiger. Milchpulver ist einfach günstiger ;) Ich denke bei einem Pferd das ansonsten Kerngesund ist, Zähne etc. kontrolliert sind und immer noch viel zu dünn ist, kann das durchaus auch mal gefüttert werden (würde es erst mal kurweise probieren). Aber das ist ja eher selten. Meist ist das Problem ja erst bei älteren Pferden weil der stoffwechsel nicht mehr so gut funktioniert und die Zähne einfach nicht mehr so gut wie bei einem jüngeren Pferd sind, also die Verwertung per se schon mal eingeschränkt ist. Ausser das alte Pferd hat massive Hufrehengeschichten in der Vorgeschichte (wobei solche Pferde ja eher selten viel zu dünn sind) würde ich es kurweise mit Zuchtstutenfutter probieren.
Liebe Grüesslis, Jen
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