Wer bildet sein Pferd noch gebisslos aus?

Rund um die klassische Reitkunst

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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Kiruna Karmina hat geschrieben:
esge hat geschrieben:Aber ab und an muss man sich mal in Erinnerung rufen, dass Pferde erstaunlicherweise ohne Dauerberitt, Privat-Osteopath und elektronische Sattelanpassung das 21. Jh erreicht haben.
Klasse!
Stimmt. Aber dann gibt es eben auch die anderen Pferde. So wie mein Iberer. Der hatte jetzt eine längere Reitpause und sein Rücken ist muskulär quasi inexistent. Das ist übrigens eine typische Schwachstelle vieler PRE, man könnte also sagen: Das gehört halt zu seinen Gebäudemängeln. Aber für mich persönlich ist das einfach ein Zustand, den ich gern beheben möchte. Und zwar nicht aus Ehrgeiz, sondern weil ich keinen Sinn darin sehe, ein Pferd, was krankheitsbedingt die Muckis verloren hat, einfach so zu reiten. Und dabei geht es mir mir nicht mal um das hehre Dressurreiten, das können wir später machen. Es geht mir darum, dass ich heute weiß, dass das Reiten auf einem solchen Rücken eine eher schlechte Idee ist. Vor 20 Jahren hätte ich das vielleicht auch nicht gewusst und wäre munter auf dem Tier rumgeturnt.
„Steinbrecht ist nur schwer für den leichten Geist." (Nuno Oliveira)
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Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

völlig OT:
Kannst Du super mit Handarbeit vorbereiten.
Das hatte bei einer Bekannten mit einer älteren PRE-Stute einen sowas von verblüffenden Erfolg, da habe ich gestaunt.

Sorry, wieder zum Thema ...
sinsa
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Beitrag von sinsa »

Oh, das OT gefällt mir viel besser. Da mache ich doch glatt mit:
Das klassische und altbewährte Schrittaufbautraining. Sprich: Schritt geradeaus zum Wiederaufbau nach Reitpause. Macht sich am allerbesten im Gelände. Es geht bei Frost und Eis zur Not aber auch in der Halle. Allerdings sollte man dazu dann einigermaßen schmerzbefreit sein um stumpf immer aussen rum zu reiten ohne wahnsinnig zu werden und ein Pferd haben das sowas verzeiht.
Ist aber das schnellste und schonendste Programm, um wieder auf Vordermann zu kommen.

Wobei das wohl für Cubano und ihren Braunen die Höchststrafe sein dürfte.
Die erste Woche mit 10 Minuten könnten noch gehen, aber selbst mein Energiesparer bekommt spätestens wenn wir bei 30 Minuten sind einen Rappel und entwickelt Flausen im Kopp :mrgreen:
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Schritt geradeaus ist angezeigt bei Wiederaufbau nach Sehnen- und Faszienverletzungen. Für den Rücken eines Pferdes, vor allem wenn dann noch ein Reiter draufsitzt, ist es das schlechteste, was man tun kann.
Bei allen Pferden, die ich im Rücken gesund arbeiten soll, müssen die Reiter die erste Zeit im Schritt immer absteigen und dürfen nur im Trab oder Galopp reiten.
Allenfalls bei steilen Klett erstrecken, kann man das vertreten....
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Cubano
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Beitrag von Cubano »

Kiruna Karmina hat geschrieben:völlig OT:
Kannst Du super mit Handarbeit vorbereiten.
Das hatte bei einer Bekannten mit einer älteren PRE-Stute einen sowas von verblüffenden Erfolg, da habe ich gestaunt.
Moins,
ja, das habe ich auch gehört. Deshalb kriege ich im November auch die erste HA-Stunde meines Lebens. Bisher hatte ich damit nur wenig Berührungspunkte. Und Stangenarbeit kommt ins Repertoire, damit das Terroristenpony den Rücken mal aufmacht.
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saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Cubano hat geschrieben:
Kiruna Karmina hat geschrieben:völlig OT:
Kannst Du super mit Handarbeit vorbereiten.
Das hatte bei einer Bekannten mit einer älteren PRE-Stute einen sowas von verblüffenden Erfolg, da habe ich gestaunt.
Moins,
ja, das habe ich auch gehört. Deshalb kriege ich im November auch die erste HA-Stunde meines Lebens. Bisher hatte ich damit nur wenig Berührungspunkte. Und Stangenarbeit kommt ins Repertoire, damit das Terroristenpony den Rücken mal aufmacht.
Super! Viel Erfolg!!! :D
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Cubano hat geschrieben:Deshalb kriege ich im November auch die erste HA-Stunde meines Lebens. Bisher hatte ich damit nur wenig Berührungspunkte.
Zur Vorwarnung: :wink:
Stell Dich schon mal innerlich darauf ein, dass HA das Menschlein vom Kopf her in der ersten Zeit total anstrengt, bis dieses seine Körperteile so weit unter Kontrolle hat, dass es das Hotti dirigieren kann. Da ist es nach ´ner halben Stunde völlig platt in der Birne (kenne ich jedenfalls NUR so). :lol:
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Finchen
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Beitrag von Finchen »

Cubano hat geschrieben:
Kiruna Karmina hat geschrieben:
esge hat geschrieben:Aber ab und an muss man sich mal in Erinnerung rufen, dass Pferde erstaunlicherweise ohne Dauerberitt, Privat-Osteopath und elektronische Sattelanpassung das 21. Jh erreicht haben.
Klasse!
Stimmt. Aber dann gibt es eben auch die anderen Pferde. So wie mein Iberer. Der hatte jetzt eine längere Reitpause und sein Rücken ist muskulär quasi inexistent. Das ist übrigens eine typische Schwachstelle vieler PRE, man könnte also sagen: Das gehört halt zu seinen Gebäudemängeln. Aber für mich persönlich ist das einfach ein Zustand, den ich gern beheben möchte. Und zwar nicht aus Ehrgeiz, sondern weil ich keinen Sinn darin sehe, ein Pferd, was krankheitsbedingt die Muckis verloren hat, einfach so zu reiten. Und dabei geht es mir mir nicht mal um das hehre Dressurreiten, das können wir später machen. Es geht mir darum, dass ich heute weiß, dass das Reiten auf einem solchen Rücken eine eher schlechte Idee ist. Vor 20 Jahren hätte ich das vielleicht auch nicht gewusst und wäre munter auf dem Tier rumgeturnt.
:!: Und deshalb finde ich schon sehr fein, dass sich in den letzten Jahren einiges verändert hat in Bezug auf das Reiten. Und wenn noch so viele Pferde trotz nicht drauf achten ewig geritten wurden. Ich habe als Kind auch einen Autounfall mit drei Überschlägen unangeschnallt ohne Kindersitz auf der Rückbank überlebt. Deshalb schätze ich die Nutzung eines Anschnallgurtes jetzt trotzdem. :)

Hoffe du berichtest über die HA-Stunde.
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sinsa
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Beitrag von sinsa »

@S&P Wenn ich Sehnentraining gemeint hätte, hätte ich das auch geschrieben. Aber Du hast natürlich Recht, wenn Du die Ähnlichkeit und daher den Nutzen für Sehnen und Bänder ansprichst, der nicht zuletzt durch den Zeitplan natürlich ebenfalls entsteht. Es funktioniert dennoch [u.a. auch] für den Rücken. Der Grund ist, das der Schritt ein optimales Mittel zum Kraft-Ausdaueraufbau ist und damit das Pferd in kürzester Zeit dazu befähigt "den Rücken" trotz Reiter wieder so optimal wie möglich nutzen zu können und die gleichzeitig dafür sorgt, das die Sehnen und Bänder muskulär so gut wie möglich unterstützt werden können. Dazu kommt der Zeitplan, der ähnlich dem Sehnentraining mit einem ca. 10 Minuten Intervall auf [einem vom Boden aus warmgearbeiteten Pferd! (Handarbeit ist in der Tat hier eine gute Möglichkeit)] startet, das nach und nach erhöht wird. Der Komplettaufbau geht hierbei insgesamt so schnell von statten, dass es ein extrem effektives Training ergibt.
Das Ganze ist dazu noch beinahe narrensicher. Es benötigt einen Menschen, der sich an Trainingspläne hält, gewillt ist einen freien und losgelassenen Schritt zuzulassen und den Sattler u.U. auch zweimal in 3 Monaten anrollen zu lassen, damit die Schulter die Möglichkeit hat sich zu entwickeln statt am Ende eine Delle ranzureiten.

Die von Dir angesprochenen Pferde mit ernsthaften Rückenproblemen und Deine dazugehörigen Empfehlungen sind ein ganz anderes Thema. Das kann und möchte ich hier nicht beurteilen.

Bei einem Pferd das ein halbes Jahr und länger keinen Reiter mehr getragen hat und bei dem nichts ein Schrittreiten explizit unmöglich macht, sehe ich weder einen Grund bzw. Sinn darin, nicht das effektive rundum Komplettpaket zu wählen noch einen der verhindern könnte, das der Rücken profitiert - Jedenfalls wenn man nicht wieder von irgendwelchen individuellen Sonderproblemen ausgehen muß.
Kiruna Karmina
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Beitrag von Kiruna Karmina »

Ich bin ja nun keine Osteo.
Aber ich habe es auch immer so verstanden, dass der Rücken sich besonders im Vorwärts-Abwärts im Trab anhebt oder auch bei kräftigem Unterspringen im Galopp. Im Schritt können manche Pferde ja wunderbar den Rücken durchhängen lassen und denken nicht dran, mal ihre Bauchmuskeln zu benutzen. Aber vielleicht kann mir das ja jemand genauer erklären.
Wo sind die Experten?
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Wenn ich das richtig verstanden habe, ging es um den Aufbau von Rückenmuskulatur.
Muskulatur wird dadurch traininert, dass sie benutzt wird. Natürlich ist es sinnvoll, einen Zeitplan einzuhalten und untrainierte Muskulatur nicht zu überlasten.
Aber weshalb sollte die ausgerechnet beim Schrittreiten geradeaus besonders gut traininert werden bzw. weshalb sollte sie weniger gut in anderen gymnastischen Übungen und anderen Gangarten trainiert werden? Das leuchtet mir nicht ein.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
Nuno Oliveira
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@Kiruna Das stimmt natürlich alles. Allerdings funktioniert das ohne Reitpferdemuskulatur nicht so einfach. Es kommt ja auch keiner auf den Gedanken sich auf ein noch jüngeres Pferd zu setzen und V/A im Trab zu erwarten. Da ist jedem klar, das dazu die Muskulatur fehlt.
Das ein Pferd den Rücken im Schritt hängen lassen kann ist auch nicht falsch. Aber das kann es in allen Gangarten und es muß es im Schritt genauso wenig wie in allen anderen Gangarten. Der Aufbau funktioniert über das freie vorwärts und die dadurch entstehende große Pendelbewegung der Gliedmaße, welches die Oberlinie in eine leichte Vorspannung/Dehnung bringt bzw. die Bauchlinie kontrahieren läßt und so den Reiter mitnimmt. Das ist ohne Zweifel fies anstrengend. Sowohl für das Pferd als auch für den Reiter, weshalb man vorher aufwärmt und mit sehr kleinen Intervallen startet. Der Trainingsanreiz besteht aus Dehnung/Kontrahieren plus das Reitergewicht. Das ist eine Menge Anreiz in jeder Gangart. Schritt hat jedoch den Vorteil "schwunglos" zu sein, bzw. keine Schwebephase zu haben. Während für die Schwebephase z.B. im Trab Sehnen, Bänder und Muskeln Pferd und Reiter im Zweitakt vom Boden wegbefördern und dann wieder abfedern müssen.
Mir ist schon klar, dass der Schritt eine vieldiskutierte Gangart ist, die tatsächlich sehr anspruchsvoll zu reiten ist, aber hier muß man nicht am Schritt rumfummeln. Man setzt sich rauf, fordert/erhält lediglich eine HH die Pferd und Reiter in ein horizontales Gleichgewicht bringen und läßt das Pferd so am langen Zügel frei vorwärts laufen. Das ist wirklich nicht soooo schwer. Ich weiß von mehreren, die das genauso erfolgreich angewendet haben bzw. anwenden und ich selber habe es u.a. nach einer 1 jährigen Reitpause an meinem unter TA Kontrolle durchgeführt und dokumentiert.
Es ist daher keine selbstausgedachte Theorie.
Es ist aber auch nicht die einzigste Lösung. Lediglich das, was ich jederzeit wieder machen würde, wenn ich vor einem ähnlichen Problem stehen würde.

edit:
@ninischi wenn das Pferd keine Reitpause hatte, dann macht man reines Rückentraining natürlich nicht unbedingt im Schritt. Das wäre ja Quatsch, wenn alles was man braucht schon da ist.
Aber nach langer Reitpause, wenn es noch überall fehlt, dann ist Schritt eine sehr schonende Variante, um erstmal ein Minimum an Reitpferdemuskulatur zu bekommen ohne Sehnen und Bänder zu belasten, die ja noch nicht von der Muskulatur unterstütz werden können und ohnehin ebenfalls wieder gestärkt werden sollten.
saltandpepper

Beitrag von saltandpepper »

Sollen wir zum Thema "Rückenaufbau + Tragekfunktion" vielleicht einen eigenen Fred eröffnen?
KZimmer
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Beitrag von KZimmer »

Mit gebißlos ausbilden hat das ja im Moment hier nichts mehr zu tun.
sinsa
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Beitrag von sinsa »

@KZimmer Das stimmt, aber die auf den letzen 4 Seiten angesprochenen Themen wie Training, Trainigsanreiz, Auswirkungen des Reitens/Trainings auf das Exterieur bzw. umgekehrt sind in der Grundlage schon interessant, wenn es ums Reiten (mit und ohne Gebiss) geht. Ich wäre daher auch dafür neue Themen aufzumachen aber wenn die Fragen nunmal hier aufkommen, dann antwortet man halt auch hier.
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