Heu bedampfen

Ratschläge rund ums Thema Gesundheit - die allerdings keinen Tierarzt ersetzen!

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Ulrike
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Heu bedampfen

Beitrag von Ulrike »

Moin in die Runde!

Hat Jemand von Euch einen Heubedampfer? So eine große Kiste, wo was für drei Pferde reinpasst?
Kosten die wirklich so eine Unmenge Strom?

Anders gefragt, seid Ihr zufrieden mit der Leistung, der Anschaffung, den laufenden Kosten?

LG Ulrike
Vignir

Beitrag von Vignir »

Ich hab mir vor ein paar Jahren so ein Ding gebastelt, da es ja mehrere Versuche gab, bei denen der Keimgehalt untersucht wurde und die Ergebnisse beim Bedampfen deutlich besser waren, als beim Wässern.

Benutzt hab ich den Bedampfer nur einige, wenige Male, weil es letztendlich nicht dauerhaft alltagstauglich ist. Leider. Aus diversen Gründen.

Zum einen kann man nur sehr geringe Mengen gleichzeitig bedampfen, denn einmal muß die Wanne (Mülltonne) entsprechend groß sein, dann muß der Vernebler (Tapetenablöser) eine entsprechende Leistung haben. Und Leistung (Watt) kostet Strom, und zwar richtig. Das alles ist per Zeitschaltuhr zu betreiben, aber man muß vorher auf jeden Fall eine Kanne Wasser -je nach Heumenge natürlich- über das Heu geben, da die Wassermenge des Verneblers nicht ausreicht. Nur, wieviele Stunden soll dann das Heu bereits naß in der Tonne liegen und auf seine Beneblung warten? Der Beneblungsvorgang an sich, dauert ca. eine Stunde - da kann man also nicht mal eben schnell noch nachproduzieren.

Ich war von dem Heubedampfer nicht überzeugt und die Stromkosten sind immens. Einer Bekannten von mir hat der Mann irgendwann den Strom im Stall abgeklemmt, als die Nachforderung der Stromwerke kam. Sie hatte meines Wissens für 2 Pferde bedampft. Da ich Heu für aktuell 7 Ponys "bearbeiten" muß, bin ich wieder zum Tauchen übergegangen. Das kostet mich zwar auch etwas Strom (für die Wasserpumpe), ist aber kein Vergleich mit den Unsummen des Tapetenablösers und der zeitliche Aufwand ist deutlich geringer.

Da Du ja nicht sehr weit von mir entfernt wohnst, kannst Du auch gerne mal auf nen Kaffee kommen und Dir das Trumm ansehen :wink: .
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Ich habe einen Heubedampfer von Haygain (Modell HG600), da passen (je nach Ballen) 12-14kg loses Heu rein.

Strom frisst er so ca. 20 Euro im Monat, wenn er einmal täglich für 60 Minuten an ist. Der Bedampfer hat 3000W Leistung meine ich.

Von den Stromkosten abgesehen ist das Gerät ein wahrer Segen.
Unsere Allergiker kommen bestens klar mit dem bedampften Heu und man kann es auch problemlos mal einen Tag in der Kiste liegen lassen und dann erst verfüttern. Das Ganze funktioniert auch problemlos mit Zeitschaltuhr.

Unsere Stallbesitzer hatten mal einen selbstgebauten Bedampfer mit Tapetenablösegerät in Gebrauch. Der hat zwar genausoviel Strom gefressen wie der Haygain, war aber im Grunde nicht wirklich effektiv genug. Mein Pony hustete mit dem "selbstbedampften" Heu immernoch.

Man erkennt "korrekt" bedampftes Heu daran, dass es sich bräunlich verfärbt und süßlich-aromatisch riecht. Das kriegt man vielleicht auch in Eigenbau hin, aber da braucht man schon einen Bedampfer mit ordentlich Wumms dahinter und vorallem ein gut ab-isoliertes Behältnis für das Heu.

Heu nass machen finde ich in vielerlei Hinsicht suboptimal. Im Winter funktioniert es nicht immer, im Sommer gärt das Ganze schnell, man muss ständig das Wasser wechseln, schleppt sich zu Tode und vorallem muss man die Futterreste tägöich sehr gründlich reinigen, damit man sich nicht noch mehr Gezeuchs/Milieu züchtet.
Ponyreiter aus Überzeugung
littlesheep
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Beitrag von littlesheep »

@Klassikfjord: Du fütterst nur einmal täglich? 14 kg sind ja gerade mal die Menge, die man für ein Großpferd pro Tag braucht - oder alternativ für zwei Ponies à 350kg (also kleine).

Wir haben auch über einen Eigenbau nachgedacht, das aber schon in der Überlegungsphase wegen "nicht praktikabel" abgebrochen. Wie Vignir schon geschrieben hat ist die Menge nicht groß genug, die reinpaßt - oder man bräuchte entsprechend zwei Tapetenablöser, damit wirklich überall genug Dampf reinkommt - dann das Problem mit dem "Vorwässern". Bei uns wäre das größte Problem noch, daß der Bedampfer im Winter nicht frostgeschützt stehen könnte und das Gerät ja für morgens zum Bedampfen über Nacht mit Wasser gefüllt stehen müßte, damit die Stallbetreiber morgens das fertige Heu verfüttern können. Ich denke, sowas ist wirklich nur für Leute mit Pferden direkt am Haus machbar und nur für einzelne Tiere - ich hätte zwei mittelgroße und wir füttern dreimal täglich...

Inzwischen füttern wir morgens und mittags Heulage (meistens sehr trocken), wird sehr gut vertragen und bereite ich in Heunetzen vor, die brauchen nur reingehängt werden. Abends füttere ich selber, da gibt es dann Heu im Reifen mit Netz drüber, das wässere ich mit Giesskannen (da die Qualität sehr gut ist, reicht das aus). Meine Stute ist extrem empfindlich (sehr starker Schimmelsporenallergiker mit asthmaähnlichen Hustenattacken, sobald nur eine Spore in der Nähe ist) und mit dieser Vorgehensweise jetzt seit knapp drei Jahren komplett symptomfrei - außer wenn jetzt das Wetter so drückend schwülwarm ist, dann hat sie einfach Probleme mit der Atmung, weil die Lungenkapazität nicht hundertprozentig ist (partielle Alveoleninsuffizienz - also eingeschränkte Funktion der Lungenbläschen).
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Nein, wir füttern mehrmals, aber ich bedampfe (bzw lasse :) ) nur einmal täglich und stopfe dann Netze für den nächsten Tag vor.

Natürlich reichen 14kg nicht für mehrere Großpferde. Es gibt den Haygain auch in größer, der ist dann leider schweineteuer.

Ich wollte nur generell darstellen, dass ich diesen Heubedampfer für eine sehr gute Investition halte.
Ponyreiter aus Überzeugung
littlesheep
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Beitrag von littlesheep »

Ach so, alles klar :)

Ja, ich denke auch - WENN man bedampfen will und das RICHTIG (also effektiv und wirkungsvoll), dann kommt man letztlich nicht drumrum. der Eigenbau ist prinzipiell eine gute Lösung, aber bei richtigen Problemen (wie halt bei meiner Stute) vermutlich nicht ausreichend oder wenn, dann nur bei Heu, was man auch ohne Bedampfen ruhigen Gewissens füttern könnte. Wenn man "nur" die Qualität etwas aufwerten will oder nur leicht empfindliche Pferde hat oder kleine Mengen braucht, dann geht das bestimmt. Gibt ja genug Leute, die das erfolgreich einsetzen.
Ulrike
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Beitrag von Ulrike »

Vielen Dank für die vielen Aspekte!

LG Ulrike
letti
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Beitrag von letti »

Hallo!

Nachdem ich hier seit vier Jahren still mitlese (und es im Übrigen sehr schade finde, dass sich fast nichts mehr tut im Forum), kann ich jetzt auch mal was beitragen :D

Ich nutze seit einigen Monaten einen Haygain, allerdings den großen (HG 1000, das alte Modell). Habe ihn gebraucht und verhältnismäßig sehr günstig erworben. Er hat das gekostet, was man in der Regel für den kleinen in gebraucht bezahlen muss. Manchmal hat man Glück :)

Was vielleicht hilfreich ist, wenn man über die Anschaffung nachdenkt: Ich bekomme bei Weitem nicht die Menge Heu in den Haygain 1000, wie der Hersteller es angibt. Angeblich fasst er "bis zu" 35kg Heu. Das schaffe ich nicht. Wenn ich das Heu von einem Rundballen in Netze stopfe (es also nicht mehr gepresst ist) und anschließend die Netze unter Einsatz meiner Füße in den Haygain stopfe, schaffe ich 20kg, vielleicht 25. Mit den Lagen von einem großen Quaderballen in Netzen würde ich vielleicht mit Mühe und Not 30kg schaffen. Aber nicht 35. Ich weiß nicht, was ein kleiner Quaderballen wiegt und ob man den ggf. im ganzen reinlegen könnte.

Die Stromkosten liegen bei mir runtergerechnet auf ein Mal täglich für 2 Stunden laufen lassen bei gut 5€ pro Woche. Mit den vom Hersteller angegebenen 50-60 Minuten komme ich nicht auf die benötigte Temperatur. Befülle den Kocher aber auch mit kaltem Wasser und lasse dann einfach immer über Zeitschaltuhr 2 Stunden laufen, damit die Temperatur lange genug hoch genug war.
Zu den verbrauchten Kilowattstunden kann ich sonst später genaueres sagen. Meiner hängt nämlich seit zwei Wochen an einem Zwischenzähler. Da hatte ich aber bisher nur nach einer Woche mal nach den Kosten, nicht aber nach den verbrauchten Kilowattstunden geschaut.

Ich bin sehr zufrieden mit meinem HG. Ich empfinde sie als sehr teuer in der Anschaffung und ich weiß auch nicht, ob ich für einen neuen knapp 3000€ auf den Tisch gelegt hätte, wenn ich nicht den gebrauchten gefunden hätte. Aber darüber musste ich auf Grund der Gelegenheit mit dem "günstigen" gebrauchten eben nie nachdenken.

Mein Pferd war vorher fast ein halbes Jahr lang immer wieder mal am Husten und mitunter stark am Schnoddern. Alles mal mehr und mal weniger schlimm, aber über diese Zeit eben auch nie wochenlang symptomfrei. Ich sehe mit dem bedampften Heu eine deutliche Verbesserung. Er hustet fast gar nicht mehr und schnoddert bedeutend weniger. Und das obwohl uns Druse dazwischen kam und leider direkt danach bis vor kurzem eine Zeit, in der ich ihn aus familiären Gründen nur sehr wenig bewegen konnte.

Wir inhalieren zusätzlich auch noch. Das hatten wir aber auch schon ca. 3 Monate vor dem Heubedampfen gemacht und das allein hatte nicht diesen Erfolg. Wohl wegen Ursache beheben und so...
Klassikfjord
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Beitrag von Klassikfjord »

Frisch bedampftes Heu stopft sich wunderbar in Netze, versuch es vielleicht mal andersherum.

Ja, ich glaube auch, dass ein guter Bedampfer einfach das nonplus Ultra für Heustauballergiker ist.

Meine Stute hatte bei (komplett getunktem) Heu nicht so gute Blutgaswerte, wie mit dem bedampften. Sie ist völlig symptomfrei, bis auf diesen Sommer, da hat sie vermehrt geschnoddert, nicht aber gehustet. Ich schiebe es aber auf die Dürre dieses Jahr.

Man muss ja auch einfach gucken, wie diese " kein trockenes Heu-Extrawurst" in den Alltag zu integrieren ist. Mit dem Bedampfer ist es so praktisch, dass man alles vorbereiten und befüllen kann und dann mittels Zeitschaltuhr timen kann.
Bei uns klappt es auch super, dass ich das bedampfte Heu in Netze stopfe, die dann am nächsten Tag vom Stallpersonal aufgehängt werden.
Das wäre mit nassen Netzen schwierig.
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Beitrag von letti »

Das geht leider nicht andersherum. Der Sarg (also das Teil, wo das Heu reingefüllt wird), ist vorne bedeutend flacher als hinten. Wenn das Heu nicht in Netzen wäre, würde es vorne rausfallen.
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Cappuccino
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Beitrag von Cappuccino »

ich habe auch von dem Haygain nur Gutes gehört, ganz im Gegensatz zu den Bastelprodukten auf der Basis von Tapetenlösergeräten aus dem Baumarkt, die 1. nicht die nötige Temperatur entwickeln und damit das Gegenteil dessen bewirken, wozu sie gebraucht werden und 2. brandgefährlich für die Umgebung sind, wo sie eingesetzt werden. Bei dem großen Haygain, der angeblich 30-40 kg fassen soll, wurden allerdings schon Stromkosten von 40-50 Euro pro Monat genannt.
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ninischi
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Beitrag von ninischi »

Wir haben einen selbst gebastelt mit einer großen Mülltonne und einem Profi Dampf-Tapetenablöser von Wagner. Dampfen tut der schon ordentlich, aber das Problem bleibt die Münltonne. Weil sie nicht komplett dicht und nicht isoliert ist. Man erhält damit also tatsächlich nicht die benötigte Temperatur, denke ich.
Unsere empfindliche Stute kommt mit getauchtem Heu besser zurecht, wir müssen das aber Gott sei dank nur im Frühjahr machen (im Spätsommer / Herbst ist das frische Heu so gut, dass sie es trocken fressen kann, im Winter gibt es Heulage).
Eine Freundin hat den 3000€-Haygain und damit kommen ihre Ponys gut zurecht. Viel Aufwand bleibt es allerdings trotzdem.
"Reiten ist die Suche nach Schönheit, Geradlinigkeit und Wahrheit."
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