Bea Borelle 24.03. - 26.03.2006

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Josatianma
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Bea Borelle 24.03. - 26.03.2006

Beitrag von Josatianma »

„Kommen Sie mal her, Sabine. Bei dem Pferd können Sie die Rippen spüren, dass hat das optimale Gewicht“. Immer wieder muss ich den Futterzustand anderer Pferde ertasten, da mein Friese Pico nach drei Monaten Nichtstun einige Kilos zuviel auf die Waage bringt, was von Frau Borelle immer wieder herausgestellt wird und mich, zugegeben, ärgert. Aber da der restliche Kurs durch ihre motivierende Art und ihre guten Erklärungen sehr viel Spaß macht und mein Pferd und mich ein ganzes Stück voranbringt, höre ich einfach drüberweg. Sie hat ja Recht!

Der Kurs beginnt pünktlich um 9.00 Uhr auf dem Listerhof in Meinerzhagen, denn auf Pünktlichkeit legt Frau Borelle großen Wert. Fünf der sieben Teilnehmer haben bereits mehrere Kurse bei Frau Borelle gemacht, zwei sind Neueinsteiger. Frau Borelle bittet jeden um eine kurze Vorstellung und Beschreibung der bisherigen Arbeit mit dem Pferd bzw. der Trainingsfortschritte. Die Neueinsteiger sollen auch angeben, wie sie zu diesem Kurs gefunden haben und woher sie Bea Borelle kennen. Ich, Sabine Frömming, bin mit meinem neunjährigen Friesenwallach Pico angereist und mache das erste Mal bei einem Kurs von Bea Borelle mit

Nach der Vorstellungsrunde gehen wir direkt an die Arbeit mit den Pferden und verlegen die Theorie auf später. Die Arbeitszeiten können wir frei festlegen. Wir haben die Möglichkeit zweimal am Tag eine halbe oder einmal eine komplette Stunde zu reiten. Ich entschliesse mich zu einer kompletten Stunde. Für die gerade nichtreitenden Teilnehmer stehen an der kurzen Seite der Bahn Stühle, auf die wir uns auch gleich setzen. Aber nicht für lange. Frau Borelle bittet uns direkt in die Bahn und beginnt anhand der ersten Reiterin die Arbeit nach Baucher zu erklären. Ich werde direkt auf die Handhaltung hingewiesen und den Einsatz der Hand im Ganzen. Ein Kaffeekränzchen verhindert Frau Borelle am ersten Tag des Kurses immer wieder dadurch, dass sie gezielt Teilnehmer in die Bahn holt und ihnen erklärt, warum das Paar jetzt genau dieses macht. Auch wenn sie am Rand der Bahn steht stellt sie sich immer wieder zu den gerade nichtreitenden Teilnehmern, und bezieht sie in ihren Untericht ein

Nach dem Mittagessen bin ich dran. Ich reite Pico so, wie ich ihn auch zu Hause reiten würde. Nachdem ich alle drei Grundgangarten gezeigt habe, reite ich zu Frau Borelle und erwarte ihre Einschätzung. Diese stellt sich im Hausaufgabenblatt, welches jeder Teilnehmer erhält folgendermaßen dar
- Maultätigkeit sollte verbessert werden, aber er liegt nicht drauf
- Vorhand O.K
- Hinterhand O.K
- Schweif locker
- Tastbefund O.K. (Frau Borelle tastete jedes Pferd am Samstagabend nach TTeam ab
- Fütterungszustand: 60 kg zuviel

Frau Borelle möchte Pico nun eben selbst reiten, um sich ein Bild machen zu können. Ihre erste Bewertung bewegt sich im Schulnotensystem bei einer Drei bis Vier. Nach ca. 10 Minuten Reiten verbessert sich Picos Note auf eine Zwei. Nun soll ich wieder drauf und mit den Abkauübungen nach Baucher anfangen. Ich soll Pico durch Heben das Maul öffnen und sobald er kaut die Hand wieder senken. Die Hand wird nach vorne oben gehoben, so dass das Gebiss auf die Maulwinkel einwirkt. Dies klappt sehr schnell und gut. Im zweiten Schritt kommt das Flexionieren hinzu. Hierzu wird wieder die Hand gehoben um das Maul zu öffnen (mobilisieren). Dann wird der Kopf bis zu einem Winkel von 90 Grad in eine Richtung gebogen. Der innere Zügel wird hoch und weg vom Hals, der äussere Zügel hoch und nach vorne geführt. Da das Pferd muskulär nicht in der Lage ist, diese Biegung längere Zeit durchzuhalten sucht es sich von selbst die Dehnungshaltung. Durch zupfende Hände (Demi Arrêts) bestimme ich den Zeitpunkt der Dehnung. Pico nimmt diese Neuerungen sehr schnell und auch sehr gut an, so dass wir dies gleich in allen Grundgangarten durchführen können. Der übliche Weg nach Baucher führt über die Beizäumung zur Dehnung. Da Pico hinter die Senkrechte tendiert, lässt Frau Borelle micht direkt in die Dehnung reiten. Dies klappt prima, auch wenn ich mir vorkomme als würde ich Wäsche aufhängen durch das permanente Heben der Hände. Die Stunde verging wie im Fluge, aber Pico und ich gehen äusserst zufrieden aus der Halle

Für Samstag habe ich zweimal eine halbe Stunde eingeplant. Auch heute werden die nichtreitenden Teilnehmer immer wieder in den Untericht eingebunden und auf einiges hingewiesen. Meine erste halbe Stunde beginne ich mit dem Abkauübungen und dem Flexionieren und stelle fest, dass Pico bei der Dehnung dazu neigt zwar den Hals zu dehnen, aber am Ende der Dehung in die andere Richtung zu schauen. Dies ähnelt dann einem S. Frau Borelle beschliesst dies in der zweiten halben Stunde durch Handarbeit zu korrigieren. Nachdem ich mit Pico die Abkauübungen und das Flexionieren im Stand gemacht habe geht es wieder an die Dehnung in den Grundgangarten. Pico reagiert hervoragend und hat alles sehr schnell verstanden. Viel zu schnell ist die halbe Stunde vorbei

Am Nachmittag beginnen wir vom Boden aus mit den Abkauübungen und dem Flexionieren. Für die Abkauübung stelle ich mich vor Pico und greife mit dem Daumen in den Gebissring und hake Zeige- und Mittelfinger an den Nasenriemen. Dann hebe ich das Gebiss mit dem Daumen in Richtung Maulwinkel. Sobald Pico kaut lasse ich das Gebiss runter. Hört Pico auf, wird das Gebiss wieder gehoben. Wichtig ist Bea Borelle immer wieder das Loben des Pferdes. Dies kann über Stimmer oder über Leckerli geschehen. Diese Übung mache ich auch im Gehen, wobei ich rückwärts vor dem Pferd laufe. Für das Flexionieren stelle ich mich neben Pico und nehme den einen Zügel kurz vor dem Gebiss und den andern Zügel auf Schulterhöhe in die Hand. Nun hebe ich die Hand am Gebiss, um das Maul zu öffnen. Fängt Pico an zu kauen, drücke ich den Kopf von mir weg und stelle mich nun vor das Pferd. Nun führe ich mit der Hand am Gebissring Pico in die Dehung. Ich Flexioniere Pico in beide Richtungen. Die Dehnungshaltung soll ich nun auch an der Hand erarbeiten. Hierfür nehme ich den inneren Zügel direkt hinter dem Gebissring und den äusseren Zügel in Höhe der Schulter. Die Gerte halte ich so in der Hand, dass der kleine Finger unter der Gerte liegt und ich damit die Gerte bewegen kann. Nun öffne ich während des Laufens sobald Pico aufhört zu kauen immer wieder das Maul und entlasse ihn sobald er kaut in die Dehnung. Wenn dies im Geradeaus gut funktioniert, soll ich es zu Hause auch im Schulerherein versuchen. Dann wieder die Abkauübungen und das Flexionieren von oben mit anschliessendem Reiten in Dehnungshaltung

Am Abend haben wir die Wahl zwischen Abtasten der Pferd oder Theorie. Wir machen beides. Die Theorie ist sehr interessant und die "Mehrfachtäter" haben bereits eine ganze Reihe von Unterlagen. Frau Borelle ändert diese durch neue Erfahrungen in kleinen Varianten immer mal wieder ab. Sie zeigt auch sehr klare Unterschiede zwischen ihrer Arbeit mit den Pferden und der von Philippe Karl auf. An oberster Stelle steht bei ihr der Spaß und die Motivation

Am Sonntag reite ich nochmal eine ganze Stunde, da ich gerne noch die Seitengänge anfangen möchte. Ich soll mit Pico Konterschulterherein reiten, wobei ich auch hier immer wieder deutlich auf die Dehnung achten soll. Die zweite Übung ist Viereck verkleinern. Hierfür mache ich nach der Ecke eine enge Wendung ähnlich "aus der Ecke kehrt" und wechsele jetzt im Prinzip im Schenkelweichen über die Diagonale. Die Dehnungshaltung erreiche ich immer wieder durch Heben der Hände. Das ist am Anfang recht gewöhnungsbedürftig. Im Trab und Galopp läuft Pico um einiges schwungvoller als zu Beginn des Kurses und einige Freundinnen, die zum Zuschauen gekommen sind, bestätigen mein Gefühl. Auch diese Stunde ist wieder viel zu schnell vorbei und ich hole unseren Hausaufgabenzettel ab. Mal sehen, wie weit ich bis zum nächsten Kurs im September komme und wie ich zu Hause mit dem Neuerlernten zurecht komme.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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