Hinterhandbewusstsein / das "trennen" der beine

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

Moderatoren: Julia, emproada

Antworten
MeGali

Hinterhandbewusstsein / das "trennen" der beine

Beitrag von MeGali »

Hallo.


Mir fällt schon seit längerem auf dass mein pferd bei der bodenarbeit probleme hat seine hinterbeine zu trennen
wenn ich also z.b. jeden fuss einzeln über eine stange setzten lassen will. die vorderen gehen ohne probleme aber mit den hinterbeinen schafft sie das einfach nicht sondern setzt beide so kurz nacheinander drüber dass mir die zeit fehlt sie daran zu hindern.

sie wir dabei leider gleich hektisch und hört in diesem kurzen mom auch nicht mehr zu.........

ein weiteres beispiel: plane

die vorderbeine setzt sie schon fast gelassen drauf. sobald aber ein hinterhuf die plane berührt stürzt sie einfach über die plane drüber und lässt sich nicht zum anhalten bewegen.

was kann ich machen damit sie sich ihrer hh bewusster wird und die beine auch getrennt einsetzt?

kann das auch mit mangelndem balancegefühl zusammenhängen?

danke im voraus
grüße megali
Benutzeravatar
Alix_ludivine
User
Beiträge: 2140
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 07:06
Wohnort: Annaberg im schönen Erzgebirge
Kontaktdaten:

Beitrag von Alix_ludivine »

Salut,

was meinem Haffl geholfen hat, dass er überhaupt erkennt, dass er eine HH hat, war eine Körperbandage, vom Sattelgurt oder Longiergurt um die HH und dann wieder an den Gurt .. Die Bandage aber nur ab und zu einsetzen, die gewöhnen sich daran.. Und natürlich erstmal vorsichtig austesten, was Deine Lady davon hält :wink:

Oder/und das Abstreifen mit der Gerte. Mache ich jetzt noch gerne bei der Handarbeit..

Ansonsten vielleicht mit der Stimme ein bissl helfen?..

Lg Alix
Zuletzt geändert von Alix_ludivine am Fr, 13. Okt 2006 13:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
chica
Admin
Beiträge: 5813
Registriert: Di, 19. Sep 2006 20:59
Wohnort:

Beitrag von chica »

Für solche Fälle (mangelndes Körperbewusstsein) soll TTouch angeblich Wunder wirken. Ich selbst habe keine Erfahrung damit. Vielleicht mal Jen fragen ;)
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
Bild
Majestix
User
Beiträge: 12
Registriert: Fr, 13. Okt 2006 13:18
Wohnort: Südöstlich v. München

Beitrag von Majestix »

Hallo !! :D

Ich möchte dir nicht zu nahe treten, aber bei sowas denke ich immer zuerst an die Grundlagen.
Bei den unerfahrenen oder jungen Pferde übe ich vom Boden aus immer ganz bewußt das einzelne touchieren+ darauf folgendes anheben der HH und streiche so oft es geht mit der Hand ab Rücken mitte über die HH bis runter zu den Beinen. Jedes einzeln wenn das ttouchieren gut geklappt hat. So lernt das Pferd von anfang an dass da hinten noch was ist das wichtig ist. Und zwar jedes Hinterbein.
So wie du es beschreibst, scheint es deinem Pferd noch nicht klar zu sein das die HH da ist. Natürlich fehlt dadurch auch die Balance. Die stellt sich aber im Laufe der Zeit ein wenn das Bewußtsein für die HH besser wird.

Das Tellington Körperband kann den oben beschriebenen Lernzweck noch verdeutlichen. Könnte aber auch zu Beginn dein Pferd nervös werden lassen weil es sich eingeengt fühlt.

Viele Grüße
Majestix
- alle Pferde haben ein Recht auf die klassische Reitkunst !
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

hey,
ich habe im moment einen andalusier neu im unterricht, der offensichtlich auch ein problem mit der wahrnehmung seiner hinterhand hat. er ist recht steil gewinkelt und etwas überbaut, hat daher probleme, hinten last aufzunehmen. sobald man aber versucht, ihn z.b. durch übergänge schritt/halten/rückwärts etwas mehr auf die HH zu bringen, wird er sofort renitent, hektisch, rennt nur noch rückwärts oder wirft sich gar völlig kopflos herum (wohlgemerkt werden die übergänge vorsichtig vorbereitet und keineswegs mit druck gefordert! und er ist auch eigentlich ein eher cooles pferd). auf abstreichen mit der gerte reagiert er überhaupt nicht, auch etwas festeres touchieren nimmt er anscheinend gar nicht wahr. ich habe bei ihm den eindruck, der spürt seine HH gar nicht richtig. kann sowas sein? irgendeine nerven-störung?! er hat einen geradezu abartigen schritt mit bald einem halben meter übertritt, was ja an sich schön ist, aber auch dieser schritt macht irgendwie einen "ungesunden" eindruck, so als würden seine beine das einfach machen, ohne dass er es bewusst steuern kann. er "rollt" dann so dahin und lässt sich ganz schlecht verkürzen. ich hab den eindruck, dass er so extrem auf die setz-versuche reagiert, weil ihm das gefühl für seine HH total fehlt und er dabei irgendwie in panik gerät.
was meint ihr dazu?
Benutzeravatar
Alix_ludivine
User
Beiträge: 2140
Registriert: Mo, 25. Sep 2006 07:06
Wohnort: Annaberg im schönen Erzgebirge
Kontaktdaten:

Beitrag von Alix_ludivine »

@Rapunzel

Was macht er mit dem Schweif? Klemmt der?

Läßt er sich den vorm Reiten leicht bewegen?? Macht ihr Schweiflockerungsübungen?

Eventuell klemmt irgendwas fest bei ihm.. Hat mal ein Osteopath draufgeschaut?

LG Alix
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

den schweif hält er locker (also er trägt ihn rassetypischerweise nicht, klemmt ihn aber auch nicht ein) und ist auch insgesamt eher mit zu wenig körperspannung gesegnet als mit zuviel. eine physiofrau war erst letzte woche da und hat ein paar kleinere wehwehchen hier und dort festgestellt, aber nichts "richtiges".
Benutzeravatar
pepe
User
Beiträge: 658
Registriert: So, 24. Sep 2006 15:51
Wohnort: Tennessee

Beitrag von pepe »

Ich würde den in ein sehr langsames SH auf den Mittelzirkel bringen. Wenn du denkst es geht nicht langsamer- nochmal 50% weniger. Er soll so langsam wie möglich sein Gewicht von einem Hinterbein aufs andere Hinterbein schieben. Denk bloss nicht "Lektion", vergiß Abstellung, Untertreten, Schwerpunkt, Verwerfen, usw. Es dreht sich lediglich um das wechselseitige, langsame Abfußen und die Lastaufnahme. Immer wieder stehen lassen und abkauen lassen, damit er dies mit Entspannung verbindet.
Dann damit spielen: weniger Abstellung, auch im langsamen Trab, weiter im bisherigen Programm, usw.
Erzähl mal obs klappt!
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
Rapunzel
User
Beiträge: 2337
Registriert: Mo, 09. Okt 2006 14:22

Beitrag von Rapunzel »

pepe, luschtig, sowas ähnliches haben wir die letzten male schon gemacht, nur dass ich die beiden noch wechseln lassen habe zwischen SH und travers. aber du hast recht, das muss noch viel langsamer gehen.

zwischendurch stehenlassen und abkauen lassen geht gar nicht, er wird sofort "blöd" und zappelt, rennt, dreht sich um, es sei denn, man streckt die beine weg und lässt die zügel durchhängen im stehen (sicher auch ein disziplinproblem).

da ich ja der meinung bin "was hilft, ist richtig" habe ich es letztes mal so gemacht, dass ich mitgegangen bin am kopf und ihn, wenn er rückwärts davonschießen wollte (von der reiterin nicht zu beeinflussen!), einfach festgehalten, gelobt, zum kopfsenken bewegt. das ging gut, ich weiß aber nicht, ob es langfristig was bringt.

mich würde aber auch noch interessieren, ob jemand ne medizinische idee hat, ob es sowas wie ne "wahrnehmungsstörung" oder "gefühllosigkeit" in der hinterhand gibt? evtl. leichte form von ataxie?
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

hallo,

@ MeGali: vielleicht bringt es dich weiter, wenn du erst übst, die Beine einzeln geben zu lassen aus dem Stand, dann einzeln antreten mit ansagen, nach jedem einzelnen Bein stehen lassen. Loben, selber ausatmen, Ruhe.

Bewegung der Hinterbeine bedeutet immer Flucht, vorne wird getestet... Bring die Hinterhand grundsätzlich unter Kontrolle. Du bist die Chefin in der Arbeit (auch wenn es ein kollegiales Verhältnis sein oder werden soll!).
Bring Deinem Pferd bei, auf Gertenzeichen zu stoppen, dreh dabei Deine dem Pferd abgewandte Schulter ihm zu zum Halten. Heb die Gerte vor dem Gesicht an, ruhiges Stimmkommando "Ho - Stopp". Erst ohne Hindernis, dann nach und nach mit einer Stange, dann mehr und mehr, Füße wieder einzeln setzen lassen.

Sollte das noch nicht reichen: Geh rückwärts vor dem Pferd, Schritt für Schritt, Gerte zwischen Dir und dem Pferd, immer wieder Stoppen über Gerte anheben! Achte auf Deine Körpersprache!

Laß es nicht an Deiner Schulter vorbei laufen...

Und achte drauf, ob das Pferd Dich überhaupt anguckt bei der Arbeit oder an Dir vorbei.

Üb, mit der Gerte den Kopf senken zu lassen und lass das Pferd mit gesenktem Kopf gehen. Als Bild: Die Welt mal aus einer anderen Perspektive betrachten: von unten. Bringt Ruhe und Entspannung. Übe auch das erst ohne Hindernis und dann alles zusammen: Kopf runter, Beine auf touchieren einzeln bewegen und dann noch über Hindernisse klettern.

Das Pferd muss lernen, sich von Dir beeinflussen zu lassen ohne wegzurennen, es muss lernen zu warten und Dir zu vertrauen und es muss lernen, hinzugucken, was Du von ihm möchtest...
Rennen die Hinterbeine weg, fehlt es da ein bisschen.
Eine Geduldsübung, aber eine lohnende!

@ Rapunzel: was hat das Pferd vorher gelernt? Wo kommt es her? Wie sind seine bisherigen Erfahrungen mit Reitern??? Kommt es gar aus Spanien???

Bei den Andalusen gibt es leider Linien, die im Kopf nicht ganz leicht sind und zur Hektik neigen.
Auch hier gilt: Hinterhand unter Kontrolle bringen, auf Kommando Kopf runter (Entspannung hervorrufen können, wenn Du es möchtest!), Beine einzeln auf Kommando geben lassen, loben, Ruhe, neu anfangen.

Natürlich kann immer auch was körperliches dazukommen, aber zunächst mal musst Du probieren (oder die Reiterin), ob das Pferd wirklich unter Eurer Kontrolle steht.
Beobachte Augen, Ohren, Schweif, Körperhaltung und urteile dann, ob er nicht will, nicht kann, meckert,stellt er sich dumm, Angst oder Sorgen im Gesicht zeigt etc.

Von außen ist das ja immer schwer zu beurteilen, weil so viele kleine Dinge zusammen beobachtet werden müssen, vielleicht hat das Pferd nur gelernt, sich über Hektik zu entziehen oder er hat gar nicht gelernt, was ein Lob ist oder er bestimmt einfach das Programm???

Wie ist das Verhältnis zwischen Pferd und Reiterin??? Guckt er euch an oder dran vorbei, drüber weg???

Insgesamt bin ich mir ziemlich sicher, dass Pferde genau wissen, dass sie eine Hinterhand haben. In ihrem Bereich wissen sie sie ja auch genau einzusetzen - und auch bei der Arbeit mit uns (oder dagegen :? )
Dass wir etwas ganz anderes wollen, als von der Natur vorgesehen, muss den Pferden ja zunächst mal weder einleuchten, noch sie begeistern. Immerhin kommen sie ja bestens mit den Hinterbeinen ohne uns zurecht.

Nur durch die Gymnastizierung durch uns und den damit verbundenen vermehrten Einsatz der Hinterhand bei vernünftiger Ausbildung wird diese im täglichen Gebrauch auch mehr "benutzt", selbst wenn das Pferd nur über die Wiese geht oder spielt etc.. Aber ob das wirklich bewußt vom Pferd aus passiert???
Der Einsatz der Hinterhand soll doch in erster Linie uns nutzen und dienen, denn ohne uns hätten die Pferde auch nicht das Problem der mangelnden Balance oder des Fallens auf die Vorhand... Ohne Reitergewicht würde das gar nicht ins Gewicht fallen...

Hoffe auf weitere Berichte!
Schönen Feiertag
Stephanie
Antworten