Führen - lieber am kurzen oder am langen Strick?

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Medora
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Führen - lieber am kurzen oder am langen Strick?

Beitrag von Medora »

In der letzten Woche hat mein Youngster ja beim Spazierengehen mal einen kleinen Galoppstart veranstaltet und ich konnte ihn gerade noch so halten. Nun habe ich mir Gedanken über die optimale Führstricklänge gemacht, komme aber zu keiner richtigen Entscheidung.

Mein normaler Führstrick ist ca. 3 Meter lang. Ich habe in der gleichen Ausführung (sehr griffiges Hanfseil, das keine Blasen macht und wirklich gut in der Hand liegt) auch noch einen deutlich längeren Strick (ich schätze mal 8 Meter).

Meine Überlegung ist nun: Ist es besser, wenn der Strick lang ist, weil man dann nicht so schnell aus dem Gleichgewicht gerät, also mehr "Platz" geben kann? Oder kommt ein Pferd, wenn es denn durchstartet an einem längeren Strick erst recht in Schwung und ist dann noch schwerer zu halten?

Vielleicht gehört die Frage ja in die Kategorie "Worüber man alles nachdenkt, wenn man sonst nichts zu tun hat", aber mich würde interessieren, wie Ihr das seht. :roll:

Grüßle,
Medora

PS:
Was die Sicherheit angeht, bin ich gerade dabei ihn an den Kappzaum zu gewöhnen, um den dann auch erst mal zum Spazierengehen zu nehmen. Aber auch da stellt sich dann ja die Frage, ob z.B. eine Longe oder ein Führstrick besser ist...
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Ich habe zwar was zu tun, komme aber auch ein wenig ins überlegen. Bei einem kürzeren Strick (und 3 m ist ja eigentlich nicht mehr kurz), komme ich vielleicht schneller aus dem Gleichgewicht, aber mein Pferd kann auch nicht so weit von mir wegkommen.

Bei einem langen Strick bzw. einer Longe ist der Aktionsradius doch recht weit. Und hat ein Pferd auf 8 m erstmal Schwung geholt, bekommt man es nicht mehr unbedingt gestoppt.

Wie verschnallst du den Führstrick? Ich habe es mir angewöhnt, wenn ich mit Pony als Handpferd ins Gelände gehe, den Strick duch die linke Seite auf die rechte Seite nach oben in den Backenring am Stallhalfter zu führen. So habe ich einfach mehr Einwirkungsmöglichkeit und mein Pony weiß das schon sehr genau :D .
Liebe Grüße, Sabine

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Picaro
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Beitrag von Picaro »

Als ich Picaro damals gekauft habe,war er grade 4 und ist Der Vorbesitzerin regelmäßig bei spazierengehen stiften gegangen.Ich bin deshalb anfangs nur mit Kappzaum und kurzem Strick spazieren gegangen.Damit hatte ich einfach mehr Gewalt.Wäre er mit Longe durchgestartet,hätte ich keine Chance gehabt ihn zu halten.Denn wenn ein Pferd losschießt und dabei seinen Hals zum gegendrücken einsetzt,habe ich mit dem kurzen Strick eher die Möglichkeit das Pferd herumzuziehen.Mit Longe,also längere Leine ,hat das Pferd den stärkeren Hebel. :shock:
Heute gehe ich mit Picaro am Halfter spazieren.Den Strick verschnalle ich wie Josatianma.Er weiß so auch,das ich mehr Einwirkung habe. :D
Aber er startet auch schon lange nicht mehr durch,sondern läuft brav an seiner Position neben mir her. :mrgreen:
LG Betina
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Hallo,

also mein Youngster (besser noch Halbbaby) macht aus Übermut noch gar nichts. Das einzigste Problem ist, wenn er mal erschrickt beim Grasen. Aber dann macht er maximal einen Galoppsprung um mich herum, so dass ich dann zwischen Gefahr und ihm stehe. Komischerweise führt er sich alles andere als wie ein Vollblut auf.
Seine 3-jährige Schwester passagierte bei Übermut schnaubend mit vollem Gewicht in den Zügel, was mich schon Nerven gekostet hatte. Als das Gebiß dann wirkte, wurde sie wütend und buckelte und galoppierte um mich herum. Zum Glück hatte ich sie immer unter Kontrolle gekriegt :?, wäre aber mit Halfter oder Kappzaum nicht gegangen, weil sie zuviel Kraft hatte. Ein längerer Strick hätte sie nur noch mehr zum Toben gebracht. Auch wenn das Gefühl was buckelndes und steigendes wildes dicht am Körper alles andere als beruhigend ist. Muss aber auch sagen, dass sie zu der Zeit nicht bewegt werden konnte und nur Schritt laufen durfte, was die Vollblüter gar nicht aushalten.
Gezerrt hat meiner bisher noch nicht, weil er auch die Stricklänge irgendwie im Gefühl hat. Ich finde, dass man die Länge auch konstant lassen sollte. Pferde lernen schnell maximalen und minimalen Abstand. Klar bei richtiger Panik ist den Pferden das egal. Und bei meinem wird sich das spätestens beim nächsten Hormonschub im Frühjahr ändern.

Wirkliche Probleme mit einem 3 m Strick ergeben sich, wenn er z.B. über durch den Bach gehen muß. Mal springt er und mal patscht er hinein. Es ist immer schwer einzuschätzen und wenn ich auf der anderen Seite stehe und ihn auffordere mir zu folgen, dann hänge ich gerade am Ende des Strickes und muss, wenn er sich dann entschieden hat durch zu gehen (was er eher schnell tut) schnell vorwärts laufen. Er will mich nicht bewußt umrennen, aber das Wasser macht ihm noch zuviel Angst (war auch erst zweimal) und nach dem Bach geht es steil bergauf, so dass er dann nicht stehen bleiben würde.

Wenn er mal stärker werden wird und noch etwas Masse bekommt, werde ich vorsichthalber Handschuhe tragen. Ich mache auch meist an das Ende einen Knoten, weil ich bei einem längeren Spaziergang nicht ständig den Strick richtig festhälte. Mit einem Knoten am Ende gleitet er nicht ganz so leicht durch die Hand. Der Gedanke, dass ich mein Pferd von hinten zum Stall galoppieren sehe, macht mich etwas mulmig.

Für mich ist 3 m optimal. Muß aber auch sagen, dass mein kleiner momentan noch unter 1,50 m ist und der Galoppsprung bei einem ausgewachsenen Warmblut schon etwas anders aussieht. Andererseits müssen Pferde lernen, dass es eine maximale Grenze gibt. Da ich noch nicht longiere, kennt mein kleiner die Abstände ziemlich genau. Ich versuche in den wenigen Paniksituationen ruhig und dominant zu bleiben. Er soll lernen, dass er sich zwar hinter mir verstecken kann, aber dass ich in dem Moment der Schutz bin und nicht der Gedanke zum heimischen Stall. Richtige Zerraktionen gab es bisher noch nicht. Aber ich rechne bald damit 8) Aber er soll auch die Grenzen kennenlernen.

LG kallisto
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

Hallo,

ich bin früher auch gerne mal spazieren gegangen, meist auf den Wegen, manchmal querfeldein, immer am Führstrick, denn mein Kleiner geht ordentlich vorwärts.

Einen Tag hab ich mir überlegt, ich könnte ja mal die Longe nehmen, vielleicht ergibt es sich im Wald und ich kann ihn von weiter weg dirigieren.
Auf der einen Seite war es sehr gut, dass ich die Longe hatte, auf der anderen hätte es mich fast umgehauen...

Wir sind quer durch den Wald und Pignouf war schon ein bischen nervös (er hasst querfeldein, es macht ihn unruhig). Dann sind wir an einen kleinen Graben ohne Wasser, Pignouf zögerte und ist dann mit einem Riesensatz und gleichzeitig nach hinten ausschlagend über den Graben gesprungen. Ich stand noch: Reflex war, die Longe rauszulassen, sonst hätte es mich in den Graben geschmissen... Aber durch das Ausschlagen hatte ich die Unterseite der Hufe DIREKT vor der Nase, das war ein Schrecken... Pignouf blieb am Ende der Longe stehen, ganz aufgekratzt, ich kletterte durch den Graben und sammelte mich wieder.

Hätte ich nur am Strick geführt, wäre das nie passiert, denn ich hätte ihn langsam in den Graben hinein geführt (ich wußte, dass man durchGEHEN kann!), es lag ja nur Laub drin, war einfach eine von der Natur geformte Rinne ohne Wasserlauf, und auf der anderen Seite wieder hinauf. Ich wäre das Ganze sehr diszipliniert angegangen und hätte ein Rumzappeln und Losspringen nicht geduldet, vielleicht wäre ich woanders lang gegangen...

Jedenfalls hat es mich gelehrt, dass die Longe gut war, sonst wäre mein Pferdchen nach Hause gerannt - ohne mich...
Aber die Longe birgt auch Gefahren, denn das Pferd hat Platz und keilt vielleicht dann eher mal... Je weiter weg, desto weniger Einwirkung habe ich, vor allem, wenn der mehrere 100kg Vierbeiner eh schon mit anderem als mir beschäftigt ist...

Wenn ich heute solche Dinge mache, nehme ich einen längeren Führstrick aus dem Westernbereich, dann kann ich Abstand üben und ranholen und wenn es mir brenzlig erscheint, halte ich das Pferd mit der Nase allerhöchstens auf Schulterhöhe... Allerdings bin ich heute auch fitter darin, das Pferd zu beobachten und muss meist gar nicht mehr darauf warten, was das gute Tier macht, sondern agiere bereits vorher...

Stephanie
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hallo Ihr,

herzlichen Dank für Eure Erfahrungen, sehr spannend für mich!

Ich komme auch immer mehr dazu, dass ich denke, ein zu langer Strick draußen wohl dann doch eher nicht so toll ist. In der Halle habe ich die lange Longe als günstiger empfunden, weil ich so schneller Spiel geben konnte. Deshalb kam ich auf die Überlegung. Aber ich habe eben auch schon gedacht, dass an dem Punkt, wo er plötzlich losschoss, er mit einer längeren Leine sicher auch deutlich schneller geworden wäre. So hing ich dann ja eben doch schnell dran und er wurde langsamer.

Heute habe ich den kleinen mit so einer Tellington-Führleine geführt (die ist ja eher kurz) und hatte sie auch zwischenzeitlich über der Nase verschnallt. Ich glaube, das ist im Moment eine gute Möglichkeit.

Ich werde weiter experimentieren :D
Medora
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Barbara
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Beitrag von Barbara »

Hallo Medora! Ich halte das Führen an der Longe oder einem sehr langen Strick im Gelände, und vor allem im Wald, auch eher für gefährlich. Denn wenn sich das Pferd wirklich mal losreisst und irgendwo hängenbleibt damit, sich womöglich noch mit den Beinen drin verfängt; nicht auszudenken, was passieren kann. Natürlich ist es auch nicht lustig, das Pferd nur noch von hinten davongaloppieren zu sehen, aber meistens passiert dann nicht so viel. Klar kann's ganz dumm gehen mit Autos, etc., ist schon klar. Ich glaube, wichtiger als die Stricklänge und das Kopfstück ist die Führtechnik und der Gehorsam des Pferdes. Ich gehe mit den jungen Pferden erst im Gelände spazieren, wenn das Führen zu Hause auf dem Platz tipptopp klappt und ich mir sicher bin, dass das Pferd bei mir bleiben will. Dann benutze ich entweder das Knotenhalfter mit Bodenarbeitsstrick oder die Tellington-Kette. Allerdings finde ich den schmalen Riemen an der Kette eher unangenehm und benutze die Kette nie ohne Handschuhe. Colegiado ist mir ein einziges Mal ausgebüxt, und da hatte er die Serreta drauf! Ich hatte die Idee, auf einer Wiese, die etwas weiter oben im Quartier ist, zu longieren, und irgendwann hatte der gute Herr wohl Hunger oder so, keine Ahnung. Auf jeden Fall hatte ich keine Chance, ihn zu halten, als er mal gestartet war und mich hinter sich hatte. Hätte ich mich an Boden geworfen, vielleicht noch, aber auf die Idee kam ich nicht. Das Ganze ging derart schnell, dass ich völlig überrumpelt war. Tja, mein Pferd konnte ich dann zu Hause am Gras wieder abholen gehen und beim zweiten Anlauf longieren hat's dann geklappt, aber ich war superkonzentriert :mrgreen:

Lieber Gruss, Barbara
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