Wieviel Gegenhalten verträgt die Dressur?

Rund um die klassische Reitkunst

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Carmen
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Beitrag von Carmen »

Anlehnung stelle ich übrigens aus der Dehnungshaltung her, indem ich die Zügel ganz sacht Zentimeter für Zentimeter aufnehme und das nie mehr als das Pferd freiwillig diesem Verkürzen folgt. D.h. ich habe nie Druck auf den Zügeln, ich habe kein festes Bild von einer Haltung im Kopf, die das Pferd unbedingt einnehmen muss.

Wie das Pferd den Kopf trägt, ist erstmal relativ uninteressant. Hauptsache, wir haben weichen Kontakt zueinander und es ist locker in Maul und Genick. Sobald Widerstände auftreten, gehen wir einen Schritt zurück.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo zusammen!

Einen Rat kann ich nicht geben sondern nur schildern wie das bei uns (Antares und mir) mit der Anlehnung nach dem Anreiten war.

Zuerst wollte ich sie erzwingen und ihn gewissermaßen daran gewöhnen. Das ging richtig in die Hose. Antares hat sich ständig dagegen gewehrt oder sich dieser Hilfe entzogen. Also habe ich es wie Colloid schon vorgeschlagen hat, einfach komplett über Bord geworfen, da es ja nur Gegendruck oder ein Ausweichen zur Folge hatte.

Fortan lies ich den Kopf los, habe keine ständige Zügelverbindung mehr gehalten und die Zügel wie bei der Westernreiterei durchhängen lassen. Nun suchte Antares nach Informationen, wie was gemeint sein könnte und freundete sich mit dem Gebiss an, streckte sich also selbst in Richtung v/a. So lief er eine ganze zeit lang, manchmal sogar mit der Nase fast am Boden und kam zwischendurch nur mal kurz nach oben.

Als er dann den Kopf wieder etwas anhob und dort blieb, also nicht wieder nach unten abtauchte, verkürzte ich genausoweit die Zügel und lies sie weiterhin locker (ohne etwas in der Hand zu haben). Das ging dann immer so weiter, bis er aufgrichtet fleißig vorwärts lief und ich eine leichte Verbindung spüren konnte.

Nun reichte ein Eindrehen der inneren Hand für die Stellung, die er auch so annahm. Dabei entstand kein Druck. Es blieb bei dieser losen Verbindung. Und wenn Antares mehr Zügel wollte und sich wieder weit nach v/a streckte, bekam er die auch. Ich ließ sie dann durch meine Hand gleiten und hielt erst wieder fest, wenn er seine Position gefunden hatte.

Meine Trainerin, Susanne Salzmann, sagte immer, dass ich mir vorstellen solle, ich hielte zwei Kücken in den Händen und sollte sie nur so fest anfassen, dass ich sie nicht zerdrücke, sie mir jedoch auch nicht entgleiten. Nun, das ist garnicht so einfach.

Dann riet sie mir noch ein Gefühl zu entwickeln, als würde ich durch die Zügel nur meine Arme verlängern und mit den Fingern im Maul des Pferdes sein, um dort nun die jeweilige Hilfe direkt zu geben.

Diese Vorstellung lies mich sehr vorsichtig werden.

Jetzt (ein Jahr später) reite ich Antares nur noch mit einer Hand, weil ich gemerkt habe, dass ich mit zwei Händen noch zu unruhig, gebunden und fest bin. Eine Hand schwebt also locker über dem Widerist und geht mit den Bewegungen des Kopfes gleichermaßen mit, was mir mit beiden Händen nicht so gelungen ist (Koordinationsproblem). :roll:

Sie kann ich auch leicht eindrehen, anheben und senken, da sie nicht mehr aufrecht steht wie beide Hände zuvor. Der äußere Zügel ist dabei in leichter Anlehnung, während der innere automatisch nachgibt. Das reicht uns momentan völlig aus. Und ich komme auch nicht mehr in Versuchung sie nach hinten zu ziehen, denn das geht vor meinem Bauch irgendwie schlecht. Da muss erst der Körper zurück und darauf reagiert Antares auch schon. :wink:

Naja, darauf haben wir uns halt geinigt und eingestellt.

Viele Grüße
Manfred
schnupfi78
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Beitrag von schnupfi78 »

Hallo seldom,

Gegendruck vom Pferd kann nur aufgrund von Druck vom Reiter aus kommen. Wenn deine Stute nichts hat, wogegen sie drücken kann, kann sie sich auch nicht aufs Gebiss stützen.
Dein Pferd hat offensichtlich nicht verstanden, was du von ihm willst.
Sie reagiert auch sonst nicht so sensibel im Mäulchen.
Hast du´s schonmal mit Abkauübungen vom Boden aus probiert?
Ansonsten solltest du die Paraden eher impulsartig geben, damit sie sich nicht auf die Hand legen kann, weil DU nicht dagegenziehst! Denn beim Ziehen gewinnt auf jeden Fall das Pferd, weil es stärker ist. Wenn sie vom Boden aus verstanden hat, was du von ihr willst ()Kauen, Kiefer mobilisiere), versuche es wieder von oben. Die Haltung wäre mir erstmal völlig egal, ertmal nur aufs lockere Maul bestehen, der Rest ergibt sich dann immer mehr von allein. Denn mit so viel Druck kann dein Pferd ja nicht lcoker werden...
Auch eine leichte , weiche Hand kannst Du nur anbieten, wenn sie nicht angenommen wird, was denn dann....?
Dann biete die weiche Hand an, bis sie angenommen wird. Denn nur so wirst du ein wirklich locker über den Rücken gehendes Pferd bekommen. Alles andere "Gequetsche" ob das nun mit Hilfszügeln oder mit der Hand stattfindet, ist spätestens auf den zweiten Blick Mist!

Und auch wenn ich mich jetzt unbeleibt mache: Suche dir einen vernünftigen Reitlehrer und fange in der Pferdeausbildung lieber nochmal von ganz vorne an...

Viel Erfolg
wünscht
Friedi
Gast

Beitrag von Gast »

schnupfi78 hat geschrieben:Ansonsten solltest du die Paraden eher impulsartig geben, damit sie sich nicht auf die Hand legen kann, weil DU nicht dagegenziehst! Denn beim Ziehen gewinnt auf jeden Fall das Pferd, weil es stärker ist.
Undine war ein ausgemustertes Reitschulpferd und im Maul völlig tot, da haben weder halbe noch ganze Paraden, gezupft oder auch durchhaltend etwas bewirken können. Dieses Tier wurde dann schon geriegelt, wenn sie gegen die Hand ging.

Sie hat dann gelernt sich auf das Gebiss zu legen, ja es sogar festzubeißen, riss den Kopf hoch und ging über den Zügel und ab durch die Mitte. Sie motierte in ihrer Rebellion zum Durchgänger.

Dieses Muster, was sie nun schon über Jahre fest intus hatte, musste nun irgendwie durchbrochen werden. Ich habe auf das reiten mit ihr verzichtet und bin zur Bodenarbeit mit ihr übergegangen. Und ich nahm ihr das Gebiss weg. Nun musste sie sich neu orientieren und so hatten wir dann einen Neuanfang.

Später lies sie sich sogar ohne Trense und Sattel (nur mit Halfter und Fürstrick) im Gelände reiten. Das muss wohl so neu für sie gewesen sein, dass sie es wieder interessant fand und willig mitmachte, wo sie doch längst alle Tricks der Menschen kannte.

Etwas Neues auszuprobieren kann auch mal ein Weg sein, wenn man sich an bereits eingefahrenden Dingen festgebissen hat. Zumindest habe ich das so nicht nur mit ihr erleben dürfen.

Viele Grüße
Manfred
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Junito
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Beitrag von Junito »

Dieses Muster kenne ich doch irgendwoher...Leider war ich ja gezwungen, Junito abzugeben. Was ich da teilweise bei sogenannten "Guten Reitern" erlebt habe - unglaublich. Eben diese, die meinten, Junito mittels Druck auf das Gebiß in eine Haltung bringen zu können.

Da hat er genau so reagiert, wie ich es kenne: Hoch den Schädel, und ab in Renntrab! Gut, ich habe es zunächst auch nicht anders gemacht, er musste mir erst beibringen, dass es bei ihm so nicht läuft. Ich habe mühsam lernen müssen, dass er überhaupt erst die Kraft aufbauen muss, um sich versammeln zu lassen. Und dann kam das mit der Kopfhaltung wirklich auf dem Silbertablett. Pferdchen wurde hinten tiefer, kürzer, alles, was man sich so wünscht.

Aber nicht, indem man ihn erstmal vorne in irgendeine Kopfhaltung zwingt. Das Dumme bei ihm ist außerdem, dass er einen derart kurzen, starken Hals hat, dass er da locker gegenhalten kann. Und für Schlaufzügel oder ähnliches war ich mir stets zu schade. Ich war und bin überzeugt, dass es bei einem gesunden, jungen Pferd auch ohne gehen muss. Und es ging auch.

Seine jetzige Besitzerin Sunknúni hat dies wohl auch festgestellt und geht entsprechend vor.

Übrigens haben auch uns Abkauübungen vor dem Reiten entscheidend geholfen. Ein sehr guter Test auch, um überhaupt die Tagesstimmung, was man so verlangen kann, zu sehen. Außerdem bringt es erstmal Ruhe rein. Bei Junito hat es wesentlich mehr gebracht als rundenlanges Abtraben.

Eventuell sollte der Threadsteller einfach mehr Geduld mit dem Pferd haben. Sie versteht ihn wohl wirklich nicht. Ich würde auch zu wirklich gutem Unterricht raten. Vergiß vielleicht auch erstmal die vordere Hälfte und schaue, was die hintere so macht.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

Ich habe nur noch ein paar Gedanken zum Thema: Ich halte nicht mit Kilos dagegen, aber mein Pferd sucht trotzdem den Kontakt zum Gebiß. Ich denke, das wäre schon ein paar dutzend Gramm(wenn man es mit der Federwaage messen würde) - je nach Situation - wenn sie sich randehnt. Wie gesagt, sie dehnt sich ans Gebiß, nicht ich ziehe den Zügel fester. Aber, wenn ich den Zügel annehme, erwarte ich daß sie diesem Druck nachgibt. Wenn ich nicht auf diese Nachgiebigkeit bestehe, tja, dann fehlt ja die Durchlässigkeit und das ganze wird eine Goodwill-Veranstaltung des Pferdes :wink: .
Liebe Grüße
Susanne
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Susanne ist gibt aber andere Kaliber als eine TT ;) Eins wo ich mit schlichtem Gegenhalten KEINE Nachgiebigkeit erreiche. Da fallen einem eher die Arme ab. Und es bleibt bei mir der Beigeschmack des „Kopf Hinstellens“. Erst muss das Pferd erst VERSTANDEN haben was ich will und dann auch körperlich und losgelassen das KÖNNEN was ich von ihm will ;) Da kommt man nicht umhin erstmal Vorarbeit zu leisten bevor man Genickkontrolle erwarten kann ;)

Hinzu kommt das wir nicht wissen was ihr Pony für ein Kaliber ist: Ist es wie Junito oder Hannes gebaut? Ein kurzer starke Hals und wenige Ganaschenfreiheit?

@ Seldom

Wie sieht den die HH-Aktivität aus? Kommt sie von hinten? Tritt sie fleißig ohne zu eilen?
Es grüßt Nadine

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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Dazu O-Ton von Herrn Racinet,

Wenn Dir das Pferd 100 kg Widerstand biete, muß Du 101kg gegenhalten.
Wichtig, den Moment des Nachgebens nicht verpassen, da man als Reiter ansonsten nach hinten zieht.
Diese festgestellte Hand finde ich allerdings problematisch, da 99% der Reiter dieses Gefühl dafür nicht besitzen.
Manche Pferde halten diese festgestellte Hand auch nicht gut aus und lassen sich nicht so ohne weiteres im Maul mobilisieren.

EIn drauflegen auf dem Zügel wird von mir mit kurzen Arrets nach oben quittiert. Das hat mein Pferd sehr schnell begriffen.
Eine leichte Anlehnung ist erwünscht, ich würde es eher Kontakt nennen.
Ein zuviel wird korrigiert, das zu wenig mit sanften Anheben der Hände und mit anschließender Dehnungshaltung wieder hergestellt.
Auf dieses Anheben hin sucht mein Pferd den Kontakt.

Gerade bei Pferden, die Angst vor dem Gebiss haben, sich festbeißen, kann es helfen, dieses noch vor dem Aufsitzen durch Abkauübungen zu mobilisieren um eine grundsätzliche Entspannung hervorzurufen.
Auch beim Reiten sehr hilfreich, um diesen Widerständen zu begegnen.

Liebe Grüße
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
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Susanne
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Beitrag von Susanne »

@ Kosmo: Ich arbeite durchaus auch mit anderen Kalibern ;-). Nur auch denen kann vermittelt werden, daß der Druck dann weggeht, wenn sie nachgeben. Also der Klassiker, erst an der Hand (Finger in den Trensenring, Zug drauf, Pferd probiert, was der Mensch will und wenn es dann beim Probieren nachgibt, Zug weg und loben. Ganz klassisches Ausbilden halt ;-) ) und das dann irgendwann auch unterm Sattel etablieren. Und ich sage ja nicht, daß ein junges Pferd sofort perfekt durchgestellt laufen soll.
Liebe Grüße
Susanne
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Anchy hat geschrieben:Dazu O-Ton von Herrn Racinet,

Wenn Dir das Pferd 100 kg Widerstand biete, muß Du 101kg gegenhalten.
Schlicht und ergreifend - Nö!
Wozu habe ich so eine graue Masse im Hirn zum Denken? Kraft mit mehr Kraft zu beantworten ist meiner Meinung nach nicht der richtige Weg.
Sondern man sollte einen Weg finden um den Pferd zu ERKLÄREN, was man denn eigentlich will.
Denn wenn ich eins in den letzten Jahren gelernt habe, dann ist es, dass wenn ein PFerd nicht macht was es soll oder eben mit massiven Widerstand daher kommt, dann versteht es entweder nicht, was man will oder es ist körperlich einfach nicht in der Lage das Gewünsche auszuführen..
Pferde die aus purer Sturheit und Nicht-Wollen alles boykottieren, da kenne ich nur einen einzigen Kandidaten und den hat Colloid als RB gehabt 8)

LG Alix
"Erst gehen lernen, dann dressieren" (Udo Bürger)
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Alix_ludivine
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Beitrag von Alix_ludivine »

Seldom hat geschrieben:Ich möchte sie aber etwas, nur etwas, mehr auf den Hintern setzen und dazu, glaube ich, brauche ich zumindest etwas "Druck".
Nö. Dazu brauchst Du keinen Druck :wink: Das "etwas mehr auf den Hintern setzen" kannst Du über Rückwärts-vorwärts-Übergänge reiten. Wichtig hierbei - langsam und der Rücken muss bei Dir bleiben - eben alles unter dem Motto eine neue Balance herzustellen.
Aber, ich weiß die abers sind eigentlich doof, egal, wie die Dehnung angesetzt wird (klingt wie Kräuterschnaps), es kann sein sie hängt sich einfach mal so geschwindt in die Zügel, um Frauchen mal ordentlich durchzuarbeiten.
Du hast das oben schon selber begründet - sie rennt ihren eigenen Gleichgewicht hinterher...
Sie das mal alles nicht unter dem Gesichtspunkt, dass dein Pferd absichtlich gegen Dich arbeitet. Ich denke sie kann nicht anders, weil sie einfach keine Alternative hat - die mußt Du ihr beibringen :wink:
Sicher gibt es auch Pferde die sich in der Reiterhand ausruhen - selber komplett tragen ist ja anstrengend - aber das widerspricht sich eigentlich bei Deiner Dame mit der Tatsache, dass sie Druck nicht wirklich mag - warum also sollte sie den Wunsch verspüren sich in Deine Hand zu lümmeln?
Und Dehnungshaltung ist schwierig und ein Balanceakt.
Versuch mal, wenn sie das wieder macht das Ganze ins Vorwärts zu lösen. Entweder Du legst im Trab zu oder galoppierst an, also das Du das gesamte Gleichgewicht änderst. Nicht versuchen das Problem im Maul zu lösen - das ist nur die Wirkung. Die Ursache liegt woanders.
Entkommt gerne mal beim Richtungswechsel oder auch (ist ja klar) beim Angaloppieren.
Das sind die Balanceschwierigkeiten beim Wechsel vom Gleichgewicht :wink:
Sie reagiert auch sonst nicht so sensibel im Mäulchen. Ein Stellen muß schon etwas deutlicher kommen, auch das Bein muß deutlich sein! Sie mag einfach nicht geformt werden.
**gg** Erkläre ihr doch einfach vom Boden aus, was Du willst - siehe die Übung mit der Trense die Susanne beschrieben hat. Sie reagiert, z.B mit Maulöffnen - loben, dann baust Du das weiter aus, dass sie darauf sich stellt (und nicht verwirft) - loben. Erkläre ihr das :wink:
Sie hört gut zu, ist nicht faul, ich glaube oft versteht sie mich einfach nicht und ignoriert dann eben einfach mal alles.
Okay. Jetzt bitte nicht übel nehmen - aber höre mal in Dich rein. Bist Du wirklich so deutlich und glasklar mit Deinen Hilfen, dass sie Dich verstehen kann :wink: Oder "nuschelst" Du :wink: Hab mal immer noch ein Ohr mit bei Dir - Du wirst Dich wundern.. :wink:

Und wie gesagt, unterstelle Deinem Pferd mal keinen Unwillen sondern sieh das mal unter dem Aspekt, dass sie Dich nicht wirklich versteht.
Es ergeben sich immer wieder Momente, z.B. wenn ich die Zügel aufnehme
Wie nimmst Du sie auf? Aus welchen Situationen und passiert das immer, dass sie sich gegen das Aufnehmen wehrt oder nur ab und an?
Auch eine leichte , weiche Hand kannst Du nur anbieten, wenn sie nicht angenommen wird, was denn dann....?
Weiter anbieten und schmackhaft machen :wink:

LG Alix
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Seldom
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Beitrag von Seldom »

Guten Morgen ihr Lieben!

Also Susanne und Anchy haben meinen Tag gerettet 8) Sie haben als einzige zumindest in die Fragestellungs-Richtung geantwortet!

Es geht nicht um auf der Hand liegen, oder dagegen ziehen, oder um Dehnungshaltung, oder gar, um in Form zerren (das beleidigt mich nun wirklich etwas!).
Das Pferd ist 10 und läuft sehr anständig, fleißig mit angeschlossener Hinterhand, sehr taktfest, locker und losgelassen in einer, eher etwas zu leichten, Anlehnung (Kontakt). Ein, auch von internationalen Profis konsultierten, Osteopath hat sie diesen Sommer komplett durchgecheckt und null Verspannung oder falsche "Trainingsreize" gefunden. Unterricht hatte ich schon bei Original-Franzosen, sowie renomierten Ausbildungsställen, Profis auch und ebenso bei ausgesuchten eher in die Alternativ-Richtung gehenden Lehrer (z.B. Feldenkreis). Bin nicht so versteift. Bescheinigt wird mir sehr feines und gutes Reiten, lockerer Sitz, super weiche Hand....blablabla, seit fast 30 Jahren, ihr wolltet es unbedingt lesen!

Auch wenn sie mir, eben beim Richtungswechsel und Angaloppieren mal aus der Anlehnung schwappt, ist das kein Beinbruch, sie kommt ohne Gewalteinsatz meinerseitz sofort zurück! Mit "Nicht verstehen" meinte ich nicht die Grundlagen, sondern z.B. Bei Trab-Galopp-Übergängen meint sie, sie mache es falsch, weil sie zurück in den Trab soll und nochmal angaloppieren. Keine Angst! Ich habe ihr das ruhig und sehr sachlich erklärt, daß alles ok ist. Es soll nur etwas das Pferd beschreiben. Sie ist da wirklich etwas eigen, und ich bin ihr nie nicht böse oder denke sie handelt nach einem bösen Plan 8) Und es ist halt ein Traki mit viel Araber, sie wird dann nicht "gaaaanz ruuuuhiiig", eher übereifrig aber nicht, bitte lesen, eilig, krampfig, hysterisch.

Aber dazwischen kommt sie mir eben immer mal wieder mit dem kurzen dagegen rüffeln und ich mag das nicht. Das ist kein Gesuche nach Gleichgewicht. Ignorieren oder nachgeben wird als Bestätigung aufgefasst. Ich möchte das Pferd, nun leicht in die ersten Ansätze der Versammlung reiten. Dazu möchte ich gerne eine leichte Grundkörperspannung im positiven Sinne erzeugen. Hierzu benötige ich eine, den Rahmen vorgebende Hand, bei aktivierter HH und eben durch einen kurzen Durchhalt, man möge auch halbe Parade dazu sagen, die HH, nur etwas mehr unter das Pferd zu "schieben". Wieviel? Racinet´s Aussage ist deutlich: eben soviel wie es braucht! Bekomme ich noch andere Aussagen dazu?
In eben diesem Moment kann es vorkommen, das sie die Parade vollkommen ignoriert und einfach "durch" läuft. Auch nach 5 Guten. Und das verstehe ich nicht.

Natürlich fühlt jeder die Begrifflichkeiten anderst, z.B. Druck, damit meine ich schon den leichten Druck, der durch das Eigengewicht der Zügel entsteht. Es geht nicht um KG oder Kraft im Allgemeinen! Sondern um einen Widerstand, der überwunden werden will.

Ihr reitet ja alle ohne Zügelkontakt, dann passiert natürlich nichts. Wie bekommt ihr denn Eure Pferde aktiviert, die HH? Oder mit was gebt Ihr Stellung und Rahmen vor? Versammlung?

Ich fühle mich schon etwas mißverstanden, aber ich gebe nicht auf :D

LG Seldom
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Beitrag von Seldom »

@alix

Vorwärts und Rückwärts geht ohne Druck, den ich irgendwo ausüber auch nicht. Mein Pferd geht auch ohne Zügel rückwärts, aber dazu muß das Bein treiben, drücken und das Gewicht verlagert, an anderer Stelle drücken.

Doch, doch ich bin der überzeugte, wenns nicht klappt, dann ändere es! Auch die Dehnungshaltung wird sofort angenommen. Ich meinte egal, ob eine Aufforderung von mir vorliegt oder nicht.
Sie liegt auch, so ganz und gar nicht, auf der Hand. Auch das Vorwärts in diesem Moment, haben wir im Programm, ich reagiere nicht immer gleich.
Das Problem nicht im Maul zu lösen werden ich mir zu Herzen nehmen!

Zügelaufnehmen: kurzer Körperimpuls -es passiert etwas-, Zügel langsam verkürzen, evtl. leicht treiben, um Takt zu erhalten.

Na und wie ich anbiete, hab ja schon fast nen kompletten Basar mit dabei :lol:
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Beitrag von Jen »

Seldom hat geschrieben:Dazu möchte ich gerne eine leichte Grundkörperspannung im positiven Sinne erzeugen. Hierzu benötige ich eine, den Rahmen vorgebende Hand, bei aktivierter HH und eben durch einen kurzen Durchhalt, man möge auch halbe Parade dazu sagen, die HH, nur etwas mehr unter das Pferd zu "schieben". Wieviel? Racinet´s Aussage ist deutlich: eben soviel wie es braucht! Bekomme ich noch andere Aussagen dazu?
In eben diesem Moment kann es vorkommen, das sie die Parade vollkommen ignoriert und einfach "durch" läuft. Auch nach 5 Guten. Und das verstehe ich nicht.
Hallo

meiner Meinung nach funktioniert das so nicht. Die halbe Parade mag das Bein länger am Boden halten und es, im optimalen Fall, beugen. Aber es vermag nicht die HH mehr "unterzuschieben". Das muss vorher passieren, das vorschwingen der Hinterbeine muss zuverlässig da sein (Stichwort: Vorbereiten), bevor man in der Versammlung den Schub nach hinten kürzt, das vorschwingen aber versucht möglichst beizubehalten. Meiner Meinung nach reagiert das Pferd, so wie es reagiert, völlig logisch auf widersprüchliche Hilfen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Junito
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Beitrag von Junito »

Gut, ich bin sehr schlecht im Erklären. Jen ist da um Kilometer besser.

Selbstverständlich bin ich mit Kontakt zum Maul geritten. Wozu ein Hauptkommunikationsmittel aufgeben? Aber eben nicht über halbe Paraden.

Bei Junito bin ich erst wirklich weitergekommen einmal durch Abkauübungen, zweitens viele Übergänge, drittens Schulterherein und dann weitere Seitengänge.

Wie lange machst du eigentlich deine Einheiten, bzw. wie abwechslungsreich? Du schreibst, auch nach 5 guten Paraden würde sie dagegen rüffeln. Sind das eventuell zu viele am Stück?

Ehrlich gesagt ist das aus der Ferne etwas schwierig. Man müßte das Ganze mal sehen, um wirklich etwas sagen zu können.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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