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Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 09:21
von -Anja-
Dann steuere ich auch mal ein Update bei :wink:

Wir haben inzwischen den dritten Bearbeitungstermin nach NHC absolviert. Beim ersten Mal war die Hufsohle von der vorherigen Bearbeitung so ausgedünnt, dass das Pony mit Lederhautreizungen auf beiden Vorderhufen zu kämpfen hatte und selbst auf weichem Boden nur noch ungern laufen mochte. Daher wurde nur eine kleine Mustang-Roll angelegt, die aber eine deutliche Erleichterung für's Pferd brachte. Beim zweiten Termin war die Fühligkeit auf hartem und gleichzeitig unebenem immer noch deutlich spürbar. Daher wurden nur Taschen am Strahl entfernt und die Trachten etwas gekürzt. Beim dritten Termin hatten sich die Hufe so weit stabilisiert, dass die Trachten an allen Hufen weiter gekürzt werden konnten und der Tragrandüberstand auf Sohlenniveau eingeebnet wurde.
Insgesamt machen die Hufe wieder einen deutlich kompakteren, stabileren und leistungsfähigeren Eindruck. Die vorher gezerrte weiße Linie (vor allem an den Vorderhufen) ist wieder schmaler geworden. Allerdings bilden sich noch recht viele Hornwülste, was mir gefühlsmäßig sagt, dass die Hufe noch nicht wieder im Gleichgewicht sind. Auffällig ist, dass die Hornzubildungen vor allem die Hinterhufe betreffen, die von der vorherigen Bearbeitung vermeintlich weniger in Mitleidenschaft gezogen wurden. Andererseits habe ich das Pony in der Zeit der NHC-Bearbeitung auch wieder auftrainiert und konnte regelmäßig arbeiten. Vielleicht kommt daher die Hinterhand jetzt auch vermehrt zum Tragen, was die Hufe wiederum anders beansprucht.

Mein Fazit der vergangenen drei Monate fällt auf jeden Fall positiv aus. Die Hufe sind zunehmend funktionell und erfüllen wieder ihre Aufgaben. Ob wir an den grundlegenden Problemen von verbogenen Wänden und nicht spuriger Fußung etwas ändern können, wird die Zeit zeigen.
Eine Sache, an der ich ein verbessertes Wohlbefinden des Pferdes festmachen kann, ist übrigens schon passiert: wenn man den Zausel anhalten lässt, setzt er die Beine jetzt wieder senkrecht zum Boden. Vorher stand die Vorhand deutlich rückständig und die Hinterhand vorständig. Außerdem waren riesige Muskelberge zwischen der Schulter und dem Ansatz der Vorderbeine erkennbar, vermutlich um die beschriebene Schonhaltung zu unterstützen. Diese 'Beulen' haben sich inzwischen fast vollständig zurückgebildet.

Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 09:30
von FoxOnTheRun
Danke für den ausführlichen Bericht! Das klingt doch toll! Mit dem Wülsten an der Sohle ist normal und Dein Gefühl hat vollkommen recht.

Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 09:36
von -Anja-
FoxOnTheRun hat geschrieben:...und Dein Gefühl hat vollkommen recht.
Das ist schon mal gut zu wissen :wink: Vielleicht kann ich ja nach dem Winter schon von weniger Wülsten berichten. Mal schauen...

Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 11:14
von -Anja-
-Anja- hat geschrieben:Muskelberge zwischen der Schulter und dem Ansatz der Vorderbeine
Eben nachgeschaut: es handelt sich um den unteren Teil des musculus triceps brachii :wink:

Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 15:03
von Martina
@ Anja: was wird denn nach NHC mit diesen Hornwülsten gemacht?
Ich habe mein Pferd umgestallt auf wesentlich anspruchsvolleren Boden, dort bildet er auch diese Wülste. Die HO entfernt diese, danach läuft er m.E. schlechter

Verfasst: Mi, 26. Okt 2011 15:33
von -Anja-
@Martina
Meine Bearbeiterin lässt die Wülste komplett unbearbeitet. Nach dem Motto: der Huf bildet nur, was er braucht - und wenn er es nicht mehr braucht, wird es zu Zerfallshorn. Der vorherige Bearbeiter hat die Sohle immer geglättet und ein künstliches Sohlengewölbe angelegt. Mit dem Ergebnis, dass das Pferd zunehmend fühlig wurde (zum Schluss auch auf weichem Boden), bishin zur Lederhautentzündung.

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 09:04
von Belfigor
Als TE möchte ich Euch meine bisherige Erfahrung durch die "Behandlung" nach NHC nochmal kurz zusammenfassen mit der Bitte um Eure Meinungen:

Wie berichtet fand bei mehreren Pferden bei uns am Stall eine Eisenabnahme und anschließende Bearbeitung durch NHC statt. Beginn war nun vor knapp 1,5 Jahren.

Die erste Zeit war sehr erfolgreich: die Hufe sahen immer besser aus, es bildete sich Gewölbe, die Pferde liefen irgendwann alle ok bis gut (auf allen Böden). Dann, nach etwa einem Jahr (in diesem Frühsommer) kam es aber zu Rückschlägen: ein Pferd bakam massive Risse, ein anderes plötzlich hebelnde Wände... Unsere Vermutung war, dass diese Pferde einen kürzeren Bearbeitungsintervall benötigen würden, was wir dann auch fortan praktizierten.

Die Rissen und die hebelnden Wände sind dadurch zwar wieder verschwunden, aber wir bemerkten, dass unsere Pferde allesamt wieder deutlich fühliger wurden... und dass, obwohl nichts an den Sohlen weggenommen wurde...

Das gab uns zu denken.

Der NHC-Bearbeiter erklärte dieses "Phänomen" immer nur mit der Fütterung: die Pferde würden halt im Offenstall stehen, hätten dauerhaften Zugang zu den Koppeln, was sich ungünstig auf Stoffwechsel und damit auf die Hufe auswirken würde.

Nachdem diese Fühligkeit dann aber nach dem letzen Bearbeiten (jetzt im Herbst, auf kargen Weiden) nochmals massiv schlimmer wurde, die Pferde auf harten Böden gar nicht mehr laufen woll(t)en (bzw. konnten!), habe ich mal einen anderen - "ideologisch unabhängigen" - Hufbearbeiter - gebeten, sich die Hufe anzusehen.

Sein Fazit war ein regelrechter Schock für mich:
Er sagte, dass die Sohlenwülste (bei meinem Pferd insbeondere analog zum Hufbein) auf die inneren Strukturen drücken würden; da der Tragrand quasi durchs vorherige Bearbeiten entfernt wurde. Er prophezeite mir dann auch gleich, dass da Blutergüsse unter den Sohlenhornwülsten liegen würden... was sich nach dem Entfernen bestätigte... Exakt entlang der Sohlenzubildung (analog zum Hufbein), waren massive Einblutungen vorhanden... :shock:

Ich stehe wirklich unter Schock!

Das war jetzt erst vor ein paar Tagen und ich weiß jetzt gar nicht mehr, was ich nun unternehmen soll. Eine Physiotherapeutin hat mein Pferd gestern behandelt und dabei auch auf den katastrophalen Zustand der Hufe (und deren Auswirkungen auf die Muskulatur) hingeweisen... an die Belastung für die Gelenke/inneren Hufstrukturen mag ich dabei noch gar nicht mal denken...

Mir will jetzt auch die ganze Zeit nicht mehr aus dem Kopf, dass Herr Biernat die ganze Zeit über bereits vor den "Spätfolgen" der Methode NHC warnt, eben exakt deshalb, weil er sagt, dass diese ganzen Sohlenzubildungen (die ja entstehen, wenn dort anstelle vom Tragrand getragen werden MUSS, wenn eben eine - massive - Mustang Roll "angefertigt" wird) innere Strukturen beschädigen, die gesamte Hufphysiologie sozusagen auf den Kopf stellen.

Habe mich heute morgen mit einer Tiermedizinstudentin (steht an anderem Stall) ausgetauscht, deren Pferd bislang auch nach NHC gemacht wurde, auch in etwa so lang (ein paar Monate länger) wie unsere Pferde (ich rede hier von meinem Pferd, aber es gibt noch andere am Stall, die auch Probleme bekamen seit der Behandlung nach NHC)... und auch die bricht die Bearbeitung nun ab, weil sich vergleichbare Probleme eingestellt haben...

Bin völlig irritiert und werde freilich erst mal keine NHC-Bearbeitung mehr durchführen lassen. Denn nach Entfernen dieser Sohlenzubildung läuft mein Pferd wieder um einiges besser, das scheint eine große Entlastung gewesen zu sein.

NHC also doch nicht die große Bereicherung, die geniale Methode, wie ich bislang dachte und auch fleißig propagiert habe?!?!?!

Ich denke mittlerweile tatsächlich, dass NHC mit Vorsicht zu genießen ist!!!

Von HO bin ich allerdings auch nicht überzeugt, denn wie hier schon oft erwähnt, wird dort ja das Gewölbe durch herumgeschnibbel an der Sohle erreicht oder eben nicht...

Ich hoffe nun, dass ich jemanden finde, der es versteht, einen Barhuf ohne Ideologie und falschen Thesen zu bearbeiten, einfach "nur" so, dass ein Pferd damit schadfrei und gut laufen kann.

Und das im Raum München Nord-West... Wer mir also einen Rat zukommen lassen kann, der soll sich bitte melden!!!!

Danke für's Lesen!

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 09:11
von ottilie
Au weia... keine guten Nachrichten...

Mein Schmied (ist ausgebildeter Kunstschmied, Hufschmied, bearbeitet aber auch barhuf und ist offen für alles, ziemlich belesen in jede Richtung) ist auch nicht so ganz angetan mit dem NHC (Begründung - es gibt auch in der Natur die unterschiedlichsten Pferdehufe, je nachdem wo die Pferde laufen, und nicht alle haben eben diese Roll).

Leider hab ich keinen Tip für Dich - hoffe Du findest jemanden!

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 09:29
von -Tanja-
Oh, das hört sich ja gar nicht gut an. :(
Belfigor hat geschrieben:Ich hoffe nun, dass ich jemanden finde, der es versteht, einen Barhuf ohne Ideologie ... zu bearbeiten, einfach "nur" so, dass ein Pferd damit schadfrei und gut laufen kann.
DAS ist halt doch irgendwie das A und O. Kein Pferd ist wie das andere und muß deshalb auch speziell behandelt werden.

Ich bin bei uns nun auch gespannt. Laika wurde ja vor 3,5 Wochen von einer NHClerin ausgeschnitten. Die hat wirklich kaum was gemacht, trotzdem lief Laika umgehend beim Probelaufen absolut Sch****. Das hielt sich 1,5 Wochen lang, seit zwei Wochen geht's nun wieder ein bißchen besser.

Morgen Mittag haben wir Termin bei unserem regulären Hufschmied. Ich will nochmals dessen Meinung zur Sohlenwölbung hören, die bei unseren beiden Pferden ja kaum noch vorhanden ist. Danach werde ich entscheiden, wie und mit wem wir weitermachen.

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 10:54
von Rioja
@Belfigor: Mmh, das klingt ja nicht gut :?

Ich bearbeite ja auch nach der Methode von NHC, allerdings habe ich mir das Wissen im Selbststudium erworben (und stecke auch noch mittendrin :wink: ) So wie ich es verstanden habe und auch selbst anwende, wird eine massive Mustangroll nur angewendet bei extrem gezerrter weißer Linie (wie bei hebelnden Wänden), da man dann davon ausgehen kann, dass die Wand ohnehin nicht in der Lage wäre zu tragen. Dann muß der Sohlenrand die Funktion übernehmen. Es sollte allerdings kein Dauerzustand sein. Sobald die Linie gefestigt ist (weil der Huf gesund nachgewachsen ist), trägt auch die innere Hufwand mit. Die Mustangroll wird dann nur an der äußeren Hufwand angebracht. Es sollten dann Hufwand und Sohlenrand tragen.

Noch kurz zum NHC, die Bearbeitung richtet sich in meinen Augen auf jeden einzelnen Huf und dessen Beanspruchung und Umgebung aus. Es heißt ja nicht, dass man auf einmal Wildpferdehufe produzieren möchte, da ist die Intention dahinter falsch verstanden wurden.

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 11:21
von skywalker
Ich verlink nochmal dieses Forum hier:
http://keinhorn.de/phpBB-3/phpBB3/index.php

Vielleicht magst du das dort nochmal schreiben? Dort sind viele Hufbearbeiter, tw. NHCler, aber ich glaub auch andere, v.a. erscheinen sie mir aber allesamt denkend und sehr offen für verschiedene MEthoden (die, die jeweils zum Pferd passt). Ich wäre interessiert, was dort dazu gesagt wird.

Welche Sohlenwülste meinst du? außen, innerhalb des Tragrandes sozusagen?

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 18:30
von Sunknúni
HM, das hört sich ja nicht so toll an.
Vermutlich ist es das altbekannte Problem, dass manche Leute sich zu sehr auf eine Methode versteifen und ins Extrem gehen... Man muss halt doch immer den jeweiligen Huf und seine Umgebung anschauen, um dann zu schauen, was man von einer Methode nimmt und was man vielleicht doch lieber anders handhabt.
Da mein Hufpfleger, ja ein ganz normaler HP ist und ich ihn zu NHC "genötigt" habe, vertraue ich mal darauf, dass er weiß, was er tut (trotz gezerrter weißer Linie macht er zum Beispiel keine massive Mustangroll; er nimmt auch durchaus was weg, nur halt nicht soviel wie er sonst gemacht hat).
Ich habe grad eher das Problem, dass sich Strahlfäule anzeigt (keine Weide mehr und Liegeflächen leider eine Art Matratze...) und deshalb die Strahlfurchen immer tiefer werden...

Verfasst: Di, 08. Nov 2011 19:50
von Finchen
Ich glaube an der Mustang Roll kann man das "Problem" nicht festmachen, aber die volle Sohle führt definitiv zu Druck. Logisch eigentlich, denn wenn man mal überlegt, dass Pferdehufe für ganz andere Böden gemacht sind als unsere Pferde sie vorfinden, dann kann sich das ganze ja nicht "normal" abnutzen. Würden unsere Pferde einen Teil ihres Auslaufes in einem Stück Steinbruch verbringen wäre das Problem der vollen Sohle sicher nicht so arg.

Das Alterchen, das neu zu mir gekommen ist, hatte so volle Hufe und lief... naja, bescheiden. Mein Hufpfleger (ganz ursprünglich mal Strasser vor 13 Jahren gelernt, inzwischen recht weit davon entfernt) hat ihn letzte Woche mit bearbeitet, es kamen wirklich heftige Blutergüsse zum Vorschein. Hatte bei meinen Pferden auch immer mal welche von der Eckstrecke, aber die waren ein Fliegenschiß im Vergleich.

Einen Tag nach Bearbeitung war der Wallach quasi laufirritiert, seitdem läuft er wesentlich besser, schreitet weiter aus, läuft also nicht mehr so verhalten.

Ich denke die Sohle zu unbearbeitet zu lassen paßt einfach nicht zu den "Nutzungsbedingungen", die wir den Pferden bieten (können).

@Belfigor:
wünsche ganz viel Glück bei der Suche nach einem hoffentlich hilfreichen Bearbeiter, alles Gute für die Pferdehufe!

Verfasst: Mi, 09. Nov 2011 10:39
von FoxOnTheRun
Finchen hat geschrieben: Ich denke die Sohle zu unbearbeitet zu lassen paßt einfach nicht zu den "Nutzungsbedingungen", die wir den Pferden bieten (können).
Das Zauberwort ist hier das "zu". Die Sohle soll wohl "bearbeitet" werden, im Sinne von Bröckelhorn beseitigen, das kann sonst drücken. Ein aktives Ausdünnen der Sohle ist bei den NHClern verpönt. Ob man wülste entfernt oder nicht, da scheiden sich die Geister... Die einen entfernen sie, die anderen lassen sie, weil sie den noch nicht im Gleichgewicht befindlichen Huf stützen.
Meine Erfahrung: Entfernt man sie nicht, bekommt amn den Huf nie ins Gleichgewicht.

Verfasst: Mi, 09. Nov 2011 10:48
von -Anja-
FoxOnTheRun hat geschrieben:Meine Erfahrung: Entfernt man sie nicht, bekommt amn den Huf nie ins Gleichgewicht.
Das kann ich aus unserer letzten Bearbeitung bestätigen: Wülste wurden selektiv entfernt - einige werden wohl noch benötigt. Bröckelhorn wurde ebenfalls herausgebröselt, soweit es sich gelöst hatte. Das war aber noch nicht so viel bzw. nur an einem Huf in nennenswerten Mengen erkennbar (dem am wenigsten belasteten).