Hallo Kosmonova,Kosmonova hat geschrieben:Lies das Buch Steffen und dann reg dich weiter auf über all die Wissenschaftler hier Ich finde es jedenfalls ziemlich gefährlich die Bewegungslehre und einfach Physik (6. Klasse) ausser acht zu lassen. Wir arbeiten hier mit einem Tier dem gegenüber wir deutlich und fair sein müssen und darum geht es doch.
bist du tatsächlich davon überzeugt, dass P.K.'s Ausführungen über "Gesetzmäßigkeiten" dazu geeignet sind, das Verhalten der Pferde in den jeweilig beschriebenen Sitautionen erschöpfend zu erklären? Es sind bestenfalls Erklärungsversuche. Aus meiner Sicht benötigt man da etwas mehr als Physikkenntnisse aus der Schulzeit. Die Biomechanik des Pferdes ist etwas komplexer und nicht nur die Schwerkraft beeinflusst das Verhalten dieses Pferdes. Auch wenn wir das gerne hätten: Die einzelnen Bewegungen lassen sich nicht haarklein mit Hilfe irgendwelcher Formeln vorherbestimmen. Wenn Reiten so einfach wäre, würde es ja nur noch Reitmeister geben Und dann wäre es ja auch langweilig. Wenn man P.K.'s "Irrwege" liest könnte man fast in Versuchung kommen zu glauben, dass man nur den richtigen Schalter umlegen muss und schon klappt alles wie am Schnürchen. Davon ist Reiterei aber weit entfernt. Wenn man dann die "Gesetze" etwas näher und vor allem wissenschaftlich beleuchtet, merkt man schon, dass manches eben nicht so banal ist, wie es gerne verkauft wird. Viele Reitlehren haben so Ihre eigenen Theorien, warum ein Pferd jenes Verhalten zeigt und jede für sich ist vielleicht auch „schlüssig“ argumentiert (Die Literatur ist voll davon, man muss nur v. Krane lesen und der Kopf raucht ), aber KEINEM ist es bisher gelungen die Gebrauchsanleitung für Pferde zu veröffentlichen und ich fürchte wir werden es beide nicht erleben.
Lesen wir mal die Letzten Kapitel von Guérinière, die Schulen über der Erde. Da finden wir Lektionen, die heute gar nicht mehr von einem Reiter gezeigt werden können, und zwar mit einer Selbstverständlichkeit beschrieben, dass man davon ausgehen kann, dass die Reiterei vor einigen hundert Jahren auf einem ganz anderen Level war. Und liest Du da etwas von Physikalischen Gesetzen? Obwohl man keine Berechnungen durchgeführt hat, bevor man sich aufs Pferd setzte, konnte man eine Courbette im Kreuz gesprungen zeigen. Wie war das möglich? Wohl deshalb, weil man eine außerordentliche Beobachtungsgabe und ein extrem ausgebildetes Reitgefühl entwickelte. Und dieses Reitgefühl ist es, worauf es ankommt, zu spüren, was das Pferd in welchem Moment an „Hilfe“ braucht. Und wer kann dieses Gefühl besser vermitteln, als das Pferd selbst?
An anderer Stelle war hier im Forum zu lesen, das Kottas als Lehrer als "A aomes, zielloses Würschtel" bezeichnet wurde , weil er eben nicht so eloquent ist, wie manch anderer Ausbilder. Und dennoch hat er eine große Zahl Reiter und Pferde zu Höchstleistungen gebracht, weil er gerade dieses Reitgefühl vermittelt, was man nur durch fühlen erlangen kann. Und so stehen die Wiener in der Tradition der Klassischen Reitmeister, indem Sie das Pferd als Lehrmeister einsetzen.
Es gut, dass man sich versucht möglichst viel klar zu machen, also weitestgehend unlogische Dinge auf dem Pferd zu vermeiden. Dazu ist auch eine Diskussion sehr hilfreich. Aber orientieren sollte man sich primär an realen positiven Beispielen und nicht zu sehr an theoretischen Debatten aufhalten, die dann vielleicht dazu führen, dass man sein Reitgefühl abschaltet und dem Pferd eine Theorie aufdrängen will. Welches Unrecht wird dadurch so manchem Pferd zugeführt… Also schau Dir genau an, was die Theoretiker real auf dem Pferd zeigen.
Viele Grüße
Francois