Totes Maul! Hilfe!

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WILANO

Totes Maul! Hilfe!

Beitrag von WILANO »

Hallo ihr,

vor 3 Monaten hat sich meine Freundin einen 11jährigen Hannoveranerwallach gekauft. Da sie sich in der Pferdeausbildung noch nicht so sicher fühlt, hat sie ihn mir Anfang März anvertraut...

Nun habe ich aber ein riesen Problem, welches ich nicht bewältigt bekomme.
Da der Wallach früher Reitschulpferd war, hat er ein wirklich sehr sehr stumpfes Maul! Und wenn ich stumpf sage, dann mein ich auch stumpf. Sein Maul ist wie ausgestorben.
Ich habe nun schon verschiedene Abkauübungen durchprobiert... aber leider ohne Erfolg.
Wenn ich ihn zum Beispiel nach Philippe Karl flexioniere, kaut er einmal und das wars. Das könnte ich bis zu 100mal wiederholen, aber alles ohne weitere Reaktion. Er beißt sich fest oder das Gebiss liegt einfach ohne Reaktion in seinem Maul. So, als ob er sich damit abfinden würde, dass da etwas in seinem Maul liegt, er aber nicht weiß, was er damit anfangen soll... Übrigens hat er ein doppeltgebrochenes Gebiss, wobei ich auch schon verschiedene andere Gebissarten durchprobiert habe, obwohl ich eigentlich der bin, der gerne am Pferd herumexperementiert.
Ich hoffe, ihr könnt mir helfen! Liebe Grüße, Martin
skippi
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Beitrag von skippi »

Hi Martin,

da sind deine Freundin, DU und ich ja Leidensgenossen.
Das problem hatte ich auch mal und habe es zum teila uch noch.
Also ich habs mit Philip Karl hinbekommen, aber du kannst auch mal probieren ihm das Maul zu öffnen in dem du mit beiden Zügeln druck nach oben auf die Maulwinkel gibst. Wenn er dann das Maul öffnet läst du wieder locker.
Etwas was mir auch geholfen hat ist Futter, du könntest Ihm zum Beispiel ein besonders großes und dickes stück Karotte geben, dann ist er am kauen. Dann musst du anfangen am Gebiss zu spielen, so wie beim Reiten auch immer ein wenig annehmen und dann gleich wieder nachgeben damit ein "Gespräch" zwischen seinem Maul und deiner Hand entsteht.
Is das so verständlich?
Wenn nicht dann sag bescheid wenn dus ausprobieren möchtest versuche ich mal es zu Filmen und dann hier rein zu stellen.

Liebe Grüße Christina
die Ausbildung eines Pferdes gleicht einer Leiter bei der eine Sprosse zur nächsten führt
WILANO

Beitrag von WILANO »

Da wäre super! Film ist immer verständlicher!

Was ich bis jetzt versucht habe:

- zum Beispiel bei der Handarbeit: ich stecke ihn einen Fingeri n den Mund und spiele an seiner Zunge. Er kaut dann zwar, aber sobald ich den Finger wieder heraus nehme, hört er sofort wieder auf.
- auch wenn ich vor ihm stehe und beide Gebissringe in die Hand nehme und leicht daran hin und her spiele, es tut sich nichts, auch wenn ich mehr Druck mache.
- und nach P. Karl, drücke ich das Gebiss in beide Maulwinkel, das Maul öffnet sich und er kaut vielleicht (wenn überhaupt) einmal und das wars dann, auch wenn ich es oft wiederhole.

Aber ein Film wäre bestimmt nicht schlecht.... LG martin
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hallo,

wäre es vielleicht ein Gedanke, erstmal nur gebisslos zu arbeiten? Also mit Kappzaum oder Sidepull und sich dann nach einer Weile ganz langsam wieder ranzutasten?

Medora
WILANO

Beitrag von WILANO »

Diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht... Nur bin ich mir nicht sicher, ob dies denn dann mein grundsätzliches Problem mit dem Gebiss lösen würde....
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

WILANO hat geschrieben:Diese Gedanken habe ich mir auch schon gemacht... Nur bin ich mir nicht sicher, ob dies denn dann mein grundsätzliches Problem mit dem Gebiss lösen würde....
Prinzipiell finde ich es auch eine gute Idee, zunächst und auch immer wieder mal gebisslos zu arbeiten.

Auch die Abkauübungen sind eine gute Sache, nur denke ich, dass es mehr Zeit erfordert, bis das Pferd (durch jahrelanges Rumfuchteln von Reitschülern abgestumpft) wieder einer menschlichen Hand vertraut. Also Geduld haben! Da müssen erst allerlei synaptische Verknüpfungen im Pferdehirn stillgelegt und dafür neue aktiviert werden.
Ansonsten ist meine Erfahrung die, dass es hilfreich ist, diese Abkauübungen zwar häufig zu machen (vor jedem Reiten, vor der Handarbeit), aber diese Arbeit relativ kurz zu gestalten - 5 Minuten reichen. Und wenn er reagiert hat, dann loben und aufhören. Mehr Lob geht doch nicht! :)

LG A.

PS: Vielleicht sind wir auch kein Maßstab, aber bei uns hats fast drei Jahre gebraucht, bis der Dicke zufriedenstellend kaute. Und immer auch bedenken, dass die Pferde nicht pausenlos (=nervös) kauen sollen, sondern es geht um den lockeren Unterkiefer!
WILANO

Beitrag von WILANO »

Ja, Geduld ist bestimmt das Wichtigste... Nur bin ich mir nicht so sicher, ob ich auf dem richtigen Weg bin.
Trotzdem freue ich mich über weitere Statements..

Liebe Grüße
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dshengis
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Beitrag von dshengis »

Hm, wir haben auch noch Maularbeit nach Linda Tellington-Jones gemacht. Keine Ahnung, was das bewirkt hat, aber insgesamt ist das Ergebnis (nach drei Jahren) befriedigend. Und wenn er einmal kaut, dann ist das doch okay! Das ging uns ganz lange so: Einmal gekaut und dann war Ruhe :( Da hilft wirklich nur Geduld!
Seid froh, wenns nicht so lange dauert, wie der Gaul schlecht geritten wurde ;)
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Larry
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Beitrag von Larry »

Hallo wilano, wie wäre es mit einer Kombi aus beiden Dingen? So reite ich ab und an auch, um meinem Pferd das Gebiss(nach Verletzung) wieder näher zu bringen.

Gehe allerdings mehr über das Gebisslose. Du kannst ja wie beim Kandarenzaum 4zügelig reiten und je nach Pferdereaktion rasch wechseln.
Ich persönlich mache damit richtig gute Erfahrung.
Einen Laden für einen zusätzlichen Gebissriemen könnte ich dir auch per PM empfehlen. Dann brauchst Du keinen zusätzlichen teuren Kandarenzaum. Der preiswerteste KZ von Waldhausen kostet wohl so um 70,00€.
Bevor Dir aber noch jemand aus dem Stall (etc) Flöhe ins Ohr setzt- es sind alle Seitengänge auch ohne Gebiss(-einlage) drin!!!
Du hast also keine wirklich großen Nachteile.
Und solltest Du irgendwann "Höheres" anstreben, in Vereinen wie zB bei Xenophon soll auch ein gebissloser Start beim Turnier möglich sein, soweit ich gehört habe.
Viel Erfolg!
PS: Würde gern mal hören, wie es bei Dir / Euch gelaufen ist.
Grüße aus de Hauptstadt.
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
WILANO

Beitrag von WILANO »

@Larry: Wie würde das dann aussehen? Wäre das beispielsweise eine ganz normale Trense kombiniert mit einem Kappzaum?

LG Martin
muppet
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Beitrag von muppet »

Wir haben bei einem ähnlichen Pferd mit folgender Kombination Erfolg gehabt:
Longenarbeit ohne Gebiß; beim Reiten nicht der Versuchung erliegen, mit der Hand härter zu werden, also weiches Maul durch weiche Hand; und die schon beschriebene Futtermethode allderings mit was ganz ungesundem aber leckerem, nämlich Zuckerstückchen. :oops: Und ganz erhlich, vor allem die Zuckerstückchen, später auch mal saftige Äpfel, haben das Tier dazu angeregt, mit dem Gebiß im Maul rumzuknatschen, was es vorher einfach nie gemacht hat.
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Larry
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Beitrag von Larry »

Wäre für den Anfang ok. Kostet dich kein Extrageld und du kannst es ausprobieren. Es sei denn, Dir borgt jemand evtl. einen Kandarenzaum?

Ich habe die Kombi Hackemore und doppelt gebrochenes Gebiss- beides über Kandarenzaum verschnallt.
Entweder nimmst Du einen Kandarenzaum, an dem Du beides gleichzeitig verschnallen kannst- oder eben besorgst Dir einen zweiten Backenriemen.
Letzteren bekommst zu z.B. auch über Gangpferdeequipment mit Karabiner am Ende- zum schnelleren Verschnallen.
Wichtig: aus meiner Sicht sollte der Gebissriemen unter dem vom Hacke verlaufen, damit sich beides nicht gegenseitig stört bzw. verkantet.

Ansonsten beim Kappzaum solltest Du darauf achten, dass es keiner mit zu viel Strippen ist, wenn Du gleichzeitig ein Trensenstück drauf hast. Beim Trensenstück solltest Du- wenn möglich- den Nasenriemen abmachen.
Hoffe die Erklärung ist für Dich nachvollziehbar?
Vielleicht erkennt man es auf dem Bild. Hier aber zu besseren Ansicht mit einem Zügel!
Dateianhänge
Zäumung -wilano.jpg
Zäumung -wilano.jpg (34.26 KiB) 13708 mal betrachtet
Arbeit ist die einzige Entschuldigung für den Erfolg
Helmar Nahr (*1931)
WILANO

Beitrag von WILANO »

@Larry: Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung! Ich werde deinen Vorschlag morgen in die Tat umsetzen....

Ganz liebe Grüße, Martin
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