Rückwärtsrichten aus der treibenden Position

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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kallisto
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Rückwärtsrichten aus der treibenden Position

Beitrag von kallisto »

Hallo,

wie bringt ihr in der Langzügelarbeit das Rückwärtsrichten aus der treibenden Position (Mensch steht hinter/leicht seitlich von dem Pferd) Euren Pferden bei? Welche verschiedenen Wege gibt es und welchen Voraussetzungen müssen Eure Pferde erfüllen?
Wie seht ihr den Aspekt, dass die Pferde, es bisher nur kannten dem Durck/dem Menschen eher auszuweichen, nun sich auf den Menschen zubewegen müssen.

LG Susi
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Jen
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Beitrag von Jen »

Als erstes würde ich dem Pferd beibringen aus verschiedenen Positionen zurückzuweichen, also zb. am Strick wenn die Person auf Schulterhöhe steht, dann etwas weiter hinten, dann noch weiter hinten etc. Ich benutze auch immer ein Stimmkommando dazu, damit eindeutig klar ist, was ich will.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
Sunnysbaby

Beitrag von Sunnysbaby »

Ich würde es auch so machen wie jen. mein kleiner kann es mittlerweile wenn ich hinter ihm stehe und seinen schweif leicht anhebe. Dann geht er so lange rückwärts wie ich das möchte auch ohne stimme. beigebracht habe ich das aber auch alles per stimmkommando und wie jen es schon beschrieben hat. wenn du es so machst brauchst du das nicht über den langzügel machen. da sehe ich immer genug :x die es ihrem pferd nur mit Druck im maul beibringen. mag schneller gehen, ist aber nicht wirklich vernüngtig!
Zuletzt geändert von Sunnysbaby am Fr, 11. Mai 2007 11:47, insgesamt 1-mal geändert.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Sunnysbaby hat geschrieben:wenn du es so machst brauchst du das nicht über den langzügel machen. da sehe ich immer genug:x die es ihrem pferd nur mit Druck im maul beibringen. mag schneller gehen, ust aber nicht wirklich vernüngtig!
Genau das will ich verhindern. Er soll es als Kommando lernen, weil das Vollblut gelangweilt ("immer der gleiche Mist") ist und ich langfristig die Langzügelarbeit in kleinen Häppchen vorbereiten will. Der kleine ist jetzt gerade etwas über zwei und er soll das nur als einzelnes Kommando lernen. Ohne Kappzaum und ohne langen Zügel. Zum Verstehen ist er reif genug, aber alles andere hinkt hinterher und muss auch noch nicht in dem Alter sein. RR kann er in und auswendig, aber mit Kommando und eher als weichen nach "rückwärts". Auf Höhe der Schulter geht er schon rückwärts, er muss nur noch lernen, dass er nicht immer weichen muss, sondern auf das Kommando hören muss. Schön, jetzt hat er endlich mal wieder zu tun.
Danke, ich hatte mal wieder viel zu kompliziert gedacht :roll:

LG Susi
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kiki
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Beitrag von kiki »

Eine 2te Möglichkeit wäre die mit einer Hilfsperson.
Ich habe das große Glück, das ich viel mit meiner weiter als ich ausgebildeten Freundin machen kann.
So könnte die "Hilfsperson" die gewohne Hilfe fürs Rückwärtsgehen von vorne geben und du von hinten die Hilfe ( z.B. Stimmhilfe ) die du in Zukunft geben willst. Nach und nach läßt man die Hilfen vorna weniger werden, bis er dann nur noch auf deine ( Hinten ) Hilfe reagiert.

Wir haben so auch beim einreiten gute erfolge erzielt, um den Pferd die gelernten Hilfen vom Boden ( Bodenarbeit ) dann auch unter dem Sattel ( von oben ) verständlich zu machen.
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Bjnolu
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Beitrag von Bjnolu »

So haben wir es auch gemacht.
Bei Haflinger ging es alleine mit der Stimme - man konnte tatsächlich sehen wie er nun überlegt was man von ihm wollen könnte, und dann einen erst zögerlichen Schritt rückwärts gemacht hat. Das Lob hat ihm dann sozusagen die "Bestätigung" gegeben. Er kennt das Stimmkommando aber auch schon eine ganze Weile.

Bei Bjarki haben wir es mit einer Hilfsperson die ersten 2x gemacht die von der normalen Position aus "mitgewirkt" hat - aber er hat das dann echt schnell kapiert. Ich glaub sie brauchen da nur einen kleinen "Schubs" und wissen dann sehr schnell was man will. :wink:
Stephanie

Beitrag von Stephanie »

hallo,

bei einem solch jungen Pferd würde ich auch mit Hilfsperson arbeiten.

Allerdings verstehe ich Deine Logik nicht ganz bezüglich des Ausweichens.
Wenn Du vor ihm stehst, rufst Du ihn doch auch ran/auf Dich zu und kannst ihn wegschicken(rückwärtsrichten) ohne dass er gleich "Angst" hat vor dem Kommando und danach wieder ranholen. Das Rückwärts ist in dem Moment ja keine Strafe, sondern eine Anweisung wie Rum oder Steh.
Und genauso kann er auch rückwärts auf Dich zu und wieder vorwärts von Dir weg. Ist ja nur andersrum. :wink:

Stephanie
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Stephanie hat geschrieben: Wenn Du vor ihm stehst, rufst Du ihn doch auch ran/auf Dich zu und kannst ihn wegschicken(rückwärtsrichten) ohne dass er gleich "Angst" hat vor dem Kommando und danach wieder ranholen.
Ich finde, die Position von vorne ist viel einfacher, weil man als Mensch das Gefühl hat, mehr einwirken zu können. Von hinten fühlt man sich irgendwie hilfloser und ist sehr auf den Gehorsam des Pferdes angwiesen, weil im Prinzip kennt er aus dem Herdenverhalten es nur, dass er ranghöheren, die von hinten kommen, ausweichen muss nach vorne. Und das Herdenverhalten ist sein momentaner "Wissensstand".
Im Moment ist er beim Rückwärtsrichten eh sehr sperrig (vermutlich Kraftsache oder stärkeres "Hengstfeeling" 8) ), so dass ich ihn damit eher weniger stresse und es bei 1-3 mal pro Spaziergang nur als Gehorsam belasse. Ich möchte in dem jungen Alter nichts zwingend mit Ehrgeiz erlernen. Dazu hat es noch ein Jahr Zeit.
Der Haffi spult es einfach nur ab und er soll sich nicht zu versteifen, so dass er eher vielfältig beschäftigt werden soll. Will ja keine Maschine.

Wenn ihr weitere Ideen/Erfahrungen habt, dann "her damit" :lol:

LG Susi
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Mara
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Beitrag von Mara »

Nur rein auf den Langzügel bezogen, hab ich es meinem so beigebogen:

Er kannte rückwärts natürlich schon unterm Sattel. Er kannte also auch die Zügelhilfe auf die Maulwinkel.
Ich habe dann am Langzügel die Hände so hoch genommen, wie ich nur konnte, um auf die Maulwinkel einwirken zu können. Habe dazu das ihm auch bekannte Stimmkommando gegeben. Hat er nicht reagiert, bin ich nach vorne und hab ihn auf "normale" Weise mit Gerte vor der Brust rückwärtsgerichtet, gelobt und erst mal vorwärts weitergemacht. So hab ich das immer wieder versucht und irgendwann ist er dann einen Schritt zurück. Ich habe überschwänglich gelobt und für den Tag Schluss gemacht.
Das hab ich dann ab und an wieder abgerufen und so gefestigt.
Mittlerweile reicht es, wenn ich das Arme heben nur andeute und Stimmkommando gebe.

Und netter Nebeneffekt: er geht jetzt auch ohne alles rückwärts, wenn ich hinter ihm steh und die Arme hoch heb und das Kommando sage.
Reiter, die ihre Pferde frei lassen, sind es, welche die Genüsse der Reitkunst zu empfinden vermögen.
(Nuno Oliveira)
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Das RR haben meine Pferde zuerst an der Hand gelernt. Dabei stand ich vor dem Pferd mit Gertensignal und Stimmkommando und "Körperhilfe". Danach irgendwann auch aus anderen Positionen in der Freiarbeit im Round Pen. Das heißt ich habe mich immer weiter vom Pferd entfernt, aber die Signale mit der Gerte und das Stimmkommando und meine Hilfe mit meinem Körper blieben gleich. So kann ich meine Pferde jetzt auch RR wenn ich mehrere Meter von ihnen entfernt bin.
Und irgendwie war es dann kein großes Problem dies am langen Zügel ebenso zu machen.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Hallo kallisto,

auf der DVD "Zirkuslektionen von Bea Borelle" ist das sehr schön gezeigt (heute gerade geschaut).

Sie fängt an von vorne das Kommando zu etablieren, dreht sich im nächsten Schritt um und geht mittels einer Longe immer mehr nach hinten. Das ist jetzt natürlich eine sehr kurze Beschreibung einer sehr komplexen Aufgabenstellung, aber vielleicht hast du ja dadurch eine Idee, wie du es machen könntest.
Liebe Grüße, Sabine

Ideale sind wie Sterne, man kann sie nicht erreichen, aber man kann sich an ihnen orientieren

"Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt" Mahatma Gandhi
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Melli
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Beitrag von Melli »

Ich mache viel Natural Horsemanship-Bodenarbeit, und da ist es auf jeden Fall so, dass das Führen aus verschiedenen Positionen gezielt nach un nach erarbeitet wird.
Also anfangs Kopf-/Schulterhöhe, dann aus Höhe der Sattellage, dann aus Höhe der Kruppe (seitlich) und ganz zuletzt von hinter dem Pferd gehend.

Man geht immer erst eine Position weiter nach hinten, wenn die vorige wirklich sicher klappt und keine Verständnisprobleme mehr bestehen.

Ich erarbeite alles erst am Halfter, die Trense kommt erst dazu, wenn das Pferd allein meiner Körperenergie (Energie hochfahren, Bachnabel nach vorne= loslaufen; Energie aus dem Körper lassen/ausatmen/Bauchnabel nach innen= anhalten) folgt.

Melli.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

@ melli

Führen läßt er sich aus allen Positionen und sowohl von rechts und links. Wenn ich hinter ihm laufe kann ich teilweise mittels Körpersprache Einfluss darauf nehmen, ob er geradeaus oder auf der Volte laufen soll. Wie gesagt aber alles im Gelände auf fremden Wiesen und ohne Strickeinwirkung. Versuche fast alles nur mit Körpersprache bei durchhängenden Strick und evlt. antippen des Hinterbeins mit der Hand, falls er zu langsam wird. Eine Gerte nehme ich eigentlich nie mit.
Vielleicht sollte ich ihm einfach mehr Zeit geben, dass er es dann beim Rückwärtsrichten besser versteht. Gerade wenn ich hinter ihm laufe und ein Monster vor ihm auftaucht, läßt er sich natürlich schnell ablenken. Aber ich denke trotzdem, dass er seine Sache für einen Zweijährigen sehr gut macht. Ich übe immer nur 2-3 Minuten und auch nicht jedesmal. Mir kommt seine hohe Vollblutsensibilität sehr zugute.
Die Sache mit dem Rückwärtsrichten klappt evlt. wenn er mehr Muskeln ansetzt auch flüssiger. Gerade auf Wiesen sind Bodenunebenheiten nicht gerade leicht zu erkennen oder dass er etwas bergab steht. Dann fällt ihm das RR natürlich schwerer.

LG Susi
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Melli
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Beitrag von Melli »

Hm...für mich gehört anhalten und rückwärtsrichten zum Führen dazu :wink: .
Sprich erst wenn anhalten und rückwärts und lenken aus einer Position klappt, gehe ich weiter zurück.

Und anhalten ist unterbrochenes rückwärts, vom Boden wie vom Sattel aus. Also, die Hilfe ist bei mir die gleiche, nur unterschiedlich "dosiert".

Wenn es von neben der Kruppe noch nicht klappt (weil das Pferd nicht versteht, was ich meine, meine Körpersprache nicht richtig lesen kann...), dann mache ich es leichter und gehe so weit nach vorne, dass es klappt, und arbeite mich von dort Schritt für Schritt nach hinten.

"Eigentlich" ist es ja so, dass das Führen aus Höhe der Sattellage schon eine Herausforderung (und perfekte Vorbereitung aufs Reiten) ist.

Das Führen aus Höhe der Kruppe oder dahinter ist ja die Krönung der Arbeit an der Hand, insofern fänd ich es nun nicht dramatisch, wenn ein 2jähriger das noch nicht perfekt macht 8)
Klingt aber toll, was der schon alles mitmacht.

Mein Araber ist jetzt fast 10 unn ich arbeite IMMER noch meist in Höhe der Sattellage :roll: , eben weil das Rückwärts von weiter hinten noch ein bisschen Glückssache ist (und er wird zumindest im Trab auch gelegentlich ein bisschen emotional, wenn ich so provokativ in "Treibposition" gehe, also das ist schwer für ihn, kopfmäßig, Galopp zB hab ich von dort noch gar nicht versucht, aber das ist eine andere Geschichte).


Edit:
Ganz überlesen, deine Eingangsfrage zum "Pferd geht jetzt auf mich zu":
das habe ich angefangen zu üben, als ich mir sicher war, dass ich mir wenn nötig Respekt verschaffen kann, also dass mein Pferd sich jederzeit anhalten und auch von mir wegschicken lässt.
Klingt simpel, aber ich habe schon mehr als einen Menschen fast unterm Pferd liegen sehen, weil das Pferd die neue Übung "auf den Menschen zu" soooo toll fand, dass es sich nicht mehr bremsen ließ und der Mensch aus dem Weg springen musste :roll:

Deshalb habe ich anfangs für rückwärts oder auch seitwärts auf mich zu immer nur einzelne Schritte abgefragt und, als das verstanden war, sehr schnell klares Anhalten und auch die entspr. Gegenbewegung (d.h. dann seitwärts von mir weg, bzw. aus dem rückwärts: vorwärtsschicken) daraus gefordert, bis ich auf kleine Signale wirklich flüssige Übergänge bekommen habe.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Melli hat geschrieben:Hm...für mich gehört anhalten und rückwärtsrichten zum Führen dazu :wink: .
Halten ist kein Problem, das macht er vorwiegend auf Stimmkommando und wenn ich stehe. Also auch aus allen Positionen. Das klappt auch frei in der Halle an allen Stellen (wenn wir uns mal dahin verirren).
Ich denke, dass das RR für uns ein Problem ist, weil er erstens als Jährling mit den Muskeln und Wachstum kämpft und auf der Wiese keine Anlehnung hat. Er "eiert" mehr rückwärts. Ich werde es daher auch mehr auf Wegen üben, dass er eine Orientierung hat. Ich denke, wenn er das rückwärts von hinten kapiert, kann er sich dann auch auf Wiesen an meiner Person als Richtung orientieren.
Nur er hat noch viel Zeit das alles zu lernen. Er macht sich das Lernen leicht, weil er sehr ruhig bleibt und ich eher treiben muss, als ihn zu bremsen.
und perfekte Vorbereitung aufs Reiten


Wir müssen die Zeit totschlagen. Er ist schnell gelangweilt, aber körperlich will und kann ich ihn noch gar nicht fördern. Daher alles mehr Kommando-und Verstehübungen... was für ein Vollblut leider das kleinste Problem ist, wenn es einmal sitzt...

Danke für Deine Hilfe!

LG Susi
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