Umstieg / Einstieg in das Klassische Reiten

Rund um die klassische Reitkunst

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horsman
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Beitrag von horsman »

Daisy hat geschrieben:.... Horsemän - wenn ich das Buch übersetze, dann mach ich das über einen Verlag 8) Aber dazu fehlt mir wohl die Zeit, das wirklich ausführlich und korrekt zu machen! :lol:
Das ist aber nicht nett, immer nur ans Geld zu denken, anstatt an die Kunst :D .
Das Problem ist wohl, dass die Verlage (bislang) nicht viel an trad. franz. Reitkunst und vor allem Baucher interessiert waren.
Die meisten interessanten Bücher, vor allem übers Bauchers 2. Manier sind nie ins Deutsche übersetzt worden.
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Francois
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Beitrag von Francois »

horsmän hat geschrieben:Oha,
nu aber mal langsam.
L´Hotte (und auch Baucher und de Aure) haben wir alle nicht reiten sehen, weswegen wir uns uns nur auf das Geschriebene konzentrieren sollten.
Oliveira hingegen hat man gesehen, und auch seine gelegentlichen, gezielten baucheristischen Anwendungen. Leider lebt er nicht mehr !
Auch l’Hotte hat man gesehen, glaube mir :lol: nicht ohne Grund ist er eine der wichtigsten Reiterfiguren in Frankreich. Und auch wenn wir beide Ihn nicht persönlich sehen konnten, gab es ernstzunehmende Zeitzeugen, die in einer Zeit lebten, als Reiten noch einen höheren Stellenwert in der Gesellschaft hatte als heute.
Racinet kann man noch Reiten sehen. M.E. sieht das nicht ganz schlecht aus, auch nicht das, was er mit so manchem Korrekturpferden in kurzer Zeit zu Stande bringt, wobei er m.E. kein allzu dogmatischer Baucherist ist. Schau doch einfach mal selbst. Ob man niemals von seinen Pferden spricht, weiß ich nicht.


Nun, wie Du schon selbst bemerkt hast, hat Racinet über eine lange Zeit in Fachzeitschriften publiziert. Hier hat er sich nicht gerade als Baucher-Kritiker hervorgetan. Im Gegenteil, wenn ich da an seine Debatten mit Henriquet denke. In Bezug auf seine Lehrmeinung ist Racinet zur Zeit der größte „Baucherist“ auf dem deutschen Büchermarkt. Wobei seine Werke nicht die schlechtesten sind, nur eben stark geprägt. Ich würde niemanden so etwas als Einstieg in französiche Reiterei empfehlen, ohne einen Klassiker wie Guérinière gelesen und verstanden zu haben.


Aber wir sollten nicht streiten, denn unbestritten ist doch:
Alle Dinge sollte man kritisch hinterfragen, tolerant aber differenziert betrachten, und die historischen Aussagen auch immer im Kontext ihrer Zeit beachten. Außerdem sind die Ziele der Reiterei nicht immer dieselben, weswegen sich auch Wege und Schulen (z.T. nur in Nuancen) unterscheiden.
Dem stimme ich zu :wink: , wenn der zeitliche Kontext nicht ständig gleichgesetzt wird mit: „jegliche Kritik an Baucher ist unberechtigt und falsch, da sie ja nur unter politischem Kalkül geäußert wurde“ das wäre nämlich großer Unsinn.


@kallisto
Dann schau mal bei einem Hinrichs, Branderup, Henriquet vorbei. Dort siehst Du jederzeit Pferde in den verschiedensten Ausbildungsstufen und kannst Dich live davon überzeugen, dass deren Lehrmeinung nicht nur Theorie ist. Das macht eben den feinen Unterschied.

Viele Grüße

Francois :-)
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

horsmän hat geschrieben:
Daisy hat geschrieben:.... Horsemän - wenn ich das Buch übersetze, dann mach ich das über einen Verlag 8) Aber dazu fehlt mir wohl die Zeit, das wirklich ausführlich und korrekt zu machen! :lol:
Das ist aber nicht nett, immer nur ans Geld zu denken, anstatt an die Kunst :D .
Das Problem ist wohl, dass die Verlage (bislang) nicht viel an trad. franz. Reitkunst und vor allem Baucher interessiert waren.
Die meisten interessanten Bücher, vor allem übers Bauchers 2. Manier sind nie ins Deutsche übersetzt worden.

:lol: :lol: :lol: War ja auch nicht so ganz ernst gemeint :wink: Ist aber wohl auch so angekommen, gell? :D

Aber wenn das so ist, daß wirklich nix übersetzt wurde, sollte man sich das doch mal ernsthaft überlegen...
horsman
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Beitrag von horsman »

Jau,
den Lit.-Streit von Racinet vs. Henriquet hab ich auch gelesen (vielleicht aber nicht jedes Wort verstanden, da nur auf franz., bzw. englische google-Übersetzung.
M.E. haben sie beide fast dasselbe gesagt, nur herrlich aneinander vorbei geredet :D .

Ein Satz ist mir im Gedächtnis geblieben, da ich lachen mußte:
"Moses ist nicht vom Berg gestiegen mit einem 11. Gebot, das besagt, Du sollst Schulter-herein reiten" :D
Zuletzt geändert von horsman am Mo, 21. Mai 2007 16:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

horsmän hat geschrieben:Jau,
den Lit.-Streit von Racinet vs. Henriquet hab ich auch gelesen (vielleicht aber nicht jedes Wort verstanden, da nur auf franz., bzw. englische ggole-Übersetzung.
M.E. haben sie beide fast dasselbe gesagt, nur herrlich aneinander vorbei geredet :D .

Ein Satz ist mir im Gedächtnis geblieben, da ich lachen mußte:
"Moses ist nicht vom Berg gestiegen mit einem 11. Gebot, das besagt, Du sollst Schulter-herein reiten" :D
:lol: :lol: :lol: :lol: :lol: :lol: Sehr schön!! Das mit dem aneinander vorbeireden - das ist leider häufig der Fall.... :wink:
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Jen
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Beitrag von Jen »

Bei den französischen Reitern und Literaten kann ich leider nicht so gut mitreden. Aber vielleicht noch eine Idee: Ich versuche mich mehr mit Anatomie und funktionaler Bewegungsphysiologie zu befassen, und versuche zu verstehen, weshalb, wie, warum welche Bewegung(smuster) welche Probleme verursachen oder lösen. Dann kann ich völlig unabhängig von jeder Reitphilosophie egal ob deutsch, französisch, ungarisch oder Hinterwäldlerisch sagen: das scheint gut für ein Pferd zu sein und das weniger gut. Und zwar aus einem anatomischen Gesichtspunkt und weniger einem politischen oder persönlichen Grund. So versuche ich moderne Erkenntnisse mit älteren Praktiken zu verbinden und zu verstehen. Wenn ich mir nun einen RL/Ausbilder anschaue, dann ist es mir immer wichtig, inwiefern dieser auch auf die anatomischen Gegebenheiten des Pferdes eingeht. Ein Ausbilder, welcher sich gar nicht dafür interessiert, ist auch für mich nicht interessant. Egal, um welche "Koryphäe" es sich handelt... und schlussendlich ist es schon so: auch wenn ich die Beschäftigung mit der alten Reitliteratur extrem spannend und wertvoll finde, den Bezug zu den heutigen Ausbildern sollte man nicht ganz verlieren, denn wer sonst sollte einem denn in der praktischen Umsetzung helfen?
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
horsman
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Beitrag von horsman »

Daisy hat geschrieben:
horsmän hat geschrieben:
Daisy hat geschrieben:.... Horsemän - wenn ich das Buch übersetze, dann mach ich das über einen Verlag 8) Aber dazu fehlt mir wohl die Zeit, das wirklich ausführlich und korrekt zu machen! :lol:
Aber wenn das so ist, daß wirklich nix übersetzt wurde, sollte man sich das doch mal ernsthaft überlegen...
Es gäb so viel interessante Bücher aus Frankreich.
Henriquets Bücher z.B., dann gibts da 1-2 neue Oliveira-Bücher,
dann 2-3 Bücher von Beudant, dann das von Braganca.

Wegen der Allmacht und Unfehlbarkeit der deutschen Reitlehre, hat dieses Wissen aber in Deutschland aber leider nur Randbedeutung.

Andere Nationen haben übrigens kein so negativ besetztes Bild von Baucher. Die Amis z.B. haben einige Dinge von Baucher in ihren alten militärischen Reitvorschriften übernommen.

Im Grunde kann man Steinbrecht fast danken.
Jeder der den Steinbrecht ließt, fragt sich nämlich, wer war diese Baucher. Jeder 10. fragt dann vielleicht sogar: war er wirklich so furchtbar? :D
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pepe
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Beitrag von pepe »

Andere Nationen haben übrigens kein so negativ besetztes Bild von Baucher. Die Amis z.B. haben einige Dinge von Baucher in ihren alten militärischen Reitvorschriften übernommen.
War das nicht weil Fillis da gewirkt hat? Die amerikanische Kavallerie hatte den doch noch seiner Russland- Geschichte engagiert...

off-topic: Das mit den Ghostwritern ist meine persönliche, bitterböse und verleumderische Meinung...und bezieht sich ausschließlich auf deutsche Autoren.
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muppet
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Beitrag von muppet »

pepe hat geschrieben: off-topic: Das mit den Ghostwritern ist meine persönliche, bitterböse und verleumderische Meinung...und bezieht sich ausschließlich auf deutsche Autoren.
Mit fundierter "Vermutung"? :shock:
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pepe
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Beitrag von pepe »

Hast ne PN in der das gleiche steht wie hier: nein, nix fundiert, nur vermutet...und jetzt zurück zum Thema!
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Zitat Francoise : Auch l’Hotte hat man gesehen, glaube mir nicht ohne Grund ist er eine der wichtigsten Reiterfiguren in Frankreich

Und in 40 Jahren kann man auch großartiges über AvG und I.W. und andere Rollkurer lesen. Reiter der Zeitgeschichte und Goldmedaillengewinner. Einer der wichtigsten Reiterfiguren Hollands und Deutschlands!!!

Alles ist relativ! Es kommt nur darauf an aus welchen " Blickwinkel" heraus etwas beurteilt wird.
Nicht ander als auch bei LHotte, Steinbrecht, Seeger usw.usw..
Das Stigma Bauchers hat sich bis in die heutige Zeit fortgepflanzt . Daran hat auch ein Oliveira nichts ändern können, der selbst auch daran krankte, zu Lebzeiten nicht die Anerkennung erleben zu dürfen, die ihm postmortem widerfuhr.

LG
Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
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Francois
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Beitrag von Francois »

Anchy hat geschrieben:Zitat Francoise : Auch l’Hotte hat man gesehen, glaube mir nicht ohne Grund ist er eine der wichtigsten Reiterfiguren in Frankreich

Und in 40 Jahren kann man auch großartiges über AvG und I.W. und andere Rollkurer lesen. Reiter der Zeitgeschichte und Goldmedaillengewinner. Einer der wichtigsten Reiterfiguren Hollands und Deutschlands!!!

Alles ist relativ! Es kommt nur darauf an aus welchen " Blickwinkel" heraus etwas beurteilt wird.
Nicht ander als auch bei LHotte, Steinbrecht, Seeger usw.usw..
Das Stigma Bauchers hat sich bis in die heutige Zeit fortgepflanzt . Daran hat auch ein Oliveira nichts ändern können, der selbst auch daran krankte, zu Lebzeiten nicht die Anerkennung erleben zu dürfen, die ihm postmortem widerfuhr.

LG
Anchy
Nun, jeder kann sich ja selbst überlegen, wen oder was er für glaubwürdig hält. Aber den Franzosen sollte man schon selbst überlassen, wem sie ein Reitermonument schaffen wollen oder nicht. Und wer „französisch“ reiten möchte, tut gut daran, sich mit diesen Personen zu beschäftigen. Es wäre fast schon amüsant, wenn es nicht so tragische Auswüchse mit sich bringen würde: Da treten einige „Exil-Franzosen“ in die deutsche Reiteröffentlichkeit und schon ist ein neuer Begriff geboren: Französische „Reitkunst“…


Viele Grüße

Francois
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Herrn Racinet fast schon als tragische Person zu bezeichnen ist arrogant und anmaßend ,und hier in aller Öffentlichkeit sehr gewagt, den wen Du mit Exilfranzosen meinst dürfte jedem klar sein. Wo Du hier die Tragik siehst interessiert mich ja dann doch, offensichtlich scheinst Du ihn ja gut zu kennen. Oder vielleicht gar nicht.
Dein Statement ist wirklich unqualifiziert. es geht hier nicht um den Bau reiterlicher Monumente, noch um Heldenverehrung oder sonst was, sondern um jemanden der sich redlich bemüht Reitern tradiotnelle französische Reikultur zu vermitteln. Nicht mehr und nicht weniger, also keine Grund zu derartigen Äußerungen. man muß ja das eigene System nicht immer gleich bedroht sehen.

Anchy
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kiki
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Beitrag von kiki »

Bei den französischen Reitern und Literaten kann ich leider nicht so gut mitreden. Aber vielleicht noch eine Idee: Ich versuche mich mehr mit Anatomie und funktionaler Bewegungsphysiologie zu befassen, und versuche zu verstehen, weshalb, wie, warum welche Bewegung(smuster) welche Probleme verursachen oder lösen.
Das ist auch meine Meinung Jen, aber genau dadurch bin ich eigentlich zur klassischen Reitweise gekommen.
Weil die Hilfen die ich hier lerne logisch mit der Anatomie zu erklären sind.
Die anderen RL ( z.B. FN ) konnten es mir anhand der Anatomie nicht erklären, mag an den RL liegen. :shock: :roll:
Wenn mir was unlogisch erscheint und es dann trotzdem heißt, das ist eben so, dann hinterfrage ich das und such mir jemand anderes, der es mir logisch erklären kann. Und das war nun mal ein RL der klassischen Reitweise. :wink:
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pepe
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Beitrag von pepe »

*mal die Zügel annimmt* Ho, Brauner!
Wir können nur das beurteilen was wir kennen, und das ist was französische Ausbilder in Deutschland angeht, nur auf einige wenige beschränkt. Es wäre interessant zu wissen wie diese Herren in Frankreich gesehen werden...
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