Praxistipps =D

Rund um die klassische Reitkunst

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Daisy
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Praxistipps =D

Beitrag von Daisy »

So, ich muß euch nochmal nerven!

Wie stelle ich es nun am besten an, wenn ich mein Hoppa "umstellen" will - er ist mittlerweile 17 Jahre alt und bisher "FN-geritten". Nun habe ich schon einige Elemente mal vorsichtig "getestet" - obwohl mir klar ist, daß das nur aus dem Zusammenhang gegriffen ist :wink: - nun habe ich gestern mal versucht, den "fleißig treibenden" Schenkel zu ersetzen durch Impulse mit Gertenunterstützung - und siehe da - es klappt ganz hervorragend!!! :D Experiment geglückt :wink: Aaaaber - es ist schon sehr schwierig, selbst, wenn man (ich...) sich wirklich nur darauf konzentriert. Ok, Übungssache -aber: mein Hoppa lief wie eine Giraffe :oops: - ich hatte die Zügel ganz lang gelassen, weil ich mich erstmal nur auf die Schenkelarbeit (oder eben nicht "arbeit") konzentrieren wollte. Aber ich habe ja nix davon, wenn mein Schatzi dann ohne Rücken dahereiert... Nehme ich "normal" (FN) die Zügel auf, muß ich fleißig treiben, dann geht er leicht "am Band" -aber das will ich ja nicht mehr :cry: Ich kann nicht als Reitlehrerin auf dem Platz mit einer Giraffe rumstolzieren, aber das ist nicht mehr lange ein Problem, ab nächster Woche bin ich in einem kleinen Privatstall, da sieht mich keiner mehr bei meinen Versuchen :wink:
Jetzt würde mich mal interessieren, wie das bei anderen Umsteigern "funktioniert" hat??? Was würdet ihr mir raten? Pferdi ist natürlich etwas verwirrt ob der plötzlichen Wandlung :lol:
Her mit den Tipps :lol: :lol: Ich bin sehr gespannt darauf und möchte auch natürlich sehen, daß ich so gut wie möglich den Umstieg schaffe und vor allem auch ohne, daß mein Pferd ne Neurose zurückbehält :lol:
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Junito
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Beitrag von Junito »

Leider kann ich dir nur theoretisch weiterhelfen, da ich mein Jungpferd erst gar nicht mit Dauertreiben geritten habe, sondern er das mit dem Tempohalten alleine hinkriegen musste.

Also, vielleicht so: Das Bein locker hängen lassen (etwas extremer, als es später sein wird), damit du nicht so in Versuchung kommst, dein Pferd weiter zu "unterstützen". Wenn dein Pferd etwas im Fleiß nachläßt, kurz die Gerte in der Schenkellage anlegen - wenn es dann wieder fleißiger wird, Hilfe aussetzen und sofort loben. Wenn er nicht auf das Gerte anlegen reagiert, kurz mit der Gerte einen Tick deutlicher werden. Dann wieder Reaktion abwarten.

Wenn er sensibel genug ist, kann es sein, dass er überreagiert. Trotzdem loben - es war ja das, was du wolltest. Das mit der richtigen Aktion und Reaktion muss normalerweise erstmal geübt werden.

Einfach erstmal locker bleiben und Zeit lassen.
Pferde sind wie guter Sekt - es braucht Zeit und Erfahrung, damit sie perlen können.
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Kosmonova
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Beitrag von Kosmonova »

Mein Tipp: Lesen :D Die meisten aus der Deutschen Reitlehre beschränken sich NUR auf Praixiserfahrungen. Ich würde es immer mit passender abwechslungsreicher Literatur belegen und hinterfragen. Es hilft viel etwas über Biomechanik, Bewegungsabläufe und Verhaltensmuster zu wissen wenn man pferdegercht reiten und ausbilden will. Man darfs nur nicht übertreiben sonst kommt man vor lauter Theorie in der Praixis nicht klar ;)

Ansonsten kann ich dir als tendenziell stark PK- Baucher orientierter Klassikreiter (oh je die definitionen werden immer wirrer :D) eher schlecht Tipps geben, da sein System eine Art Bausteine sind. Und da kann ein einzelner schnell ein sensibles Pferd verwirren.

Normaler Weise und zu aller erst. vom Dauertreiben wegkommen. Das will die FN ja auch nicht! Machen aber alle weil sie meinen das Pferd so besser zu kontrollieren und ReitSPORT statt ReitKUNST betreiben. Allgemein wird die Hand zu tief getragen teilweise neben dem Rist "abgelegt" und dann kann man nur noch ziehend einwirken. (Ich selbst folge diesem Muster gelegtlich *argh*) Ein gelegentlich höher einwirkende Hand wirkt auf die Maulwinkel ein und drückt nicht das Gebiss auf die Zunge. Das sind die 2 Punkte die ich grundsätzlich mitgeben kann.

Mehr "Unterschiede" gibt es aber sie liegen im Detail oder sind so grundlegend das du wieder ins Rudern kommst. Aber größtenteils gibt es die Unterschiede nur dadurch das "FNler" ihrer eignen Richtlinien "Verlesen" oder eben auch die Richtlinien auf PERFEKTE Pferde und ÜBERdurchschnittlich begabte Reiter abzielt. Wie man ein Pferd mit z. B. Hannes Kaliber ausbildet steht da nicht drin ;) Das sind nun aber 80 % der Reiterwelt.

Such dir doch jemanden in deiner Nähe der dir mal Unterricht gibt. Je nachdem welchen Klassiker der/die RL folgt kann sich der RU stark unterscheiden. Im Baucherlager steht meist erstmal Abkauen auf dem Plan und du wirst deines Sperriemes und/oder Reithalfters beraubt damit das Pferd kauen kann. Bei uns hat auch jemand der auch andere Trainer besucht nochmal frischen Wind in PKs Sachen gebracht. Man muss aber immer klar Ziele und Probleme mit und am Pferd vor Augen haben und nicht hier und da was "Probieren" oder großer Unterschiede (z. B. Baucher/Steinbrecht) bedenkenlos vermischen. Das führt zu jenen entäuschten die meinten "Legerte sei Kindergarten" ... (Insider Janet) oder auf einem untertourigen Pferd ohne Rücken piaffieren.

Denn Klassisch Reiten bedeutet für mich nur eins: IMMER aufs Pferd und seine Bedürfnisse (Exterieur wie Interieur) abgestimmt und SEHR anstrengend für die Reiter, da sie lernen müssen ihren Körper WIRKLICH zu beherschen und sinnvoll auszubilden.

Mehr ist es dann im Endeffekt nicht. Ein gut Reitender FNler mit der richtigen Einstellung zu Ausrüstung (eben keine Sinnlosen Riemen) und offen Augen für sein Pferd, macht hier und da zwar was anders aber er hat ein zufriedenes gut bemuskeltes Pferd. Gleiches gilt für Westernreiter. ABER in diesen Lagern habe ich eine derartige Einstellung einfach zu selten getroffen. Und wenn waren die dann meist auch auf der "Durchreise" ...genau wie ich. Ich bin nach einem Jahrzent FN übers Western "hier" angekommen. :wink:
Es grüßt Nadine

*******************
so schwer wie die freiheit, so leicht ist der zaum der sie hält... (frei nach and one - krieger)
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

Hehe, was die Theorie anbelangt, da bin ich mind. Weltmeisterin :lol: Ich habe Tierheilpraktikerin und HumanHP gelernt, Schwerpunkt Bewegungsapparat - d.h., Bewegungslehre, Anatomie, Physiologie und Patho sind für mich gut zugänglich. Gute Hinweise habe ich auch u.a. von Dr. Gerd Heuschmann (mit ihm habe ich auf mehreren Seminaren stundenlang persönlich diskutiert und gefachsimpelt, er hat wirklich sehr detaillierte Kenntnisse und kann diese gut vermitteln; er prangert auch sehr offen und manchmal sehr provokant "Star-Reiter" an... ) sowie R. Stodulka (leider noch nicht persönlich kennengelernt, ich kenne nur seine "med. RL" - bekommen. Was die Klassik-Szene anbelangt, so befinde ich mich noch recht am Anfang. PK habe ich gelesen - "Reitkunst" und "Irrwege", momentan lese ich Racinet's "Feines Reiten". Aber man will ja auch was umsetzen, gell? :wink:
Wie beginne ich am besten? Mit Handarbeit? Vom Sattel aus? Parallel??? Bin für jeden Tip dankbar!!!!
Im Moment bin ich auf der Suche nach einem RL nach dem Prinzip...
DaMoTiRo
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Beitrag von DaMoTiRo »

Ein sehr interessantes Thema.

Mir geht es quasi genauso wie Dir, Daisy. Mein Pferd ist 17 und bislang nach FN geritten worden (L-Springen und A-Dressuren). Ich selber kenne auch nur das Prinzip: Hinten stechen - vorne ziehen und möchte dies in dieser Form auch nicht mehr.
Leider hatte ich bislang nur 5 Reitstunden bei einer RL, die nach klassischen Grundsätzen unterrichtet. Dann musste ich den Stall wechseln und stehe nun vor einem großen Berg Theorie ohne praktische Anleitung...
Auch mir hat man als erstes erklärt, dass ich den ständigen Druck mit dem Schenkel unterlassen soll - für mich eine wahnsinnige Konzentrationssache. Man glaubt gar nicht, wie schnell man in alte Bewegungsmuster zurückverfällt.
Die nächste Sache war die Hand: Nicht rückwärts einwirken - im Bedarfsfall die Hand lediglich heben. Bei uns hat es in der dritten Stunde klick gemacht und der Hals wurde fallen gelassen. Nicht konstant, aber immerhin phasenweise.

Und nu steh ich da mit meinem Latein.
Deswegen lese ich hier aufmerksamst mit... :wink:
Solange Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken.
horsman
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Beitrag von horsman »

@daisy
Als erstes muss man sich mal von der Vorstellung freimachen, dass ein hoher Hals gleichbedeutend ist mit einem weggedrücktem Rücken.
Lass das Pferd einfach mit so leichtem Zügelkontakt, dass er nicht bremst laufen, ziehe nicht den kopf an Dich, halte es leicht am Schenkel, finde eine gute Kadenz (nichz zu schnell, nicht zu langsam), bearbeite die Hinterhand durch Seitengänge und die von Dir gewünschte Genickrundung kommt von allein.
Genickbeugung und Hankenbeugung sind dasselbe, schreibt sogar von Heydebreck :D .
Im Grunde muss man nur korrekt deutsch nach der HDV12 reiten :D .

Gruss
horsmän
skywalker

Beitrag von skywalker »

Daisy hat geschrieben:Gute Hinweise habe ich auch u.a. von Dr. Gerd Heuschmann (mit ihm habe ich auf mehreren Seminaren stundenlang persönlich diskutiert und gefachsimpelt, er hat wirklich sehr detaillierte Kenntnisse und kann diese gut vermitteln; er prangert auch sehr offen und manchmal sehr provokant "Star-Reiter" an... ) sowie R. Stodulka (leider noch nicht persönlich kennengelernt, ich kenne nur seine "med. RL" - bekommen.
He, vielleicht interessiert dich dann ja ein Seminar mit den beiden (Heuschmann/Stodulka)! 1.-2. September, allerdings in Ö. Ist eine zweite Auflage eines gerade vergangenen Seminars, wird quasi wiederholt und ausgebaut aufgrund des guten Echos der Teilnehmer. Ich war selbst teilweise dabei, war sehr interessant.
Allerdings weißt du wahrscheinlich schon das meiste, wenn du so eine Vorbildung hast bezüglich Anatomie etc.
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Mara
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Beitrag von Mara »

Ich habe mit den Abkau- und Biegeübungen angefangen - vom Boden aus.
Habe dann generell erst mal Bodenarbeit gemacht und das Schulterherein erarbeitet. Dann bin ich (parallel zum reiten) zu "echter" Handarbeit übergegangen und Langzügel.
Ich habe nur noch am Cavecon longiert. Vorher hatte ich dazu ein Knotenhalfter, weil mir an der Trense longieren noch nie gefiel.

Beim reiten hatte ich zum Glück keine grösseren Umstellschwierigkeiten, da mir das ständige Treiben und die tiefe Hand noch nie zugesagt haben.
Und mein Stinker hat es sehr gut und dankbar angenommen.
Überflüssige Lederteile wie Sperriemen oder Reithalfter hatte ich eh nicht.


Das Dilemma der FN-Reiter sehe ich fast immer darin, dass sie auf jeden Fall den Kopf irgendwie runterbekommen wollen :roll: (sieh das bitte nicht als Angriff, das ist meine allgemeine Erfahrung)
Wenn Du das Gefühl hast, er lässt bei der Giraffe den Rücken weg, dann würd ich das Flexionieren im Stand bei ihm festigen um es dann im Schritt (und später im Trab und Galopp) auch abrufen zu können. Das entspannt den Kiefer und somit auch das Genick und den Hals.
Reiter, die ihre Pferde frei lassen, sind es, welche die Genüsse der Reitkunst zu empfinden vermögen.
(Nuno Oliveira)
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pepe
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Beitrag von pepe »

In der Theorie eigentlich ganz einfach: du möchtest dass er sich selber trägt. In der Praxis sauschwierig weil er gelernt hat dass du jede Bewegung und deren Ausführung kontrollierst. Versuche ihn so fein als möglich zu reiten / konditionieren, das geht zum Beispiel auch mit der Atmung, das bewusste Anheben und Absenken des Zwerchfells. Anlehnung muss so fein werden dass du ihm den Zügel trägst, weil dessen Gewicht schon zuviel ist...Respekt vor dem Maul....
Mir hat Hinrichs geholfen, in Theorie und Praxis....
"Reiten Sie Ihr Pferd teuer!" -Richard Hinrichs
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

horsmän hat geschrieben:@daisy
Im Grunde muss man nur korrekt deutsch nach der HDV12 reiten :D .
Das hab ich mir auch schon mal so gedacht, als ich anfing, mich mit der frz. RL zu beschäftigen... Man ist hier nur davon abgekommen...
DaMoTiRo
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Beitrag von DaMoTiRo »

HDV = Heeres-Dienst-Verordnung ?

oder

HDV = Hochdruckverdichter (Hubschrauber) ?


*mal schnell googeln gehe, bevor ich mich wieder blamiere* :oops:
Solange Menschen denken, dass Pferde nicht fühlen, müssen Pferde fühlen, dass Menschen nicht denken.
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

pepe hat geschrieben:In der Theorie eigentlich ganz einfach: du möchtest dass er sich selber trägt. In der Praxis sauschwierig weil er gelernt hat dass du jede Bewegung und deren Ausführung kontrollierst. Versuche ihn so fein als möglich zu reiten / konditionieren, das geht zum Beispiel auch mit der Atmung, das bewusste Anheben und Absenken des Zwerchfells. Anlehnung muss so fein werden dass du ihm den Zügel trägst, weil dessen Gewicht schon zuviel ist...Respekt vor dem Maul....
Mir hat Hinrichs geholfen, in Theorie und Praxis....
Ich habe ihn sowieso immer nur durch "Atmung" "gebremst" - aufrichten, ausatmen - zack, war der Schritt/Trab/Halt da. Ich arbeite viel mit dem Becken, mach auch Pilates, dort trainiert man gerade diese Partie wunderbar. Das geht also. Aber es ist schon richtig, wie weiter oben geschrieben wurde: Solange das Pf. den Kopf "unten" hat, ist alles ok, ansonsten muß man das ändern.... :roll: Ich habe aber auch schon lange meinen Reitschülern erklärt, daß sie den Kopf erstmal so lassen sollten, wie sie sind, wenn sie locker sind, geht es fast von allein - aber eben nur FAST... dazu muß man dann doch eben die Hand leicht anstehen lassen... Na gut, ich werde mich mal mit dem "Flexionieren" (ohne "Hyper" :wink: - das hab ich aber eh nie gemacht!!) beschäftigen! Das mit dem "nach oben zuppeln" im Stand klappt erstaunlich schnell für meine Begriffe, da ich ja so was noch nie gemacht habe! Erst bei meinem Zausel und dann war ich neugierig - bei "meinen" Schulis auch! Sogar bei einem mit "totem" Maul (war früher Trabrennpferd)! Bitte ruhig weiter posten, ich finde es hochinteressant *saugauf*
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Jen
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Beitrag von Jen »

grummel. Ich habe heute morgen eine ausführliche Antwort geschrieben und dann ist mir das Forum abgestürzt. Hatte jemand anderes noch solche Probleme? sonst konnte ich nämlich ganz normal ins internet, nur das Forum hat gestreikt. ??

also, nochmals kurzfassung:

Wenn ein Pferd die "Giraffenhaltung" annimmt, wenn es langen Zügel bekommt, dann ist für mich die ganz grundlegende Basis bei diesem Pferd nicht gegeben und ich würde bei so einem Pferd ganz von vorne anfangen. Jegliches "Zusammenstellen" ist Tabu, weil die klassische Reitweise das Pferd und insbesondere den Hals nicht kurzmachen will, sondern die Oberlinie verlängern und die hand zum Maul hinsuchen soll.

Dazu würde ich wie gesagt, ganz zur Basis zurückgehen und das ist für mich die Longe. Das Pferd wird dabei am Kappzaum OHNE Hilfszügel longiert und lernt erstmal die Grundbegriffe: Oberlinie loslassen, sich stellen und biegen lassen, das innere Hinterbein vorschwingen und dann kommt die Dehnung und das v/a ganz von alleine. (genaueres bitte über Suchfunktion, gibt schon mehrere Beiträge dazu). Meine Erfahrung ist, dass genau dieser Punkt (ohne HZ), den "Umsteigern" am meisten Probleme bereitet, weil sie das Gefühl haben, dass das nicht funktioniert und das Gefühl der Kontrolle verlieren. Wird das Pferd aber sauber und seriös vorbereitet und aufgebaut, dann funktioniert das bestens. Ich habe bisher noch kein Pferd kennengelernt, wo das nicht funktioniert hat, egal ob es sich um einen rohen 3.5jährigen oder um ein völlig falsch bemuskeltes, "verbrauchtes" 17jähriges Freizeithoppa gehandelt hat. Theoretisch: je besser das Pferd ausgebildet ist, desto einfacher sollte das Pferd die Anforderungen umsetzen können. Die Qualität der Ausbildung lässt sich daran erkennen, welches Bewegungsmuster das Pferd verinnerlicht hat. Leider haben viele auch weit ausgebildete Pferde ein völlig falsches Bewegungsmuster verinnerlicht und dies zu korrigieren bedeutet ganz von vorne anzufangen.

Erst dann ist das Pferd bereit sich die Hilfen abzuholen und fähig diese auch umzusetzen.
Liebe Grüesslis, Jen
***
Das Maul des Pferdes ist kein Bremspedal! Martin Plewa
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Daisy
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Beitrag von Daisy »

Danke für die ausführliche Antwort, Jen!! Ich denke, es lag vllt. auch mit daran, daß a) ich aufgeregt war und b) er eine Auszeit hatte, da er gestolpert war und etwas "tickte", außerdem waren wir nach längerer Zeit mal wieder auf dem Dressurplatz (erst waren beide Plätze zu staubig und zu tief, nach dem Regen stand der Dr.Platz unter Wasser und wir waren auf dem Springplatz), vllt. kam alles etwas zusammen. Das mit dem Longieren ohne HZ mach ich übrigens schon seit ca. 4 Jahren; damals hatte ich mit meinem TA ein Gespräch über Vorbereitung auf Trainer-Lehrgang, und der empfahl mir zum Muskel- und Konditionsaufbau genau dies: Longieren ohne HZ, z.T. mit Cavaletti oder ohne. Übrigens auch ein TA mit alternativem "Hauch" :wink: Das werde ich jetzt auch mal wieder tun. "Einfach so" oder gibts da auch irgendwelche "Übungen" oder so? Ich komm mir echt vor wie ein Anfänger :wink:
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Mara
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Beitrag von Mara »

Man kann beim Longieren eigentlich recht gut auch Bahnfiguren einbauen.

Ich selber gehe viel mit (hab die hälfte der Longe immer aufgewickelt in der Hand) mache viele Übergänge (Schritt, halten, Trab usw.) Volten (mittlerweile reicht das Stimmkommando, um eine schöne volte in Stellung und fast etwas Biegung hinzubekommen - Vorstufe zur freien Arbeit) viele Handwechsel (meist durch den Zirkel wechseln, oder in einer Schlangenlinie durch die Bahn)
Ab und an hab ich an einer kurzen Seite auch ein Cavaletti oder eine Reihe von 3 oder 4 Stangen. Da dann ab und zu rüberlongieren.

Eigentlich sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt - ich verbinde meistens das longieren mit Freiarbeit, gehe dann (wie beim Langzügel) auch mal hinter ihm um später wieder auf Schulterhöhe zu sein und etwas Bodenarbeit zu machen -> Seitengänge

Auch wenn sich das jetzt etwas konfus anhört. Ich mach natürlich nicht alles wild durcheinander und auch nicht immer alles. Aber mein Pferdi dankt mir diese Abwechslung mit ständiger Aufmerksamkeit und Arbeitseifer.
Reiter, die ihre Pferde frei lassen, sind es, welche die Genüsse der Reitkunst zu empfinden vermögen.
(Nuno Oliveira)
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