Wie bekommt Ihr Eure eigene Schiefe in den Griff?

Rund um die klassische Reitkunst

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susiesonja
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Wie bekommt Ihr Eure eigene Schiefe in den Griff?

Beitrag von susiesonja »

Vielleicht ist mein Problem ein besonderes, vielleicht aber auch nicht.

Es gibt Tage an denen ich in den Sattel steige und ein ganz bescheidenes Sitzgefühl habe. Mein rechtes Bein fühlt sich dann viel länger an als das Linke und ich habe schnell das Gefühl nach links rüber zu sitzen. Dann verstelle ich meine Steigbügel um wieder ein gerades Gefühl zu bekommen. Diese Bügellänge für das rechte Bein kann dann am folgenden Tag komplett verkehrt sein.
Nun waren bei mir vor ein paar Jahren Rückenwirbel gebrochen und seit dem kämpfe ich mit diesem Problem. Mal bin ich schiefer und mal eben nicht.
Zwischendurch dachte ich schon es liegt am Sattel. Das ist es aber nicht. Verschiedene Sättel ändern nichts am Gefühl.
Dann dachte ich mein Pferd wäre so unmöglich gearbeitet, das er mich links tiefer setzt. :shock: Anderen Reitern fällt eine besondere Schiefe bei meinem Pferd nicht auf.
Reite ich fremde Pferde habe ich das gleiche schiefe Gefühl was mich letztlich zu dem Schluß bringt das es tatsächlich meine ganz persönliche Schiefe ist die mich immer mal wieder aus dem Lot bringt.

Lange Rede, kurzer Sinn....
Kennt Ihr dieses Problem und wenn ja, wie geht Ihr damit um?
Gibt es spezielle Übungen (andere als ich aus der gängigen Krankengymnastik kenne) um die Situation zu verbessern?
Und warum variiert dieser Zustand so?
lalala

Beitrag von lalala »

Warst du schon mal beim Chiropraktor, um dich wieder gerade machen zu lassen ?
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bea
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Beitrag von bea »

Hallo Sonja

Oh ja, ich kenne das Problem auch. :roll: Wenn ich gerade stehe, ist meine linke Schulter immer etwas höher, was mit Verspannungen auf der rechten Seite zusammen hängt. Meine rechte Schulter kann ich auch schlecht zurücknehmen und mein rechtes Bein kaum in die Tiefe lassen. Häufig hatte ich nach dem Leichttraben im rechten Fussgelenk leichte, krampfartige Schmerzen, weil ich immer den Fuss durchgedrückt habe und ihn kaum locker lassen konnte. Durch ungleiche Steigbügel habe ich das Probleme zu kaschieren versucht, allerdings gemerkt, dass das auch keine Lösung ist.
Ich habe jetzt angefangen, im Alltag umzudenken; dies hat mir ganz enorm geholfen.

Bsp.:
- Ich drehe bewusst meinen Oberkörper auch mal nach rechts, wenn ich nach hinten gucke oder so. Das fällt mir sehr schwer, weil eben immer die Schulter im Weg ist; aber es klappt immer besser. Wenn ich am PC zusätzlich mit Blättern oder Büchern arbeite, dann lege ich diese nun immer rechts von mir hin; dadurch komme ich in eine Arbeitshaltung, wo meine rechte Schulter auch zurück muss.
- Ich gehe jeweils mit einer Hängemappe an der Uni - nicht ideal natürlich, aber das ist nun mal so. Unbewusst habe ich diese früher immer auf der linken Schulter getragen, weil sie mir rechts runtergerutscht ist. Nun achte ich darauf, schön abzuwechseln und die rechte Seite immer wieder zu dehnen.
- Ich habe gemerkt, dass meine Verspannungen auf der rechten Seite mit einem rechts festen Kiefergelenk zusammen hängen. Seit ich das weiss, beginne ich bei allen Problemen immer erst den Unterkörper zu lockern. Seither habe ich auch kaum mehr Probleme mit meinem Fussgelenk beim Leichttraben.

Bei mir ist die Schiefe auch nicht immer gleich. Ich denke, das hängt eben mit den Muskelspannungen zusammen. Aber seit ich mir meiner Schiefe bewusst bin und meinen Körper eben vermehrt kontrolliere, ist es auf dem Pferd schon viiiiiiiiiel besser geworden.

LG, Bea
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muppet
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Beitrag von muppet »

Ich kenne das auch. An manchen Tagen fühle ich meine eigene Schiefe mehr, an anderen weniger oder gar nicht.
Das ist bei mir eine Kombi aus meiner natürlichen Schiefe, einer Neigung zum Einknicken in der Hüfte :roll: und Rückenproblemen.
Das Empfinden ist durchaus abhängig von der Tagesform. Ich denke auch davon, was ich den Tag über gemacht habe, zum Beispiel verkrampft am Schreibtisch gesessen usw.

Als Gegenmaßnahme fällt mir klassisch ein, die eigene Beweglichkeit zu verbessern. Also Bewegung, Gymnastik, Sport..

Zu Hause hab ich noch zum Sitzen so ein Sitzkissen, rund mit Luft gefüllt, das man auf einen normalen Stuhl legt und mit dem man das Sitzen, Gleichgewicht usw. üben kann.
Was auch gut sein soll, sind wohl diese Schwinghocker oder auch ein großer Gymnastikball.

ich würde gerne mal einen Kurs machen, bei dem eine Bewegungstherapeutin die eigenen Schwächen beim Reiten aufdeckt und gezielte Übungen erarbeitet. Aber leider gibt es das hier in der Gegend nicht.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Für so etwas sind einige der Übungen z.B. von Peggy Cummings oder Eckart Meyners eine feine Sache. Da habe ich mir einige von gemerkt und setz die immer mal wieder ein.

Und, was Bea schreibt, ist auch gut: auch im Alltag auf die Schiefe achten (z.B. mal beim Autofahren die andere Hand höher zu nehmen, als die, die man sonst höher hat und solche Kleinigkeiten).

Tja, und guter Unterricht (den ich auch gerne hätte!).

Medora
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ja, das kenne ich auch. Ich nehme z.B. die Schenkel unterschiedlich weit zurück bei der Galopphilfe. Das ist mir optisch nicht wirklich offensichtlich geworden, sondern beruht auf einer unterschiedlichen Körperdrehung und somit der Schiefe. Gerade links große Schwäche (Schulter wird inne mehr hochgezogen und äußere wird nicht mitgenommen). Ich habe mit Gymnastik auf dem Pferd (z.B. Hand zum Steigbügel) Besserungen erreichen können.
Einem Reitlehrer ist das bisher noch nie aufgefallen und ich kenne bisher keinen, der sowas bewußt korrigiert. Es ist natürlich auch von Pferd zu Pferd mal mehr/mal weniger schlimm. Hauptsächlich ist es mein Gefühl, was mir sagt, dass es auf der Hand weniger stimmt. Dann nehme ich mir wieder meine Videokamera her und zerlege meine Körperteile in gut und böse 8) Letztendlich suche ich in Büchern Methoden (Swift, Wanless) da etwas zu ändern. Denke aber, dass man das nie wirklich ganz wegbekommen kann.

LG Susi
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

bea hat geschrieben: - Ich drehe bewusst meinen Oberkörper auch mal nach rechts, wenn ich nach hinten gucke oder so. Das fällt mir sehr schwer, weil eben immer die Schulter im Weg ist; aber es klappt immer besser.
- Unbewusst habe ich diese früher immer auf der linken Schulter getragen, weil sie mir rechts runtergerutscht ist. Nun achte ich darauf, schön abzuwechseln und die rechte Seite immer wieder zu dehnen.

LG, Bea
Ja, genau diese Dinge sind mir auch aufgefallen. Aber dennoch habe ich sie mit Krankengymnastik noch nicht befriedigend in den Griff bekommen. Manchmal glaube ich auch das ich besonders sensibel dafür geworden bin. Bei ist es eine echte Gratwanderung zwischen einem Problem und einem Elefanten der ursprünglich eine Mücke war... :roll:

Meine RL achtet sehr, sehr, sehr auf den Sitz und fotografiert und filmt mich auch gern mal, wenn meine Wahrnehmung mir wieder einen Streich spielt.
Aber auch sie ist nicht Gott und kennt bestimmt nicht alle Lösungen.
Ich muß auf jeden Fall mehr darauf achten in Alltagssituationen und während der Arbeit meine Körperhälften gleichmäßiger zu belasten. DAS habe ich schon sehr vernachlässigt.
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bea
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Beitrag von bea »

Ich kann dir das Buch "Besser Reiten mit Alexandertechnik" von Walter Tschaikowski sehr empfehlen. Wenn ich irgendwann mal die Möglichkeit habe, direkt einen AT-Kurs zu machen, dann werde ich auch das tun; habe damit sehr gute Erfahrungen gemacht bzgl. Körperwahrnehmung.

LG, Bea
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

So wie es aussieht habe ich im Moment ein total gestörtes Gefühl was meinen Körper und meinen Sitz angeht.
Reiten heute war schrecklich. Ich fühlte mich zwar nicht ganz so schief, aber ich saß mit Null Körperspannung auf dem Pferd. Ich hatte das Gefühl nur hin und her geschleudert zu werden. Einfühlungsvermögen daher ebenfalls Null.
Zuviel mit der Hand, weil zuwenig gesessen... :(
Mann...sowas nervt. Erst recht wenn man auf einem Pferd sitzt das die absolute Unterstützung des Reiters braucht, weil er sonst auch nur schlacksig durch die Gegend dümpelt.
Ich hoffe dieses mangelnde Körpergefühl läßt sich auf die Hitze schieben (zumindest zum Teil :wink: ) und wird bald besser...
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bea
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Beitrag von bea »

Hallo Sonja

Vielleicht solltest du dich nicht zu stark auf deinen eigenen Körper konzentrieren, sondern dabei das Fühlen nicht vergessen; mir zumindest ging es bisweilen schon so...

Ansonsten: Das wird wieder! :) Nicht immer zu viel erwarten, als Erstes immer erst Lockerheit erarbeiten - und zwar von Pferd und Reiter; und wenn es halt mal nur zu diesem einen Punkt kommt, dann sich vor Augen halten: Wir haben so doch mehr erreicht, als wenn wir statt dessen etwas rumgewurstelt hätten.

*troest* und LG, Bea
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Beitrag von Linski »

Also ich kann Tanzen empfehlen. Falls es in das persönliche Zeitfenster passt, besser mehrfach die Woche. Und nicht duziduzi, sonder mit einem gescheiten TRainer, der auch wirklich meckert und korrigiert, wenn der Arm 5cm zu tief hängt. Ist super für das Körpergefühl und die Spannung. Habe eine Bekannte die ihre krumme Reiterei damit erheblich verbessert hat.

Ich selbst bin als Kind mit Turnen, Voltigieren und Tanzen auf "gerade" getrimmt worden. Kann zwar grandios krampfig auf dem Pferd sitzen, aber immerhin gerade. 8)
Lächeln! Reiten macht Spaß!
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BiancaW
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Beitrag von BiancaW »

Ich kämpfe auch sehr mit meiner Schiefe. Der Körper prägt sich das schiefe Gefühl so ein, dass wenn man gerade ist meint, NUN wäre man schief.

Habe zum Glück einen Reitlehrer, der sehr darauf achtet. Nach dem Motto, wenn die Grundlagen nicht klappen (in dem Fall mein Sitz), kann auch das Pferd nicht vernünftig gehen.
Es ist verdammt schwer alte Bewegungsmuster abzulegen, aber ich habe noch Hoffnung, dass es irgendwann besser wird...

Übungstipps habe ich leider keine. Am besten jemanden von außen draufgucken lassen, der auch korrigieren kann. Und fühlen, fühlen, fühlen...
(leichter gesagt, als getan)
lieber Gruß, Bianca

Viele würden niemals mit vollem Mund sprechen, tun es aber mit leerem Kopf (Orson Welles).
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

Linski hat geschrieben:Also ich kann Tanzen empfehlen. Falls es in das persönliche Zeitfenster passt, besser mehrfach die Woche. Und nicht duziduzi, sonder mit einem gescheiten TRainer, der auch wirklich meckert und korrigiert, wenn der Arm 5cm zu tief hängt. Ist super für das Körpergefühl und die Spannung. Habe eine Bekannte die ihre krumme Reiterei damit erheblich verbessert hat.
Daran hatte ich auch schon gedacht. Aber da prallen gleich zwei Probleme aufeinander. Die Zeit! Obwohl dieses Problem eher das Kleinere ist. Wo ein Wille ist, ist ja auch ein Weg... :wink:
Und mein Kerl! Und den programmiere ich bestimmt nicht so leicht auf "Tanzbär"! :roll: Und allein losziehen käme mir komisch vor.
Ich bleine erstmal bei Krnakengymnastik und den mahnenden Worten meiner RL, die auch keine Hemmungen hat mich aufs Foto zu bannen. :shock:
klippdas
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Beitrag von klippdas »

Neben den anderen guten Tipps hier: Ich bin kürzlich mal zum Osteopathen gegangen (Nachdem mein Pony natürlich häufiger in diesen Genuss kommt, dachte ich, warum nicht auch mal ich :wink: )
Der Erfolg war umwerfend: Ich konnte mich auf einmal wieder nach rechts drehen, im Seitengang oder so, ohne das ich mich längs der Wirbelsäule völlig verdreht und verworfen habe. Ganz abgesehen vom Verschwinden diverser, alter Verspannungen im Schulterbereich. Sehr genial!

Osteopathie wirkt anders als Chiropraktik und auch anders als Krankengymnastik: Es werden mit minimalen Bewegungen und kleinstem Druck auf die Muskulatur die Faszien gelöst. (Genauer kann ich es nicht erklären) Ich habe es eigentlich nicht glauben wollen, aber die Wirkung hat mich überzeugt.

Ist zwar teuer (ich hoffe noch auf Kostenerstattung von der Krankenkasse), aber letztendlich: Warum so viel Geld in Reitstunden stecken, wenn man schief ist und jede Hilfe dadurch schief ankommt? :roll:
Ellen
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Beitrag von Ellen »

Das Problem mit der natuerlichen Schiefe kenne ich auch sehr gut. Hatte vor einiger Zeit einen boesen Unfall. Hatte an drei Stellen der Wirbelsaeule Schmerzen. Von Chiropraktik wuerde ich aus eigener Erfahrung abraten.

Habe meine Rueckenschmerzen durch Sport in den Griff bekommen. Die starke Natuerliche Schiefe die mein Koerper nach dem Unfall zum Schmerzausgleich eingenommen hat ist auch schon einiges besser geworden.
Mir hat vor allem Yoga geholfen.

Gute Uebung gegen verspannte Schulter-/Halsmuskulatur, Schiefhalten des Kopf, eine Schulter hoeher als die andere:

Rechtes Ohr so weit wie moeglich zur rechten Schulter bringen um Muskeln auf linker Halsseite zu dehen, 30 Sek halten, dann aus dieser Position Nase so weit wie moeglich zur rechten Schulter drehen, 30 Sek halten, Spannung loesen.
Bei Uebung unbedingt darauf achen die Schultern nach hinten-unten zu druecken + tief in Bauch Atmen. Moeglichst zwei mal taeglich. Kann man auch im Buero machen.
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