Centered Riding II bei Carla Bauchmüller

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Centered Riding II bei Carla Bauchmüller

Beitrag von Josatianma »

Kursbericht „Centered Riding II“ bei Carla Bauchmüller in Zusammenarbeit mit der Reken-Reitlehrerin Sandra Schledermann im FS-Reitzentrum Reken
4. – 6.5.07
Von Celine

Vorweg: Leider habe ich versäumt, von dem Centered Riding I – Kurs im Herbst rechtzeitig einen Bericht zu schreiben, und jetzt sind so viele Details schon aus meiner Erinnerung verblasst, dass ich einfach mal mit dem „frischen“ zweiten Teil anfange.

Anreise am 3.5.
Nach 6,5 Stunden Fahrt (davon 3 Stunden im Stau!) kamen wir endlich in Reken an. Dort war dann alles wie gewohnt prima: 2 große Paddockboxen, frisch mit Späne eingestreut, warteten schon auf die Jungs. Nach der großen Raubtierfütterung waren wir dann froh, auch unser Quartier aufsuchen zu können.
Nun aber zum Kurs:

1. Tag vormittags
Es gab 8 Teilnehmer, davon genau 1 männlich, nämlich mein Liebster. Mit uns waren 4 mit eigenen Pferden dort, die anderen ritten Lehrpferde.
Weil es sich ja um einen Fortsetzungskurs handelte, kannten wir alle schon die Grundlagen des „Centered Riding“. Am ersten Tag im Theorieteil hat Carla abgecheckt, wo mögliche Schwerpunkte liegen könnten. Zur Auswahl als Schwerpunktthemen standen: 3 Sitzarten im Trab/Galopp/Zügelführung/halbe Paraden/Seitwärts/Wendungen/Yoga.
Die meisten wollten als Schwerpunkte die halben Paraden und das Galoppieren, aber auch alle anderen Themen machen.
Dann gab es Carlas spezielle Aufwärmgymnastik: Den Hampelmann in verschiedenen Variationen, die schon einiges an Koordinationsfähigkeit voraussetzen, dann noch eine Aufwärmgymnastik aus dem Yoga-Bereich.
Außerdem haben wir noch die Übung „tanzende Hände“ von Sally Swift gemacht, wo es darum geht, durch eine klare Absicht und ohne den Einsatz von Kraft die Hände des jeweiligen Übungspartners in alle möglichen Richtungen zu lenken.
Auf dem Pferd:
Wiederholung der Grundlagen aus dem letzten Kurs: Rückwärts Fahrrad fahren, starre Augen vs. weicher Blick, das alles im Schritt und Trab. Gefilmt wurde auch, aber das Video dann versehentlich wieder gelöscht. Wir sollten alle unsere Körperteile in Gedanken durchgehen und spüren, wo Verspannungen sind oder wo unsere Sitzfehler liegen, erst mal ohne diese korrigieren zu wollen, es ging also um ein „Bewusstmachen“.

Nachmittags haben wir die Gruppen getrennt. Wir begannen zu viert bei Sandra:
Schritt und Trab reiten, dabei den Sitz beachten und betrachten, Verspannungen lösen, einstimmen auf die Bewegungen des Pferdes.
Dann Leichttraben mal anders: 2x aufstehen und 1x sitzen, 2x sitzen und 1x aufstehen, 2x sitzen und 2x aufstehen, oder mal die Hände abwechselnd oder zusammen im Takt hoch und runter bewegen, bei jedem Tritt oder jedem zweiten.
Dann haben die Gruppen gewechselt.

Bei Carla:
Zirkel und ganze Bahn mit Fokus auf den richtigen Drehsitz in den Wendungen. Das Ganze auf Video aufgenommen.
Das Pferd schon anfangen, in einer angemessenen Haltung zu reiten. Detlev sollte fleißiger mit der Hinterhand sein, dazu sollte ich ihn mit der Gerte anticken. Das richtige Arbeitstempo erspüren mit Carlas Hilfe.
Detlev ging die Zirkel nicht gleichmäßig und kürzte die Ecken arg ab. Ich rutschte in der Ecke und in Wendungen nach außen und hob gleichzeitig die äußere Schulter hoch.
Außerdem sollte ich die Zügel kürzer fassen. Das gefiel mir gar nicht, später auf den Videoaufnahmen hab ich dann aber gesehen, dass meine Zügel viel länger waren, als ich dachte. „Kurzer Zügel, weich geführt“ sagte Carla. Zwischendurch haben wir immer mal die richtige Dehnungshaltung geübt, wobei mir klar wurde, dass ich bislang immer nur Pseudo-Dehnungshaltung geritten bin. Viele Pausen wurden auch gemacht, am komplett hingegebenen Zügel.
Anschließend haben wir die Videos angesehen, und wie gesagt, war ich erstaunt, wie lang mein Zügel anfangs war und wie ich Detlev schlurfen ließ. Carlas Rat: Der muss von der Vorhand weg, weil er sich mit seinem enormen Schub sonst selbst vorn in den Boden rammt. Dabei ist das richtige Tempo wichtig, aber schwierig zu ermitteln. Wenn er sich im Genick fest macht, kurz mal nach außen oder vermehrt nach innen stellen mit höherer Hand, dann ist er sofort wieder da.


2. Tag vormittags:
Thema „Halbe Paraden“
Im Theorieteil haben wir eine ganze Reihe Vorübungen zur halben Parade gemacht. Wir haben gelernt, das Becken so abzukippen, als wollten wir uns in eine enge Hose quetschen. Nach einigem Hin und Her haben wir die Bewegung alle kapiert (ich finde das Bild mit der engen Hose nicht überzeugend, weiß jetzt aber, was gemeint ist und kann mir zu der gewünschten Bewegung verhelfen, indem ich vorn am Hosenbund ziehe).
Weitere Übungen auf dem Sitzbalken und auf dem Rücken liegend folgten.
Wieder die obligatorische Aufwärmgymnastik, dann ab aufs Pferd.

Auf dem Pferd:
Wieder mit Video meine neue Lieblingsübung, die am Anfang ganz schön schwer war. Halbe Bahn reiten, tiefer in die Ecken als normal, vor und nach jeder Ecke „Hose hoch“ (Carlas Synonym für die halbe Parade mit dem Becken) und die Ecken fast wie eine Hinterhandwendung reiten, also zum Versammeln nutzen. Das im Schritt und Trab auf beiden Händen. Im Trab fand ich es sehr schwer und hab Detlev viel zu doll mit den Zügeln festgehalten.

Dann bei Sandra:
Auf der Ovalbahn die Leichttrab-Übungen von gestern kombiniert mit den Handheb-Übungen. Man musste also in einem ungewohnten Wechsel aufstehen und sitzen und dann noch in einem anderen Takt die Hände auf und ab bewegen. Sandra sagte, ich sei die Einzige die sie erlebt hat, die das auf Anhieb geschafft hat.

Nachmittags:
In 2er-Gruppen ging es nun mit Carla in die Halle. Wir durften uns wünschen, woran wir arbeiten wollten. Ich wünschte mir Aussitzen im Trab und galoppieren.
Detlev ging sehr schön und wesentlich besser als am ersten Tag. Durch das intensive „erspüren“ des Sitzes konnte ich ihn viel besser mit der Körperdrehung auf der Zirkellinie halten. Auf Volten und Zirkeln überprüften wir zunächst im Schritt und Trab die korrekte Biegung der Pferde – Carla war mit uns zufrieden.
Carla achtete auch darauf, dass Detlev in einem guten Tempo lief, und riet mir, das „abzuspeichern“ als gutes Arbeitstempo. Er sollte seinen Hals nicht zu tief nehmen. Sie sagte, dass Detlevs Halshaltung wie ein Hebel seiner Hinterhand ist, und wenn er den Hals höher nimmt, kommt auch sein Widerrist höher, und er nimmt mehr Last hinten auf. Mir ist klar, dass es nach der „üblichen“ Art andersherum wäre und man hinten am Pferd ansetzen würde. Ist auch prinzipiell richtig, es geht hier ja bei weitem nicht um eine wirkliche „Aufrichtung“, sondern darum, dass er in einer normalen Gebrauchshaltung mit dem Hals nicht so tief kommen soll, wie ich ihn vorher geritten bin.
Dann sind wir auf 2 Zirkeln galoppiert und haben die „Viereck“-Übung vom Vortag auch im Galopp versucht. Ganz schön schwierig. Dann Dehnungshaltung im Galopp, dabei Takt beibehalten, wieder aufnehmen. Pause.
Dann noch Schritt-Trab-Übergänge im Aussitzen. Da mir das Aussitzen schwer fällt, hat Carla mit mir noch mal „Entlastungssitz“ geübt, dass ich da wirklich die links-rechts-Bewegung des Pferderückens wahrnehme und ausfedere. Das gleiche Gefühl dann ins Aussitzen mitnehmen: Links-rechts-links-rechts....Und es klappte!
Auf den Videoaufnahmen sah ich, dass Detlevs Haltung sich wesentlich verbessert hatte, er viel ausdrucksstärker aussah, aber sein Unterhals manchmal rauskam, da muss ich mehr aufpassen, dass er locker bleibt im Hals. Außerdem hab ich bim galoppieren die Füße so nach außen gedreht. Ansonsten sah es ganz hübsch aus.

3. Tag vormittags:
Aufwärmgymnastik, dann die Übung „unbeugsamer Arm“ von Sally Swift, wo es darum ging, sich nicht mit Körperkraft auf ein Kräftemessen mit dem Pferd einzulassen sondern durch Willenskraft einfach unverrückbar in der Körperhaltung zu sein.
Auf dem Pferd:
Wieder 2er-Gruppen bei Carla. Ich wünschte mir heue Schritt-Galopp-Übergänge und Traversalen im Schritt.
Ansage von Carla: Detlev sollte sich schon recht bald gut setzen, da Galopp-Schritt-Übergänge schon viel Versammlung voraussetzen.
Im Schritt gings los. An der langen Seite haben wir die Pferde immer mal eine Pferdelänge nach außen gestellt, sie wurden dadurch locker im Hals. Dann Zirkel und Volten im Schritt und Trab, exakt geritten, um den richtigen Drehsitz zu überprüfen. Detlev ging wunderschön exakte Zirkel und Volten.
Dann einige Trab-Galopp-Übergänge. In den Übergängen machte er sich fest: Ich sollte sofort reagieren und ihn etwas mehr stellen, bis er wieder locker ließ. Natürlich haben wir auch immer wieder Pausen gemacht und Dehnungshaltung abgefragt.
Dann ging es an die Übergänge Schritt-Galopp-Schritt. Erst sollte ich sehr gesetzt und trotzdem entspannt auf dem Zirkel galoppieren. Immer wieder „Hose hoch“, um das Tempo zurückzunehmen, aber weich in der Hand bleiben. Und juchu, es klappte! Hose hoch ist super! Galopp sollte schon fast im Schritt-Tempo sein.
Dann durch den Zirkel wechseln und noch in der ersten halben Volte zum Schritt durchparieren. Sortieren, auf der neuen Hand angaloppieren. 4-5x, dann nach einem gelungenen Versuch Zügel lang und Pause.
Dann zur Traversale:
Wir kamen nur dazu, Travers zu üben. Aus dem Drehsitz habe ich die Hinterhand hereingeführt und sollte dabei deutlich innen sitzen. Das hatte einen enormen Effekt: Ging plötzlich alles fast wie von selbst. Mit dem äußeren Bein sollte ich rhythmisch treiben, das andere sollte am Gurt bleiben.

Dann ging es noch mit Sandra in den Spielepark. Flattervorhang fand Detlev nicht so toll. Es wurde immer dann zum Problem, wenn die Flatterbänder an seine Öhrchen kamen. Aber nach ein wenig Übung ging es dann doch. Dann noch div. Brücken im Schritt und Trab, Wassergraben, Autoreifen, Labyrinth vorwärts und rückwärts, Stangenkreuze, Stufen, Sandgrube...Alles völlig unproblematisch und hat super viel Spaß gemacht.

Nachmittags:
Nun blieb nur noch die Videobesprechung des Vormittags. Ich fand, wir sahen ganz gut aus. Detlevs Hals wird gern mal etwas fest, da muss ich drauf aufpassen. Im Travers sah man auf dem Video, dass ich mit der Hüfte einknickte und nach außen saß, was Carla aber dann gut korrigiert hat. Detlevs Abstellung fühlte sich von oben deutlich stärker an, als sie tatsächlich war.
Für das weitere Üben: Weiter drauf achten, dass Detlev die Hinterhand aktiv hat. Dehnungshaltung nicht zu tief, drauf achten, dass der Takt dabei gleich bleibt.

Alles in allem habe ich in den zwei Kursen bei Carla enorm viel gelernt, insbesondere aber meine Haltung auf dem Pferd wesentlich verbessert.
Sehr empfehlenswert!

Autor: Celine
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