Fahren vom Boden aus für Schrittarbeit

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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kallisto
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Fahren vom Boden aus für Schrittarbeit

Beitrag von kallisto »

Hallo,

ich kenne jemanden gut, der Pferde fürs Fahren ausbildet und demzufolge anfangs auch vom Boden aus seine dreijährigen fährt. Er meinte, es würde gut zum Muskelaufbau beitragen und er fände es auch ok, dass ich den Kappzaum einsetzen möchte (er nimmt normalerweise Gebiß) und mir das zeigen würde und auch das Equipement hat (hoffe, Araber paßt in Ponygröße rein)

Nun meine Frage, inwieweit Eure Erfahrungen darin sind, dass der Schritt sich verbessert? Es geht hier prinzipiell um den Vollblüter, der nächstes Jahr vorwiegend im Schritt durch verschiedenes Training Muskeln aufbauen soll. Das Fahren von Boden aus mit geringer "Anhängelast" (dabei soll es auch bleiben, will kein Kutschpferd) wäre eine Möglichkeit. Ich habe ihn einmal zugeschaut und er war sehr angenehm mit dem jungen Pferd. Das wäre daher nicht das Problem.

Habt ihr Erfahrungen mit Fahren und seht ihr bei der Methode Nachteile? Mir geht es vor allem um den Muskelaufbau, aber ich habe diesbezüglich mit Fahren keine Ahnung :-/ Kann er daraus den Pass entwickeln? Er soll einfach nur etwas ziehen und paar große Hufschlagfiguren auf dem Platz/Halle gehen. Trab will ich nicht.

Er nutzt für die Ponies 20 kg im Sandboden anfangs und so sollte der Araber dann 20 Min. diese durch die Bahn im Schritt ziehen. Er nimmt dafür 3,5 m lange Fahrleinen und geht leicht seitlich hinter dem Pferd. Ich sage bewußt nicht LZ, sonst kriege ich wieder Ärger. 8)

Welche vorbereitende Bodenarbeit ist notwendig an Kommandos? Er meinte, das vorwärts, halten und das rückwärts reicht aus. Was meint ihr? Habt ihr damit Erfahrung?

LG Susi
muppet
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Beitrag von muppet »

Ich denke nicht, daß es schadet.
Aber ob man mit 20kg irgendwelche Muskeln aufbauen kann? Ich sehe da nicht so den Unterschied zum Fahren vom Boden aus ohne Last (Wo sich mir der Riesenunterschied zur Arbeit am langen Zügel auch nicht mehr erschließt *duck*)
Ist aber meine laienhafte Meinung. :oops:

Ich denke, es ist eine nette Abwechslung, das ziehen könnte auch schön auf ein späteres Schlittenfahren vorbereiten. 8)
Ich kann nur sagen, daß die eingefahrenen Pferd, die ich kenne, alle die Arbeit vom Boden aus kannten (Langzügel) und ich in der Anfangszeit (ziehen leichter Gewichte am Boden) keine besonderen muskulären Veränderungen gesehen habe. Die Pferd sind aber auch alle gut geritten und im Training.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Danke für die Infos. Irgendwie hatte ich kaum was mit Fahrpferden oder gar deren Entwicklung.

Bei dem Gewicht müßte man sehen, ob es was bringt. Wenn er es im Sandboden schleifen muss, denke ich aber, dass der Widerstand nicht unerheblich sein wird. Anfangs werde ich oder der "Fahrer" es sowieso ohne Gewichtsdummy üben müssen.

Ja genau Abwechslung suche ich. Der Araber blockiert sonst und fängt an rumzukaspern. Und bei seiner momentanen Muskulatur müssen wir ganz "unten" beginnen, so dass die Auswahl leider nicht groß ist. Und wenn ich ihn gleich traben oder galoppieren würde, dann trainiert er schön verspannt seine Vollblut-Schnell-Muskulatur, die ich langfristig eher nicht aufbauen möchte. Und sobald er hinten kraftvoller abfußen muss, zeigt er auch eine viel besser Halshaltung. Daher suche ich ruhige "Kraftübungen", um ihn auch seine "lasche" Körperhaltung abzugewöhnen. Wenn ihr weitere Ideen habt, dann gerne her damit.

LG Susi
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Hallo Susi,
Ich habe die Befürchtung, daß dir dein kleiner Kerl nicht den Gefallen tut und die Last mit der HH zieht, sondern logischerweise mit der Muskulatur, die er schon hat, nämlich VH und Unterhals. Auch damit zieht es sich ganz hervorragend ;)
Ich empfehle dir die Bücher von S. Solinski, der eine Technik entwickelt hat, Pferde beim Spazierengehen zu gymnastizieren (über Biegung).
LG
Colloid
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Danke für den Buchtip! Meinst Du Pferdegymnastik oder Reiter, Reiten, Reiterei? Letzteres hatte ich schon mal angelesen, mußte es dann aber vorzeitig zurückgeben.

LG Susi
Nakim

Beitrag von Nakim »

Hi,

Solinski kann ich nur empfehlen. Gerade für Arabären!!! Für mich ein Muß! Einmal "Gynmasium des Freizeitpferdes" und das neue ist auch super "Pferdegymnastik". Ich habe beide und viel mitgenommen für meine 2 Arabers. Hier gibts eins als Mängelexemplar:

www.buecher-zum-pferd.de/catalog/produc ... cts_id=478

Ich würde Dir ja meine leihen, aber während der Ausbildung hat man immer wieder Nachschaubedarf.

Liebe Grüße
Tina
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ich werde mir die Bücher baldmöglichst besorgen. Komme zur Zeit mit Lesen gar nicht nach... Momentan bin ich eher am Planen, weil noch ist ja Zeit.
Wie hast Du die Kräftigung begonnen? Ich würde meinen Araber nicht mal als steif bezeichnen, ganz im Gegenteil. Er läßt sich Spannungsmäßig hängen und ist biegsam wie Gummi. Bei ihm ist die falsche Haltung eine Kraftsache und natürlich auch typisches Araberexertieur. Daher ist neben der Gymnastizierung die Kräftigung am wichtigsten.
Als er heute auf der Koppel tobte, konnte ich auch sehen, was er kann, wenn er will. Da kommt er beim Steigen leichtfüßig auf die Hinterhand und konnte das über einige Sekunden halten. Im Trab schwebte er bergauf. Klar ist das auch mit die Aufregung, aber wenn er am Strick hängt, latscht er mehr dahin und der Trab ist eher hastig und übereilt oder langsam und auseinander gefallen.
Vielleicht sollte ich auch noch abwarten, was sich bis nächstes Jahr noch tut. Er ist ja auch erst zwei und wird sich noch weiter entwicklen.

LG Susi
Nakim

Beitrag von Nakim »

Ja das ist schwierig. Die Hauptkräftigung hat Smocky selbst übernommen, weil bei jeder Gelegenheit senkrecht auf seinen Hinterbeinen stand. Sprich ich habe die ersten Wochen öfter seinen Bauch bewundert als sein Gesicht. Das war allerdings ein Ausnahmefall da er die ersten 4! Jahre nur in der Box stand mit 20 Minuten Auslauf auf einem Sandplatz. Er sah aus wie ein 2-jähriger. Bei allem was ihm Angst machte stand er senkrecht oder griff es an.

Unsere Hauptarbeit lag und liegt im lockerwerden. Alle Lektionen die viel Kraft kosten muß er über den Schwung ausgleichen. Mit ihm habe ich sehr lange in der dritten Führposition nahe der Hinterhand gearbeitet. Und hier immer wieder untertouchiert.

Was auch was gebracht hat ist Schulterherein an der Hand. Ist aber Konzentrationsache grade bei Araber und wenn sie so jung sind. Die wollen alles ganz schnell! richtig machen und überlasten sich dann auch gerne mal. Spielen Deine keine "Hengstspielchen"? Das wäre in dem Alter die beste Gymnastizierung.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Gestern hat er richtig lang gespielt, hat seine Kumpels gejagt und ist über die Koppel geschossen. Die ganze Herde war irgendwie aufgedreht.
Wie gesagt, er steigt ganz leichtfüßig und kriegt einen passagierten (verspannten) Trab à la Araber hin. Er ist sehr wendig und hat wahrscheinlich durch unser Spazierengehen ein gutes Gleichgewicht. Wenn er sich versammeln muss, passiert das in erster Linie dadurch, dass er seinen Hals massiv hebt um die Vorhand hochzubekommen (=optimales Unterhalstraining). Der Auslöser ist somit nicht das Untertreten der Hinterhand, auch wenn das Ergebnis wohl dasselbe ist. Diese Schwäche wird extrem deutlich, wenn er aus dem rückwärts antreten soll, was ihm schwer fällt.
Alles in allem trainiert er sich damit nicht (reiterlich) optimal, wenn er mit hohem Kopf über die Koppel schießt, aber er hat zumindest mehr Körperspannung.
Wenn er angebunden ist und keine Stute in Sicht ist, döst er sofort und läßt sich richtig hängen. Er ist sehr schnell gelangweilt durch die gewohnte Abwechslung im Offenstall und da er eh die Ruhe weg hat, ist Entspannung kein Problem.
Das Problem ist, dass wir über lange Zeit ein Optimum zwischen dieser Entspannung und massiven (zum Teil auch falschen) Anspannung finden müssen. Und ich denke, der Schlüssel dahin ist die Muskelstärkung. Wenn diese vollzogen ist, dann die Stärkung der RICHTIGEN Muskulatur. Er wird mit so einer schwachen (Lenden-)Rückenpartie und mittelmäßigen Hinterhandmuskulatur voerst nicht vorwärts abwärts laufen können. Wir müssen dass über die Zeit erarbeiten. Zudem möchte ich ihn auch langsam aufbauen und nicht mit 3 Jahren verheizen, weil er wie ein Kleiderständer aussieht und jeder die Nase rümpft, der ihn sieht. Es wird einfach so sein, dass ich ihn nicht vorher reiten werde, bis er wenigstens durch Longe oder Bodenarbeit eine gute v/a-Grundlage für das Reiten geschaffen hat und das wird noch dauern... Aber da warte ich.

Bei Haffi ist es übrigens dasselbe. Nun gut, es sind beide zweijährige, die aus keiner Warmblutdressurzucht stammen. Er versammelt sich ähnlich falsch, nur er ist vom Typ her ganz anders und hat durch die anderen und genetisch besser angesetzten Muskeln bessere Voraussetzungen, obwohl sich beide (im Moment) ähnlich falsch selbst trainieren. Der Araber bringt nur alles wunderbar zur Geltung, wobei Haffi auch viel Muskeln durch sein Fett momentan vortäuscht. :roll: Es ist auch alles der Istand und durchaus noch möglich, dass sich das im Laufe der Entwicklung noch relativiert. Nur einen Dressuraraber wird es von Natur aus wohl nie geben 8)

LG Susi
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Ich meinte "Pferdegymnastik" von Solinski, aber auch wenn du das machen möchtest (ich würde mindestens einen Kurs empfehlen), würde ich auf jeden Fall damit warten bis er min. 3 Jahre alt ist und aus den größten Wachstumsschüben raus.
LG
Colloid
PS: Du kriegst noch eine PN, hatte sie schon fertig und dann war sie weg :evil: ...heute wird´s nix mehr...
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
Richard Hinrichs
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Aber Solinski wird doch kaum gelehrt? Und meines Wissenstandes soll es auch keine wirklichen "Nachkommen" geben. Und wenn gibt es sicherlich keinen im Umkreis von 300 km...

LG Susi
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