Wie stark reflektiert Ihr auf euer Pferd?

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kallisto
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Wie stark reflektiert Ihr auf euer Pferd?

Beitrag von kallisto »

Hallo,

mir ist aufgefallen, dass es in Sachen Pferdeumgang Probleme gibt, die Pferd und mir schwerfallen.
Es gibt dazu zahlreiche Beispiele. Ich selbst habe z.B. Angst vor Wasser. Ich mag keinen Schifffahrten und schwimme am Meer nicht weit hinaus. Mir wird mulmig, wenn ich den Boden im Wasser nicht mehr sehen kann. Bisher gehen beide Pferde (auch aufgrund ihres Alters) nicht wirklich locker durchs Wasser. Es ist ähnlich wie bei mir. Ich gehe nur ungern hinein und das hemmt uns gemeinsam.
Mir fällt auf, dass mein Araber oft ein Bein entlastet auch in unmöglichen Situationen (sicherlich auch eine altersbedingte-muskuläre Sache). Ich habe mal bewußt darauf geachtet und ich mache es ihm sprichwörtlich vor :( Ich belaste selten beide Beine beim Stehen.
Es gibt auch positive Dinge. Ich lasse mich selten aus der Ruhe bringen und stelle im nachhinein fest, wie ruhig ich in gefährlichen Situationen reagieren kann. Erst danach beim Überlegen fängt mein Herz an zu sausen. Der Araber ist ähnlich. Er ist sehr cool und auf ihn ist Verlaß. Ich staune über ihn sehr.
Ich lasse den Pferden sehr viel "Freiheiten". Sie dürfen sich umschauen und auch die Seite aussuchen, auf der sie hinter mir gehen. Andersherum darf ich mich auch bewegen, wenn sie ruhig stehen bleiben sollen. Ich achte auf ein Geben und Nehmen und ich merke, das kommt wieder.
Ich ziehe nicht am Strick und sie halten sich auch an den Rahmen. Er wird sowohl von mir, als auch vom Pferd durchhängend als angenehm empfunden.

Ich stelle auch bei vielen langjährigen Pferd-Mensch-Beziehung unheimlich viele gemeinsame Dinge fest. Es ist teilweise schon erschreckend, wie ähnlich sich beide werden. Bleiben sie doch immer zum größten Teil verschieden.

Wo entdeckt Ihr Gemeinsamkeiten? Wie geht Ihr vor allem mit Euren gemeinsamen Schwächen um? Oder ist es genau das, was Eure Beziehung so einmalig macht und diese Gemeinsamkeiten wie Freunde teilt?

LG Susi
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Samba
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Beitrag von Samba »

Hi Susi,

ich lebe ja in einer ganz frischen Mensch-Pferd Beziehung und stelle bisher fest, dass in erster Linie Pady mich reflektiert, insbesondere wenn er (oder ich) unsicher ist. Dann führt ein falscher Blick, eine falsche Körperhaltung zu allen möglichen und unmöglichen Reaktionen... Da heißt es also "Selbstkontrolle" und -programmierung: Lächeln statt Sorgenfalten (Beispiel)
In einigen Dingen habe aber auch ich mich schon geändert. Mein Herz klopft nicht mehr so arg, wenn ein großes Auto auf uns zu kommt, weil er schon ganz oft gezeigt hat, dass die mich (!) und ihn nicht fressen... Da bin/war ich vorgeschädigt durch Pferde in meiner Vergangenheit.

Zu Deinen Beispielen: Das mit dem Entlasten ist eigentlich nichts außergewöhnliches, weder für Mensch noch für Pferd... das würd ich nicht auf ein Spiegeln zurückführen; die Angst von Wasser find ich interessant... das kann gut sein, dass er dich spiegelt... Hast Du denn schon mal Wassertraining (pfützen....) mit ihm gemacht?

P.S.: Wunder mich gerade, dass hier noch niemand anderes schreibt.. Ist doch ein spannendes Thema...

LG Samba
skywalker

Beitrag von skywalker »

Ich glaube, dass Pferde einfach sehr sehr feine Sensoren für Emotionen haben bei uns - und diese dann eben spiegeln.

Wenn du Angst vor Wasser hast, spüren das die Pferde sicher, könnte ich mir vorstellen, und somit ist ihnen Wasser auch nicht geheuer. Dass allerdings Pferde nicht gern in Pfützen steigen, finde ich einen natürlichen Instinkt, eben weil sie nicht sehen, was für Untergrund das ist, wo sie da hinsteigen sollen.

Genauso: je überzeugter man ist, dass das Pferd bei dem Holzstoß / dem Auto / dem Traktor scheuen wird, desto sicherer wird es tatsächlich scheuen, oder? Wenn man ein Pferd hat, das total unerschrocken ist, wird es einem zur Selbstverständlichkeit. Das merke ich bei meinem, der für sein Alter (4) ja echt Nerven hat wie Stahlseile. Und ich merke manchmal, dass ich überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen würde, dieses Pferd könnte sich mal schrecken. Der MÄhdrescher fährt an uns vorbei? Keine zwei Gedanken daran verschwendet. Der Wasserschlauch? Auch nicht mehr drüber nachgedacht. Und ich denke, weil es eben für mich so selbstverständlich ist, dass er sich nicht schreckt, schreckt er sich auch nicht (z.T. natürlich nur).
Das Gegenteil erlebe ich mit meiner Huf-Hebe-Problematik. Ich habe zweimal oder dreimal gesehen, wie mein Pferd wirklich gezielt und ordentlich mit Schwung ausschlägt. Da wird man paranoid, und wie ihr wisst, nähere ich mich den Hinterbeinen nur mit großer VOrsicht - und das spürt er sicher, er spürt die Unsicherheit und kriegt wohl das GEfühl, was da an den Hinterbeinen passiert muss etwas sein, wovor man Angst haben muss - wobei er nur meine eigene Angst widerspiegelt (wieder: natürlich nur zum Teil).
Aus sowas rauszukommen (bei der negativen Variante) ist halt sehr schwer...

Das mit dem GEwicht verlagern ist glaube ich zu abstrakt, um vom Pferd kopiert zu werden, oder?! Die meisten MEnschen stehen nicht gleichmäßig auf beiden Beinen, sondern verlagern abwechselnd links und rechts. Wenn uns die Pferde so einfach kopieren würden, könnte man ihnen ja doch manches viel einfacher beibringen, oder? (Einfach vormachen ;-) ).
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chica
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Beitrag von chica »

Habe lange überlegt, ob ich hier schreiben soll. Bei meiner Stute und mir ist es eben so, dass sie mich ZU sehr reflektiert, was uns beim Reiten einfach im Weg steht. Ich kämpfe also quasi immer gegen mich selbst an... Dadurch habe ich zwar viel gelernt, aber Selbsterkenntnis tut nun mal weh. Da sie aber diesen "Kampf" nicht verdient hat, bekommt sie nun ihre wohlverdiente Rente und wird betüddelt. Vom Boden aus verstehen wir uns nämlich prächtig und gehen durch dick und dünn - weil ich da die Souveränität besitze, die mir im Sattel fehlt.

Ich finde, dass jedes Pferd einem den Spiegel vorhält. Die Frage ist immer, was man daraus macht...
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Hmm, ich will nicht sagen, dass meine Stute mich so sehr reflektiert wie zum Beispiel Kallistos Pferde. Dazu ist sie vielleicht auch nicht personenbezogen genug. Was sie sich glaube ich ein wenig von mir abgeschaut hat ist die Zickigkeit, die hatte sie nicht so sehr als ich sie bekommen habe. :wink:

Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass sie bei mir zickig sein darf und überhaut viel mehr Pferd sein darf, als da wo sie her kommt. Dass sie dort strickt englisch ausgebildet wurde merkte man ihr früher sehr viel an, inzwsichen ist das nicht mehr so das Problem, sie hat begriffen, dass sie nicht immer "funktionieren" muss, sondern durchaus auch mal "ihre Meinung sagen" darf.

Beim Reiten merkt man das allerdings extrem, dass sie meinen Sitz,meine Hand und alles refklektiert. Ab und an ist sie zwar auch mal gnädig und macht einfach mal das Richtige, auch wenn die Hilfen nicht stimmen. Das allerdings nur wenn jemand zusieht und es gerade wichtig ist, dass es schön aussieht. :D
Im normalen Training schenkt sie einem nichts, macht genau das, was man ihr sagt, auch wenn das leider das Falsche ist, ist aber zum Glück auch sofort bereit einen zu "belohnen" wenn man es dann Richtig macht. Sie reflektiert also weniger mich als Mensch, sondern eher das was ich in Bezug auf das Reiten mache, was dazu führt, dass ich von ihr sehr viel gelernt habe.
LG
Sheitana
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lalala

Beitrag von lalala »

In Bezug aufs reiten reflektiert die Maus jeden Fehler - minimal falsch gesessen *pfffff* dann trab sie einfach weiter, einmal still und heimlich " oh wie schön" gedacht und selig gegrinst - *bums* schon gehts vom versammelten Galopp in holprigen Trab. Mein RL ist immer ganz begeistert, wie sehr einem dieses Pferd jeden Fehler quittiert. Es ist lehrreich, aber manchmal auch sehr frustrierend - aber ich muss zugeben, sie verzeiht mir schon mehr als anderen Reitern. Mein Spring-RL hält sie für das rittigste Pferd was er kennt, weil sie eigentlich immer mitmacht, in Ausnahmesituationen kann ich mich 100% auf sie verlassen und jede korrekte Hilfe wird auch von ihr belohnt

Im Umgang ist ähnlich - kleine Nachlässigkeiten merkt sie sich sofort (und man wird ja dann und wann mal etwas nachlässiger, wenn man das kranke Tier betüddelt *schäm*) und sie nimmt das Zepter in die Hand.

Aber ob sie meine Ängste reflektiert ? *zuck* eigentlich eher nicht - sie überrascht mich dann mit unerwarteter Coolness.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Samba hat geschrieben:Zu Deinen Beispielen: Das mit dem Entlasten ist eigentlich nichts außergewöhnliches, weder für Mensch noch für Pferd...
Ja, da hast Du Recht und denke da spielt auch seine grunsätzlich zu geringe Körperspannung eine große Rolle. Solang er so jung ist, darf er das auch. Das Problem ist, dass ich ja möchte, dass er sich über lange Zeit gesehen geschlossen hinstellt und er entlastet sofort, wenn er 2 s irgendwo steht. Er hat da die Ruhe weg und ich will es mir angewöhnen, es ihm wenigstens richtig vorzumachen.
Samba hat geschrieben:die Angst von Wasser find ich interessant... das kann gut sein, dass er dich spiegelt... Hast Du denn schon mal Wassertraining (pfützen....) mit ihm gemacht?
Ja, Wassertraining habe ich gemacht mit beiden. Theoretisch muss ich ja selbstbewußt herangehen und ihm zeigen, dass das alles nur halb so schlimm ist. Das Hauptproblem, was ich habe, dass ich den beiden Hüpfern insgeheim Recht gebe, dass Wasser unbehaglich ist und das ist mein Hauptproblem. Ich muss sie von etwas überzeugen, wovon ich es selbst noch nicht mal bin. Wir kommen mehr oder weniger gut entspannt durch Bäche, wir gehen auch durch Pfützen (wenn es denn sein muss), aber ich ertappe mich immer wieder, dass ich da nicht konsequent bin und es auch zulasse, wenn er sich um Pfützen schlängelt. Das ist gar nicht meine Art, da nachlässig zu sein. Es ist irgendwie ein gemeinsames Problem.

@ sheitana: Es ist vielleicht auch eine Art Prägung über die Zeit. Ich meine, ich habe gerade den Araber fast ein Jahr am Tag teilweise 3 mal besucht als er noch bei mir stand. Ich habe ihn gefüttert und raus und reingeschafft und ich war der erste Mensch in seinem Leben direkt nachdem er abgesetzt wurde und so auch der einzige. Durch die zig Spaziergänge kennen wir uns sehr gut und der Stallwechsel hat uns zusammengeschweißt. Er hat seine Freunde klar, aber ich habe einen Platz in seinen Leben und das weiß er auch, auch wenn es mir manchmal leid um den Haffi tut, aber er wird deswegen nicht vernachlässigt. Aber dem Haffi rechne ich es hoch an, dass er in der kurzen Zeit anhänglich wurde und sich was Menschen anbetrifft fast um 180° gedreht hat. Und ich denke sogar, dass der Araber merkt, dass er meine Nummer eins ist. Irgendwo habe ich diese Tage gelesen, dass Pferde glücklicher sind, wenn sie geliebt werden und länger leben. War das nicht Anja Beran? Ich denke, da hat sie gar nicht so unrecht. Mich würde es arg wundern, wenn Pferde sowas nicht merken würden. Und es hat unserer Beziehung überhaupt nicht geschadet, dass ich ihn jetzt nur noch 2-3 mal die Woche sehe.

LG Susi
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ kallisto Ich denke es macht auch viel aus, dass du ihn so früh bekommen hast, meine Stute war damals schon neun. Beim meinem Youngster ist das schon was anderes, sie war vier als ich sie bekommen habe und mein Fohlen ist jetzt schon arg auf mich geprägt, ich kann alles mit ihm machen, mich über ihn stellen wenn er liegt, mich über ihn legen ( natürlich ohne Gewicht) ihn umarmen wirklich alles und selbst wenn er ganz flach liegt rührt er sich nicht. Wenn allerdings jemand anderes in die Box kommt dann schaut er erstmal und lässt sich erstmal nur vorsichtig anfassen.
LG
Sheitana
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smilla
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Beitrag von smilla »

Ja, ich glaube da hat Sheitana recht. Bestimmt liegt dieses starke Spiegel, das du beschreibst zum Teil am Alter deiner Pferde. So sind sicher viele Pferde mit der Zeit abgestumpft, wenn sie merken, dass niemand auf sie reagiert (ich denke da an ein Schulpferd aus unserem Stall). Aber trotzdem kann ich auch bestätigen, das mein Pflegepferd uf mich viel mehr reagiert, als auf andere. Manchmal kommt es mir fast so vor, als würde er Rücksicht auf mich nehmen. Ich helfe seit ein paar Wochen beim Voltigieren. Früher ist Mogli (bei einer anderen Longiererin) oft "erschrocken" und einfach losgaloppiert (er ist KEIN ausgebildetes Voltipferd). Das macht er bei mir nie. Er hat immer das innere Ohr auf mich gerichtet und "lauscht" meiner Körpersprache.
Zur Laune kann ich sagen, dass es unterschiedlich ist: Manchmal puschen wir und gegenseitig hoch, manchmal ziehen wir uns auch gegeneitig runter.
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Medora
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Beitrag von Medora »

Hi Susi,

ich schleiche schon ein Weilchen um diesen Eintrag rum :wink: Du liest ja auch, was ich so über meine beiden schreiben und damit hast Du die Antwort von mir: ich sehe einen klaren Bezug zwischen meiner Stimmung und dem, wie meine Pferde reagieren. Aramis steckt da mehr weg und geht auch über manches hinweg, der Kleine aber reagiert sehr sensibel auf meine Stimmungen. Habe mich manchmal gefragt, ob ich mir das nur einbilde - aber es bestätigt sich immer wieder. An manchen Tagen sollte ich deshalb die Finger von den Pferden lassen, fürchte ich... :roll:

Medora
Gast

Beitrag von Gast »

chica hat geschrieben:Ich finde, dass jedes Pferd einem den Spiegel vorhält. Die Frage ist immer, was man daraus macht...
So sehe ich das auch

und die Antwort kommt postwendent zurück. So bin ich ja auf meinen Weg überhaupt erst gekommen. :wink:

Interessant fand ich auch zu sehen, wie ein und das selbe Tier bei unterschiedlichen Menschen sich völlig anders verhält. Daher würde ich das bestätigen, dass diese Tiere uns reflektieren und sich dann auf uns einstellen. Aber können wir das dann auch annehmen!? :roll:

LG
Manfred
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Sunknúni
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Beitrag von Sunknúni »

Pferde sind wirklich hochsensible Wesen (müssen sie ja auch als Fluchttiere).
Manche Ängste oder Unsicherheiten kann man teils überspielen, aber Vieles merken die Tiere halt doch (leider). Klassische Bespiele sind die Gelände-Schreck-Situationen. Heute erst: kurz vorm Stall haben sie Bäume geschreddert, ein Riesenkrach -- Junito wäre ganz klar erschreckt, wenn ich irgendwie unsicher geworden wäre. Weil ich das wusste, habe ich die Zügel weiterhin lose gelassen und habe in der Gegend rumgeträumt (auch weil ich wusste, dass zur Not nichts passieren kann, als dass ich runterfalle und er zum Stall läuft). Wäre das an einer Strasse gewesen, an der ich Angst ums Pferd bekomme, hätte ich die Zügel aufnehmen müssen, die Spannung meiner Hände wäre fühlbar für ihn gewordern und er hätte sich erschreckt.

Und nun gute Nacht von einer, die ihr Pferd auch lieber in Ruhe lässt, wenn sie einen schlechten Tag hat :wink:
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Beitrag von FNB »

Hallo Samba!

Tolle Frage!

Seit dem letzten Auftritt weiß ich, wie sehr ich auf mein Pferd reflektiere. Es ging mir seelisch ziemlich schlecht (selber krank, Vater sehr krank, Stress im Beruf) und mein Pony verweigerte mehr oder minder die Arbeit :roll: . Da half auch kein Durchatmen mehr, ich musste meine Ansprüche runterschrauben und es einfach akzeptieren.

Mir wurde zwar vorher auch schon oft gesagt, dass mein Pony und ich ein Topf und der passende Deckel sind, aber so deutlich habe ich es noch nicht gespürt. Vor einem Auftritt ist es manchmal ratsam, dass ich mit Ponymann nicht zuviel Zeit verbringe, damit ich ihn nicht mit der Aufregung anstecke, aber das bekomme ich bestimmt auch noch in den Griff *grins*

LG FNB
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-Tanja-
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Beitrag von -Tanja- »

Amor und ich gleichen uns in vielerlei Hinsicht:

Zunächst mal sind wir beides Widder, denen ja oft auch Starrköpfigkeit nachgesagt wird. *gg* Um nicht wieder ins Hypothetische abzudriften:

Auch sonst ähneln wir uns sehr: wir bewegen uns gerne rein ökonomisch. :lol: Tolle Sportler sind wir beide nicht, wenn uns auch Bewegung Spaß macht. Aber alles getreu dem Motto: Sport ist Mord. 8)

Obwohl ich mich selbst derzeit in einem absoluten Gefühlschaos befinde und seelisch viel zu verarbeiten habe, bin ich eigentlich ein Typ, der gern die Ruhe weg hat. Auch in Streßsituationen verfalle ich darauf, alles besonders langsam zu tun. Auch Amor ist so: er läßt sich durch nix aus der Ruhe bringen.

Ist das Faß dann aber mal am Überlaufen, explodieren wir beide wie kleine Atombömbchen. :oops:

Ich bin ein ziemlich aufgeschlossener Typ, der sich gerne Neues ansieht. Auch das hat Amor mit mir gemeinsam: liegt da irgendwo grad ein riesiger Heißluftballon und wird mit viel Rauschen, etc. aufgeblasen, können wir ja mal hingehen und uns das anschauen! :shock:

In diesem Sinne bin ich aber auch ohnehin der Meinung, daß es nichts gibt, was mein Pferd nicht lernen könnte. Evtl. resultiert auch daraus Amors ständige Forderung nach Neuem, Unbekanntem - eben was für's Hirn.

Unsere Stute, mit der hauptsächlich mein Mann umgeht, ist anders und tendiert vom Wesen her deutlich Richtung meinem Männe: eher vorsichtig, sehr konservativ, muß an Neues langsam gewöhnt werden. Das sind Eigenschaften, die beide inne haben. Gerade beim Anti-Schreck-Training fällt mir das bei Laika immer wieder auf: sie läßt das zwar mit sich machen, signalisiert aber anhand ihres Körperausdrucks sehr deutlich, daß ihr das sehr unheimlich ist. Genauso ist mein Mann: läßt es zwar zunächst mal "klaglos" über sich ergehen, sagt nichts und entwickelt dabei lieber kleine Signale, die mir sagen, daß ihm dies oder jenes nicht paßt.

Aufgrund meiner seit Monaten schon andauernden Verfassung (s. o.) warte ich eigentlich schon seit längerem darauf, daß sich aus dieser Richtung etwas auf Amor überträgt. Daher auch mein derzeitig großes Interesse am Thema Tierkommunikation (s. thread). Bislang konnte ich in der Richtung aber noch nichts feststellen.

Grundsätzlich gilt denke ich für alle Pferde, daß diese aufgrund ihrer Eigenschaft als Fluchttier kleinste Signale an uns erkennen, wenn uns diese noch nicht einmal selbst bewußt sind: da kommen wir z. B. in den Stall mit hängenden Schultern, haben evtl. noch den Streß vom Büro im Nacken. Das registriert das Pferd schon von weitem - und stellt sich so oder so darauf ein: eines wird sich zurücknehmen und mehr sorgsam mit uns umgehen, ein anderes nutzt die Situation evtl. aus, um die Rangordnung mal in Frage zu stellen.

lg, Tanja
lg, Tanja

Reiten ist nicht weiter schwierig, solange man nichts davon versteht.
Aus: "Vollendete Reitkunst", Dr. Udo Bürger, 1959
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo,

nach so vielen Gemeinsamkeiten möchte ich auch mal ein paar Gegensätzlichkeiten erwähnen.

Das Pferd meiner Frau war schon als Fohlen ziemlich mutig und unerschrocken. Sie ist dagegen eher ein ängstlicher Typ und sehr schreckhaft. Aber die Beiden haben sich wohl auch gesucht und gefunden. Da kann plötzlich etwas passieren und sie schreit laut auf aber ihr Pferd bleibt wie ein Fels in der Brandung stehen. Auch sonst hat sie oft das Gefühl, dass er sehr um ihre Sicherheit bemüht ist.

Bei Antares war es eher umgekehrt. Er war Hans Dampf in allen Gassen und hat sein Heil immer in der Flucht gesucht oder sich sofort gegen Alles und Jeden zur Wehr gesetzt. Doch das legte sich sehr bald und er war dann total auf mich fixiert. Zum Glück bringt mich Nichts so schnell aus der Ruhe und so fand er dann auch Vertrauen zu mir. Inzwischen hat er realisiert, dass er nicht gefressen wird und ist sehr anhänglich geworden.

VG
Manfred
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