Angst vor dem Traben

Rund um die klassische Reitkunst

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yeti

Beitrag von yeti »

was du beschreibst erinnert mich ein bisschen an mein "angstkind". ähnliche geschichte: reitet seit inzwischen fast 2 jahren bei mir. nachdem das pony mal gestolpert war, war sie sehr ängstlich, wollte nur geführt werden, hatte angst vorm bergab reiten, wollte nicht galoppieren. ende letzten sommers kam dann für mein gefühl der durchbruch: sie fing an frei zu reiten, traute sich tatsächlich mal an der longe zu galoppieren (und fand es toll), ließ sich von mir auch mal zu was überreden vor dem sie angst hatte.
ich nahm sie also mit in eine abteilung (3 pferde) rein und anfangs klappte es auch ganz gut. nach einger zeit passierte aber seltsames: sie bekam das pony kaum noch in den trab (ein unding, pony reagiert sonst auf die kleinste hilfe). zuerst hab ich noch versucht, sie irgendwie zu motivieren, aber schließlich wurde mir klar, dass sie angst hatte und das pony deshalb nicht trabte: wenn das pony mal etwas schneller lief als sonst, bekam sie panik bis hin zum losheulen. galopp (geführt oder an der longe) war gleich gar nicht drin.

sie ist generell sehr ängstlich (aussage der eltern) und das alleinreiten auf dem pony, die "verantwortung" ganz allein mit dem pony fertig zu werden, war ihr offenbar zuviel.

daher habe ich mit den eltern, aber auch mit ihr, geredet wie wir weitermachen wollen.
wir haben uns dann geeinigt, dass ich sie erstmal wieder an die longe genommen hab. da haben wir erstmal nur voltigiert, das fand sie gut. ganz nebenbei hab ich auch mal übungen eingebaut wie "mach mal damensitz im trab", "leg dich mal auf den hals im trab". vorher hat sie furchtbar panik bekommen, sobald sie mal das gleichgewicht verloren hat, aber in ne nette voltiübung verpackt, war das plötzlich gar nicht mehr so schlimm. irgendwann wollte sie auch wieder galoppieren.
später gabs dann auch mal wieder zügel in die hand und wir haben einfache sachen geübt, allerdings alles an der longe. zusätzlich habe ich sie auch so nebenbei immer mal aufs pferd gesetzt, wenn ich mit einem der ponys handarbeit gemacht hab. das fand sie jedesmal interessant, wenn wir seitengänge gemacht haben :wink:

seit wenigen wochen lasse ich sie auch wieder allein reiten, aber wir machen immer noch hauptsächlich einzelstunden. (die "panikattacken" sind jetzt vielleicht ein halbes jahr her) bisher scheint es ok zu sein. ich laufe allerdings immer in reichweite mit und sie weiß auch, dass ein wort von mir genügt, damit das pony stehen bleibt. galopp an der longe ist nach wie vor toll, inzwischen läßt sie sogar mal einen arm los :D

für die zukunft haben wir uns geeinigt, es mal wieder mit einer gruppenstunde zu versuchen, aber mit der option, dass jemand da ist, der das pony führt, wenns sein muss.
wir haben das jetzt auch schon einmal probiert, da musste ich nur beim ersten trab mitlaufen, danach gings alleine.

ich hab daraus gelernt, dass man sich nicht täuschen lassen darf, von dem was man gerne hätte (das kind reitet endlich allein), sondern dass es eben dauert so lange wie es dauert.
und dass nicht unbedingt das offensichtliche das problem ist. anfangs dachte ich ja noch, dass sie ein problem mit dem antraben hatte. aber nein, sie hatte ein problem mit dem allein reiten. vielleicht ist das mit deinem kind ja auch sowas?!
padruga
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Beitrag von padruga »

Ich schließe mich der Meinung der anderen hier an, dass man es einfach tolerieren sollte, wenn das Kind nicht traben will und den Trab auch nicht mehr zum Thema machen sollte (also nicht immer wieder anfragen). Irgendwann kommt der Wunsch von allein, wenn keine anderen Probleme dahinter stehen.
-Mehr Bodenarbeit zum Vertrauensaufbau zum Pferd !
-Spazieren gehen, füttern etc...
-ev. mal auf ein piaffierendes Pferd setzen
-wenn später der Wunsch nach Trab kommt, ein wirklich weich zu sitzendes und gut ausgebildetes Pferd aussuchen, mit wenig Schwung und fließenden, eher langsamen Trabbewegungen. Auf zu kleinen Ponys mit sehr schneller Trittfrequenz können Kinder oft nicht "wirklich" sitzen und verspannen sich leichter, was die Angst zu fallen erhöht.

Vermutest du aber eher allgemeine Verhaltensprobleme (z.B. Ängste die über das normale Maß hinaus gehen etc.) dann würde ich keinen Reitunterricht geben, sondern die Eltern mit dem Kind zum heilpädagogischen Reiten (bei ausgebildeter Fachkraft!) schicken.
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Barbara
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Beitrag von Barbara »

Ich habe da noch eine ganz andere Idee. Das Kind will ja nicht traben, weil es Angst vor dem runterfallen hat. Also muss es ja eigentlich nur die Angst vor dem runterfallen ablegen, und dann kann das Traben sicher auch Spass machen. Mit meinen Volti-Kids war es bei einigen so, dass sie Angst vor dem Fallen hatten und sich deshalb keine Übung zugetraut haben, bei der man das Gleichgewicht verlieren könnte. Was ihnen gut geholfen hat, war Falltraining. Man kann das für kleinere Kinder auch ganz lustig verpacken, dass sie gar nicht merken, worum's eigentlich geht. Anfangen könnte man beispielsweise mit über die Kruppe rutschen und anschliessendem Purzelbaum, so à la Zirkus. Dann aus der Hocke seitlich runterspringen, später aus dem Stehen. Oder am stehenden Pferd seitlich mal so weit runterhangeln, bis es nicht mehr geht und dann fallen lassen. Rollenabgang vorwärts und rückwärts sind sicher auch gut. Wer weiss, vielleicht hilft's dir.

Dass das Kind allgemein Probleme mit Ängsten hat, heisst ja nicht, dass du die, die im Unterricht auftreten, nicht bearbeiten kannst. Zusätzlich müssten sicher die Eltern mal abklären lassen, was da los ist, aber dazu kann man sie (leider) nicht zwingen.


Lieber Gruss, Barbara
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