Udo Bürger: Vollendete Reitkunst

Hier werden von uns neue Fachbücher vorgestellt

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Josatianma
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Udo Bürger: Vollendete Reitkunst

Beitrag von Josatianma »

Udo Bürger: Vollendete Reitkunst

ISBN: 978-3-275-01552-8
Verlag: Müller-Rüschlikon
Preis: 24,90
Format: gebunden

Klappentext:
Vollendung in der Reitkunst zu erlangen, ist das erstrebenswerte, aber selten erreichbare Ziel jedes passionierten Reiters. Nur ernste Vertiefung führt zum Gipfel dieser Kunst, und diesem Ideal zu dienen, hat sich dieses Buch zur Aufgabe gemacht. Es ist ein breit angelegter Versuch, das, was der Reiter fühlt und tut, in Worte zu kleiden und das Verständnis dafür zu wecken, daß Reiter und Pferd in Haltung und Bewegung zu einer Einheit werden können. Damit ist dieses Buch die ideale Ergänzung und Fortführung der bekannten Reitlehrbücher.
Anleitungen und dauerndes Studium sind auch für einen erfahrenen Reiter unerläßlich. Nur so kann er über das schematisch Angelernte hinauswachsen und für die Kunst reif werden. So soll dieses Lehrbuch als hilfreicher Begleiter den Reiter zur höchsten Stufe des Erlebens auf dem Rücken seines Pferdes führen, das man als Glück dieser Erde bezeichnet.«

Schon 1959, als dieses Buch erstmals erschien, hatte sich sein Autor Udo Bürger hohe Ziele gesteckt. Und der seither über all die Jahre anhaltende Erfolg seines Werkes spricht dafür, dass er seinen eigenen Ansprüchen mehr als gerecht wurde. Der hier vorliegenden Neuausgabe wurde der unveränderte und ungekürzte Text aus dem Jahr 1959 zugrunde gelegt, ergänzt um aktuelle Anmerkungen des bekannten Dressurausbilders und Erfolgsautors Michael Putz. Neben einigen Zeichnungen und Bildern, die aus der Originalausgabe übernommen wurden, betont zeitgemäßes, aussagekräftiges Bildmaterial die ungebrochene Aktualität dieses Klassikers der Reitliteratur.

Autor: Udo Bürger war Tierarzt und begeisterter Reiter. Er verfügte über ein enormes Wissen und langjährige Erfahrung. Seine Aussagen sind zeitlos gültig. Michael Putz ist Träger des Goldenen Reitabzeichens und war 16 Jahre lang Leiter der Westfälischen Reit- und Fahrschule Münster. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Fachbeiträge und als Sachverständiger in Verbänden und Arbeitskreisen in Sachen Reitlehre äußerst gefragt.


Rezensionstext:

Der Müller-Rüschlikon Verlag hat das 1959 bereits schon einmal erschienene Buch "Vollendete Reitkunst" für die Genießer guter Literatur über die hohe Schule der Reiterei wieder zugänglich gemacht, mit Kommentaren von Michael Putz und neuem Bildmaterial versehen. Für mich ist dieses Buch ein recht leises Buch, dass den Leser nicht mit Anweisungen überfällt oder erklärt welche Lektion wie zu reiten ist. Dafür ist es mit einer Menge an Informationen gefüllt, die im täglichen Reiterleben in den unterschiedlichsten Situationen nützlich sind.

Die Kommentare von Michael Putz sind durch Kästen von dem restlichen Text klar abgesetzt. In meinen Augen enthalten sie größtenteils relativ nutzlose Kommentare bzw. tragen im Falle des Travers eher zur Verwirrung des Lesers bei. Auch das ausgewählte Bildmaterial finde ich größtenteils nicht sehr passend. Vor allem ein deutscher Reiter wird als Negativbeispiel gezeigt. Dieser Reiter ist aber für die deutsche Mannschaft an den Olympischen Spielen gestartet! Nutzt man das "Beinparalellogramm" als Grundlage für die Bewertung des korrekten Trabes, ist auch bei den von Herrn Putz als Vorbilder gewählten Reitern diese nicht durchweg positiv. Es sind Kleinigkeiten an den Bildern, die den genauen Betrachter stören sollten, wie das der gut getragenen Zügelfäuste mit dem leicht angewinkelten Daumen. Der Daumen ist nicht angewinkelt und die vordere sichtbare Hand gerade etwas eingedreht zur Parade. Auch die von Herrn Putz gewählte Darstellung des Travers geht gegen die anschließende Erklärung von Udo Bürger. Das Travers von Herrn Putz zeigt deutlich ein Pferd auf vier Hufspuren, während Herr Bürger genau dieses Travers eine Seite weiter als falsch deklariert.

Wer sich jedoch nicht von Bildern und den Kommentaren ablenken lässt, hält ein Buch in den Händen, aus dem er sich vielfältige Anregungen holen kann. Jedes einzelne Kapitel bereitet Vergnügen. Udo Bürger spannt den Bogen von den grundsätzlichen Gedanken zur Reitkunst über das optimale Pferd, die Ausbildung von Pferd und Reiter bis hin zur wissenschaftlichen Grundlage. Die Sprache von Udo Bürger lässt sich gut lesen und macht Spaß. Das Buch ist gefüllt mit Details. Beim Lesen des nun fast schon 50 Jahre alten Buches fällt mir vor allem auf, dass die heute angeprangerten Missstände im Sportreiten nicht neu sind. In dem ersten Kapitel "Die Reitkunst" grenzt er die Reitkunst auch vom Sportreiten deutlich ab. Vor allem der Dressursport wird hier angeprangert: "Wir sehen oft Pferd mit guten Noten gewinnen, die in den Grundlagen des Gehens falsch sind, die zwar die vorgeschriebenen Aufgabe dem Buchstaben nach erfüllen, aber sie marschieren statt zu schreiten, sie werfen im Trab den Reiter, wenn er sich nicht mit den Schenkeln festklemmt, sie treten in der Piaffe zwar auf der Stelle, aber die Hanken sind nicht gebeugt, die Kruppe ist nicht gesenkt, der Reiter piaffiert in Vorlage auf dem entlasteten oder weggedrückten Rücken, die Passage sind schwebende Tritte, in denen das Pferd von nicht höher wird." Wobei er den Sport nicht generell ablehnt. Auch auf die anderen Sparten des Reitsportes wird in diesem Kapitel eingegangen. Die einzelnen Kapitel fließen ineinander über.

Aufgrund der Fülle der Informationen ist es kein Buch für zwischendurch. Beim ersten Lesen sollte man es erstmal nur auf sich wirken lassen. Beim zweiten Lesen sollten Markierstift oder Klebezettel zur Kennzeichnung nicht fehlen. Das könnte zwar dazu führen, dass das Buch nur so vor Markierungen oder Klebezetteln strotzt, aber es macht einem das weitere Beschäftigen doch wesentlich leichter - denn dieses Buch sollte nicht einfach im Bücherschrank verschwinden, um behaupten zu können, man habe Bürger gelesen. "Vollendete Reitkunst" von Udo Bürger kann man in meinen Augen nicht einfach "nur lesen", man muß es erarbeiten und durcharbeiten, wieder und wieder. Denn nur dadurch kann man die Feinheiten, die manches mal in einem Nebensatz stehen, erfassen.
Liebe Grüße, Sabine

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Colloid
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Beitrag von Colloid »

Mir hat dieses Buch auch sehr gut gefallen (bis auf die völlig überflüssigen und z.T. falschen Anmerkungen von Herrn Putz und die Auswahl der neuen Bilder). Es hat mir geholfen die RL (nach 20 Jahren!) endlich zu verstehen ;).
Der Detailreichtum dieses Buches ist imens. Besonders schön fand ich seine Anmerkungen zur Gleichzeitigkeit der verhaltenden und treibenden Hilfen; sinngemäß (da mein buch sich bei Alix befindet ;) ): Man kann froh sein, daß Pferde keine Autos sind, da man sonst in den meisten Reithallen vor lauter Reifenqualm nichts mehr sehen würde.
:twisted:
Kurz: ein Buch, daß sich jeder FN-Reiter (und solche, die sie verstehen möchten) als Pflichtlektüre aneignen sollte...
LG
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Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
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chica
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Beitrag von chica »

Colloid hat geschrieben:Besonders schön fand ich seine Anmerkungen zur Gleichzeitigkeit der verhaltenden und treibenden Hilfen; sinngemäß (da mein buch sich bei Alix befindet ;) ): Man kann froh sein, daß Pferde keine Autos sind, da man sonst in den meisten Reithallen vor lauter Reifenqualm nichts mehr sehen würde.
:twisted:
Schön ausgedrückt. Aber "vorne ziehen, hinten stechen" ist einfach kürzer und knackiger :mrgreen:
LG Ines
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Beitrag von Colloid »

chica hat geschrieben: Schön ausgedrückt. Aber "vorne ziehen, hinten stechen" ist einfach kürzer und knackiger :mrgreen:
Jaaaa, aber Ines, das macht doch keiner! :wink:
:twisted:
Das Pferd lehnt sich an den Reiter an. Wenn die Abstimmung zwischen Pferd und Reiter ideal ist, wird das Mittel der Anlehnung, der Zügel, fast entbehrlich.
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pepe
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Beitrag von pepe »

Das Buch ist klasse, egal in welcher Version gehört es in jedes Bücherregal und oft gelesen, geschmökert, bedacht. Es spricht für die Nachfrage der allgemeinen Reiterei dass es neu aufgelegt wurde. Solange es die Denke anregt und verteilt wird, ist alles andere wurscht. Vielen Dank, Sabine!

off-topic: Wäre es möglich einmal drei Sätze zu schreiben ohne zu polarisieren? Hier wir, die "Guten, die Klassiker, höhö", hier die anderen, die "Pöhsen, die FN-Reiter, bäh". Wir sind doch alle nur arme Würschtl, oder?
Zuletzt geändert von pepe am Mo, 03. Sep 2007 16:08, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von horsman »

Schönen Dank für die Rezension.
Ev. kann man also auch (besser) die alte Auflage im Antiqauriat kaufen :D .

Und ja, der Bürger spannt durchaus einen Bogen zum teilweise nicht unumstrittenen Thema "Hand ohne Bein" und den von Baucher geprägten Franzosen.
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chica
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Beitrag von chica »

pepe hat geschrieben:Jetzt hört auf permanent auf den Richtlinien / FN-Reitern rum zu hacken, ich kann es nicht mehr hören!! Könnt ihr ohne Feindbild nicht leben oder könnt ihr euch dann nicht als Besser- Reiter fühlen!?
Was hat Dich denn geritten?? :shock:
Es hat hier keiner was gegen die FN oder die Richtlinien gesagt - wenn, dann in Collis Beitrag sogar eher positiv! Wie wäre es denn mal mit einer Portion Humor, liebe Danny? ;)
Zuletzt geändert von chica am Mo, 03. Sep 2007 16:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Thisbe
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Beitrag von Thisbe »

Und die Bilder? Ich finde ja immer viele Bilder so wichtig, sonst weiß ich gleich gar nicht, was ich mir vorstellen soll.
Ansonsten klingt das sehr vielversprechend. Ist die alte Auflage denn vom Bildmaterial besser?

Grüße, Thisbe
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Colloid
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Beitrag von Colloid »

pepe hat geschrieben:Jetzt hört auf permanent auf den Richtlinien / FN-Reitern rum zu hacken, ich kann es nicht mehr hören!! Könnt ihr ohne Feindbild nicht leben oder könnt ihr euch dann nicht als Besser- Reiter fühlen!?
Hooo, Brauner!
:?
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Beitrag von pepe »

Kann nicht vergleichen, hab nur die alte Auflage. Aber auch da ist das Bildmaterial nicht immer glücklich gewählt.
@Ines: Das Lachen bleibt mir manchmal im Hals stecken, der Humor geht dann verlustig. Sorry.
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kallisto
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Beitrag von kallisto »

Ein extraklasse Buch, was seinen festen Platz bei mir hat und ich immer wieder gern lese und man neues findet. Er schreibt sehr detailliert, mit viel Erfahrung und mit Leidenschaft. Er ist nicht nur Reiter, sondern für ihn bedeutet das Pferd als Wesen auch sehr viel.
Die Kommentare von Putz stören den Fließtext und irritieren. Man muss bei Bürgers Reitlehre nichts klar stellen oder korrigieren. :evil: Auch die Bilder passen einfach nicht zum Inhalt. Von den ganzen nachträglichen Änderungen abgesehen, ist das Original Gold wert. Aber das sind alle Bücher von Bürger.

LG Susi
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Vielen Dank für eure Antworten. Gerade bei diesem Buch fiel mir die Rezension schwer.
Kurz: ein Buch, daß sich jeder FN-Reiter (und solche, die sie verstehen möchten) als Pflichtlektüre aneignen sollte...
Das gilt nicht nur für FN-Reiter, auch jeder, der sich mit der Klassik beschäftigt sollte dieses Buch als Pflichtlektüre aneignen, lesen und verstehen. Und da muß ich Danny recht geben, solange wir in unserem schönen Klassiklager auch noch genügend Ritte sehen, die nicht besser sind als "vorne ziehen - hinten stechen", sollten wir nicht immer sofort losbrüllen.
Liebe Grüße, Sabine

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pepe
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Beitrag von pepe »

Danke. *seufz*
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Julia
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Beitrag von Julia »

Ich krame das hier mal wieder hoch denn ich habe das Buch nun zum ersten Mal durch und bin einfach nur begeistert. Es ist das wohl erste Buch für das ich Wochen(!!!) gebraucht habe ( bin sonst ein wirklicher "schnellleser") und schon jetzt ist es voll von Markierungen ;)

Ich finde es sehr gut geschrieben, es macht an vielen Stellen sehr nachdenklich und Männe kam nicht umhin immer wieder an seiner Damenwahl zu zweifeln wenn ich wieder aus tiefstem Bauch "Jaa!" oder "Schön!" beim lesen von mir gab :lol:

Es sollte wirklich in jedem Regal stehen und auch gelesen sein, ich werde es so schnell nicht wieder hergeben.
Liebe Grüße, Julia
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susiesonja
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Beitrag von susiesonja »

@Julia

Absolut! Ich liebe es auch und blättere häufiger mal drin herum. :D
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