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Klassisch contra Classique - die Diskussion zum Heft

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 14:55
von lalala
Soooooo, dann mal los !

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 15:07
von wups
Schöner Thread:-)

Eine Anmerkung zum Thema, warum drei Warmblutverbände ihre Zucht vorstellen durften: Ich muss zugeben, dass ich persönlich recht ahnungslos bin was Zucht angeht, wichtig schien uns aber, die immer wieder beschworene Veränderung des Warmblutpferdes mal anzuschauen. Um nicht mehr und um nicht weniger ging es dabei. Und ich finde man sieht sehr gut, wie diese Veränderung nun aussieht. Soviel also zu Sinn und Zweck dieser drei kleinen Artikel.

Und jetzt bin ich mal gespannt, was Ihr zum Streitgespräch und dem Rest sagt, da halte ich mich dann auch brav zurück:-)

Obwohl, eines noch: Ich persönlich fand ja gerade den Artikel zur Ausbildungsskala mit Stecken sehr erhellend, er erklärt da noch mal, wo sie eigentlich her kommt uznd das genau genommen, die Begriffe Durchlässigkeit und Aufrichtung da eigentlich noch mit hinein gehören, zumindest wenn man sich streng an die HdV v. 1937 hält, denn in der sind die heutigen Begriffe der Skala plus die beiden erwähnten so im Inhaltsverzeichnis dargestellt.

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 15:10
von Yve9979
Ich fand den Artikel der Warmblutzuchten sogar sehr interessant (und ich bin an sich nicht sonderlich interessiert an diesen). Beeindruckend fand ich wie sich die Rassen immer mehr Richtung Sportpferd entwickelt haben (und alle sich immer ähnlicher werden :wink: ).

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 16:03
von Medora
Mich hat das Heft sehr beschäftigt. Die Quälereien hätten alleine noch mehrere solcher Hefte füllen können, da viele Bereiche gar nicht erwähnt wurden. Hier konnte ich aber auch das Lesen irgendwann kaum mehr ertragen... :roll:

Dass die Rollkur einen so großen Schwerpunkt hat, finde ich richtig - hieran wird sehr vieles deutlich: was mit Pferden gemacht wird, um ein Ziel zu erreichen, wie auf Fehlentwicklungen reagiert (oder eben nicht reagiert) wird und wie Schlimmes beschönigt wird. In der aktuellen Cavallo ist ja aktuell ein Artikel über den Sprachgebrauch der Sportkommentatoren drin.

Die Zucht-Artikel haben mich nicht interessiert, aber da kann ich auch einfach nicht mitreden.

Sehr spannend fand ich die Beschreibung der Veränderungen der Richtlinien - da nur mal als Beispiel die Illustration der Piaffe - schon erhellend, finde ich. "Richtlinie" heißt halt nicht immer, dass man sich an ihnen ausrichtet, sondern manchmal werden die Richtlinien eben auch an dem, was tatsächlich gemacht wird, angepasst.


Einen Punkt möchte ich noch aufgreifen, der mir aufgestoßen ist und der auch hervorragend zu einigen Diskussionen hier im Forum passt:

Kritikern an der FN (und ihren Auswüchsen) wird ja oft und gerne vorgeworfen, dass sie nicht genug differenzieren und alles in einen Topf werfen würden.

In den Beiträgen des Heftes wurde für mich allerdings an ganz vielen Stellen deutlich, dass es eben gerade die Vertreter der FN-Linie sind, die Pauschalausagen machen, während die Kritiker sich durchgehend um differenzierte Aussagen bemühten.

Ein Satz wie "Ich bin sicher, alle Richter und Ausbilder achten darauf, ob ein Pferd korrekt von hinten geritten wird." (Christoph Hess) schreit doch förmlich, so undifferenziert ist er. Ein Blick in die Realität - egal wohin - zeugt vom genauen Gegenteil. Oder auch die Aussagen über die Ausbildungskala: "Jeder Reiter muss von Anfang an die Ausbildungsskala vor Augen haben..." (Christoph Hess) oder "Die [die Ausbildungsskala] passt immer." (Hubertus Schmidt) zeigen einen Tunnelblick. Dass es andere, berechtigte Sichtweisen zur Ausbildungsskala gibt, zeigen die Fachbeiträge in dem Heft.


Das mal als einige Gedanken von mir,
Medora

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 16:33
von **Pedro**
was mir noch beim ersten Durchfliegen aufgefallen ist (hab bisher leider erst ein paar Seiten geschafft der Themen, die mich brennend interssiert haben, dass einmal die These vertreten wird, eine Piaffe habe keine Schwebephase und einmal, die Piaffe habe eine Schwebephase *g*

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 16:43
von horsman
hab das Heft nicht, kann also nicht konkret dazu mit reden.
Generell finde ich schon ein paar Unterschiede zw. der dt. Klassik, der modern gelebten dt. Klassik (selbst ohne Rollkur) und der mir bekannten franz. Classique.

Interessant wäre mal zu wissen, wie Leute wie Lörke, Stensbeck oder Wätjen zu diesen Unterschieden stünden, wie zur franz. Classique und wie zur derzeitgen dt. Klassik. Aber nu kann man sie ja leider nicht mehr befragen.

Die Piaff kenn ich nur ohne Schwebephase (alle 4 Hufe gleichzeitig in der Luft - was soll das für ein Gehüpfe sein ???), und sogar im vers. Trab kann ich eigentlich keine richtige Schwebephase erkennen (jedenfalls nicht in Zeitlupe meiner DigiCam).

Gruss
horsmän

P.S.
mal sehen, vielleicht kauf ich das Heftchen noch, hab aber erst noch andere Prioritäten.

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 18:50
von orest
Hallo,

ich fand das Heft sehr interessant!

Das Streitgespräch fand ich sehr gut und erhellend.

Ich bin ein 'Pony- und Robustrassen'- Fan und eigentlich an der WB- Zucht nicht so besonders interessiert.

Ganz auffällig fand ich allerdings:

Die drei 'modernen' WBs, die mit Reiter gezeigt wurden (Zuchtartikel) sind doch alle in der gleichen, oft kritisierten Art inkorrekt geritten. Alle zeigen einen 'falschen Knick', am deutlichsten der Trakehner und werden im spektakulären Trab vorgestellt. Momentane Reiterfehler? Wohl kaum, denn die Fotos sollten doch sorgfältig als schönes Beispiel für ein gut gerittenes, modernes Zuchtprodukt dienen... Und nicht nur eines... Das spricht doch irgendwie dafür, dass man solche Bilder für 'ganz normal' hält und kein Problem hat, sie in der Öffentlichkeit als Beispiel zu zeigen...
Ein völlig anderes Bild gibt dagegen Otto Lörke ab: Ein schön gehendes Pferd, ein entspannt sitzender Reiter, nachgegebene Zügel in der Trabverstärkung...

Ich war, nach schlechtem konventionellen Unterricht im Reitverein, jahrelang nur 'Wald- und Wiesen' Reiter. Ich habe mich nie fürs Sportreiten interessiert. Später kam ich wieder zum Dressurreiten, und ich bin wohl der 'Classique' Richtung zuzuordnen ;-)
Als ich mich nun näher mit dem Dressurreiten auseinandersetze, schaute ich mir völlig unvoreingenommen 2004 bei Olympia das Dressurreiten an und war (ehrlich!) total entsetzt, wie diese Spitzenreiter, fast durch die Bank weg, reiten. Seitdem frage ich mich, ob die Sportreiterei nicht in irgendeiner Weise den falschen Pfad eingeschlagen hat.

Besonders aufschlussreich fand ich außerdem den Beitrag über die Übersetzungen!

Gruß Tina

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 19:17
von greta j.
orest hat geschrieben:Die drei 'modernen' WBs, die mit Reiter gezeigt wurden (Zuchtartikel) sind doch alle in der gleichen, oft kritisierten Art inkorrekt geritten. Alle zeigen einen 'falschen Knick', am deutlichsten der Trakehner und werden im spektakulären Trab vorgestellt. Momentane Reiterfehler? Wohl kaum, denn die Fotos sollten doch sorgfältig als schönes Beispiel für ein gut gerittenes, modernes Zuchtprodukt dienen... Und nicht nur eines... Das spricht doch irgendwie dafür, dass man solche Bilder für 'ganz normal' hält und kein Problem hat, sie in der Öffentlichkeit als Beispiel zu zeigen...
Genau über das bin ich auch gestolpert.
Man sieht solche Bilder ja immer wieder in Verkaufsanzeigen, in Reitsportkatalogen und –prospekten, sogar auf Homepages von Züchtern & Co, aber dann gerade auch im DS-Heft!
Dass man solche Fotos (immer wieder) als Vorzeige-Bilder verwendet, kann ich nicht nachvollziehen… :?
Sorry, aber da muss man doch was ganz und gar nicht kapiert haben.

Verfasst: Mo, 17. Sep 2007 21:51
von dshengis
Tja, der falsche Knick: Noch im (von der FN wiederherausgegebenen) "Der Reiter formt das Pferd" von Bürger aus dem Jahre 1936 wird das als Fehler bewertet. Heute ist das normal, wie ja auch die Zeichnungen zur Piaffe zeigen. Genick als höchster Punkt? War gestern bzw. vor 20 Jahren.

Das Streitgespräch: Ich habs vorhin nochmal gelesen und mein Eindruck hat sich verfestigt, dass hier Statements ausgetauscht wurden, aber keine Gedanken. Keiner der Herrren macht sich die Mühe, die Gedankengänge des Gegenübers zu verfolgen, in seine Gedankenwelt eindringen zu wollen. Ich finde das sehr schade, denn den grundsätzlichen Standpunkt eines Monsieur Karl kann ich auch seinen Büchern entnehmen, ebenso wie Herrn Hess´Gedanken an anderer Stelle nachlesbar sind. Weder scheint Herr Hess die Arbeit von Monsieur Karl wirklich zu kennen noch habe ich den Eindruck, dass PK das Konzept der FN verstanden hat. Ich bin dann mal sehr auf den praktischen Teil gespannt.

Die Geschichte der Richtlinien von Sandra Will hat mir auch gut gefallen, ebenso wie der Artikel von Ilka Flegel.
Zur Rollkur: Leider ist ja der Beitrag von Sjef Janssen weggefallen und ich habe ihn auch nicht auf der HP der DS gefunden. Mich würde mal interessieren, wie er diese Methode rechtfertigt, außer mit 10 Goldmedaillen.
In diesem Zusammenhang fand ich aber auch das Interview mit N.U. erhellend, ebenso wie die Aussagen von H.S. zur Ausbildungsskala. Schon interessant, dass jeder der anderen Befragten Ergänzungen oder Änderungen vorgeschlagen hat (von Doc Dörr mal abgesehen, aber da hat das ja wohl keiner erwartet ;)), nur H.S. nicht. Da hat er wohl die gleiche Brille auf wie Herr Hess ;)

LG A.

Verfasst: Di, 18. Sep 2007 07:52
von kallisto
Ich finde es einfach schlimm, dass es praktisch eine Rückentwicklung in Sachen gesunder Dressur geworden ist, ohne alle über einen Kamm zu scheren. Wenn man überlegt, dass Udo Bürgers Bücher schon über 50 Jahre alt sind, oder Baucher, Guériniere und es erst einen Heuschmann, Slodulka, Branderup und Karl bedarf, um das schon dagewesene Anatomiewissen wieder an die breite Masse zu verteilen, ist es schon armselig. Und die Anzahl der schwarzen Scharfe ist einfach zu groß geworden, um es als Einzelfall anzusehen.

Was ich mittlerweile auch ziemlich abstoßend finde, das Motto:"Ich reite klassisch und bin deswegen gut und die anderen sind die Bösen". Das Wort klassische Dressur ist kein Freibrief. Und nicht alle Légèreté-Reiter oder alle PRE-Besitzer sind gute Vorbilder. Der Weg ist schwer und nur die wenigsten werden jemals das Wort Reitkunst in den Mund nehmen dürfen.
Wer gut sein will, muss an sich arbeiten und ein Ziel über Jahrzehnte an sich und Pferd erarbeiten. Es macht kein einzelner Kurs, keine neue "Reitweise", kein Sattel und auch kein neues Pferd. Es gibt nicht den Weg. Dafür liegen die Schwächen viel zu verschieden, um es allgemein zu formulieren. Die FN-Richtlinien werden immer nur das sportliche abgrenzen, wer besser sein will, muss einfach ackern. Aber nicht den schwarzen Peter der FN zuschieben, dass sie dran schuld ist, dass man selber nicht weiter kommt oder das Pferd bis zu kissing spines geritten hat.

Gut fand ich auch, dass das Freizeitleben als Moppelpferd mit Sonntagsausflügen auch genauso schädlich sein kann, was viele manchmal vergessen zu scheinen. Und wenn man die landläufigen Pferde anschaut, ist das auch ein erheblicher Teil.

Was mir noch gefehlt hatte, wo sich der ambitionierte Freizeitreiter einordnet. Es wurden die Unterschiede dargestellt, aber der Weg wie man es irgendwie schaffen könnte, zwischen einer Vielfalt an Strömungen und normalen Reitalltag, eine gesunde Alternative für sein Macken-Pferd zu finden, ist schwer. Eine Sammlung von verschiedenen "Reiterphilosophien" von Otto-normal-Reitern mit Otto-Normal-Pferden fände ich sehr interessant. Und ein weiterer Stichpunkt, dass zu einem gesunden Reiten auch die Zusammenarbeit von Medizin, Pflege und Haltung gehört. Aber es war sicher auch nicht die letzte Ausgabe :wink:

Ich bin schon sehr auf die DVD gespannt und auf Wiebke und ihren Moses. Mir gefällt der kleine total und es ist endlich mal kein PRE und kein Warmblut :roll:

LG Susi

Verfasst: Di, 18. Sep 2007 08:20
von Yve9979
Ich bin auch schon sehr auf die DVD gespannt.
Vom "Streitgespräch" hatte ich mir persönlich mehr versprochen, beide Parteien legten nur ihre Ansichten nieder (sah fast aus, als hätten sie ihre Formulieren vorher auswendig nur aus Büchern gelernt). Aber eine richtige Diskussion konnte ich nicht wirklich erkennen.

Interessant war auch die Entwicklung der Richtlinien seit Anbeginn bis heute. Persönlich sehe ich hier jedoch von manchen Ausgaben zu heute und deren "Forderungen" eine Rückentwicklung. Leider bin ich noch nicht viel weiter in der Ausgabe gekommen.

Verfasst: Do, 20. Sep 2007 08:22
von esge
Nun treibt mich dieses thema doch endlich mal wieder auch hier ins Forum. Irgendwie hatte ich zwischenzeitlich glatt vergessen, dass ich hier auch angemeldet bin. :oops:

Ich denke, dass ich auch für die anderen spreche wenn ich sage, dass die Arbeit an diesem Sonderband für uns alle nochmal tiefere Einblicke in die verschiedenen Szenen gewährte. nicht immer die schönen Seiten.

Und das Wort "Richtlinien" kann ich vorläufig nicht mehr hören :roll: :D So interessant die vergleichende Arbeit an den verschiedenen Ausgabe auch war.

Verfasst: Do, 20. Sep 2007 09:11
von carnacat
@ esge
*hihi* ich kanns dir nachfühlen.
Aber tolle Arbeit haste da geleistet!



Das Streitgespräch zwischen Karl und Hess habe ich mir - ähm - explosiver vorgestellt.
Während Karl immer und immer wieder unermüdlich sehr konkrete Fragen stellt produziert Hess nur Allgemeinplätze.
Bei mir jedenfalls hat Hess daduch wirklich nahezu allen Respekt verloren.
Ist ja schön, wenn man immer toll und wortgewandt auf der Theorie rumreiten kann - aber mir hat ganz klar sein praktischer Bezug gefehlt.
Und ich glaube daran krankt das FN-System auch, da bin ich mit Karl völlig einer Meinung.

Jetzt geh ich weiterlesen ....

Verfasst: Do, 20. Sep 2007 09:14
von Jen
ouuu, ich will auch leesäään *schmoll* muss noch bis mitte Oktober warten. heul. und werde dann wohl uralte Diskussionen aufwärmen müssen, wenn ich auch noch meinen Senf dazugeben will... ;) habt nachsicht mit uns ausländern 8)

Verfasst: Fr, 21. Sep 2007 11:51
von Mela
@Jen mir gehts auch nicht besser in ösiland.
Weiß jemand von euch ob es die Dressurstudien bei Krämer gibt, gehe nämlich heute zur Eröffung des neuen Shops in Wien .

lg
mela