Klassisch contra Classique - die Diskussion zum Heft

Allgemeines rund ums Pferd

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Janina
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Beitrag von Janina »

Isomer hat geschrieben:Welches Fazit denn???

raaahhhh rückt doch mal raus mit der Sprache und berichtet etwas mehr ;)

lg isomer
In meinen Augen wird sehr deutlich, dass Karl ein System hat, dass schlicht und ergreifend praktisch "funktioniert". Was er in dem Gespräch zeigt, wird auch in den Unterrichtseinheiten deutlich (war das Gespräch eigentl. vorher? Ja, oder? *nochmalnachschauenmüsste, ob das irgendwo steht*)
Eine umfassende Ausbildung auch für "normale" Freizeitreiter mit den unterschiedlichsten Pferdetypen.

Hess hingegen bestätigt in so zieml. allen Punkten die Vorwürfe, die sich gegen die "klasssische Reitweise der FN"(?) finden lassen, aber dazu gleich mehr.

Folgende Sachen sind mir im Gespräch aufgefallen:
- Hess behauptet, für ihn sei der Rücken des Pferdes das Wichtigste (an anderer Stelle ist es dann wieder die HH, aber okay, hängt ja eh alles zusammen), gleichzeitig sieht er den Takt an erster Stelle der Skala an absolut der richtigen Stelle.
Meine Frage: Wenn ich ein Pferd habe, dass sehr untaktmäßig läuft, müsste ich es doch sehr lange ohne Rücken reiten bis denn dieser Takt mal hergestellt ist (zumal er nicht erklärt, wie er den Takt erreicht). Wie passt das zusammen?

- Weiterhin entschuldigt er die "Auswüchse" damit, dass viele prof. Ausbilder einfach nicht genügend Zeit hätten.
Da frage ich mich, ob man sie dann von FN-Seite (LPO) nicht vlt. dazu "zwingen" könnte, den Pferden mehr Zeit zu lassen (@Erhöhung des Mindestalters für Prüfungen)?

- ähnliches gilt, wenn er meint, es sei ein Unterschied, ob man wie Karl "just for fun" oder für den Wettbewerb ausbilden würde: Sollte man dann nicht versuchen die Wettbewerbssituation zu verbessern?

- Auch bezeichnet er das zu enge Reiten u. die Rollkur (vlt.?) als falschen Weg die Richtlinien zu interpretieren, in der praktischen Einheit kommentiert er aber genau diesen Weg mit Ausrufen wie "vom Feinsten".

- Nächster Punkt ist das Ablehnen der Arbeit im Halten. Seine Begründung, dass Pferd sei ein Lauftier u. käme ja nicht aus einer 3x4 m Box. Die Logik dieser Aussage suche ich noch :P Erstens kommen nun mal sehr viele Pferd doch aus solch einer Box (also nicht ursprüngl., aber mittlerweile), zweitens läuft ein Pferd "in freier Wildbahn" auch nicht den ganzen Tag trabend durch die Gegend und drittens widerspricht er damit dem angeblich globalen System, das sie verfolgen.
Gerade letzteres hat mich herzhaft lachen lassen: Wenn man nicht nur das Reiten, sondern auch das Pferd ganzheitlich betrachtet, so wird man feststellen, dass alle Teile des Pferdekörpers über Muskeln u. Bänder in Verbindung stehen.
Man kann also nicht separat ein bisschen den Hals, dann ein bisschen das linke u. schließlich ein bisschen das rechte Hinterbein "bearbeiten", sondern wenn ich mich auf einen Teil konzentriere hat das immer auch Auswirkungen auf die anderen Teile.
Man frage einen Ostephaten danach: Wir hatten neulich einen TA da, der sich auf Osteophatie spezialisiert hat u. der verordnet als "Hausaufgabe" mit Vorliebe Halsabbiegeübungen (nicht unter dem Sattel, sondern vom Boden aus)!

- Weiterhin stellt er dar, dass für ihn die ersten drei Punkte der Ausbildungsskala die wichtigsten seien. Was mich besonders stört, dass er u. a. das Geraderichten sehr weit entfernt sieht.
Auch hier muss ich mich fragen: Ist das so wirkl. das Beste für das Pferd? Wie sieht es aus mit gesundheitl. Folgeschäden durch die natürl. Schiefe (mag sein, dass die modernen Warmblüter durch die gute Zucht nicht mehr so schief sind, das weiß ich nicht, aber auch das kann man wohl nicht auf Durchschnittsfreizeitreiterpferde übertragen)?

Zu den Unterrichtseinheiten:

Wer hätte das gedacht, Hess bringt eine hervorragende Reiterin auf einem Superpferd (natürl. Warmblut) mit. Das war sooo vorhersehbar, aber okay.

Grundsätzlich fand ich die Einheit nicht schlecht, auf mich hat das Pferd jedenfalls keinen gestressten Eindruck gemacht, das würde ich wirkl. nicht sagen. Auch Karls Kritik an der ständig treibenden Reiterin fand ich etwas übertrieben. Finde, sie ist eigentl. sehr fein geritten.

Nun aber zu der Negativkritik: :wink:
1. Es war kein Unterricht, sondern eine Demoeinheit.
2. Das Pferd ging permanent hinter der Senkrechten.
3. Es war für mich kein nachvollziehbarer Aufbau der Reiteinheit, sondern ein Abrufen von Lektionen. Einmal wird SH gezeigt, dafür zig mal eine Traversale durch die Diagonale. Gymnastizierung durch Seitengänge findet nicht statt, die schönen Gänge werden als Voraussetzung für selbige genannt. Wie ich diese erreiche, mit einem Pferd, das sie nicht von Natur aus mitbringt, bleibt ein Geheimnis.
4. Einige Aussagen fand ich recht lustig bis seltsam:
- z. B. springt das Pferd recht kurze Fliegende Wechsel, wonach er meint, dass es für diese wohl kein sonderliches Talent hat. In meinen Augen hat das Pferd mit seiner tollen Galoppade aber die besten Voraussetzungen, kann nur nicht so frei nach vorne springen, weil es viel zu eng eingestellt ist. Aber mangelndes Talent wird ja immer gerne als Entschuldigung herangezogen.
- Er sagt, man solle die Gerte nicht immer nehmen, sondern nur, wenn man sagt, jetzt will ich in der Ausbildungsskala einen Schritt weitergehen. Bestimmt blöd ausgedrückt, aber ich fand es sehr amüsant :lol:

- Dann betont er, wie wichtig es ist den klaren Dreitakt in der Galopppirouette beizubehalten! Ich dachte, es sei mittlerweile unstrittig, dass dies in einer GP unmöglich ist. Warum diese unrealistische Forderung weiter formuliert wird u. das nicht von einem kleinen Amateurreitlehrer (nicht falsch verstehen) in Kleinkleckersdorf, sondern vom Ausbildungsleiter (oder wie er sich schimpft) der FN, ist doch sehr bemerkenswert.

Tja, und mit der Aussage, dass es okay sei, im Training hdS zu reiten u. DIESE Reiterin ja auch mit Sicherheit wüsste, wie sie das Pferd für eine Prüfung wieder hochholen könne (ja, wie denn? :twisted: ), hat er sich dann entgültig disqualifiziert. Da hätte ich gerne noch mal eine Stellungnahme zu gehört, ebenso woran er denn nun festmacht, dass dieses Pferd das Gebiss sucht...

Seine Kritik an PKs Unterrichtseinheit war lächerlich. Das Pferd ist ein Springpferd? Mit seinen Hafibeinchen? Sorry, Moses wirkt auf mich als eine tolle Pferdepersönlichkeit, aber ein typisches Springpferd sieht doch irgendwie anders aus (aber okay, davon habe ich auch keine Ahnung).

Und er meint, das Pferd sei die ganze Zeit(!), das sagt er wörtl. über dem Zügel gegangen.
Das Pferd ging aber sehr schön durch´s Genick, nur in der Piaffe wurde er deutlich höher eingestellt, wobei das absolut berechtig war, wenn man ihn sich mal genau angesehen hat: Schon mit hoher Kopf-/Halsposition piaffierte er mit rückständiger Vorhand, das würde man durch ein tieferes Einstellen nur verstärken.
Daher erschien mir das wie eine "Trotzreaktion": Er hat bei mir gesagt, das Pferd geht hdS, jetzt sage ich halt, das Pferd geht über dem Zügel! :roll:

Insgesamt hat mir der Unterricht von PK gut gefallen: Er hat sich getraut mit einem wirkl. nicht vorteilhaft gebautem Pferd zu kommen mit einer einfühlsamen und guten, aber nicht perfekten Reiterin. Es wurden unterschiedlichste Bewegungsabläufe gezeigt: SH, Travers, Renvers, auf dem Zirkel u. auf der Geraden u. sogar Pliégalopp.
Ich hätte mir am Anfang noch die Dehnungshaltung deutlicher gewünscht, später hat er sie dann schöner gezeigt.

Zum Unterricht der unbekannten Reiter braucht man nicht viel sagen: Hess lässt die Reiterin mit ihrem Pferd nur auf der Schokoladenseite auf dem Zirkel traben u. galoppieren. Man bekommt leider kaum was über den Background der Reiterinnen u. Pferde mit, aber anscheinend hat sie Probleme damit, dass das Pferd sich auf den Zügel legt.
Hess fordert sie zum vermehrten Treiben auf, lässt sie Übergänge Trab/Galopp reiten. Das Pferd wird immer eiliger, sie hält gegen, das Pferd wehrt sich, Hess verlangt von ihr die Hand wegzunehmen, usw.
Der typische Teufelskreis. Ich hatte den Eindruck, dass das nicht mehr lange gut gegangen wäre, aber zum Glück war die Einheit dann schon zu Ende.

Karl bekommt einen Hengst vorgestellt, der mit super engem Nasen- + Sperrriemen geritten wird. Das Pferd knirrscht mit den Zähnen.

Er lässt die Reiterin absitzen, entfernt den Sperrriemen (das hat so gut das zu sehen) u. lockert den Nasenriemen (so einen mit Umlenkstelle).
Dann erklärt er dem Pferd erst vom Boden, dann im Sattel die Reiterhände. So weit ich das hören konnte, hat das Pferd dabei kein einziges Mal mehr geknirrscht u. das ist Aussage genug.

Wie schon oft festgestellt: Die Pferde sagen einem eigentl., was gut ist und was nicht, wenn man sie denn lässt :wink:

Ich bin aber auch sehr auf andere Meinungen gespannt, da ich ja eben nicht unparteiisch bin (aber wer ist das schon), aber vlt. ist mir aufgrunddessen ja auch einiges entgangen.

Liebe Grüße,
Janina

PS.: Sorry, dass es so lang geworden ist :oops:
Ich wollte nur noch schnell anfügen, dass ich eigentl. nicht grundsätzlich negativ Hess gegenüber eingestellt war. Habe nach einigen Kritiken von den "Besser Reiten"-Seminaren eigentl. gedacht, dass er ganz vernünftig sei, aber da bin ich eines besseren belehrt worden...
Und auch hier wieder die Frage: Was sagt das über die FN als Organisation aus, wenn so jemand als Ausbildungsleiter agiert?
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carnacat
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Beitrag von carnacat »

@ Janina

Prima Resuméé (schreibt man das so? Bild )
Vielen Dank! Das macht sehr neugierig auf die DVD!
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chica
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Beitrag von chica »

Janina hat geschrieben:PS.: Sorry, dass es so lang geworden ist :oops:
Das macht prinzipiell gar nix - außer, dass Sabine über die DVD eigentlich noch eine Rezension schreiben wollte :P

Trotzdem Danke für Deine ausführlichen Erläuterungen!
LG Ines
................................................
"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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horsman
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Beitrag von horsman »

Schöner Bericht Janina.

Hab ja die DVD nicht, werd sie aber bestimmt auch irgendwann zu sehen kriegen.

Bestätigt einmal mehr alle meine Vorurteile ggü. dem derzeitig modernen FN-Reiten. Es geht im Grunde nur noch darum, die durch die dt. Warmblutzucht heraus ragenden Tiere halbwegs so zu präsentieren, wie der Herrgott sie geschaffen hat. Stößt man dabei auf Probleme ist es fehlendes Talent auf seiten des Pferdes und man kauft am besten gleich das neuste rittigste SUperprodukt. Freut ja auch den Züchter ;-)

Mit Reitlehre hat das nix mehr zu tun. Und das von der obersten Stelle der FN so präsentiert, sagt eigentlich alles über den derzeigen Zustand der modernen FN-Reiterei.

Man muss ja nicht unbedingt den Thesen von PK folgen, aber das was Herr Hess da abwurschtelt ist NICHTS. Man stelle sich jetzt mal ein einfaches Durchschnittspferd vor mit Gebäudefehlern. NO WAY.

Und was hat er denn mit einem Springpferd für Probleme?
Muss/kann man das nicht dressurmäßig arbeiten?

**NURNOCHDENKOPFSCHÜTTEL**
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Melli
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Beitrag von Melli »

Der Hammer war für mich wirklich Hess´Aussage: das Pferd im Training so hdS zu reiten wär egal, solange es dann in der Prüfung korrekt gemäß den Richtlinien "hochgeholt" wird.

Äh - hallo?
Ich dachte die Richtlinien dienen als Anleitung der Pferdeausbildung?
Warum darf - soll? - man im Training davon abweichen?

Zwischendrin hat die Reiterin das Pferd am loseren Zügel vorgestellt, das gefiel mir zumindest besser, frage mich was dagegen spricht, das Pferd in dieser Form zu arbeiten statt "zusammengeknallt" wie den Rest der Vorführung über.

Mir war die Dehnungshaltung und -bereitschaft von Moses hingegen auch nicht das gelbe vom Ei. Und zwischendrin kam er über den Zügel, keine Frage.
Da ist einfach der Punkt: welchen Fehler nehme ich eher hin?

Hess kritisierte, Moses sei nicht über den Rücken gegangen. Für ihn waren das alles lediglich Zirkustricks (seine Schülerin hätte ich gerne gesehen in Übergängen Piaffe - Halt!).
Dabei überging er völlig die Tatsache, dass Moses nunmal ein halber Haflinger ist und nun auch nicht gerade ein Prachtstück körperlicher Korrektheit. Freilich schwingt da nicht so viel wie bei einem Gummi-WB. Aber statt den Focus darauf zu legen: entspricht die gezeigte Leistung den Möglichkeiten des Pferdes (berechtigte Frage), entfährt es Hess, das Pferd sei doch wohl vielmehr Spring- als Dressurpferd, das Pferd habe in der Dressurarbeit unglücklich gewirkt etc.
Seine Einstellung zur Dressurarbeit ist schlichtweg eine völlig andere. Ihm geht es nicht darum, ein Pferd bestmöglich zum glänzen zu bringen, sondern darum, ob die gezeigte Lektion irgendeinem Idealbild entspricht.

Die glatte Umkehr des Sprüchleins "Die Dressur ist für das Pferd, ...".
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Mela
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Beitrag von Mela »

@Janina, danke für den Bericht
muß mir die DVD auch besorgen
Die Kluft scheint ja größer den je zu sein, erschütternd. Bin auf weiter Berichte gespannt.

Finde es gut und mutig v. Hr. Karl, mit einem ungünstig gebauten Pferd zu arbeiten, das ist nämlich wirklich der springende Punkt, einem Pferd zu helfen sich zu entwickeln und nicht robotermäßig Lektionen runterzuspulen. Mit dem entfernen des Sperriemens und lockerung des Nasenriemens, hat er ein wichtiges Zeichen gesetzt, ich persöhnlich finde ja diese schwedischen Flaschenzugnasenriemen sollten verboten werden, die sind einfach nur grausam.

Bin auf weiter Berichte gespannt.
Liebe Grüße
Mela

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Antoine de Saint-Exupéry
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Beitrag von carnacat »

Haben Karl und Hess den jeweils nochmal dem "gegnerischen" Pferd-Reiter-Paar Unterricht gegeben?
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Mela
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Beitrag von Mela »

Janina hat geschrieben: Tja, und mit der Aussage, dass es okay sei, im Training hdS zu reiten u. DIESE Reiterin ja auch mit Sicherheit wüsste, wie sie das Pferd für eine Prüfung wieder hochholen könne (ja, wie denn? :twisted: ), hat er sich dann entgültig disqualifiziert. Da hätte ich gerne noch mal eine Stellungnahme zu gehört, ebenso woran er denn nun festmacht, dass dieses Pferd das Gebiss sucht...
@Melli, ja, dass stimmt, diese Aussage ist wirklich zum Haareraufen. :schaem:
Wenn er das im stillen Kämmerchen sagt, aber er scheint wirklich davon überzeugt zu sein, sehr traurig :cry: :cry: :cry:
Liebe Grüße
Mela

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Janina
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Beitrag von Janina »

carnacat hat geschrieben:Haben Karl und Hess den jeweils nochmal dem "gegnerischen" Pferd-Reiter-Paar Unterricht gegeben?
Nee, leider nicht. Aber ich glaube, das wäre auch schlecht umsetzbar gewesen.

horsmän hat geschrieben:Man muss ja nicht unbedingt den Thesen von PK folgen, aber das was Herr Hess da abwurschtelt ist NICHTS. Man stelle sich jetzt mal ein einfaches Durchschnittspferd vor mit Gebäudefehlern. NO WAY.
Das möchte ich auch noch mal hervorheben, nicht dass es jetzt heißt, man würde PKs System (oder wie auch immer man es bezeichnen mag) nun zum einzig möglichen herheben.
Natürlich gibt es Alternativen, aber ich denke es wurde deutlich, dass es zumindest in die "richtigere" (das heißt für mich eher pro Pferd) Richtung geht.
So ähnlich hat er das auch selber formuliert (bekomme es jetzt nur sinngemäß zusammen): Er meinte in etwa, das seie vlt. nicht der beste Weg, aber es seie sein Weg und er funktioniere!

Finde ich sehr schön ausgedrückt: Vlt. gibt es Alternativen, aber diese Art auszubilden hat er sich innerhalb vieler Jahre unter Berücksichtigung vieler Aspekte erarbeitet u. ja, es funktioniert.
In Grenzen. In Abhängigkeit vom Reiter-/Pferd-Paar, keine Frage, aber es funktioniert.

Und das ist für mich eigentl. das Entscheidende: Nicht den Anspruch zu haben, dass alle zu perfekten Kopien eines fest vorgegebenen Ideals werden, was eh nicht mögl. ist, sondern zwei Individuen innerhalb ihrer Möglichkeiten zu fördern, ohne dass einer daran Schaden nimmt. Und warum das nicht auch möglichst weit?

Wie gesagt, aus diesem Event :) sollte sich auf keinen Fall ein Absolutheitsanspruch der einen "Seite" entwickeln, aber es könnte doch eine Anregung sein bzw. ein Wegweiser in die richtige Richtung.

edit: (irgendwie bin ich heute vergesslich)
Ich wollte noch was dazu sagen, dass Hess viele Entwicklungen damit rechtfertigt, dass sie ("die FNler") ja schließlich für den Wettbewerb ausbilden müssten: So weit ich weiß, reiten unter 10% aller Reiter Turniere, also warum richtet man sich nach einem so geringen Teil? Die Antwort ist klar: Weil das der Teil ist bzw. eigentl. ein noch viel geringerer (nämlich die "Spitzensportler"), der Geld bringt, aber das will halt keiner zugeben.

Liebe Grüße,
Janina
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Beitrag von Josatianma »

@Janina: Super Beschreibung! Habe es jetzt zwar noch nicht komplett gelesen, da mir gerade etwas unter den Nägeln brennt, was ich dazu sagen möchte, aber wärest du so nett und würdest es etwas abgewandelt als Rezensionstext zur Verfügung stellen?
Janina hat geschrieben: auf mich hat das Pferd jedenfalls keinen gestressten Eindruck gemacht
Auf mich schon. Beobachte mal das "fleppen" der Unterlippe sobald die Reiterin die Zügel aufnimmt. Auch das Strecken des Pferdes zwischen den Einheiten ist für mich nich ins V/A, sonder mit weggedrücktem Rücken der Versuch die Halsmuskulatur wieder mal zu bewegen.
Liebe Grüße, Sabine

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horsman
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Beitrag von horsman »

Also solche Aussagen, wie,
"wir müssen ja für den Wettbeewerb ausbilden"
und
"man kann nicht immer so reiten, wie in einer Prüfung, denn dann geht das Pferd im Rücken kaputt"

sind wirklich erschütternd.

Denn:

Selbst die FN sollte doch den Standpunkt vertreten (und hat das glaub ich in den RL auch so stehen), dass die Dressur für das Pferd da ist und nicht umgekehrt.

Und die Dressurprüfung soll doch nur das abfragen, was man in der Arbeit erarbeitet. Jetzt zu sagen, so zu reiten, wie es in der Prüfung verlangt wird sei schädlich, Mann-oh-mann, damit gibt man doch zu, dass die Prüfungskriterien schädlich sind, also fürn Ars...
Natürlich kann man nicht immer in ein und derselben Haltung reiten, und während der Ausbildung wird sich die Haltung verändern (mit zunehmender Kraft) aber man scheint tatsächlich zu glauben, Genick als höchster Punkt macht Rücken krank, tief und hinter Senkrechten macht Rücken gesund. In Prüfung macht man Genick als höchsten Punkt, weil es da in den von Gott gegebenen RL steht so steht und weil das im Fernsehen besser aus sieht.
ICH FASS ES NICHT

Außerdem wer hat denn Einfluss auf die Prüfungen und die Bewertungsstandarts der FN, wenn nicht die oberste Heeresleitung?
Natürlich nicht Herr Hess alleine und persönlich, aber wenn der als Leiter Ausbildung das schon so sieht, wundert einen überhaupt nix mehr.
Denn wenn einer die Zügel dazu in der Hand hätte, dann doch er.

Himmel Herr.
Es ist ein einziger Zuchtprodukt-Vermarktungs-Haufen.
Marionetten-Theater der Zuchtverbände, mit dem zweifelhaften Ziel möglist schnell, möglist viele teure Pferde zu verkaufen.
Sonst nichts.

Mich wundert, dass redseelige deutsche FN-Reiter dagegen nicht mehr rebellieren. Denn selbst die, haben sowas eigentlich nicht verdient.

Und wie oben schon angemerkt:
Die FN sollte die gesamte deutsche Reiterschaft vertreten und dort in erster Linie im Sinne des Pferdes denken und nicht bloß die paar ehrgeizigen Turnierreiter mit Pferden jenseits der 30.000 EUR Marke.
Zuletzt geändert von horsman am Do, 18. Okt 2007 15:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Josatianma »

Bei mir kam bei einer Aussage von Herrn Hess während des Gespräches die Frage auf, wie lange er nicht mehr in einem normalen Stall war. Er sagte etwas wie, die Pferde kommen ja nicht aus der Box, die kommen ja von der Wiese. Dazu nur das Beispiel von heute morgen bei uns aus dem Stall. Es gehen etwa die Hälfte der Pferde raus: Die von der Stallbesi, meine und noch von zwei anderen. Der Rest steht in den Boxen, weil es so kalt ist.

Besonders interessant fände ich mal die Aussage von jemanden, der sich mit Körpersprache auskennt bezüglich der Gesprächsituation. M. Karl wirkte auf mich immer recht amüsiert, während Herr Hess oft mit vor der Brust verschränkten Armen dasaß.
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Janina »

Josatianma hat geschrieben:@Janina: Super Beschreibung! Habe es jetzt zwar noch nicht komplett gelesen, da mir gerade etwas unter den Nägeln brennt, was ich dazu sagen möchte, aber wärest du so nett und würdest es etwas abgewandelt als Rezensionstext zur Verfügung stellen?
Na klar, kein Thema :)
Josatianma hat geschrieben:@Auf mich schon. Beobachte mal das "fleppen" der Unterlippe sobald die Reiterin die Zügel aufnimmt. Auch das Strecken des Pferdes zwischen den Einheiten ist für mich nich ins V/A, sonder mit weggedrücktem Rücken der Versuch die Halsmuskulatur wieder mal zu bewegen.
*g* Nee, v.w.-a.w. stelle ich mir auch anders vor und die Unterlippe ist mir auch aufgefallen, allerdings habe ich letztere nicht unbedingt als Unwillensbekundung gesehen, aber darüber könnte man sich jetzt streiten. Also ein wirkl. gestresstes Pferd sieht für mich anders aus, aber das ist vlt. je nach subjektiver Wahrnehmung unterschiedl. zu sehen, da muss sich wahrscheinlich jeder seine eigene Meinung bilden.
Josatianma hat geschrieben: Besonders interessant fände ich mal die Aussage von jemanden, der sich mit Körpersprache auskennt bezüglich der Gesprächsituation. M. Karl wirkte auf mich immer recht amüsiert, während Herr Hess oft mit vor der Brust verschränkten Armen dasaß.
:lol: Na ja, PK hat auch schon mal die Arme verschränkt, aber insgesamt hast du schon Recht, dass er wohl über einige Aussagen amüsiert ist (war ich auch, allerdings schwanke ich etwas zwischen Amüsiertheit, Ärger u. auch ein bisschen Fassungslosigkeit 8) )
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Beitrag von Josatianma »

@Janina: Erstmal danke! Änderst du oder soll ich?
Also ein wirkl. gestresstes Pferd sieht für mich anders aus
Ich sehe das als Übersprungshandlung. Genauso wie das Zähneknirschen. Er fängt an, sobald sie die Zügel aufnimmt. Für mich sieht es ehr so aus, als hätte das Pferd mittlerweile aufgegeben.
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von Janina »

Ich sehe schon, ich muss noch mal genau darauf achten.

@Änderung: Könntest du? Muss gleich noch weg u. habe ab morgen Reitkurs, also auch nicht wirklich Zeit :oops:
Antworten