Augenschmaus-Ritte

Rund um die klassische Reitkunst

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chica
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Beitrag von chica »

Colloid hat geschrieben: Könnt ihr eure Vorurteile nicht mal stecken lassen?
*beipflichte* Es bleibt jedem selbst überlassen, was er schön findet. Aber ausgerechnet hier eine Grundsatz-Diskussion aufkommen zu lassen, werde ich als Admin nicht dulden. Punkt.
LG Ines
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"Die Kritik an anderen hat noch keinem die eigene Leistung erspart."
(Noël Pierce Coward)
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Alkasar
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Beitrag von Alkasar »

Ich finde das Video zumindest beindruckend, egeal ob ich nun den Reitstil mag oder nicht Und die Diskussion über Druck oder nicht, oder wieviele Lektionen eigentlich gezeigt werden total müssig.
Wachsamkeit und Skepsis ist wichtig, aber immer nur das Schlechteste zu vermuten ist schon seltsam .
„Wer nur zu seiner Freude reitet, aus Freude am Leben, aus Freude an Flur und Wald, aus Freude am Pferd, der ist ein König und ein Weiser.“ (aus: Vollendete Reitkunst, Udo Bürger, 1959)
Motte
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Beitrag von Motte »

Auch wenn diese Art der Reiterei nicht zu meinem persönlichen Zielen gehört, kann ich doch neidlos anerkennen, dass dies ne sehr ordentliche Leistung ist. Da muss man erstmal hinkommen!

Gruß
Motte
Gast

Beitrag von Gast »

Für mich spiegeln manche Reaktionen nur wieder ein typisch (deutsches) Verhalten wieder. Was man nicht kennt und mag kann nicht gut sein, also funktioniert das wohl nur mit Gewalt. So kommt der Grundtenor bei vielen rüber. Auch sagt es mir warum man einer mit seinem Pferd auf der Stelle tritt und nicht weiter kommt, obwohl er insgeheim gerne würde.
Es würde manch einem nicht schaden mal über den Tellerrand nicht nur versuchen zu schauen sondern auch zu gehen und auch mal anderen Reitweisen auszuprobieren. Dies hilft auch im eigenen Verständnis und Umgang mit dem eigenen Pferd und man kann immer was dazu lernen.
Ich habe selbst schon die Gelegenheit gehabt ein paar Mal einen gut ausgebildeteten Quarter Western zu reiten und ich kann nur sagen: Es hat richtig Spass gemacht! Sowas stelle ich mir unter fein ausgebildeten Pferd vor. Das Pferd war rein über den Sitz zu reiten und da war nichts mit Programm abspulen, der lief was ich wollte.
Und im Grund, wenn wir es mal historisch betrachten, sind die Wurzeln und Ziele gleich. Die Westernreiterei hat sich aus der europäischen Gebrauchsreiterei entwickelt mit dem Ziel ein gut ausgebildetes feines Pferd zu haben, welches möglichst lange (Alter) seine Arbeit auf den Weiten Amerikas erfüllen kann. Wo ist hier der Unterschied zur Gebrauchs- oder Militärreiterei des letzten und vorletzten Jahrhunderts?
Und noch ein Beispiel zum Schluss was Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Reitweisen anbegeht: Eine Reiterin kam mal mit einem Quarter zu Egon von Neindorff nach Karlsruhe, welchen er dann selber 1 Stunde lang ritt. Er stieg danach von dem Pferd ab, gab die Zügel der Besitzerin in die Hand und verliess die Halle mit den Worten:"Ein fein gerittenes Pferd ist und bleibt ein fein gerittenes Pferd!".
Zuletzt geändert von Gast am Fr, 08. Jan 2010 12:37, insgesamt 1-mal geändert.
Excalibur

Beitrag von Excalibur »

Bei uns im Kreis gibt es eine Westerreiterin die auf unseren Weihnachtsfeiern schon mal vorbei kommt und eine ähnliches Programm zeigt. allerdings mehr mit anlehnung an klassische Lektionen, wie Traver co.
Sie gehört zum Parelli Show Team und hat noch ein Shetti dabei, dass sie während sie ohne Sattel und Trense reitet noch mittels einer Gerte aus diregiert.

ich kann nur für dieses Team sprechen und da ist alle völlig ohne zwang. Ab und zu klappt dann was nicht und das Shetti macht sich selbstständig oder das Quarter springt nicht über die Tonne. Doch sie macht es dann einfach noch mal holt den kleinen wieder, da ab wo er gerade rumsaust.

Die strahlen einfach ne totale Leichtigkeit aus. Kann mich oft mit (guten) Westernreiten besser unterhalten als mit den meisten FN Reitern. Habe oft das Gefühl, dass man da näher beieinander ist, das aber nur meine Erfahrung.
Nakim

Beitrag von Nakim »

ich habe keine Vorurteile! Ich habe es selbst erlebt. Die Geschwindigkeit wird erreicht, indem man den Pferden in anderen Lektionen soviel Druck macht daß sie im Spin in Ruhe gelassen werden. Und zwar nachdem sie den Ablauf langsam gelernt haben. Die Reiner werden mit 1,5 Jahren angeritten und sind 3-jährig dann in der Prüfung. Das sind keine Vorurteile sondern ist Realität. Ich war 1997 bis 1999 in Kreuth bei der Futurity. Und zwar jeweils ca. 1 Woche. Mit einem Reiter der dort gestartet ist. Das was man nachts in den Hallen gesehen hat war Tierquälerei. Und zwar nicht einmal sondern ständig. Sporenlöcher, blutige Mäuler sind an der Tagesordnung. Das Überschmieren der löcher mit Salbe auch.

Ich habe 2 Jahre lang die Schulung von Reiningpferden bei einem Trainer miterlebt. Das gezeigte Pferd läuft ungefähr auf 71 Niveau. Diese Pferde haben schon kurz nach dem anreiten resigniert.
Gast

Beitrag von Gast »

Nakim hat geschrieben:ich habe keine Vorurteile! Ich habe es selbst erlebt. Die Geschwindigkeit wird erreicht, indem man den Pferden in anderen Lektionen soviel Druck macht daß sie im Spin in Ruhe gelassen werden. Und zwar nachdem sie den Ablauf langsam gelernt haben. Die Reiner werden mit 1,5 Jahren angeritten und sind 3-jährig dann in der Prüfung. Das sind keine Vorurteile sondern ist Realität. Ich war 1997 bis 1999 in Kreuth bei der Futurity. Und zwar jeweils ca. 1 Woche. Mit einem Reiter der dort gestartet ist. Das was man nachts in den Hallen gesehen hat war Tierquälerei. Und zwar nicht einmal sondern ständig. Sporenlöcher, blutige Mäuler sind an der Tagesordnung. Das Überschmieren der löcher mit Salbe auch.

Ich habe 2 Jahre lang die Schulung von Reiningpferden bei einem Trainer miterlebt. Das gezeigte Pferd läuft ungefähr auf 71 Niveau. Diese Pferde haben schon kurz nach dem anreiten resigniert.
Und? Ist doch lange bekannt das im Westernbereich nicht anders gearbeitet wird als bei den WB und Isipferden in der Dressur und Springen. Was passiert den in den ganzen WB Turnierstellen? Da wird gezogen, gestochen, gehauen, kennen wir doch alles. Die breite Masse ist, egal welche Reitweise und welche Rassen, keinen Deut besser. WB werden mit 2 1/2 Jahren angeritten und auf den Jungpferdechampigonaten präsentiert als wären die 9 Jahre alt, mit 7 Jahren sind die dann meist platt und man hört nie wieder was davon. Früher hat man Pferde frühstens mit 4 Jahren angeritten. Kommerz und krankhafter menschlicher Ehrgeiz macht heutzutage sehr viel kaputt, egal in welcher Reitweise.

Aber es gibt in jeder Reitweise die Ausnahmen und Freiheitsdressur bekommt man nicht mit Gewalt hin, sondern nur mit positiver Bestärkung.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Gast hat geschrieben:Freiheitsdressur bekommt man nicht mit Gewalt hin, sondern nur mit positiver Bestärkung.
Glaubst Du das wirklich, dass man die schwierigen Showdarbietungen auf Messen nur mit Zucker und Streicheleinheiten erreicht, nur weil die Show das als Ergebnis zeigt? Hat bei Monty Roberts mit seinen "außergewöhnlichen Fähigkeiten als Pferdeflüsterer" auch gut geklappt.
Es gibt gewisse sehr bekannte Freiheitsdressurler die das selbst bestreiten 8) Ein bissel Zirkelaufen, spanischen Schritt wie man das auf Youtube in Massen anschauen kann und die Wendyherzen höher schlagen läßt, ist mit Leckerli und Geduld drin, ok.
Aber vor allem die Freiheitsdressur auf höhster Ebene, geht nur mit konsequenter Arbeit, Erziehung und Gehorsam auf dem Punkt. Das sagt einer, der auf nicht auf ganz ungefährliche Weise stehend auf nicht ganz dunklen Stuten über Hindernisse springt 8)

Ich kann mir auch gut vorstellen, dass der Spin in ähnliche Kategorien gehört. Ich glaube in der Geschwindigkeit dieses Spins kommst Du mit Leckerli und Braav nicht weit. :)

Aber interessant, dass man mit Freiheitsdressur auf dieser Ebene soviel Pferdeliebe verbindet. Das böse Wort Dressur steckt halt schon drin...

LG Susi
Gast

Beitrag von Gast »

@Kallisto

Ich rede hier nicht von Wendy-Rosa-Rot-Ausbildung und reine Leckerliestopferei.
Gerade mit Stute ist dies ja auch nochmal ein anderes Thema.
Und Dressur ist kein schlechtes Wort, oder siehst Du das so?

Egal was man auf hohem Niveau zeigt, Western, Dressur, Springen, Fahren, Freiheitsdressur etc., es ist alles intensive, anstrengende Arbeit bei der auch mal Wiederstände überwunden werden müssen. Die Frage ist nur immer wie und warum ist der Wiederstand gerade da. Unverständnis, Überforderung oder Unwille?
Pferde sind genauso bequem wie wir, warum anstrengen für etwas was auch einfacher geht? Warum etwas neues ausprobieren was man nicht kennt? Da stellt sich dann nur die Frage wie erreiche es, dass das Pferd es mit Neugier doch mal ausprobiert und ich das entsprechend belohne. Das als Beispiel in der "ich lerne was Neues" Phase.
Dann gibt es die Wiederstände bei Dingen die ein Pferd schon kann, aber grad nicht will. Warum will es nicht? Überfordert? OK, dann muss ich anders ran gehen oder es sacken lassen. Keinen Bock? Da komme ich mit lieb und nett auch nicht unbedingt weiter, da wird man sicher auch mal mit dem Stöckchen auffordern.
Worum es geht ist die Verhältnismässigkeit und das man am Ende vorwiegend über positive Bestärkung und die vorhandene Neugier des Pferdes solche Sachen erreiche.

Und zu Monty Roberts: Das solltest du nicht überbewerten, auch hier gibt es für und wieder. Nicht das ich ihn verurteile, ich habe mir viel von ihm entlehnt und verwende es selber in der Kommunikation mit Pferden, aber jede Methode funktioniert meisst nur auf den Einzelnen und jeder muss seinen eigenen Weg in der Kommunikation mit Pferden entwickeln wenn er zum Erfolg kommen möchte.

Und klar gibt es dann noch die Zirkusthematik: Die vielen Hengste die aus dem FF ihr Program abspulen. Hier wird schon sehr gezielt auch "dressiert" ohne das Ziel einer umfassenden Ausbildung haben zu wollen. Da fängt es schon an das man im Zirkus nur Hengste nimmt und die Methoden sind z.T. recht interessant, aber man will da ja auch nur eine Show zeigen.
Wir reden aber hier nicht von Zirkusmethoden bei dem gezeigten Pferd ohne Zäumung, sondern da steckt meiner Meinung ein Weg dahinter der intensiv über Jahre verfolgt wurde ohne das es permanent mit Gewalt reingeprügelt wird.
Und einen guten Spinn kann man ohne Prügel einem Pferd beibringen, genauso wie eine gut Galopppirouette oder Passage bzw. die schulen über der Erde.
Nakim

Beitrag von Nakim »

doch man kann auch ohne Psychoterror eines Pferdes hohes Niveau reiten. Durchaus. Nur besteht ein Unterschied ob ich bis zur Tierquälerei gehe oder "nur" Druck aussübe. Und das Pferd im Video hat das übliche Reiningtraining durchlaufen und wird dann so gezeigt. Das ist für mich der reine Hohn.

Übrigens ich habe mit 47 Jahren davon 37 Jahre intensiv mit der reiterei befasst schon viel gesehen. Warmblutszene, Isiszene sonstige Westernreiterei. Aber nirgendwo als in der Reinnigszene habe ich soviele total fertige Pferde gesehen. Pferde die im täglichen Training so fertig waren, daß sie nicht mal mehr den Kopf hoben - tote Augen hatten. Hier geht es um viel Geld. Die Futuritypferde sind mit 5 Jahren fertig. Wenn sie solange durchhalten. Es gibt Ausnahmen die laufen bis 6 oder 7. Aber das sind Ausnahmen. Die laufen ja schon im Training ständig am Rand der Überforderung.
Gast

Beitrag von Gast »

@Nakim

Ist doch bei manchen WB Pferden in einigen Ställen nicht anders. Da hängen die Pferde auch völlig fertig in ihren Boxen rum, da die permanent über der Leistungsfähigkeit geschleudert werden.
Für mich ist da kein Unterschied in den Reitweisen.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Gast hat geschrieben: Wir reden aber hier nicht von Zirkusmethoden bei dem gezeigten Pferd ohne Zäumung, sondern da steckt meiner Meinung ein Weg dahinter der intensiv über Jahre verfolgt wurde ohne das es permanent mit Gewalt reingeprügelt wird.
Hat ja auch keiner gesagt, dass die Pferde, wenn es keine Leckerlis gibt, gleich verprügelt werden.

Ich finde Dressur übrigens im Gegensatz zu Monty Roberts gut. 8) Allerdings reicht mir schon eine solide Leistung auf einem zufriedenen Pferd ohne spektakuläre Höhepunkte. Den Weg dahin finde ich schon mit Sattel und Zaum schwierig genug. Sowas solides aber korrektes fände ich einen Augenschmausritt wert, fernab von Piaffegetrampel und Spins.

LG Susi
Gast

Beitrag von Gast »

kallisto hat geschrieben:
Gast hat geschrieben: Wir reden aber hier nicht von Zirkusmethoden bei dem gezeigten Pferd ohne Zäumung, sondern da steckt meiner Meinung ein Weg dahinter der intensiv über Jahre verfolgt wurde ohne das es permanent mit Gewalt reingeprügelt wird.
Hat ja auch keiner gesagt, dass die Pferde, wenn es keine Leckerlis gibt, gleich verprügelt werden.

Ich finde Dressur übrigens im Gegensatz zu Monty Roberts gut. 8) Allerdings reicht mir schon eine solide Leistung auf einem zufriedenen Pferd ohne spektakuläre Höhepunkte. Den Weg dahin finde ich schon mit Sattel und Zaum schwierig genug. Sowas solides aber korrektes fände ich einen Augenschmausritt wert, fernab von Piaffegetrampel und Spins.

LG Susi
Bei Deiner letzten Aussage bin ich absolut bei Dir! Es wäre schön mal einfach nur richtig solide Grundlagen zu sehen als immer nur Spektakuläres! Und die gut gerittenen Grundlagen sieht man heute viel zu selten bis garnicht.
Nakim

Beitrag von Nakim »

"Und noch ein Beispiel zum Schluss was Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Reitweisen anbegeht: Eine Reiterin kam mal mit einem Quarter zu Egon von Neindorff nach Karlsruhe, welchen er dann selber 1 Stunde lang ritt. Er stieg danach von dem Pferd ab, gab die Zügel der Besitzerin in die Hand und verliess die Halle mit den Worten:"Ein fein gerittenes Pferd ist und bleibt ein fein gerittenes Pferd!".

Es würde mich interessieren wann das gewesen ist. In welchem Jahr. Da ich fast täglich dort war, kann ich dann einordnen wer das gewesen ist. Danke
Gast

Beitrag von Gast »

Nakim hat geschrieben:"Und noch ein Beispiel zum Schluss was Toleranz und Offenheit gegenüber anderen Reitweisen anbegeht: Eine Reiterin kam mal mit einem Quarter zu Egon von Neindorff nach Karlsruhe, welchen er dann selber 1 Stunde lang ritt. Er stieg danach von dem Pferd ab, gab die Zügel der Besitzerin in die Hand und verliess die Halle mit den Worten:"Ein fein gerittenes Pferd ist und bleibt ein fein gerittenes Pferd!".

Es würde mich interessieren wann das gewesen ist. In welchem Jahr. Da ich fast täglich dort war, kann ich dann einordnen wer das gewesen ist. Danke
Da müsste ich den Axel Schmidt fragen wenn ich mal wieder in Karlsruhe bin, er hat mir die Geschichte erzählt oder ich Frage Melissa Simms wenn ich sie die Tage sehe, die weiss es bestimmt.
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