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Verfasst: Do, 29. Nov 2007 12:23
von Celine
Ja, das ist echt schade. Ehrlich gesagt bin ich andererseits auch ein ganz klein bisschen erleichtert, denn so ganz gut war mein Gefühl beim Heulage-Füttern nicht. Ist halt für die Füttermenschen im Stall ganz schön Aufwand, Heu zu tauchen, und ich hätte es ihnen gern leichter gemacht.
Und wenn es richtig friert, muss er dann trockenes Heu bekommen, ist natürlich auch blöd.
Aber so ist das Thema erstmal vom Tisch, notfalls muss ich bei schlimmem Dauerfrost auf Heucobs zurückgreifen in Verbindung mit Futterstroh.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 10:43
von -Tanja-
Frage: kann man gefrorene Silage verfüttern...? Hab grad in einem Stall einen offenen Ballen Silage draußen rumliegen sehen, dessen aufgerissene Stellen aufgrund der Temperaturen von heute Nacht von ca. -15° richtig angefroren waren.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 11:47
von horsemanship78
"Vor- und Nachteile der Silagefütterung!

Die Silagefütterung (Grassilage) bei den Pferden ist schon öfter in den
Fachzeitschriften der Reiterei erwähnt worden. Deshalb möchte ich auch nicht auf die allgemein bekannten Analysen einer Grassilage eingehen.

Grassilage statt Heu bietet einige Vorteile. Ein großer Vorteil ist für den Landwirt die entschieden stärkere Witterungsunabhängigkeit. Das Gras wird geschnitten und nur einen Tag etwas angetrocknet. Dann kann es schnell in Folie verpackt werden. Beim Heu braucht man schon mindestens drei trockene und sogar sonnige Tage. Ein wenig Wind ist natürlich auch noch wichtig für ein qualitativ hochwertiges Heu. Hinzu kommt noch der Vorteil der Lagerung bei der Silage. Da sie in Folie verpackt ist, kann sie an irgend einem Platz draußen lagern. Das Heu muss trocken in einem Gebäude lagern. Besonders Reitanlagen haben oft nicht die ausreichenden Gebäude zur Einlagerung. Es muss dann im Winterhalbjahr mit einem Aufpreis Heu nachgekauft werden.

In der letzten Zeit setzt sich eine sogenannte Heusilage (Heulage) mehr durch. Dieses Gras, meistens im Mai, trocknet bei normaler Witterung zwei Tage. Es gärt dadurch im Darmtrakt nicht so stark wie die Grashalme, was sich beim Vieh, besonders aber bei den empfindlicheren Pferden, als mindernde Kolikanfälligkeit bemerkbar macht.

Beide Silagen haben aber eins gemeinsam. Sie besitzen einen hohen Anteil an Eiweiß. Die Leber des Tieres hat Schwerstarbeit zu leisten dieses Eiweiß aufzuschließen, damit es dem Organismus zur Verfügung steht. Bei
einem Pferd wird diese Menge an Eiweiß fast nie gebraucht, außer vielleicht bei einem Pferd, welches permanent Hochleistung bringen
muss.

Überfütterung an Eiweiß führt im günstigsten Fall zu den unansehnlichen Gallen. Was man aber nicht sehen kann und was auch am Anfang keine Schmerzen zur Warnung verursacht, ist die Übersäuerung im gesamten Organismus. Zu viele “Harnsaure Kristalle” befinden sich im Blut, um sich dann im Gewebe und in den Gelenken abzulagern. Die Nieren schaffen es
nicht, diese Kristalle frühzeitig auszuscheiden. Sogar im Nierengewebe lagern sich diese harnsauren Kristalle ein und schädigen das Nierengewebe nachhaltig. Es entsteht eine Filtrationsschwäche, so das
auch andere Schadstoffe (Stoffwechselgifte) nicht schnell genug ausgeschieden werden können.

Kristalline Ablagerungen im Gewebe führen zu rheumatischen Schmerzen, die dann wieder für Verspannungen im Muskelgewebe sorgen. Es entwickelt sich Rheuma (Arthritis). Wie sich so etwas sehr negativ auf das Wohlbefinden auswirken kann, werden viele Menschen genau wissen, da sie selbst davon betroffen sind. Kristalline Ablagerungen an und in den Gelenken führen zu Deformationen. Die schützenden Knorpelschichten werden zerstört. Entzündungen der Gelenke folgen, und es kommt zu Deformationen und Knochenwucherungen. Das nennt man dann Arthrose. Dieses ist meistens noch schmerzhafter als die Arthritis. Das Pferd ist nicht mehr zur Arbeit zu gebrauchen. Im fortgeschrittenen Zustand hat das Pferd auch während der Ruhe Schmerzen. Ein frühzeitiges Ende ist in Sicht.

Meines Erachtens gibt es keinen vernünftigen Grund (außer Bequemlichkeit) ein Pferd mit Grassilage zu füttern. Sogar bei einem dämpfigen Pferd sind die Nachteile höher, als der Nutzen durch weniger Staub. Durch die Übersäuerung im Organismus wird sogar das Immunsystem geschwächt. Infektionskrankheiten können die Folge sein. Man sollte das Heu lieber etwas anfeuchten und dann dem dämpfigen Pferd geben. Eine längere Wässerung entzieht dem Heu wertvolle Bestandteile und ist deshalb zu vermeiden.

Die Schüßlersche Biochemie ist hervorragend geeignet, einen Organismus zu entsäuern, wenn die Fütterung umgestellt wird. Eine Kristallisationsanalyse muss vorher klären, wie weit der Organismus schon geschädigt ist. Danach wird dann ein Plan zur Einnahme der
biochemischen Tabletten erstellt. Sollten schon die Gelenke deformiert sein, muss nach der Entsäuerung noch eine lange Zeit für den Knochenaufbau durch die Biochemie eingeplant werden. Es ist aber fast immer heilbar.

Noch etwas spricht gegen die Fütterung von Gras- oder Heusilage: BOTULISMUS! Eine bei Pferden oft tödlich verlaufende Vergiftung durch den Botulismus-Erreger. Tote Kleintiere auf den Weiden hinterlassen Bakterien, auch Clostridienkeime. Die luftdichten Silagepackungen bieten diesen Keimen besonders gute Bedingungen, um sich massenhaft zu vermehren. Das von den Clostridium botulinum-Bakterien gebildete Gift ist eins der gefährlichsten Giftstoffe, die wir kennen. Gesunde Pferde sind zwar weniger anfällig gegen eine Botulismusinfektion, aber Tiere mit offenen Wunden, besonders in einem Schleimhautbereich (Maul, Rektalverletzungen, Kastration) oder durch Krankheit herabgesetzte Immunabwehr sind eher gefährdet. Durch die vermehrt eingesetzte Fütterung mit Silage kann der bisher selten vorkommende Erreger sich
gefährlich vermehren und eine Gefahr für den gesunden Pferdebestand werden. Wir Menschen können übrigens auch mit diesem Erreger infiziert werden, der bei uns ebenfalls tödlich wirken kann."

Klaus Höner, Oktober 2000

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:13
von kallisto
Wer auch immer Höner ist ... Diese Schwarz-und Weißmalerei ist veraltet. Heulagefütterung hat durchaus auch sinnvolle Gründe außer "faule" Landwirte und eine Eiweißüberbelastung.

Rohfaserreiche Heulage (vom zweiten Schnitt und weniger fetten Wiesen) ist eiweißmäßig durchaus vertretbar. Zwecks niedriger Keim-und Sporenbelastung würde ich mich bei lang gelagerten Heu in warmen und feuchten auch nicht weit aus dem Fenster lehnen.

Und apropos wurde hier eine Frage von Sylliska gestellt, die nun leider untergeht. Daher:
Sylliska hat geschrieben:Frage: kann man gefrorene Silage verfüttern...? Hab grad in einem Stall einen offenen Ballen Silage draußen rumliegen sehen, dessen aufgerissene Stellen aufgrund der Temperaturen von heute Nacht von ca. -15° richtig angefroren waren.

LG Susi

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:32
von horsemanship78
Die Gefahr von Botulismus reicht MIR persönlich schon. Was sind die Gründe, warum man kein Heu füttert? Versteh ich nicht. Ist das beste Futter und der Mensch sucht immer nach Alternativen, die NIEMALS gleichwertig sein können :-(.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:34
von chica
Wobei ja zwischen Heulage und Grassilage immer noch ein Unterschied ist :roll:
Heulage wird im Gegensatz zu Silage, die aus jungem Gras erzeugt wird, ebenso spät wie Heu geschnitten. Nach dem Schnitt wird Heulage auf 50 bis 60 % Trockenmasse (Silage ca 35 %) heruntergetrocknet und anschließend gepresst und luftdicht verpackt. Als Siliermittel können dabei Melasse oder Bakterien zugegeben werden.
(Wikipedia)

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:34
von Sheitana
horsemanship78 hat geschrieben:Die Gefahr von Botulismus reicht MIR persönlich schon. Was sind die Gründe, warum man kein Heu füttert? Versteh ich nicht. Ist das beste Futter und der Mensch sucht immer nach Alternativen, die NIEMALS gleichwertig sein können :-(.
Stauballergie z.B.? Es gibt Pferde, die Husten sich zu Tode bei Heu.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:39
von horsemanship78
So ein Pferd hab ich auch ;-). Heu nass machen, tauchen?? Ne , gibt für mich keine Alternative zu Heu, selbst bei Stauballergie nicht. Was ist mit Denen, die Heulage füttern und keinen Allergiker haben? Ist meiner Meinung nach die Mehrzahl.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:41
von Melli
Für mich wäre das Problem (auch, aber) weniger der Frost, als die aufgerissenen Stellen an sich.
Denn aufgerissene Stellen bedeuten Lufteintritt, bedeuten Sauerstoff gelangt in den Ballen, bedeutet, dass sich wilde Hefe- und Schimmelpilze im Ballen breit machen.
Das ist für Heulagelagerung, die auf Konservierung durch Sauerstoffentzug und dadurch eintretende milchsaure Vergärung beruht, ein absolutes No-Go. Der milchsauer vergorene Ballen ist geöffnet nicht unbegrenzt haltbar, der Verderb beginnt in dem Moment, wo wieder Sauerstoff an den Ballen gelangt. Wer schonmal einen dampfenden Heulageballen im tiefsten Winter gesehen hat, weiß, was gemeint ist.
Wenn nur kleine Stellen offen sind, sieht man keinen Dampf, der Ballen verdirbt aber höchstwahrscheinlich trotzdem.

Die Plastikumwicklung ist ja quasi eine Konservendose oder ein Glas mit Knackverschluss - einmal geöffnet ist der Inhalt idR nur noch ein paar Tage haltbar.

Die gefrorenen Stellen, offenen werden natürlich besonders schnell verderben. Sobald sie auftauen, werden sie in windeseile verschimmeln.

Wer sowas trotzdem verfüttert (und gut gemeint "großzügig" die verdorbenen Stellen entfernt) hat keine Idee davon, dass man Schimmelpilzsporen nicht sehen, sein Pferd damit aber trotzdem vergiften kann.

Da Heulage an sich aber eher trocken ist (gegenüber Kuh-Silage) macht Frost in meinen Augen nichts, sofern man das o.g. beachtet und offene Ballen innerhalb weniger Tage verfüttert. Eine gewisse Restfeuchte hat man in Heu ja auch (um 10-14% meines Wissens).

Grund, Heulage zu füttern: in einigen Gegenden sind die Wetterbedingungen so unsicher, dass es besser ist, gute Heulage zu machen, die nur 2 trockene Tage braucht, dafür aber praktisch zum idealen Schnittzeitpunkt geschnitten werden kann, als Heu, auf eine Woche Sonne zu hoffen und mit genügend Pech am Ende total überständiges Heu zu schneiden, das einem dann auch noch verregnet.
Ich komme ursprünglich aus der sonnigen Rheinebene und weiß, dass man solche Sorgen in anderen Teilen Deutschlands nicht kennt.

"Gute Heulage ist besser als schlechtes Heu"

Eine gewisse Botulismus-Gefahr hat man bei Heu auch, aber klar, das ist eine Angst, die schon immer mitlebt.
Bei den Wiesen, wo unsere Heulage herkommt, halte ich das Risiko für überschaubar.

Husten ist hier am Stall seit ich hier bin (2J) praktisch unbekannt.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 12:56
von Sheitana
horsemanship78 hat geschrieben:So ein Pferd hab ich auch ;-). Heu nass machen, tauchen?? Ne , gibt für mich keine Alternative zu Heu, selbst bei Stauballergie nicht. Was ist mit Denen, die Heulage füttern und keinen Allergiker haben? Ist meiner Meinung nach die Mehrzahl.
Bei -20 °C tauche ich kein Heu mehr... :wink:

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 13:21
von kallisto
Heulage hat auch Vorteile:
- Vitamine und essentielle Fette bleiben erhalten, die sich unter Sonneneinstrahlung bei Heu rasch minimieren
- ganz klar Staubbelastung (Staubbelastung bedeutet auch immer Sporen-und Keimbelastung, Keime binden sich immer an die Oberfläche von Staubpartikeln), bei großen Ställen ist trockenes Heu eine Gefahr für Lunge
- die Qualität des Futters kann gegenüber Heulagerung länger gut erhalten werden (mangelhafte/undichte Heulage muss logo aussortiert werden), Heu ist sehr viel keimanfälliger und nimmt (Luft)feuchtigkeit auf
- rohfaserreiche Heulage kann eiweißgeringer sein als Heu von fetten Wiesen
- Heulage gärt gering, bei guter Qualität riecht und sieht man keinen Unterschied zu Heu (zusätzliche Organismusbelastung ist minimal)
- gute Erntequalität ist deutlich einfacher zu errreichen (Jahre mit schlechter Heuernte nutzem keinen was und schaden dem Pferd genauso)

Das heißt, Heulage ist gegenüber Heu nicht minderwertig. Die Qualität, Lagerung und die Zusammensetzung muss bei beidem eingehalten werden.

Apropos Allergiker: Sobald Heu/Stroh in der Nähe des Allergikers gelagert werden bzw. 3 Boxen weiter gefüttert wird, ist jegliches Wässern sinnlos. Dazu gab es nun genug Messungen. Wenn dann muss das Heu außerhalb gelagert werden und andere Pferde dürfen kein ungewässertes Heu fressen. Heulage in guter Qualität ist einfach sinnvoller.

LG Susi

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 13:58
von Celine
horsemanship78 hat geschrieben:So ein Pferd hab ich auch ;-). Heu nass machen, tauchen?? Ne , gibt für mich keine Alternative zu Heu, selbst bei Stauballergie nicht. Was ist mit Denen, die Heulage füttern und keinen Allergiker haben? Ist meiner Meinung nach die Mehrzahl.
Manchmal hilft es im Leben, auch andere Meinungen zuzulassen :roll:
Ich bin inzwischen auch wieder bei Silage gelandet. Wir haben 2. Schnitt. Gegenüber gewässertem Heu verbessert sich der Husten meines Pferdes um 200%.

Man lässt Pferde bedenkenlos frisches Gras fressen im Sommer, aber bei Silage redet man von tödlichen Eiweißüberschüssen. Passt nicht zusammen meiner Meinung nach.

Bei uns im Stall sind sämtliche Wasseranschlüsse eingefroren, und zwar seit 2 Wochen, kein Ende in Sicht. Vom Nachbarn bekommen wir netterweise Wasser zum Tränken der Pferde. Wo sollte ich da noch Wasser herbekommen zum Heu tauchen?

Nee, jeder muss schon selbst wissen, was er tut. Für mich wiegt die Staubbelastung durch Heu mehr als die Gefahr durch die trockene Heulage die ich fütter, wie gesagt 2. Schnitt, wir füttern 5 Pferde damit und der Ballen wird so in 5 Tagen aufgebraucht.

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 14:23
von heike61
zur frage (gefrorene heulage)

-- im zweifel entsorgen, nicht der frost ist die gefahr, sondern, dass man nicht genau weiß, wann der ballen beschädigt wurde..............







der "streit" heu oder heulage ist nichts neues, es gibt jedoch infos die wesentlich aktueller sind, als die eines herrn höners :roll:



qualitäts-heu bzw. pferdeheu zu kaufen wird zunehmend schwerer......ergo auch der kauf von heulage ---logisch oder? :wink:





grüße

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 14:42
von horsemanship78
@Celine: Ich habe doch geschrieben, das es für MICH nicht mehr in Frage kommt. War doch nur meine Meinung :shock:
@Kallisto: Mein Pferd steht nicht in der Box, deswegen, sondern im Offenstall mit einem weiteren Pferd ;-) Ihr geht es gut und sie hustet nie! Gott sei dank.

Ich stehe privat bei Jemandem, also kein Reitstall, sodaß die gute Heuqualität, bezüglcih der Staubbelastung, durch Selbstmachem und nicht so nah am Boden Mähen, gesichert ist. Das Heu wird nach der ersten Blüte gemäht, sodaß der Eiweißanteil überschaubar ist. Genauso wie die Pferde erst nach der ersten Blüte auf "frisches" Gras dürfen

Verfasst: Do, 08. Jan 2009 14:51
von heike61
nur kurz --- ich muß es los-werden :wink: :wink:


dass man bei einem sogenanntem staub-allergiker lieber heulage als heu verfüttert kann ich sehr gut nachvollziehen.......................



die allgemeine akzeptanz bzw. der trend zur heulage birgt jedoch noch andere "gefahren", die man --- meiner meinung nach --- beachten sollte und zwar der trend zum silierfähigem "gras" und damit ein indirektes stärken der saat-zucht-politik :cry:




grüße