Hafer - Vor- und Nachteile

Alles zum Thema Futter.

Moderator: susiesonja

Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Ich habe mal von einem "alten Pferdemenschen" :wink: gehört, dass Bestandteile im Hafer blutverdünnend wirken können, was dann zur Spinnigkeit führt. Bei Manchen mehr, bei Anderen weniger.
Daher stammt auch der Spruch: Gerste geht ins Fleisch, Hafer in den Kopf.

Sicherlich hängt das immer vom Individuum .
LG
Sheitana
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Den Spruch kannte ich noch nicht. Bei unseren Jungs wirkt Hafer auch nicht so. Wenn ich möchte, dass die Jungs kernig werden, füttere ich gebrochenen Mais dazu, "Mais macht heiß" (und dick).

Ansonsten bekommen sie bei uns frisch gequetschten Hafer und eine Handvoll Müsli fürs Auge. Pellets lehne ich ab, die laufen bei mir in der Kategorie "Schweinefutter". Allerdings gibt es wirklich sehr gute Pellets z.B. von Pavo, aber welcher SB kauft schon die teuersten Marken ein, wenn es auch billig geht?! Bei Eigenfütterung würde ich durchaus auch wieder Pellets in Betracht ziehen.
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Melli
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Beitrag von Melli »

Ich füttere schon seit Ewigkeiten Heu(lage), Hafer + Mineralfutter (iwest).

Seit ich mehrere Jahre lang auf einem Hof stand, auf dem alle 40 Pferde (von englischem Vollblut bis russischem Kaltblut) Hafer bekamen und prima vertrugen, kann ich nicht mehr glauben, dass sooooo viele Pferde (wenn ich mir diesen thread ansehe, sind das ja keine Einzelfälle) eine Unverträglichkeit oder Allergie gegen Hafer haben sollen. Ich glaube auch, dass niemand bislang herausfinden konnte, auf welcher Substanz diese Wirkung beruhen soll.

Vielmehr glaube ich, dass oft zu schnell umgestellt und/oder zu wenig Heu und/oder viel zu viel Hafer gegeben wird. Es wird oft unterschätzt, wie gehaltvoll Hafer ist und/oder die tägliche Arbeitsleistung gnadenlos überschätzt und schippenweise Hafer gegeben.
Mein Araber bekommt höchstens 300-400g Hafer pro Tag (!) und ist damit bestens versorgt.
Nur weil ein Pferd Getreidegaben ohne Hafer auch in größeren Mengen "verträgt", ohne zu spinnen, heißt das nicht, dass es diese großen Getreiderationen benötigt. In vielen Ställen ist es leider Usus, kiloweise Kraftfutter zu geben selbst bei maximal leichter Arbeit (mehr ist es nicht, wenn nicht täglich literweise Schweiß fließt).

Hafer hat von allen Getreidesorten die beste Aminosäurenbilanz und die am besten/schnellsten verwertbare Energie, enthält Schleimstoffe, die den Magen besänftigen ähnlich wie Leinsamen und ist als einziges auch unbehandelt (ohne aufschließen/brechen/schroten/...) hervorragend verwertbar. Hafertee ist bei Menschen ein uraltes traditionelles Heilmittel.

Melli.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Melli hat geschrieben: Vielmehr glaube ich, dass oft zu schnell umgestellt und/oder zu wenig Heu und/oder viel zu viel Hafer gegeben wird.
glaub mir, das hab ich nicht. Er wurde extrem langsam umgestellt und bekam zum Schluss nicht mehr als ca. 500-max 700g (Gewicht war nicht abgewogen, aber es waren ca. 1-1.5 L pro Tag auf drei Mahlzeiten verteilt, also pro Mahlzeit weniger als einen halben Liter. Das sind vielleicht etwa 4-5 Handvoll. Heu bekommt er auch genügend, sowie Koppelgang. Andere Pferde im Stall vertragen den Hafer bestens, also kanns am Hafer selber nicht liegen. Ich würde liebend gerne hafer füttern. Aber es geht einfach nicht! ich kann nicht sogar im Hochsommer bei brütender Hitze ein nervenbündel unter mir haben als hätten wir knackige Null Grad mit Schneefall. Das macht weder mir noch meinem pferd Spass. Er bekommt übrigens auch jetzt pro Mahlzeit nicht mal einen vollen Liter (weiss die Grammangaben nicht auswendig) vom Hypona Fitness (0.5l) und Hypona 788 (0.25L). Und er ist keineswegs ein faules Pferd, er hat immer noch genug Temperament, aber er ist nicht so hysterisch.

Auch wenn das viele Haferfütterer nicht glauben: es GIBT Pferde die Hafer nicht vertragen.
Liebe Grüesslis, Jen
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Caleb
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Beitrag von Caleb »

Aufgrund meiner Erfahrung glaube ich, dass die "Spinnigkeit" nicht am Hafer als solchem liegt, sondern an der Energie-Überversorgung. Wenn ich die Energie die ich ins System gebe nicht durch Arbeit verwehrte, zeigt mir das Pferd seinen Energieüberschuß durch vermeintliche Spinnigkeit. Ich glaube, dass Freizeitreiter den Energieverbrauch ihres Pferdes, sprich die sogenannte Arbeit in der Regel überschätzen. Ein Wildpferd bewegt sich 18 Stunden vorwärts bei der Futteraufnahme, unsere Pferde haben ein so reichhaltiges Futterangebot, bei mangelnder Bewegung, dass meiner Meinung nach die wenigsten Freizeitpferde überhaupt Kraftfutter benötigen und mit einem guten Mineralfutter, bei ausreichend Heu und Weide, sehr gut bedient sind.
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Jen
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Beitrag von Jen »

Ne, sorry. Du hast das offenbar noch nie erlebt, wenn dein Pferd unter dir aus unerfindlichen Gründen vor Angst zittert und du sein herz zwischen deinen Beinen klopfen spürst. Das ist nicht einfach "zuviel Energie". Das ist was anderes. Mein Pferd ist sonst auch im tiefen Winter energiegeladen, macht auch einen Freudesprung, bleibt dabei aber immer handelbar. Energie und Angst sind nun mal zwei verschiedene Dinge und ich denke, ich kenne mein pferd nach 8 Jahren gut genug, um dies zu unterscheiden.
Liebe Grüesslis, Jen
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Beitrag von Caleb »

Kraftfutterzugaben sind in Zeiten entstanden, in welchen Pferde 8 Stunden am Tag richtig arbeiten mussten (z.B. Feldarbeit) und die restliche Zeit minus Schlafphasen nicht mehr ausreichte, um die benötigte Energiemenge über Heu oder Gras aufzunehmen.
Außerdem hat es heute etwas mit Weide- und Lagerkapazitäten zu tun. Ein Sack Hafer benötigt weniger Raum, als die gleiche Menge an Energie in Form von Heu. Für die Weiden gilt das gleiche, wenn Pferde satt Kraftfutter bekommen kann man natürlich die Weiden reduzieren.
Viele Gründe die für Kraftfutter sprechen aber nicht unbedingt aus Sicht der Pferdegesundheit.
Caleb
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Beitrag von Caleb »

@jen

Deine Erfahrungen tun mir leid und ich möchte auch nicht auf solchen Pferden sitzen, kenne dieses auch.
Aber versuche dich mal in ein Pferd zu versetzen welches durch Energieüberschuss ständig auf dem Sprung ist, der ganze Organismus ist auf maximale Leistung eingestellt und dann kann es dieses nicht ausleben, fühlt sich ständig durch die äußeren Bedingungen eingesperrt. Es fühlt sich ständig überdreht, sprich die innere Losgelassenheit geht flöten. Ich stelle es mir in etwa wie ein Coffeinflash vor.
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Jen
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Beitrag von Jen »

caleb, deine Argumentation hinkt insofern, als solche Pferde bei freier Bewegung ständig rumrasen müssten, um sich auszutoben. Das ist aber effektiv nicht der Fall. Auch bei weniger Haferfuttergabe reagiert er so. Er braucht aber trotz guter Heufütterung und Weidegang schon ein gewisses Mass an Energie beim arbeiten, weil er sonst zu träge wird. Er bekommt sowieso schon einiges weniger Kraftfutter als viele andere, für ein WB, welches täglich gearbeitet wird. bekommt er aber noch weniger, kann er die geforderte Leistung nicht bringen. Nochmals: Energieüberschuss und nervliche überreaktionen äussern sich total unterschiedlich.
Liebe Grüesslis, Jen
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Medusa888
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Beitrag von Medusa888 »

Meine Stimme pro Hafer sollte keinesfalls heißen, dass es nicht wirklich Pferde gibt, die keinen Hafer vertragen.
Man sagt ja auch bei Friesen: vorsichtig mit Hafer. Wobei ich hier denke, dass das Gros der Friesen einfach zu barock gefüttert wird, obwohl sie extrem leichtfuttrig sind. Wenn man dann zuviel reinschippt, dann kriegen sie auch gerne "Pickel".
Manche vertragen Hafer gar nicht, aufgrund irgendwelcher Inhaltsstoffe. Das kann ich mir durchaus vorstellen. Für den Pferdebesitzer im Pensionsstall natürlich eine blöde Situation, wenn der SB da nicht gerne mitzieht.
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Josatianma
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Beitrag von Josatianma »

Bei meinem Friesen ist Hafer immer recht positiv. Er bekommt dadurch entsprechend die Energie, die er braucht. Bei dem Spanier einer Freundin geht Hafer gar nicht. Er bekommt dicke Beine und wird reittechnisch völlig unberechenbar.

Ich gehe davon aus, daß es bei Pferde genau wie beim Menschen einfach Exemplare gibt, die bestimmte Lebensmittel nicht vertragen. Warum auch immer.
Liebe Grüße, Sabine

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Beitrag von FoxOnTheRun »

Alix_ludivine hat geschrieben:
FoxOnTheRun hat geschrieben:Mein Fazit: aus meiner Sicht die Beste Fütterung Heu/Hafer/Magnolythe. Die Firma Iwest gibt auch Auskünfte über die Dosierung ihrer Produkte in Abhängigkeit zur restlichen Fütterung.
Die Mischung habe ich jetzt auch und mein Pferd steht besser da denn je. :D

Allerdings mit dem Eiweißgehalt von Hafer im Gegensatz zu anderen Getreidearten und Müsli's... Sicher ist das zahlenmäßig richtig, aber wenn man es mal hochrechnet sind die Unterschiede doch gering. Den Eiweißgehalt muss man immer im Zusammenhang mit der Gesamtration sehen. Es bringt nix, aufgrund des Eiweißargumentes einem leichtfuttrigen Pferd oder Rehepferd keinen Hafer zu füttern, aber Heu, was relativ zeitig geschnitten ist. Da ist der Eiweißgehalt auch sehr hoch.

LG Alix
So habe ich es auch nicht gemeint. Bei solchen Pferden muß man mit jedem anderen KF auch aufpassen....
LG Foxi
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Melli
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Beitrag von Melli »

Bei dreimal täglich 0,5l Hafer würde mein Araber auch dicke Beine kriegen und spinnig werden :wink:

Ich schließe mich Caleb an, der Kraftfutterbedarf und entsprechend die Arbeitsleistung wird gemeinhin überschätzt.
Im Schnitt eine Stunde reiten oder Bewegung pro Tag ohne große Leistungsspitzen = Erhaltungsbedarf.
Wenn intensivere Trab- und Galopparbeit dazukommt = leichte Arbeit.

Mittlere Arbeit kann man im Grunde nur bei Hochleistungspferden bejahen, Distanzpferden, Grand Prix-Dressurpferden, die täglich und mitunter mehrere Stunden große Leistung bringen müssen.

All das wie gesagt täglich bzw. im täglichen Durchschnitt gesehen. Ein mehrstündiger Ausritt/Woche macht aus dem Wochenpensum freilich noch keine mittlere Arbeit, drei Tage leichte Arbeit und vier Bummeltage ändern nichts daran, dass auf die Woche gesehen das Pferd nicht mehr als den Erhaltungsbedarf benötigt.

Schwere Arbeit - Hundertmeilerpferde, Buschpferde in den oberen Klassen, Arbeitspferde - das können wir hier getrost unter den Tisch fallen lassen.

Die Kraftfuttermenge richtet sich natürlich auch nach der zur Verfügung stehenden Weide und dem gefütterten Heu. Wenn dieses sehr energiereich ist (in der Blüte geschnitten z.B.), dann muss man die Kraftfuttermengen natürlich noch geringer bemessen (oder ggf. ganz verzichten) als bei überständigem Heu.
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Jarit
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Beitrag von Jarit »

Ich verfolge diesen Thread mit großem Interesse.
3 x 0,5 Kg Hafer habe ich bislang nur bei Trailpferden erlebt, die täglich im Gebirge 7 bis 8 Stunden unterwegs waren und dann auch nur während des Trails und am letzten Trailtag schon nicht mehr.

Meine Maus bekommt auf Anraten von TA, HO und Fjordpferdzüchter gar keinen Hafer, nur Heu und Stroh, auch kein Ergänzungsfutter (weil sich TA und Züchter einig sind, dass Fjords von denen Genen her dazu veranlagt sind, aus ganz kargen Weiden alle erforderlichen Stoffe rauszuziehen). Das bekommt ihr gut.
LG
Jarit

Erfahrung heißt gar nichts. Man kann etwas auch 35 Jahre lang falsch machen. - Tucholsky
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Jen
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Beitrag von Jen »

nur kurz: 0.5L hafer sind NICHT 0.5kg!!!!!!!!! 1l ist nicht einfach 1kg!

1L hafer ist ungefähr 500g, wenn es sehr gute Qualität ist, vielleicht 700g. max.

Melli, du gibst 300-400g pro Tag. Da sind wir nicht weit auseinander. Du für deinen Araber, ich für mein kräftig-kompaktes WB ca. 500g. pro Tag. Nicht pro Mahlzeit! und das aber variiert (er bekam auch weniger, da langsam gesteigert).
Liebe Grüesslis, Jen
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