Frühreif/Spätreif: Märchen oder Wahrheit?

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kallisto
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Frühreif/Spätreif: Märchen oder Wahrheit?

Beitrag von kallisto »

Hallo,

nach einem weiteren Gespräch (nun das dritte :roll: ), warum mein "frühreifer" (gerade dreijährig) Vollblüter noch nicht mal longiert wird, frage ich mich langsam, worauf diese Meinung sich stützt. Nachdem dieser auf die zweijährigen Rennpferde ausgewichen war und ich darauf konterte, dass dann 6-8-jährig die Knochen erste Verschleißerscheinungen zeigen, war das Thema beendet.

Wohlgemerkt hat dieser jemand ein kaputtes älteres Rennpferd und einen jungen gerade zum Einreiten, der, trotz Unfall (Kniescheibenbruch) als Jährling, dreijährig täglich longiert wurde und nach einem weiteren Koppelunfall gerade vierjährig jetzt angeritten wird. Dieses engl. Vollblut hat einen leichten Senkrücken und sieht noch drahtiger als meiner aus (ist auch wesentlich großrahmiger und zierlicher)...

Gibt es irgendwelche medizinischen Erkenntnisse, die tatsächlich eine gewisse Frühreife bestätigen, oder resultiert das aus Marketing und Verkaufsgründen?
Manchmal habe ich das Gefühl, dass eine Rasse wie z.B. die Lipizzaner, welche aus Tradition spät angeritten werden, ebenso, wie die engl. Vollblüter die frühen Rennen laufen, einfach als spätreif bzw. frühreif (leider) deklariert werden. Ohne die Sache zu hinterfragen.

Ich bin gespannt, wie die Diskussionen weiter gehen werden, weil der Vollblüter vor ca. fünfjährig nicht geritten werden soll. Also noch 2 Jahre Diskussionen 8)

Was meint Ihr dazu?

LG Susi
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kiki
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Beitrag von kiki »

Hast du nicht einen Araber?

Ich wiederum habe gehört, das Araber spätreif sind.

Aber auf deine Frage selbst weiß ich leider auch keine Antwort, denn ich kann dir nicht sagen woher ich diese Aussage habe und wie sie sich begründet.

Ich würde es individuell handhaben ( Rasse ist doch Wurscht ), meiner war sowohl physisch ( hat man an den Wachstumschüben, immer mal wieder hinten überbaut ) und vor allem ( denn was nützt es wenn er es nur körperlich kann ) psychisch entscheiden. Der war und ist so verspielt und daddelig, daß er sich selbst mit 4 nur kurz konzentrieren konnte. Ich denke als aufmerksamer Pferdebesitzer, der sein Pferd kennt ( und das bist du ja ) wirst du das am besten beurteilen können, wann es soweit ist.
denn ich war noch recht unerfahren und habe es gefühlsmäßig doch irgendwie gemerkt, das er noch nicht reif genug war.
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TineBln
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Beitrag von TineBln »

Obs da wirklich Studien / Beweise gibt usw. weiß ich nicht.
Ich glaube aber das ist von Pferd zu Pferd verschieden.
Sicherlich kann man sagen, dass die meisten Pferde einer Rasse vergleichbar schnell / spät "fertig" sind das sieht man ja... aber ich glaub schon dass sie Z.T. so "deklariert" werden.



Meine vorherige Stute war ein Haflinger-Trakehner-, mein jetziger Wallach Norweger-Araber-Mix. Beide - wenn man vom Äußeren her geht - haben mehr von den Ponys "abbekommen"...


Die Stute haben wir mit 3 1/2 leicht angeritten gekauft. Vom Kopf her usw. war sie auch schon erstaunlich erwachsen und wenn ich zurückblicke hat sie sich auch vom Körper her nicht mehr besonders groß verändert (nicht mehr wahnsinnig viel gewachsen, Zahnwechsel fast durch usw.).
Mein jetziger Kleiner ist da eher das Gegenteil. Er ist jetzt etwas über 4 1/2. Mit der Stute in dem Alter GAR nicht zu vergleichen.
Kann sich noch viel kürzer konzentrieren, ist in 2 Monaten 4cm gewachsen und tut es immer noch, hat gerade erst wieder nen Zahn verloren, 2 andere vor 4 Monaten. Also wie ich finde noch ziemlich "Baby". Ich mache daher auch noch nciht viel mit ihm obwohl ja shcon so alt :lol:.

Nach der Theorie wäre es dann ja so, dass der Trakehner in der Stute sie "frühreifer" gemacht hat? Haflinger und Fjordis würde man wohl generell eher als Spätentwickler sehen :roll: . Neee... ich weiß nicht... find ich schwierig zu pauschalisieren....



Interessant find ich die Aussagen zum Araber (und ich denk den könnte man ja mit dem Vollblut vergleichen ;) ). Denn da hab ich schon viele unterschiedliche Meinungen gehört. Ich hätte ihn als Spätentwickler eingestuft, und habe das auch von einem Shagyazüchter so bestätigt bekommen (oder ist das dann wieder nciht "hochblütig" genug :lol: ?).
Ein anderer wiederum erzählte mir das Gegenteil weil ja Vollblut?! Ich denke die Aussagen unterschieden sich mehr in dem "Ideal" der Leute. Ausserdem... wie könnte man sonst rechtfertigen, dass man so junge Pferde auf die Rennbahn schickt :twisted:


Also mein Fazit: Kommt aufs Pferd an :twisted: :lol:

Bin aber gespannt was die anderen sagen.
LG Tine

~~~ Ein gutes Pferd hat keine Farbe - aber einen Aalstrich :lol: ~~~
kallisto
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Beitrag von kallisto »

kiki hat geschrieben:Hast du nicht einen Araber?
Ja, er ist ein Araber. Er hatte das für Vollblüter pauschalisiert. Wobei die englischen auch auf Araberhengste zurück gehen.

Ich finde, Vollblüter haben grundsätzlich weniger Tragkraft und benötigen einfach mehr Zeit/Vorbereitung vom Boden aus.

Wobei der Haflinger, nun etwas schlanker, nicht wirklich mehr Muskeln hat. Aber er ist von Grund her kräftiger und ihm fällt das Tragen leichter.

Vom Kopf her kann man sie mittlerweile als etwa gleich weit einstufen. Der Haflinger hat sich in den letzten Monaten gut gemacht. Ein Einreiten würden sie beide mitmachen, wenn man es denn wöllte...

Sowohl bei den Arabern als auch Haflingern habe ich beides gehört. Frühreif und spätreif. Das zeigt schon, dass diese Deklaration unsinnig ist.

LG Susi
Zuletzt geändert von kallisto am Fr, 25. Jan 2008 14:53, insgesamt 1-mal geändert.
minou
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Beitrag von minou »

Dr. Heuschmann hat zu mir gesagt, daß weniger das Alter, sondern das "Wie" entscheidend ist. Bei ihm werden die Pferde 3-jährig von der
Koppel geholt, anlongiert und dann hauptsächlich im Gelände geritten (ca. 2-3x in der Woche).
Ich habe schon viele Pferde kennengelernt, die mit 3 angeritten wurden und trotzdem mit über 20 Jahren noch fit sind.
Man muß halt seine Ansprüche runterschrauben, den große Dressurreiterei nach "hang-u. bang" ist natürlich doppelt Gift bei so einem jungen Pferd.
Ich selber hab mit meinem damals 3-jährig angefangen zu longieren und beim Spielen in der Halle hab ich mich dann auch schon öfter draufgesetzt (ohne Sattel). Mit 3 1/2 fingen wir im Gelände dann an mit "richtigem Reiten".
Ein Ostheopath (o. Physioth.) aus der Starnberger Gegend (mit eigener Klinik)
hat gesagt, daß das monatelange Longieren für die Pferde sehr belastend
ist. Besser sind kurze Spazierritte im Gelände, da findet das Pferd auch seine Balance.

War jetzt vielleicht ein bisschen am Thema vorbei, aber vielleicht nicht ganz uninterressant :oops: :oops: :oops:


Carola
******
Indem uns das Pferd sein Vertrauen schenkt, fordert es uns zu einer disziplinierten Reitweise auf. Charles de Kunffy
kallisto
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Beitrag von kallisto »

minou hat geschrieben:Dr. Heuschmann hat zu mir gesagt, daß weniger das Alter, sondern das "Wie" entscheidend ist. Bei ihm werden die Pferde 3-jährig von der
Koppel geholt, anlongiert und dann hauptsächlich im Gelände geritten (ca. 2-3x in der Woche).
Genau das hat er mir auch gesagt, weil mich seine Meinung brennend interessiert hatte. Mit der Begründung, dass Knochen/Bänder sich so besser entwickeln, wenn man sie auch fördert. Aber das schädliche longieren ist verständlich, wenn man es als Kreislaufen versteht. :roll:
Des weiteren gibt es Meinungen, dass man Bewegungsmuster nur in frühen Jahren etwas beeinflussen kann. Damit ist aber die Steuerung durch das Gehirn gemeint. Weniger, dass das Pferd aufgrund falscher/unterentwickelter Muskulatur schlechte Gangarten zeigt.
Parallel habe ich Informationen über den Kollagengehalt, der für die wellenartige Struktur in Bändern verantwortlich ist, gefunden. Bei zweijährigen Rennpferden sollen die Bänder schon dem eines normal ungerittenen 10-jährigen Pferdes entsprechen. Die wellenartige Struktur geht im Laufe eines Pferdelebens verloren und die Bänder werden unelastischer. Finde ich schockierend, wenn ein zweijähriges Pferde schon auf dem Stand eines 10-jährigen ist... Aber das sind ja auch Extremfälle auf einer Rennbahn. Mit einem gewöhnlich früh eingerittenen eher nicht zu vergleichen.

Aber ok, das hat mit frühreif/spätreif weniger zu tun.
Zuletzt geändert von kallisto am Fr, 25. Jan 2008 15:10, insgesamt 1-mal geändert.
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kiki
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Beitrag von kiki »

kallisto hat geschrieben:Aber das schädliche longieren ist verständlich, wenn man es als Kreislaufen versteht.
Das sollte man tatsächlich nicht zu viel machen, das habe ich auch gehört, das Kreislaufen ist nicht so gut und wenn dann den größt möglichen.

Dann lieber gute Bodenarbeit. :wink:
Yve9979

Beitrag von Yve9979 »

Lass dich durch die anderen nicht so verunsichern. Du kannst sicherlich am besten entscheiden, ob sie dazu bereit sind oder nicht.
Vielleicht seh ich das bissl einseitig, aber ich denke, die Pferde müssen auch vom "Kopf" her bereit sein, natürlich auch körperlich. Und nicht falsch verstehen, aber mit deinem Araberbär würde ich auch noch warten. Er ist schon noch recht "spindelig".
Spazieren gehen, Bodenarbeit, vielleicht auch mal an der Hand mit ihm Joggen gehen reicht wohl fürs Erste. So werden trotzdem Bänder, Sehnen und Muskeln trainiert, ohne dass er zu stark belastet wird.
Kleiner Vergleich: bei einer Knabbi-Äppi-Mix-Stute wurde erst als sie 3,5 Jahre war, mit Bodenarbeit begonnen. Sie war da schon recht vernünftig für ihr Alter. Nach einem Jahr saß das erste Mal jemand im Sattel. Im Vergleich jetzt Twister, Quarter 4,5 J., wurde vor ein paar Wochen erst begonnen. Er sieht auch jetzt noch relativ kindlich aus, man kann auch noch nicht lange mit ihm was machen, da er "vom Kopf" her noch relativ jung ist. Kein Vergleich zum dem Stütchen davor.
Und man sollte nicht vergessen, dass wir ja vorwiegend Freizeitreiter sind. Niemand drängt uns und das ist doch das Schöne an unserem Hobby. Wir haben die Möglichkeit den Pferden Zeit zu lassen.
Du machst das schon richtig! Verlass dich auf deine Erfahrungen und dein Gefühl! Lass die anderen reden! Schließlich sind es ja auch deine Pferde und du hast die Verantwortung für sie und niemand anderes.
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Yve9979 hat geschrieben:Lass die anderen reden! Schließlich sind es ja auch deine Pferde und du hast die Verantwortung für sie und niemand anderes.
Keine Angst, die beißen da bei mir eh auf Granit. :D Und ich setze eh auf viel Schritt mit unterschiedlichen Böden und Steigungen/Gefälle für Gelenke und Bänder. Da wird man mich wohl außer bei TT-Bodenarbeit, die wir nun langsam beginnen, selten auf dem Platz/ in der Halle finden.

Mich stört es bloß, wenn man eine Rasse als frühreif bezeichnet, ohne jegliches Hintergrundwissen.
Bisher wurden in dem Stall von allen Besitzern die Pferde dreijährig geritten. Daher werde ich denen komisch vorkommen :)

LG Susi
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kiki
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Beitrag von kiki »

Was meinst du wie die bei meinem geguckt haben.

Wir haben ihn letzten Winter eingeritten, er ist jetzt 7 Jahre alt und wird im Juli 8. ( Da war er also 6 1/2 Jahre alt ).
Allerdings kann er längst noch nicht all das was die .... unter eingeritten wohl verstehen würden. 8)
kallisto
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Beitrag von kallisto »

So ich habe nochmal nachgebohrt:

Es hat sich im Rennsport erwiesen, dass die 1,5-jährig antrainierten Vollblüter in der Leistung überzeugen (wenn sie durchhalten...).
2,5-jährige schaffen die Geschwindigkeiten nicht mehr. Dieser Versuch wurde in einem Rennstall mal durchgeführt.
Ein vermuteter Grund (nicht nachgewiesen) ist die nachlassende Flexibilität in dem Bänderapparat, der die enormen Galoppsprünge nicht mehr hergibt.

Nun gut, das würde das frühe Antrainieren erklären, hat für mich aber nichts mit frühreif zu tun... Ist eher das Ausnutzen der Unreife.

LG Susi
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Medora
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Beitrag von Medora »

Ich denke, dass ein Aspekt des sehr frühen Einreitens auch der ist, dass sehr junge Pferde viel leichter unterwerfbar sind. Durch die massive Überforderung kann man bei den meisten Pferden mit einer schnellen Aufgabe rechnen, was es natürlich leichter macht, die gewünschten Leistungen zu bekommen.

Was die grundsätzliche Frage nach der Reife von Pferden ist, würde ich auch sagen, dass man da immer im Einzelfall entscheiden muss. Die Persönlichkeit des Pferdes dürfte da vielleicht noch mehr gewichten als die Rasse.

Medora
Carmen
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Beitrag von Carmen »

Ich denke, dass ein Aspekt des sehr frühen Einreitens auch der ist, dass sehr junge Pferde viel leichter unterwerfbar sind
Das denke ich auch. Wobei ja z.B. manche Warmblut-Ausbilder ganz direkt sagen, ein Dreijähriger sei einfach leichter zu händeln als ein vierjähriges Kraftpaket. Sehr fragwürdiger Grund.

Ich denke, viele schauen sich das Pferd einfach an und entscheiden danach, ob es noch aussieht wie ein Fohlen oder schon wie ein "Großer". Und die Großen muss man dann ja schon arbeiten, die können das ja.

Vielleicht sind Vollblüter (englische!) tatsächlich körperlich früher reif als Warmblüter. Aber geistig dürften auch sie noch mit 1,5 Jahren Kleinkinder sein. Nicht ohne Grund haben die meisten Rennpferde Magengeschwüre (okay, die Fütterung ist meist auch besch...en)

Araber gehören aber eigentlich wirklich zu den eher spätreifen.

Ich halte es zwar für legitim, mit einem Dreijährigen die Arbeit zu beginnen. Persönlich würde ich es aber nicht vor dem 4. Lebensjahr machen. Fünf finde ich optimal.
Mein Andalusier wurde mit knapp 4 angeritten. War aber erstmal nur knapp 1xwöchentlich unter dem Sattel. Hab ihn viel longiert, sind viel spazieren gegangen. Ich glaube nicht, dass es ihm geschadet hat, aber als er etwa 4,5 Jahre alt war, hab ich von einem Tag auf den anderen gemerkt, dass er irgendwie erwachsen wirkte. Er war einfach nicht mehr so babyhaft. Kann ich schlecht beschreiben, aber es war ganz eindeutig.

Ich würde den Pferden ihre Kindheit so lange wie möglich lassen. Sie müssen später noch so lange für uns arbeiten.

Pferderennen halte ich persönlich für Tierquälerei. Dafür mögen mich viele steinigen, aber ein 2jähriges Pferd in Rennen zu schicken ist für mich nicht akzeptabel. Ich finde schon Leistungsprüfungen für Dreijährige schrecklich.
"Es gibt schon viel zu viele Pferde, die Gefangene sind. Wenn wir unser Pferd lieben, müssen wir [...] ihm so viel wie möglich von seiner Freiheit zurückgeben." Sylvia Loch
kallisto
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Beitrag von kallisto »

Carmen hat geschrieben:Pferderennen halte ich persönlich für Tierquälerei. Dafür mögen mich viele steinigen, aber ein 2jähriges Pferd in Rennen zu schicken ist für mich nicht akzeptabel.
Ich finde die Grenze zum Tierschutz ist da gar nicht so unrelevant. Es gibt eine ganze Anzahl von überlastungsbedingten Brüchen bei den zweijährigen Galoppern. Das sind selten glatte, sondern Trümmerbrüche. Der Knochen hält es einfach trotz des glatt gewalzten Boden nicht. Aber die wirtschaftlichen Aspekte zählen da mehr.

Dass ein Jungpferd, welches bis vierjährig auf einer Koppel verbrachte und weder leistungsmäßig gefüttert und im Muskelaufbau gefördert wurde, noch etwas anderes als seine Herde gesehen hat, wirkt logisch geistig und körperlich unreif.
Wenn ich mir die Körkandidaten in München anschaue, sind sie auch schmal, aber die bekommen schon ein halbes Jahr Leistungsfutter und werden für den Muskelaufbau gearbeitet. Psychisch wirken sie auch reifer, weil sie einfach mehr als ihre Koppel gesehen haben, gelernt haben sich zu konzentrieren und auf den Menschen zu achten.
Die Frage ist halt eher, was macht das unsichtbare (die weichen Wachstumsknorpel, ungefestigte Sehnen). Ich denke es ist falsch, die körperliche Reife von einem rundbemusukelten und gearbeiteten dreijährigen abhängig zu machen. Er steht geschlossener, wirkt durch straffere Bauchmuskeln fester und kann durch sein mehr an Muskeln sich besser tragen und wirkt dynamischer und belastbarer. Sich davon leiten zu lassen, finde ich falsch.

LG Susi
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Ielke
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Beitrag von Ielke »

Bin auch für die "individuelle" Variante, es von Pferd zu Pferd abhängig zu machen.

Daneben ist es natürlcih immer eine Frage, wie viel man vom Pferd verlangt.

Ich finde z.B. die Variante gar nicht so blöd, ein Pferd "jung" anzureiten / einzufahren und dann über den Sommer nochmal Pause zu machen. Nach der Pause muss man nicht mit einem rohen Pferd loslegen, es ist aber von Kopf und Körperbau her weiter.

Hm, Kopf und Körper muss man sowieso trennen... manchen Jungpferden tut "Beschäftigung" ziemlich gut, das merkt man wenn man mit ihnen anfängt. Andere sind mit 4 noch deutlich "babyhafter". Die ersteren verlangen dann regelmäßiges Animationsprogramm, wobei man natürlich aufpassen muss den Körper nicht zu überlasten.
Hierfür finde ich (gerade bei unseren Puschelpferden) auch von Bedeutung, dass es medizinisch wohl so ist, dass das Skelett im Brust-/Schulterbereich (also da, wo beim Fahren die Belastung liegt) viel früher fertig ausgebildet ist als die Wirbelsäule. Bei unserem letzten Jungpferd hat sich bewährt, sie im letzten Jahr viel einzuspannen, so konnte sie ihr Gleichgewicht finden, Rücken und Hinterhand kräftigen, was "von der Welt sehen". (hm, klar, setzt voraus dass man bischen Ahnung vom Fahren hat und dies unter gymnastizierenden Aspekten beherrscht)
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