Schnappen bei Arbeit an der Hand

Alles was ihr vom Boden aus mit Eurem Pferd machen könnt

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Melli
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Beitrag von Melli »

"eins aufs Maul geben" eine so wahnsinnig ordinäre und grobe Ausdrucksweise, die bei der Erziehung eines Pferdes einfach keinen Raum haben darf. Es klingt nach unkontrolliertem Draufschlagen und das ist hier in diesem Forum soweit Konsens: NEIN! Wird nicht gemacht.
Ich empfehle dir, einmal das Kapitel "Von den Hilfen" von Steinbrecht in "Das Gymnasium des Pferdes" zu lesen.
Und dann reden wir weiter, über klassisch und nicht klassisch.

Ein Gertenhieb bleibt ein Gertenhieb, auch wenn ich ihn "touchierende Hilfe" nenne.
Und ein Schlag auf das Maul ist ein Schlag auf das Maul und kein "leichter Klaps auf die Nase".
Und wie man es dreht und wendet und begrifflich aufhübscht und verniedlicht, beides hat in meiner Arbeit keinen Platz.

Dass du in "eins aufs Maul" zu geben "unkontrolliertes Draufschlagen" hineinliest, übersteigt meines Erachtens den vertretbaren Interpretationsspielraum um ein Vielfaches.
Schnappen (ist ja auch eine heftige Sache)
oh ja.
Für mich steht die Ursachensuche und nicht die Symptombekämpfung an erster Stelle.
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Nö, in dem Falle reite ich lieber, als zu lesen.

Und mein Verhalten anderen Lebewesen gegenüber, in welchem Tonfall ich mit ihnen kommuniziere und meine Einstellung ihnen gegenüber (zu der auch der Sprachgebrauch gehört) hat mehr mit meiner Kinderstube und meiner Vorstellung von Ethik zu tun, als mit Herrn Steinbrecht.

Damit ist die Diskussion um "jemanden auf´s Maul hauen" zwischen uns von meiner Seite beendet. Ich bediene mich halt eines anderen Jargons und empfinde das schon als eine sehr rüde Ausdrucksweise - die auch eine rüde Handlungsweise mit sich zieht. Und die hat im Umgang mit Pferden nichts zu suchen.

Und dass ich Schnappen ebenso wie Du für ein Sympton halte, kannst Du in meinen Antworten eigentlich nachlesen. Dort schrieb ich bereits, dass man in diesem Falle die eigenen Verhaltensweisen überdenken sollte.
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Melli
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Beitrag von Melli »

eine sehr rüde Ausdrucksweise - die auch eine rüde Handlungsweise mit sich zieht.
Diese pauschale Unterstellung weise ich von mir.
Ich habe dich nicht persönlich angegriffen und bitte dich, dies auch nicht zu tun.
Danke.

Dir ist schon klar, dass du mir die von mir bewusst so hart gewählte Bezeichnung einer Strafe, die ich ablehne, vorwirfst?
Gast

Beitrag von Gast »

Hallo Leute,

vieleicht können wir das Dominanzproblem mal zurückstellen und uns ganz nüchtern betrachten, was da wie passiert.

- Pferd schnappt nach der Hand
- darauf reagiert der Mensch und zieht seine Hand zunächst einmal weg

STOP!!!

An dieser Stelle möchte ich mal an Jen's Feststellung anknüpfen. Sie sagte, dass wir ca. 1 - 2 Sek. Zeit haben auf diesen Übergriff einzugehen, damit das Tier hierzu überhaupt noch einen Bezug herstellen kann.

Leute, diese Zeit ist längs abgelaufen, bis ihr reagiert habt! Die durchschnittliche Reaktionszeit beträgt beim Menschen zwei Sekunden. Insofern habt ihr mit Wegziehen darauf geantwortet.

Wer jetzt noch an einen Klaps oder sonst was denkt, startet eine völlig neue Aktion, auf die dann das Pferd wieder reagieren wird und überhaupt nichts mehr damit anfangen kann, weil der direkte Bezug zu seiner Handlung nunmehr fehlt. Für das Tier ist es schon eine neue Handlung. Ist euch das überhaupt bewusst?

Wir können uns also jegliche Emotionen sparen, denn sie kommen einfach zu spät. Der Rückzug war und ist hier die richtige Reaktion und sonst nichts!

Viele Grüße
Manfred
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

Ersteinmal glaube ich es nicht, daß die Transferleistungen meines Pferdes bezüglich einer Handlung und der darauf folgenden Reaktion maximal 2 Sekunden dauern.

So schnell habe ich das Leckerli nicht nach einer Lektion aus der Tasche gekramt, mein Pferd macht sich in Aussicht auf Futter, welches auch nach ca. 6 Sekunden erfolgt noch die größte Mühe eine Lektion zu zeigen.

Von daher ist es müßig, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.

Schnappen, ein Flups auf die Nase oder Brust, je nach dem wo ich schnell dran komme. ( hört sich nett an, gelle?) und dann kann ich mir Gedanken machen, welch tiefenpsychologisches Problem mein Pferd dazu veranlaßt hat.

Liebe Grüße
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

@Manni

Hattest Du schon mal einen beißenden Hengst an der Hand?

Ich denke eher nicht, denn dann würdest Du nach Deiner Vorgehensweise vielleicht nicht mehr in der Lage sein, hier zu posten.

Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

Anchy hat geschrieben:@Manni

Hattest Du schon mal einen beißenden Hengst an der Hand?
*zunick*

Ich hatte keinen beißenden Hengst, aber einen beißenden Wallach und danach wäre ich erstmal wirklich nicht in der Lage gewesen zu schreiben.

Ursachensuche hin oder her, beißen und/oder schnappen ist ein absolutes NoGo.
Und mein Pferd weiß auch nach 5 Sekunden noch worum es geht, wobei es meist nicht zu einem Klaps auf die Nase kommt, weil wir von Anfang an klar gestellt haben, dass seine Zähne bei mir nichts zu suchen haben. Auch nicht zum "Fellkraulen". (Was mein Kleiner gerne schon mal tun will, er wird davon freundlich abgehalten).

LG
Sheitana
LG
Sheitana
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Feendrache
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Beitrag von Feendrache »

Hmmm,
also ich hatte das Schnapp-Problem mal mit einem Hengst...
da hiess es von den Besitzern und den anderen im Stall nur lapidar:
"Da musst du halt was aufpassen, das macht der immer"

Es ging hier noch nicht mal um die Handarbeit sondern um das normale Führen am Zügel. Hier war allerdings sehr klar, das der Herr es eindeutig nicht mehr der Rangordnung hatte, bzw. der Meinung war, er müsste die Top-Position einnehmen.
Wir haben uns so geeinigt, dass ich zurückgeschnappt habe.
Wenn er nach mir geschnappt hat, habe ich mit den Fingern der Hand, in der ich den Zügel hatte, in sein Maul "gekniffen".
(was ich mit gekniffen meine: ich habe seine Lippe zwischen Zeigefinger und Daumen genommen und etwas zugedrückt, nicht gequetscht.)
Das wichtige daran war nicht, dass es ihm weh tut, sondern, das ich es schnell gemacht habe. Kombiniert mit darauf folgendem Rückwärtsrichten hatten wir das Problem innerhalb von zwei Tagen erledigt.
Er schnappte nicht mehr nach mir und ich hab natürlich auch nicht geschnappt.
Er wurde nicht geschlagen und nichts... aber er hatte verstanden was ich meinte.

Nicht das sich sein Verhalten anderen gegnüber geändert hätte ;)
In nur vier Zeilen was zu sagen
erscheint zwar leicht; doch es ist schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
die meisten Dichter brauchen mehr ... (Heinz Erhard)
Gast

Beitrag von Gast »

Anchy hat geschrieben:Hattest Du schon mal einen beißenden Hengst an der Hand?
Ja,

nicht nur beißend, sondern auch keilend, buckelnd und steigend! Und es war immer besser den Rückzug anzutreten. Bei dem Junghengst meiner Frau ist es mir einmal nicht rechtzeitig gelungen, weil ich zu langsam war und ich hatte ihn auf meinen Schultern. Zum Glück habe ich seine Hufe nicht an meinem Kopf bekommen, denn dann könnte ich gewiss hier nicht mehr posten.

Seid dem begebe ich mich auch nur noch so nah in den Individualbereich eines Pferdes, wenn bereits Vertrauen vorhanden ist. Und ich habe mir angewöhnt ein langes Führseil zu benutzen, damit ich genügend Abstand zum Pferd einhalten kann, ohne den Kontakt zu ihm zu verlieren.

Für das Arbeiten an der Hand muss also größtes Vertrauen vorhanden sein, sonst kann es schnell sehr gefährlich werden. Insofern darf das Schnappen dann auch kein Beißen mehr sein. Dem könnte ich mich aus dieser Distanz überhaupt nicht rechtzeitig entziehen. Das Pferd ist in seiner Aktion- und Reaktionszeit mir deutlich überlegen. Es agiert innerhalb einer Sekunde, da hast Du einfach keine Chance.

Gruß
Manfred

PS.
Im Übrigen finde ich Stuten weit aus gefährlicher als Hengste, denn sie neigen weiniger zum Spielen und machen gleich Ernst. Auch keilen sie viel lieber, als dass sie beißen. Undine konnte im Stand um 180° rumspringen und gleichzeitig dabei auskeilen. Zum Glück richtete sie diese Ataken nur gegen andere Pferde. Und wenn sie treffen wollte, dann traf sie auch. Als Mensch hast Du da null Chance.
Sheitana
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Beitrag von Sheitana »

@ Manni :shock: :shock: :shock:

Ich will die jetzt nicht persönlich angreifen oder irgendwas in der Richtung. Jeder muss seinen Weg gehen. Aber ich wünsche dir ehrlich viel Glück.
Was anderes fällt mir dazu nicht mehr ein.

LG
Sheitana
LG
Sheitana
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DynaMitreiterin
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Beitrag von DynaMitreiterin »

Melli hat geschrieben:
eine sehr rüde Ausdrucksweise - die auch eine rüde Handlungsweise mit sich zieht.
Diese pauschale Unterstellung weise ich von mir.
Ich habe dich nicht persönlich angegriffen und bitte dich, dies auch nicht zu tun.
Danke.

Dir ist schon klar, dass du mir die von mir bewusst so hart gewählte Bezeichnung einer Strafe, die ich ablehne, vorwirfst?
Nein, bitte noch mal genau lesen, ich werfe Dir an keiner Stelle vor, das zu tun, ich habe Dich lediglich darauf hingewiesen, dass ich nicht der Meinung bin, es sei hilfreich, in diese Diskussion so drastische Formulierungen einzubringen.

Dass Du so agierst habe ich weder gemeint, noch behauptet. Wenn Du das herausgelesen hast, tut es mir leid. Bild
Wo kämen wir hin, wenn alle sagten, wo kämen wir hin, und niemand ginge, um mal zu schauen, wohin man käme, wenn man ginge.
(Kurt Marti)
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Medora
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Beitrag von Medora »

Zum beißenden Hengst kann ich auch eine Geschichte zum Besten geben: Ist schon ein Weilchen her und ich war deutlich jünger, aber ganz auf dem "Du musst Dich nur durchsetzen"-Tripp. Ich sollte einen Hengst reiten, von dem ich leider erst hinterher erfuhr, dass der aufgrund schlechter Erfahrungen ziemlich wenig von Menschen hielt. Ich putze ihn und wollte die Hufe auskratzen. Er aber wollte das nicht, also klatschte ich nachdrücklich mit der Hand auf seine seitliche Brust (dem zeig ich schon, wer was zu sagen hat). So schnell, wie mein Arm in seinem Maul war, er einmal dran zottelte, konnte ich gar nicht gucken. Ich kann heute noch froh sein, dass er a) nur meinen Arm erwischte (und nicht mein Gesicht) und ich b) gleich ins Krankenhaus kam und das Tier nie geritten bin...

Warum ich das erzähle? Weil Strafe und Dominanz für mich inzwischen auch viel mit Respekt zu tun hat. Ich war damals (aus Unwissenheit und Dummheit) höchst respektlos und habe die Quittung bekommen. Ich denke, man muss schon genau wissen, wann man wie strafen kann - das Echo kann ziemlich heftig sein. Genauso gut kenne ich diverse Leute, die alle naselang auf ihren Pferden rumklopfen und eigentlich fast nur schimpfend unterwegs sind, ohne auch nur den kleinsten Effekt zu erzielen. Deshalb meine ich weiter oben eben auch, dass es eben nicht ganz so einfach ist, wie es dargestellt wurde.

Und zur Ausgangsfrage: ich denke immer noch, dass man die Art des Hapsens unterscheiden muss. Mit meinem Großen habe ich nun sehr unterschiedliche Haps-Tage hinter mir - von "treibt mich fast in den Wahnsinn", über "oller Kasper macht sich einen Spaß" bis hin zu "ich sag einmal "nein" und dann war es gut". Wenn ich in jeder Situation mit einem Klaps auf die Nase reagiert hätte, hätte ich viel zu tun gehabt und vor allem hätten wir uns da munter gegenseitig in Rage gesteigert.

Medora
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Feendrache
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Beitrag von Feendrache »

Medora hat geschrieben:Und zur Ausgangsfrage: ich denke immer noch, dass man die Art des Hapsens unterscheiden muss. Mit meinem Großen habe ich nun sehr unterschiedliche Haps-Tage hinter mir - von "treibt mich fast in den Wahnsinn", über "oller Kasper macht sich einen Spaß" bis hin zu "ich sag einmal "nein" und dann war es gut". Wenn ich in jeder Situation mit einem Klaps auf die Nase reagiert hätte, hätte ich viel zu tun gehabt und vor allem hätten wir uns da munter gegenseitig in Rage gesteigert.
oh ja... es kommt leider so sehr auf die Situation an, das man es fast nur beurteilen kann, wenn man es sieht oder selbst erlebt.
In nur vier Zeilen was zu sagen
erscheint zwar leicht; doch es ist schwer!
Man braucht ja nur mal nachzuschlagen:
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kiki
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Beitrag von kiki »

Ich denke wenn man das hier verfolgt sollte man sich auch fragen was versteht man unter einem Haps. Schnabbeln mit der Lippe ( Klaps völlig unangebracht ) In die Zügel hapsen, abwegen je nach Situation und Ursache des Hapsens. Gezieltes nach einem Beißen, definitiv eine Maßregelung/strafe bzw. klaps ( wohin auch immer ) nötig.

Meine Meinung.
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Anchy
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Beitrag von Anchy »

In die Luft schnappen - Stimme wird drohend eingesetzt
In meine Richtung dabei schauend - Stimme kann sich noch steigern
Maul auf meine Körperteile gerichtet - Es fluppelt

Anchy
Wenn Du es festhalten mußt, hast Du es schon verloren
Unbek. Ecuyer
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